Börsianer erwarten Impulse von Unternehmensseite
Dax-Ausblick: Ölpreis bremst Kursrally aus
Die jüngste Preisrally beim Öl könnte den deutschen Aktienmarkt nach Einschätzung von Experten in der kommenden Woche bremsen. Von Unternehmensseite könnten aber Impulse kommen. Die Berichtssaison neigt sich dem Ende zu, doch Branchengrößen wie die Münchener Rück oder die Allianz legen noch ihre Geschäftszahlen vor.
HB DÜSSELDORF. „Wir sind etwas vorsichtig, was die nächste Woche angeht. Es gibt einige Belastungsfaktoren“, sagt Steffen Neumann von der Landesbank Rheinland-Pfalz. Vor allem der in den vergangenen Tagen deutlich anziehende Ölpreis bereitet dem Aktienstrategen Sorge. Entspannung am Ölmarkt könnte das Treffen der Organisation Erdöl exportierender Staaten (Opec) am Mittwoch bringen. „Die Opec ist bei der derzeitigen Situation am Ölmarkt das Zünglein an der Waage“, sagt Neumann. Seiner Einschätzung nach dürfte sich der Deutsche Aktienindex (Dax) bis zum Opec-Treffen in einer Spanne zwischen 4270 und 4400 Punkten bewegen.
Der kontinuierliche Ölpreisanstieg hatte bei den Anlegern zuletzt Befürchtungen vor Belastungen der Unternehmensgewinne geweckt und sie zum Verkauf von Aktien bewogen. Der Leitindex pendelte am Freitag um die 4370er-Marke. Im Wochenverlauf hatte der Standardwerteindex rund 1,5 Prozent nach. Zum Wochenende hin entspannte sich die Situation am Ölmarkt wieder etwas. Für leichtes US-Öl musste am Freitag etwas weniger als 53 Dollar je Barrel (159 Liter) bezahlt werden. Am Mittwoch kostete die selbe Menge noch mehr als 55 Dollar.
Eurostärke relativiert Ölpreis
Nach Einschätzung der DZ Bank könnten steigende Zinsen sowie hohe Rohöl- und Rohstoffnotierungen die Stimmung am Aktienmarkt in den nächsten Wochen verschlechtern. Auch der wieder erstarkende Euro liefere Argumente für eine Konsolidierung an den Aktienbörsen, schreiben die DZ-Bank-Experten in einer Studie. Dabei ist das Umfeld weitaus weniger negativ, als es auf den ersten Blick scheint. Der starke Euro sorgt dafür, dass die kurzen Zinsen niedrig bleiben. Die Eurostärke relativiert zudem das Öl-Argument, denn in Euro gerechnet hat sich Öl in den vergangenen drei Jahren vergleichsweise wenig verteuert. Daher verliert auch das Argument der abnehmenden Wettbewerbsfähigkeit deutscher und europäischer Unternehmen aufgrund der Währungsentwicklung an Brisanz.
Die steigenden Zinsen am langen Ende sollten Anleger ebenfalls nicht überbewerten. Zum einen befinden sich die langfristigen Zinsen im Vergleich weiterhin auf einem sehr niedrigen Niveau. Zum anderen zeigt der Aktienmarkt selbst, dass mit einer lange andauernden Baisse der Anleihenkurse wohl nicht zu rechnen ist. Der Kapitalhunger der Unternehmen ist dürftig: Zahlreiche Aktienrückkäufe und Dividendenerhöhungen zeigen eher an, dass die Unternehmen in Liquidität geradezu schwimmen.
Zinsanstieg wirkt auf Kurse
Trotzdem wirkte der jüngste Zinsanstieg relativ deutlich auf die Aktienkurse ein. Die Hausse der alten Favoriten aus dem Versorgungssektor wackelt. Entgegen vieler Erwartungen hat es auch das Dax-Schwergewicht T-Aktie bisher nicht geschafft, eine Dividenden-Hausse zu starten. Stattdessen ist die Gefahr gestiegen, dass der Kurs nun eine Umkehrformation mit Abwärtspotenzial aufbaut. Intakt scheint die Hausse der BASF. Andere Höhenflieger wie MAN, Continental, Deutsche Börse oder neuerdings auch wieder Lufthansa und adidas sind Dax-Leichtgewichte. Damit bleibt die Frage, welche Schwergewichte den Dax nach oben treiben könnten. Sollten Siemens oder die beiden Versicherer im Dax aus den Startlöchern kommen, würde sich das Bild aufhellen. Das Gesamtbild der Einzelaktien bleibt aber voraussichtlich uneinheitlich; vermutlich geht die Entwicklung weiter nach dem Schema “drei Schritte vor, zwei zurück“.
Große Unternehmen legen Zahlen vor
Für Gesprächsstoff dürften in der kommenden Woche erneut zahlreiche Geschäftsergebnisse großer Unternehmen sorgen. Aus dem Nebenwerteindex MDax legt am Montag der Finanzdienstleister MLP seine Geschäftszahlen für 2004 vor. Am Dienstag folgen dann die Dax-Firmen Münchener Rück und Bayer. Während der weltgrößte Rückversicherer Münchener Rück bislang noch keine Indikation auf seine Geschäftsentwicklung gegeben hat, veröffentlicht der Chemie- und Pharmakonzern Bayer seine endgültigen Ergebnisse für 2004. Ebenfalls über die Geschäftsentwicklung will der im MDax gelistete Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate informieren. Am Mittwoch erläutert BMW-Chef Helmut Panke die bereits veröffentlichten Jahreszahlen des Autobauers. Am Donnerstag dürften sich die Anleger dann ganz auf die Geschäftsentwicklung des Allfinanzkonzerns Allianz und des Pharma- und Spezialchemiekonzerns Altana konzentrieren.
Gespannter Blick auf US-Konjunkturdaten
Von Konjunkturseite dürfte vor allem aus den USA der Konjunkturindex der Philadelphia Fed für März am Donnerstag und der Verbrauchervertrauens-Index der Universität Michigan am Freitag auf Interesse stoßen. Am Dienstag werden Daten zum US-Einzelhandelsumsatz und den Wertpapiernettokäufen ausländischer Anleger veröffentlicht. Am Mittwoch steht die Bekanntgabe der Daten zur Industrieproduktion und Kapazitätsauslastung sowie der Leistungsbilanz für das vierte Quartal an. Konjunkturelle Frühindikatoren und Angaben zu Importpreise folgen am Donnerstag. Am Freitag wird die Book-to-Bill-Ratio der Semiconductors veröffentlicht.
Quelle: HANDELSBLATT, Freitag, 11. März 2005, 16:55 Uhr
...be invested
Der Einsame Samariter
Dax-Ausblick: Ölpreis bremst Kursrally aus
Die jüngste Preisrally beim Öl könnte den deutschen Aktienmarkt nach Einschätzung von Experten in der kommenden Woche bremsen. Von Unternehmensseite könnten aber Impulse kommen. Die Berichtssaison neigt sich dem Ende zu, doch Branchengrößen wie die Münchener Rück oder die Allianz legen noch ihre Geschäftszahlen vor.
HB DÜSSELDORF. „Wir sind etwas vorsichtig, was die nächste Woche angeht. Es gibt einige Belastungsfaktoren“, sagt Steffen Neumann von der Landesbank Rheinland-Pfalz. Vor allem der in den vergangenen Tagen deutlich anziehende Ölpreis bereitet dem Aktienstrategen Sorge. Entspannung am Ölmarkt könnte das Treffen der Organisation Erdöl exportierender Staaten (Opec) am Mittwoch bringen. „Die Opec ist bei der derzeitigen Situation am Ölmarkt das Zünglein an der Waage“, sagt Neumann. Seiner Einschätzung nach dürfte sich der Deutsche Aktienindex (Dax) bis zum Opec-Treffen in einer Spanne zwischen 4270 und 4400 Punkten bewegen.
Der kontinuierliche Ölpreisanstieg hatte bei den Anlegern zuletzt Befürchtungen vor Belastungen der Unternehmensgewinne geweckt und sie zum Verkauf von Aktien bewogen. Der Leitindex pendelte am Freitag um die 4370er-Marke. Im Wochenverlauf hatte der Standardwerteindex rund 1,5 Prozent nach. Zum Wochenende hin entspannte sich die Situation am Ölmarkt wieder etwas. Für leichtes US-Öl musste am Freitag etwas weniger als 53 Dollar je Barrel (159 Liter) bezahlt werden. Am Mittwoch kostete die selbe Menge noch mehr als 55 Dollar.
Eurostärke relativiert Ölpreis
Nach Einschätzung der DZ Bank könnten steigende Zinsen sowie hohe Rohöl- und Rohstoffnotierungen die Stimmung am Aktienmarkt in den nächsten Wochen verschlechtern. Auch der wieder erstarkende Euro liefere Argumente für eine Konsolidierung an den Aktienbörsen, schreiben die DZ-Bank-Experten in einer Studie. Dabei ist das Umfeld weitaus weniger negativ, als es auf den ersten Blick scheint. Der starke Euro sorgt dafür, dass die kurzen Zinsen niedrig bleiben. Die Eurostärke relativiert zudem das Öl-Argument, denn in Euro gerechnet hat sich Öl in den vergangenen drei Jahren vergleichsweise wenig verteuert. Daher verliert auch das Argument der abnehmenden Wettbewerbsfähigkeit deutscher und europäischer Unternehmen aufgrund der Währungsentwicklung an Brisanz.
Die steigenden Zinsen am langen Ende sollten Anleger ebenfalls nicht überbewerten. Zum einen befinden sich die langfristigen Zinsen im Vergleich weiterhin auf einem sehr niedrigen Niveau. Zum anderen zeigt der Aktienmarkt selbst, dass mit einer lange andauernden Baisse der Anleihenkurse wohl nicht zu rechnen ist. Der Kapitalhunger der Unternehmen ist dürftig: Zahlreiche Aktienrückkäufe und Dividendenerhöhungen zeigen eher an, dass die Unternehmen in Liquidität geradezu schwimmen.
Zinsanstieg wirkt auf Kurse
Trotzdem wirkte der jüngste Zinsanstieg relativ deutlich auf die Aktienkurse ein. Die Hausse der alten Favoriten aus dem Versorgungssektor wackelt. Entgegen vieler Erwartungen hat es auch das Dax-Schwergewicht T-Aktie bisher nicht geschafft, eine Dividenden-Hausse zu starten. Stattdessen ist die Gefahr gestiegen, dass der Kurs nun eine Umkehrformation mit Abwärtspotenzial aufbaut. Intakt scheint die Hausse der BASF. Andere Höhenflieger wie MAN, Continental, Deutsche Börse oder neuerdings auch wieder Lufthansa und adidas sind Dax-Leichtgewichte. Damit bleibt die Frage, welche Schwergewichte den Dax nach oben treiben könnten. Sollten Siemens oder die beiden Versicherer im Dax aus den Startlöchern kommen, würde sich das Bild aufhellen. Das Gesamtbild der Einzelaktien bleibt aber voraussichtlich uneinheitlich; vermutlich geht die Entwicklung weiter nach dem Schema “drei Schritte vor, zwei zurück“.
Große Unternehmen legen Zahlen vor
Für Gesprächsstoff dürften in der kommenden Woche erneut zahlreiche Geschäftsergebnisse großer Unternehmen sorgen. Aus dem Nebenwerteindex MDax legt am Montag der Finanzdienstleister MLP seine Geschäftszahlen für 2004 vor. Am Dienstag folgen dann die Dax-Firmen Münchener Rück und Bayer. Während der weltgrößte Rückversicherer Münchener Rück bislang noch keine Indikation auf seine Geschäftsentwicklung gegeben hat, veröffentlicht der Chemie- und Pharmakonzern Bayer seine endgültigen Ergebnisse für 2004. Ebenfalls über die Geschäftsentwicklung will der im MDax gelistete Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate informieren. Am Mittwoch erläutert BMW-Chef Helmut Panke die bereits veröffentlichten Jahreszahlen des Autobauers. Am Donnerstag dürften sich die Anleger dann ganz auf die Geschäftsentwicklung des Allfinanzkonzerns Allianz und des Pharma- und Spezialchemiekonzerns Altana konzentrieren.
Gespannter Blick auf US-Konjunkturdaten
Von Konjunkturseite dürfte vor allem aus den USA der Konjunkturindex der Philadelphia Fed für März am Donnerstag und der Verbrauchervertrauens-Index der Universität Michigan am Freitag auf Interesse stoßen. Am Dienstag werden Daten zum US-Einzelhandelsumsatz und den Wertpapiernettokäufen ausländischer Anleger veröffentlicht. Am Mittwoch steht die Bekanntgabe der Daten zur Industrieproduktion und Kapazitätsauslastung sowie der Leistungsbilanz für das vierte Quartal an. Konjunkturelle Frühindikatoren und Angaben zu Importpreise folgen am Donnerstag. Am Freitag wird die Book-to-Bill-Ratio der Semiconductors veröffentlicht.
Quelle: HANDELSBLATT, Freitag, 11. März 2005, 16:55 Uhr
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Der Einsame Samariter