Unternehmen und Ölmarkt versprechen positive Impulse
Dax-Ausblick: Frühling an der Börse
Der deutsche Aktienmarkt dürfte nach Einschätzung von Finanzexperten in der kommenden Woche seine Frühjahrsmüdigkeit abstreifen. Frische Impulse versprechen sich die Experten vor allem von Unternehmen und von den Ölmärkten.
HB FRANKFURT. In den USA startet erneut die Berichtssaison. Konzerne wie Citigroup oder General Electric werden ihre Zahlen vorlegen. Eine weitere Entspannung an den Ölmärkten sollte zudem die Anleger wieder zum Kauf von Aktien animieren. Außerdem beflügeln weiterhin Fusionsfantasien in Europa die Börse. In fast allen Branchen gibt es einen bestätigten Übernahmeversuch oder sogar Bietgefechte. In der Baubranche ringen Hochtief und Strabag um Züblin, die spanischen Sparkassen bieten um den Versorger Endesa, und in Italien kämpfen holländische und spanische um italienische Banken. Gewinnüberraschungen könnten ebenfalls die Kurse nach oben treiben. Und der steigende Euro habe sich, so Experten, als Belastungsfaktor verabschiedet: Mit aktuellen Levels um 1,29 US-Dollar könne die Mehrzahl der Marktteilnehmer leben, heißt es.
„Zuletzt hat sich die Stimmung doch deutlich gebessert. Das könnte sich nächste Woche fortsetzen“, prognostizierte Günter Senftleben, Aktienstratege bei der Bankgesellschaft Berlin. „Nächste Woche sind neue Jahreshöchststände möglich. Ich sehe den Dax in einer Spanne von 4350 bis 4450 Punkten.“ Als Risikofaktor sieht Senftleben die Entwicklung an den Ölmärkten, die zu Wochenbeginn neue Rekordstände erreicht hatten. Auch Kai Stefani, Senior-Volkswirt bei der Fondsgesellschaft Dit, verknüpft die weitere Erholung an den Aktienmärkten mit nachlassenden Ölpreisen.
Frank Schallenberger, Aktienstratege bei der Landesbank Baden-Württemberg, zeigte sich überrascht, wie der deutsche Aktienmarkt die hohen Ölpreise, nach unten revidierte Konjunkturprognosen sowie die aufkommenden Befürchtungen stärkerer Zinserhöhungen in den USA bislang verarbeitet hat. „Offensichtlich besitzen die heimischen Börsen genügend innere Stärke, um diesen negativen Einflussfaktoren erfolgreich zu trotzen“, schreibt er in einem Marktkommentar. Der Deutsche Aktienindex (Dax) lag am Freitag Nachmittag zeitweilig über 4410 Punkten und hatte damit erstmals seit knapp einem Monat wieder die psychologisch wichtige Marke von 4400 Zählern überwunden. Seit Wochenbeginn gewann der Leitindex bei dünnen Umsätzen rund 0,7 Prozent.
Experten sehen Aufwärts-Potenzial
Dass deutsche Aktien zurzeit günstig bewertet sind, ist insbesondere an Nebenwerten zu erkennen: Nach über einjähriger Shopping-Tour im SDax und darunter dehnen Private-Equity-Gesellschaften ihre Engagements nun auf den MDax aus. So geschehen diese Woche bei Vossloh, wo sich Bleichroeder Avisers mit einem meldepflichtigen Anteil von über fünf Prozent outen musste.
Gestützt werden die guten Dax-Prognosen auch von der technischen Intermarket-Analyse: So sehe der Index auf Dollarbasis gerechnet für US-Anleger weiter nach klarem Aufwärtstrend aus, sagen Experten. Dies sei eine wichtige Voraussetzung, da US-Anleger in den vergangenen Monaten massiv in den Dax investiert hätten. Zudem nehme der breite deutsche Markt wieder Aufwärtsmomentum auf: Die Anzahl der Aktien, die neue Hochs bilde, steige wieder an, die der Aktien mit neuen Tiefständen nehme laufend ab.
Überraschungen könnten Kurse treiben
Vor allem im europäischen Vergleich sehen technische Analytiker Aufwärtspotenzial für den Dax: Würde der Index den Bewegungen der Pariser Börse mit ihrem neuen Jahreshoch folgen, sei bei einer korrespondierenden Bewegung mit Kurszielen von 4700 bis 5200 Punkten im nächsten Halbjahr zu rechnen. Störfeuer von seitwärtslaufenden oder leicht fallenden US-Börsen sei nicht zu erwarten - schließlich resultiere dies ja genau daraus, das Großanleger von den USA nach Europa umschichteten. In der kommenden Woche stehe zunächst eine Stabilisierung des Dax über 4.400 Punkten an, danach sei ein Anstieg bis auf 4.470 Punkte möglich.
Fundamentaler Treiber von Kursgewinnen könnten „Sparten-Überraschungen“ werden: Bevor ein Mischkonzern als Ganzes einen Gewinn über Erwartung meldet, kommt es zunächst zu einer Folge von Überraschungen in den Märkten der einzelnen Geschäftsbereiche. Ablesbar sei dies zunächst an kleineren Vergleichsunternehmen, die sich ausschließlich auf eine Sparte fokussierten, erklären Börsianer. So geschehen im Umfeld des Chemie-Pharma-Mischkonzerns Bayer: Zunächst verdoppelten das niederländische Unternehmen DSM seinen Gewinnausblick und ließ auf Ähnliches bei der Spezialchemie-Sparte von Bayer hoffen. Dann glänzte Monsanto mit rapidem Umsatzanstieg bei Pestiziden und weckte Hoffnungen für die vergleichbare Sparte „Bayer Crop Sciences“. Bis solche Überraschungen vordergründig beim Bayer-Konzern sichtbar werden, vergeht indes noch einige Zeit.
Die Berichtssaison startet wieder
Eine Belebung an den Aktienmärkten versprechen sich die Finanzexperten insbesondere von der Berichtssaison in den USA. „In der nun beginnenden Berichtssaison wird das Augenmerk der Anlieger darauf liegen, wie die US-Firmen die hohen Energiepreise verarbeiten“, sagte Stefani. „Ich erwarte bei den Unternehmensgewinnen eine leichte Abflachung des Wachstums, der Ausblick sollte aber überwiegend positiv ausfallen“, ergänzte er. Nach Einschätzung von Senftleben sollten sich „positive und negative Überraschungen die Waage halten.“ Nachdem der Aluminiumhersteller Alcoa als erstes größeres US-Unternehmen traditionell die Quartalsberichtssaison in den USA am Mittwoch eröffnet hatte, folgen in dieser Woche unter anderem der Computerkonzern Apple und der Chiphersteller AMD (beide Mittwoch). Am Donnerstag berichten Sun, PepsiCo und Dow Jones. Am Freitag legen dann der Mischkonzern General Electric (GE) und der weltgrößte Finanzkonzern Citigroup Geschäftszahlen vor.
Von den Dax-Firmen stehen in der kommenden Wochen noch keine Quartalsberichte auf der Agenda. Allerdings laden am Donnerstag der Energieriese RWE und der Pharmakonzern Schering zur Hauptversammlung. Spannend dürfte auch die Bilanzpressekonferenz von KarstadtQuelle am Dienstag werden. Der angeschlagene Warenhauskonzern hatte sich erst am Donnerstag nach nur zehnmonatiger Amtszeit von seinem Vorstandschef Christoph Achenbach getrennt.
Zahlreiche Konjunkturdaten
Am Montag startet die Hannover Messe und bringt neue Impulse für den Maschinenbau. Am Dienstag kommen Verkehrszahlen von Lufthansa und Swiss sowie Zahlen für den Einzelhandel von Carrefour und Tesco. Aus Konjunktursicht dürfte nach Aussage von Finanzexperten vor allem am Dienstag die Veröffentlichung der Protokolle der Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank (Fed) von Ende März auf Interesse stoßen. Nach Einschätzung von Dit-Volkswirt Stefani dürften diese jüngst aufkommende Spekulationen über eine schärfere Gangart bei der Anhebung der US-Leitzinsen dämpfen. Besondere Aufmerksamkeit dürften die Anleger auch den US-Einzelhandelsumsätzen am Mittwoch und dem Verbrauchervertrauens-Index der Universität Michigan am Freitag schenken. An diesem Tag werden auch der Empire States Manufacturing Index und der Saldo der Wertpapierkäufe durch Ausländer veröffentlicht. Am Mittwoch meldet die Auto-Branche zudem die Acea PKW-Neuzulassungen für März.
Quelle: HANDELSBLATT, Freitag, 08. April 2005, 16:11 Uhr
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Der Einsame Samariter
Dax-Ausblick: Frühling an der Börse
Der deutsche Aktienmarkt dürfte nach Einschätzung von Finanzexperten in der kommenden Woche seine Frühjahrsmüdigkeit abstreifen. Frische Impulse versprechen sich die Experten vor allem von Unternehmen und von den Ölmärkten.
„Zuletzt hat sich die Stimmung doch deutlich gebessert. Das könnte sich nächste Woche fortsetzen“, prognostizierte Günter Senftleben, Aktienstratege bei der Bankgesellschaft Berlin. „Nächste Woche sind neue Jahreshöchststände möglich. Ich sehe den Dax in einer Spanne von 4350 bis 4450 Punkten.“ Als Risikofaktor sieht Senftleben die Entwicklung an den Ölmärkten, die zu Wochenbeginn neue Rekordstände erreicht hatten. Auch Kai Stefani, Senior-Volkswirt bei der Fondsgesellschaft Dit, verknüpft die weitere Erholung an den Aktienmärkten mit nachlassenden Ölpreisen.
Frank Schallenberger, Aktienstratege bei der Landesbank Baden-Württemberg, zeigte sich überrascht, wie der deutsche Aktienmarkt die hohen Ölpreise, nach unten revidierte Konjunkturprognosen sowie die aufkommenden Befürchtungen stärkerer Zinserhöhungen in den USA bislang verarbeitet hat. „Offensichtlich besitzen die heimischen Börsen genügend innere Stärke, um diesen negativen Einflussfaktoren erfolgreich zu trotzen“, schreibt er in einem Marktkommentar. Der Deutsche Aktienindex (Dax) lag am Freitag Nachmittag zeitweilig über 4410 Punkten und hatte damit erstmals seit knapp einem Monat wieder die psychologisch wichtige Marke von 4400 Zählern überwunden. Seit Wochenbeginn gewann der Leitindex bei dünnen Umsätzen rund 0,7 Prozent.
Experten sehen Aufwärts-Potenzial
Dass deutsche Aktien zurzeit günstig bewertet sind, ist insbesondere an Nebenwerten zu erkennen: Nach über einjähriger Shopping-Tour im SDax und darunter dehnen Private-Equity-Gesellschaften ihre Engagements nun auf den MDax aus. So geschehen diese Woche bei Vossloh, wo sich Bleichroeder Avisers mit einem meldepflichtigen Anteil von über fünf Prozent outen musste.
Gestützt werden die guten Dax-Prognosen auch von der technischen Intermarket-Analyse: So sehe der Index auf Dollarbasis gerechnet für US-Anleger weiter nach klarem Aufwärtstrend aus, sagen Experten. Dies sei eine wichtige Voraussetzung, da US-Anleger in den vergangenen Monaten massiv in den Dax investiert hätten. Zudem nehme der breite deutsche Markt wieder Aufwärtsmomentum auf: Die Anzahl der Aktien, die neue Hochs bilde, steige wieder an, die der Aktien mit neuen Tiefständen nehme laufend ab.
Überraschungen könnten Kurse treiben
Vor allem im europäischen Vergleich sehen technische Analytiker Aufwärtspotenzial für den Dax: Würde der Index den Bewegungen der Pariser Börse mit ihrem neuen Jahreshoch folgen, sei bei einer korrespondierenden Bewegung mit Kurszielen von 4700 bis 5200 Punkten im nächsten Halbjahr zu rechnen. Störfeuer von seitwärtslaufenden oder leicht fallenden US-Börsen sei nicht zu erwarten - schließlich resultiere dies ja genau daraus, das Großanleger von den USA nach Europa umschichteten. In der kommenden Woche stehe zunächst eine Stabilisierung des Dax über 4.400 Punkten an, danach sei ein Anstieg bis auf 4.470 Punkte möglich.
Fundamentaler Treiber von Kursgewinnen könnten „Sparten-Überraschungen“ werden: Bevor ein Mischkonzern als Ganzes einen Gewinn über Erwartung meldet, kommt es zunächst zu einer Folge von Überraschungen in den Märkten der einzelnen Geschäftsbereiche. Ablesbar sei dies zunächst an kleineren Vergleichsunternehmen, die sich ausschließlich auf eine Sparte fokussierten, erklären Börsianer. So geschehen im Umfeld des Chemie-Pharma-Mischkonzerns Bayer: Zunächst verdoppelten das niederländische Unternehmen DSM seinen Gewinnausblick und ließ auf Ähnliches bei der Spezialchemie-Sparte von Bayer hoffen. Dann glänzte Monsanto mit rapidem Umsatzanstieg bei Pestiziden und weckte Hoffnungen für die vergleichbare Sparte „Bayer Crop Sciences“. Bis solche Überraschungen vordergründig beim Bayer-Konzern sichtbar werden, vergeht indes noch einige Zeit.
Die Berichtssaison startet wieder
Eine Belebung an den Aktienmärkten versprechen sich die Finanzexperten insbesondere von der Berichtssaison in den USA. „In der nun beginnenden Berichtssaison wird das Augenmerk der Anlieger darauf liegen, wie die US-Firmen die hohen Energiepreise verarbeiten“, sagte Stefani. „Ich erwarte bei den Unternehmensgewinnen eine leichte Abflachung des Wachstums, der Ausblick sollte aber überwiegend positiv ausfallen“, ergänzte er. Nach Einschätzung von Senftleben sollten sich „positive und negative Überraschungen die Waage halten.“ Nachdem der Aluminiumhersteller Alcoa als erstes größeres US-Unternehmen traditionell die Quartalsberichtssaison in den USA am Mittwoch eröffnet hatte, folgen in dieser Woche unter anderem der Computerkonzern Apple und der Chiphersteller AMD (beide Mittwoch). Am Donnerstag berichten Sun, PepsiCo und Dow Jones. Am Freitag legen dann der Mischkonzern General Electric (GE) und der weltgrößte Finanzkonzern Citigroup Geschäftszahlen vor.
Von den Dax-Firmen stehen in der kommenden Wochen noch keine Quartalsberichte auf der Agenda. Allerdings laden am Donnerstag der Energieriese RWE und der Pharmakonzern Schering zur Hauptversammlung. Spannend dürfte auch die Bilanzpressekonferenz von KarstadtQuelle am Dienstag werden. Der angeschlagene Warenhauskonzern hatte sich erst am Donnerstag nach nur zehnmonatiger Amtszeit von seinem Vorstandschef Christoph Achenbach getrennt.
Zahlreiche Konjunkturdaten
Am Montag startet die Hannover Messe und bringt neue Impulse für den Maschinenbau. Am Dienstag kommen Verkehrszahlen von Lufthansa und Swiss sowie Zahlen für den Einzelhandel von Carrefour und Tesco. Aus Konjunktursicht dürfte nach Aussage von Finanzexperten vor allem am Dienstag die Veröffentlichung der Protokolle der Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank (Fed) von Ende März auf Interesse stoßen. Nach Einschätzung von Dit-Volkswirt Stefani dürften diese jüngst aufkommende Spekulationen über eine schärfere Gangart bei der Anhebung der US-Leitzinsen dämpfen. Besondere Aufmerksamkeit dürften die Anleger auch den US-Einzelhandelsumsätzen am Mittwoch und dem Verbrauchervertrauens-Index der Universität Michigan am Freitag schenken. An diesem Tag werden auch der Empire States Manufacturing Index und der Saldo der Wertpapierkäufe durch Ausländer veröffentlicht. Am Mittwoch meldet die Auto-Branche zudem die Acea PKW-Neuzulassungen für März.
Quelle: HANDELSBLATT, Freitag, 08. April 2005, 16:11 Uhr
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Der Einsame Samariter
