Seitwärtstendenz beim Dax erwartet
Dax-Ausblick: Hoffen auf gute Quartalsberichte
Nach dem jüngsten Auf und Ab beim Dax dürften die Anleger in der kommenden Woche Vorsicht walten lassen.
HB DÜSSELDORF/FRANKFURT. „Das Gute ist, dass kein Abwärtsdruck herrscht, aber die Anleger dürften sich in der kommenden Woche zurücklehnen und US-Konjunkturdaten wie den Arbeitsmarktbericht abwarten“, sagte Steffen Neumann, Aktienstratege bei der Landesbank Rheinland-Pfalz (LRP). „Da bietet es sich auch nicht an, mit wehenden Fahnen in den Markt zu gehen“, fügte Neumann hinzu. Auch sein Kollege Frank Schallenberger von der Landesbank Baden-Württemberg rechnet auf kurze Sicht nicht mit deutlichen Kursgewinnen. „Insgesamt spricht vieles dafür, dass der Markt in den kommenden Wochen die Kursgewinne seit Jahresanfang verdauen und tendenziell seitwärts tendieren wird.“ Für den weiteren Jahresverlauf ist er zuversichtlicher gestimmt, da die Bewertung der Aktien vergleichsweise niedrig sei.
In dieser Woche hatte der Dax eine Berg- und Talfahrt hingelegt. In der Spitze näherte sich der Leitindex der wichtigen Marke bei 4400 Zählern, fiel dann aber zeitweise sogar wieder unter 4300 Punkte. Auf Wochensicht hat sich der Dax per saldo allerdings kaum bewegt.
Berichtssaison geht in die nächste Runde
Impulse für den Markt erhoffen sich Aktienexperten in der kommenden Woche auch von Geschäftszahlen unter anderem vom Mischkonzern Linde (Montag), Bayer (Mittwoch) und der Deutschen Telekom (Donnerstag). „Der Markt hat schon reagiert auf gute Zahlen, schlechte wurden teilweise ignoriert. Wenn jetzt nochmal anständige Zahlen kommen, dürfte der Markt darauf auch wieder reagieren“, sagte Rolf Elgeti, Aktienstratege bei ABN Amro in London.
Auch LRP-Experte Neumann wertet den bisherigen Verlauf der Dax-Berichtssaison positiv: „Die vorgelegten Geschäftszahlen lagen im Rahmen der Erwartungen oder waren sogar etwas besser.“ Er sieht den Einfluss auf die Kurse bisher allerdings als eher gering an. „Es dürfte eher schwierig werden, dass die bevorstehenden Geschäftszahlen dem Gesamtmarkt einen Schub geben“, ergänzte er.
Warten auf US-Konjunkturdaten
Mit Spannung blicken Anleger in der kommenden Woche vor allem auf die anstehenden US-Konjunkturdaten. Am Dienstag wird der ISM-Einkaufsmanagerindex, am Freitag der Arbeitsmarktbericht für Februar erwartet. „Das sind zwei Daten, an denen vieles gemessen werden wird“, sagte Aktienstratege Neumann. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Analysten rechnen mit einem Stellenzuwachs von 200 000 außerhalb der Landwirtschaft nach einem Plus von 146 000 im Januar. Von Daten zur Entwicklung der US-Konjunktur versprechen sich Börsianer Hinweise auf die künftige Zinspolitik der US-Notenbank (Fed).
Für die Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) erwarten Analysten keine Überraschung. Sie gehen davon aus, dass die Notenbank den Leitzins in der Euro-Zone unverändert bei 2,00 Prozent belassen wird. Daher dürften Börsianer vor allem auf die Kommentare von EZB-Präsident Jean-Claude Trichet zur Zinsentscheidung achten. Die Mehrheit der von Reuters befragten Experten rechnet damit, dass die EZB in der zweiten Jahreshälfte die Zinsschraube anziehen wird.
Die Rückkehr der Makro-Märkte
"Bonds" - kaum ein Wort war in der zu Ende gehenden Woche von Aktienhändlern öfter zu hören. Von Aktienhändlern, wohlgemerkt. Was war passiert? Am vergangenen Freitag brachen die Renten nach überraschend hohen Erzeugerpreisen in den USA regelrecht ein. Oder besser: Sie beschleunigten die Abwärts-Rally, die bereits vor gut zwei Wochen begonnen hatte. Zehnjährige US-Treasurys rentieren seitdem gut einen Viertelpunkt höher. Allein am besagten Freitag büßte der Bund-Future fast einen Prozentpunkt ein. Die zinssensitiven Versorger marschierten mit in Richtung Süden, der Sektor verlor an Wall Street satte drei Prozent.
"Die Makroseite bewegt die Märkte wieder", kommentieren Teun Draaisma und Ben Funnell von Morgan Stanley geradezu enthusiastisch. Noch im vergangenen Jahr seien etliche Makroprognosen - wenngleich "logisch" - nicht eingetreten. Die Anlagestrategen zitieren die Erwartungen, dass Blue-Chips weltweit besser laufen als Small- und Midcaps, dass die chinesische Lokomotive an Dampf verliert und dass die Anleihenrenditen steigen. "Aber vergeblich. Immer mehr Investoren konzentrieren sich auf das Stock Picking und halten das Timing von Makro-Strategien für zu schwierig", heißt es. Mit weiter anziehenden Zinsen dürfte diese Sichtweise jedoch zunehmend in Argumentationsnot geraten.
Draaisma und Funnell rechnen damit, dass sich das Wachstum stärker abkühlen wird als in den Konsensen erwartet. Zentraler Auslöser für dieses Szenario sei das Anziehen der Zinsschraube durch die Federal Reserve. Die Renditekurven dürften demnach weiter abflachen, die OECD-Frühindikatoren kräftig nachgeben und der Ölpreis über 40 Dollar verharren. Im Zentrum der Aufmerksamkeit dürften in der kommenden Woche folglich der ISM-Index für das Verarbeitende US-Gewerbe und der US-Arbeitsmarktbericht stehen. Mit Argusaugen werden die Investoren zudem auf die Rohöllagerbestände schauen.
Anleger sollten auf Pharma- und Telekomaktien setzen
In den Wochenausblicken deutscher Häuser findet die Zinssorge noch eher am Rande Erwähnung. Mit dem festen Euro und dem hohen Ölpreis lautet die Prognosen für den deutschen Aktienmarkt auf eine Fortsetzung der Seitwärtsbewegung. Positioniert hat sich jedoch schon einmal die Deutsche Bank. Sie reduziert die Aktienquote um 200 Basispunkte und ist damit noch immer 500 Basispunkte übergewichtet. Anlagestratege James Barty begründet den Schritt vor allem mit Zinssorgen: "Die Fed hat uns daran erinnert, dass wir am kurzen Ende mit steigenden Zinsen rechnen müssen", sagt Barty. Der US-Arbeitsmarktbericht am Freitag berge Risiken. Gleichzeitig hebt die Bank den Telekomsektor positiv hervor und die Versorger negativ.
Beide Strategien decken sich auffällig mit den grundsätzlichen Anmerkungen von Morgan Stanley. Vor dem skizzierten Makro-Hintergrund sollten Anleger in Pharma- und Telekomaktien am stärksten übergewichtet und im zyklischen Technologie- und Bankensektor am stärksten untergewichtet sein, raten die Investmentbanker. Anlass zu Positionsänderungen bietet in der kommenden Woche ein Reihe von Unternehmenszahlen. Es berichten unter anderen die Pharmawerte Schering und Sanofi-Aventis sowie im Telekomsektor die Schwergewichte Deutsche Telekom und Telefonica.
Bei den Banken bestimmen die britischen Schwergewichte HSBC, HBOS und Lloyds das Geschehen. Sie sind im Stoxx-Subindex insgesamt mit gut 21 % gewichtet. Dann könnte sich in der Tat zeigen, ob die Aktienmärkte die Ängste vor einer Verteuerung des Geldes "spielen" und dies in Sektoren und Einzelwerten einpreisen. Banken, Versorger und Technologiewerte würden in diesem Fall tendenziell belastet. Für den Dax, in dem gerade diese Sektoren hoch gewichtet sind, wäre das ein klar negatives Signal. Allein Eon und RWE stehen für knapp ein Sechstel des Dax-Gewichts.
Quelle: HANDELSBLATT, Freitag, 25. Februar 2005, 16:32 Uhr
...be invested
Der Einsame Samariter
Dax-Ausblick: Hoffen auf gute Quartalsberichte
Nach dem jüngsten Auf und Ab beim Dax dürften die Anleger in der kommenden Woche Vorsicht walten lassen.
HB DÜSSELDORF/FRANKFURT. „Das Gute ist, dass kein Abwärtsdruck herrscht, aber die Anleger dürften sich in der kommenden Woche zurücklehnen und US-Konjunkturdaten wie den Arbeitsmarktbericht abwarten“, sagte Steffen Neumann, Aktienstratege bei der Landesbank Rheinland-Pfalz (LRP). „Da bietet es sich auch nicht an, mit wehenden Fahnen in den Markt zu gehen“, fügte Neumann hinzu. Auch sein Kollege Frank Schallenberger von der Landesbank Baden-Württemberg rechnet auf kurze Sicht nicht mit deutlichen Kursgewinnen. „Insgesamt spricht vieles dafür, dass der Markt in den kommenden Wochen die Kursgewinne seit Jahresanfang verdauen und tendenziell seitwärts tendieren wird.“ Für den weiteren Jahresverlauf ist er zuversichtlicher gestimmt, da die Bewertung der Aktien vergleichsweise niedrig sei.
In dieser Woche hatte der Dax eine Berg- und Talfahrt hingelegt. In der Spitze näherte sich der Leitindex der wichtigen Marke bei 4400 Zählern, fiel dann aber zeitweise sogar wieder unter 4300 Punkte. Auf Wochensicht hat sich der Dax per saldo allerdings kaum bewegt.
Berichtssaison geht in die nächste Runde
Impulse für den Markt erhoffen sich Aktienexperten in der kommenden Woche auch von Geschäftszahlen unter anderem vom Mischkonzern Linde (Montag), Bayer (Mittwoch) und der Deutschen Telekom (Donnerstag). „Der Markt hat schon reagiert auf gute Zahlen, schlechte wurden teilweise ignoriert. Wenn jetzt nochmal anständige Zahlen kommen, dürfte der Markt darauf auch wieder reagieren“, sagte Rolf Elgeti, Aktienstratege bei ABN Amro in London.
Auch LRP-Experte Neumann wertet den bisherigen Verlauf der Dax-Berichtssaison positiv: „Die vorgelegten Geschäftszahlen lagen im Rahmen der Erwartungen oder waren sogar etwas besser.“ Er sieht den Einfluss auf die Kurse bisher allerdings als eher gering an. „Es dürfte eher schwierig werden, dass die bevorstehenden Geschäftszahlen dem Gesamtmarkt einen Schub geben“, ergänzte er.
Warten auf US-Konjunkturdaten
Mit Spannung blicken Anleger in der kommenden Woche vor allem auf die anstehenden US-Konjunkturdaten. Am Dienstag wird der ISM-Einkaufsmanagerindex, am Freitag der Arbeitsmarktbericht für Februar erwartet. „Das sind zwei Daten, an denen vieles gemessen werden wird“, sagte Aktienstratege Neumann. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Analysten rechnen mit einem Stellenzuwachs von 200 000 außerhalb der Landwirtschaft nach einem Plus von 146 000 im Januar. Von Daten zur Entwicklung der US-Konjunktur versprechen sich Börsianer Hinweise auf die künftige Zinspolitik der US-Notenbank (Fed).
Für die Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) erwarten Analysten keine Überraschung. Sie gehen davon aus, dass die Notenbank den Leitzins in der Euro-Zone unverändert bei 2,00 Prozent belassen wird. Daher dürften Börsianer vor allem auf die Kommentare von EZB-Präsident Jean-Claude Trichet zur Zinsentscheidung achten. Die Mehrheit der von Reuters befragten Experten rechnet damit, dass die EZB in der zweiten Jahreshälfte die Zinsschraube anziehen wird.
Die Rückkehr der Makro-Märkte
"Bonds" - kaum ein Wort war in der zu Ende gehenden Woche von Aktienhändlern öfter zu hören. Von Aktienhändlern, wohlgemerkt. Was war passiert? Am vergangenen Freitag brachen die Renten nach überraschend hohen Erzeugerpreisen in den USA regelrecht ein. Oder besser: Sie beschleunigten die Abwärts-Rally, die bereits vor gut zwei Wochen begonnen hatte. Zehnjährige US-Treasurys rentieren seitdem gut einen Viertelpunkt höher. Allein am besagten Freitag büßte der Bund-Future fast einen Prozentpunkt ein. Die zinssensitiven Versorger marschierten mit in Richtung Süden, der Sektor verlor an Wall Street satte drei Prozent.
"Die Makroseite bewegt die Märkte wieder", kommentieren Teun Draaisma und Ben Funnell von Morgan Stanley geradezu enthusiastisch. Noch im vergangenen Jahr seien etliche Makroprognosen - wenngleich "logisch" - nicht eingetreten. Die Anlagestrategen zitieren die Erwartungen, dass Blue-Chips weltweit besser laufen als Small- und Midcaps, dass die chinesische Lokomotive an Dampf verliert und dass die Anleihenrenditen steigen. "Aber vergeblich. Immer mehr Investoren konzentrieren sich auf das Stock Picking und halten das Timing von Makro-Strategien für zu schwierig", heißt es. Mit weiter anziehenden Zinsen dürfte diese Sichtweise jedoch zunehmend in Argumentationsnot geraten.
Draaisma und Funnell rechnen damit, dass sich das Wachstum stärker abkühlen wird als in den Konsensen erwartet. Zentraler Auslöser für dieses Szenario sei das Anziehen der Zinsschraube durch die Federal Reserve. Die Renditekurven dürften demnach weiter abflachen, die OECD-Frühindikatoren kräftig nachgeben und der Ölpreis über 40 Dollar verharren. Im Zentrum der Aufmerksamkeit dürften in der kommenden Woche folglich der ISM-Index für das Verarbeitende US-Gewerbe und der US-Arbeitsmarktbericht stehen. Mit Argusaugen werden die Investoren zudem auf die Rohöllagerbestände schauen.
Anleger sollten auf Pharma- und Telekomaktien setzen
In den Wochenausblicken deutscher Häuser findet die Zinssorge noch eher am Rande Erwähnung. Mit dem festen Euro und dem hohen Ölpreis lautet die Prognosen für den deutschen Aktienmarkt auf eine Fortsetzung der Seitwärtsbewegung. Positioniert hat sich jedoch schon einmal die Deutsche Bank. Sie reduziert die Aktienquote um 200 Basispunkte und ist damit noch immer 500 Basispunkte übergewichtet. Anlagestratege James Barty begründet den Schritt vor allem mit Zinssorgen: "Die Fed hat uns daran erinnert, dass wir am kurzen Ende mit steigenden Zinsen rechnen müssen", sagt Barty. Der US-Arbeitsmarktbericht am Freitag berge Risiken. Gleichzeitig hebt die Bank den Telekomsektor positiv hervor und die Versorger negativ.
Beide Strategien decken sich auffällig mit den grundsätzlichen Anmerkungen von Morgan Stanley. Vor dem skizzierten Makro-Hintergrund sollten Anleger in Pharma- und Telekomaktien am stärksten übergewichtet und im zyklischen Technologie- und Bankensektor am stärksten untergewichtet sein, raten die Investmentbanker. Anlass zu Positionsänderungen bietet in der kommenden Woche ein Reihe von Unternehmenszahlen. Es berichten unter anderen die Pharmawerte Schering und Sanofi-Aventis sowie im Telekomsektor die Schwergewichte Deutsche Telekom und Telefonica.
Bei den Banken bestimmen die britischen Schwergewichte HSBC, HBOS und Lloyds das Geschehen. Sie sind im Stoxx-Subindex insgesamt mit gut 21 % gewichtet. Dann könnte sich in der Tat zeigen, ob die Aktienmärkte die Ängste vor einer Verteuerung des Geldes "spielen" und dies in Sektoren und Einzelwerten einpreisen. Banken, Versorger und Technologiewerte würden in diesem Fall tendenziell belastet. Für den Dax, in dem gerade diese Sektoren hoch gewichtet sind, wäre das ein klar negatives Signal. Allein Eon und RWE stehen für knapp ein Sechstel des Dax-Gewichts.
Quelle: HANDELSBLATT, Freitag, 25. Februar 2005, 16:32 Uhr
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Der Einsame Samariter