Atempause zum Jahresausklang
Dax-Ausblick: Börse in Weihnachtsruhe
Nach einer zweimonatigen Dax-Rally wird auf dem Börsenparkett voraussichtlich weihnachtliche Ruhe einkehren. Für den Start ins neue Jahr erwarten Beobachter zunächst einen weiteren Kursanstieg.
HB FRANKFURT. „Ich kann mir nicht denken, dass noch irgendeine Nachricht kommt, die den Markt noch einmal richtig durchrüttelt“, sagte Aktienstratege Hans-Jörg Naumer von der Fondsgesellschaft Dit. „Die Händler dürften ihre Depots wohl auf Autopilot stellen und dann im neuen Jahr wieder eine Richtung suchen.“
„Der Markt wird wohl wegen der sehr dünnen Umsätze sehr volatil sein, und daher würde ich es nicht ausschließen, dass wir im Dax noch über die 5500 Punkte kommen“, kommentierte Kollege Frank Schallenberger von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Allein in den vergangenen zwei Monaten hat der Index für Standardwerte noch einmal mehr als zehn Prozent zugelegt. In der Vorweihnachts-Woche ist das Börsenbarometer wiederum gut ein Prozent und damit über die Marke von 5400 Punkten geklettert.
Analysten erwarten positive Konjunkturdaten
Für ein wenig Abwechslung in der allgemein ruhig erwarteten Woche dürften Konjunkturdaten sorgen. Das US-Verbrauchervertrauen (Mittwoch) ist nach Einschätzung von Analysten im Dezember deutlich gestiegen.
Die Aktienstrategen der Landesbank Rheinland-Pfalz (LRP) weisen in ihrem Wochenbericht darauf hin, dass die Werte nach einem deutlichen Einbruch im Zuge der Hurrikans bereits im November eine deutliche Erholung signalisierten. Für den Dezember gehe der Konsens von einem weiteren leichten Anstieg auf 102,3 Punkte und damit einer Annäherung an die Vor-Hurrikan-Stände aus.
Der als wichtiger Vorlaufindikator für den landesweiten Einkaufsmanagerindex geltende Chicagoer Einkaufsmanagerindex für Dezember wird am Freitag veröffentlicht. Für Deutschland wird der GfK-Konsumklimaindikator für Januar am Mittwoch erwartet.
Für die deutschen Märkte sind in den nächsten Tagen die Zahlen GfK-Konsumklima (Mittwoch) wichtig. Auch die Aussagen des Einzelhandels zum Verlauf des Weihnachtsgeschäfts werden von Börsenexperten mit Aufmerksamkeit beobachtet, geben sie doch Aufschluss über die Binnenkonjunktur.
Export belebt weiterhin die Stimmung
„Vorerst dürften aber weiterhin die außenwirtschaftlichen Kräfte die Wachstumsimpulse liefern“, meinen die LPR-Experten. Die jüngsten Daten des Maschinenbauverbands VDMA zeigten erneut ein stark exportgetriebenes Wachstum. Daraus resultierende Effekte sollten sich auch in den Anfang Januar anstehenden Zahlen zu den Auftragseingängen und der Industrieproduktion zeigen, erwarten die Börsenstrategen: „Der robuste Trend der Vormonate würde somit bestätigt und könnte die zuletzt etwas positivere Kommentierung der deutschen Konjunkturperspektiven untermauern.“
Auf europäischer Ebene dürften die Angaben der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Geldmenge M3 am Donnerstag von Interesse sein. „Für den Fall, dass die Wachstumsrate erneut nachgelassen hat, könnten Spekulationen auf weiter steigende EZB-Leitzinsen einen leichten Dämpfer erhalten“, kommentierte Ulrich Wortberg von Helaba Trust.
Experten erwarten für Januar zunächst steigende Kurse
Nach einem ruhigen Jahresausklang erwarten die Experten einen regen Start im neuen Jahr. „Viele Spezialfonds haben im Dezember angekündigt, ihre Aktienquote hochzusetzen, und das könnte die Kurse weiter treiben“, merkte LBBW-Experte Schallenberger an. „Die klassischen Abseitsfallen Ölpreis und Immobilienmarkt werden wieder für Sorgen gut sein“, prognostizierte Naumer (Dit). „Zudem wird sich die EZB zurückmelden, was für eine gewisse Hektik am Markt sorgen dürfte.“ Die EZB hatte Anfang Dezember zum ersten Mal seit fünf Jahren den Leitzins für die Euro-Zone erhöht. Volkswirte erwarten zur Zeit mehrheitlich einen weiteren Zinsschritt bis zum Frühjahr. Der Ölpreis war im Sommer zeitweise bis auf einen Rekordwert von 70 Dollar je Barrel (159 Liter) geklettert.
Mit einer gewissen Vorsicht gehen die Börsenexperten der Landesbank Rheinland-Pfalz (LRP) an die kurzfristige Prognose. Auf der einen Seite spreche die saisonale Entwicklung für einen weiter steigenden Dax. Nach Berechnungen der Experten hat der Dax in den vergangenen 40 Jahren zwischen dem 20. Dezember und dem 6. Januar durchschnittlich 3,5 Prozent zugelegt. „Demnach müsste der Dax am Dreikönigstag bei 5.550 stehen“, schlussfolgern die Beobachter. Sie sehen allerdings den Dax nach dem Kursanstieg um knapp zwölf Prozent seit dem 21. Oktober „zur Zeit stark überkauft“. Eine mehrwöchige Verschnaufpause wäre daher – „trotz der langfristig weiterhin sehr positiven Perspektiven“ – als gesund einzustufen. Die LRP-Analysten erwarten daher zunächst aufgrund der saisonalen Stärke einen Anstieg „bis in die erste Januar-Woche hinein“. Spätestens ab der zweiten Januar-Woche sollte jedoch eine „mehrwöchige, von Gewinnmitnahmen geprägte Konsolidierungsphase einsetzen“, meinen die Experten.
Grundsätzlich erwarten Experten für das kommende Jahr basierend auf weiter wachsenden Unternehmensgewinnen steigende Kurse. Von der Agentur Reuters befragte Banken prognostizieren im Schnitt einen Dax-Anstieg bis Ende 2006 auf 5721 Punkte. Die Aktienstrategen der LRPerwarten gar, dass der Dax die 6000er-Marke knackt, wohl wissen, dass sie mit dieser Einschätzung „am oberen Rand der Markterwartungen“ liegen.
Quelle: HANDELSBLATT, Freitag, 23. Dezember 2005, 14:46 Uhr
...be invested
Der Einsame Samariter
Dax-Ausblick: Börse in Weihnachtsruhe
Nach einer zweimonatigen Dax-Rally wird auf dem Börsenparkett voraussichtlich weihnachtliche Ruhe einkehren. Für den Start ins neue Jahr erwarten Beobachter zunächst einen weiteren Kursanstieg.
HB FRANKFURT. „Ich kann mir nicht denken, dass noch irgendeine Nachricht kommt, die den Markt noch einmal richtig durchrüttelt“, sagte Aktienstratege Hans-Jörg Naumer von der Fondsgesellschaft Dit. „Die Händler dürften ihre Depots wohl auf Autopilot stellen und dann im neuen Jahr wieder eine Richtung suchen.“
„Der Markt wird wohl wegen der sehr dünnen Umsätze sehr volatil sein, und daher würde ich es nicht ausschließen, dass wir im Dax noch über die 5500 Punkte kommen“, kommentierte Kollege Frank Schallenberger von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Allein in den vergangenen zwei Monaten hat der Index für Standardwerte noch einmal mehr als zehn Prozent zugelegt. In der Vorweihnachts-Woche ist das Börsenbarometer wiederum gut ein Prozent und damit über die Marke von 5400 Punkten geklettert.
Analysten erwarten positive Konjunkturdaten
Für ein wenig Abwechslung in der allgemein ruhig erwarteten Woche dürften Konjunkturdaten sorgen. Das US-Verbrauchervertrauen (Mittwoch) ist nach Einschätzung von Analysten im Dezember deutlich gestiegen.
Die Aktienstrategen der Landesbank Rheinland-Pfalz (LRP) weisen in ihrem Wochenbericht darauf hin, dass die Werte nach einem deutlichen Einbruch im Zuge der Hurrikans bereits im November eine deutliche Erholung signalisierten. Für den Dezember gehe der Konsens von einem weiteren leichten Anstieg auf 102,3 Punkte und damit einer Annäherung an die Vor-Hurrikan-Stände aus.
Der als wichtiger Vorlaufindikator für den landesweiten Einkaufsmanagerindex geltende Chicagoer Einkaufsmanagerindex für Dezember wird am Freitag veröffentlicht. Für Deutschland wird der GfK-Konsumklimaindikator für Januar am Mittwoch erwartet.
Für die deutschen Märkte sind in den nächsten Tagen die Zahlen GfK-Konsumklima (Mittwoch) wichtig. Auch die Aussagen des Einzelhandels zum Verlauf des Weihnachtsgeschäfts werden von Börsenexperten mit Aufmerksamkeit beobachtet, geben sie doch Aufschluss über die Binnenkonjunktur.
Export belebt weiterhin die Stimmung
„Vorerst dürften aber weiterhin die außenwirtschaftlichen Kräfte die Wachstumsimpulse liefern“, meinen die LPR-Experten. Die jüngsten Daten des Maschinenbauverbands VDMA zeigten erneut ein stark exportgetriebenes Wachstum. Daraus resultierende Effekte sollten sich auch in den Anfang Januar anstehenden Zahlen zu den Auftragseingängen und der Industrieproduktion zeigen, erwarten die Börsenstrategen: „Der robuste Trend der Vormonate würde somit bestätigt und könnte die zuletzt etwas positivere Kommentierung der deutschen Konjunkturperspektiven untermauern.“
Auf europäischer Ebene dürften die Angaben der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Geldmenge M3 am Donnerstag von Interesse sein. „Für den Fall, dass die Wachstumsrate erneut nachgelassen hat, könnten Spekulationen auf weiter steigende EZB-Leitzinsen einen leichten Dämpfer erhalten“, kommentierte Ulrich Wortberg von Helaba Trust.
Experten erwarten für Januar zunächst steigende Kurse
Nach einem ruhigen Jahresausklang erwarten die Experten einen regen Start im neuen Jahr. „Viele Spezialfonds haben im Dezember angekündigt, ihre Aktienquote hochzusetzen, und das könnte die Kurse weiter treiben“, merkte LBBW-Experte Schallenberger an. „Die klassischen Abseitsfallen Ölpreis und Immobilienmarkt werden wieder für Sorgen gut sein“, prognostizierte Naumer (Dit). „Zudem wird sich die EZB zurückmelden, was für eine gewisse Hektik am Markt sorgen dürfte.“ Die EZB hatte Anfang Dezember zum ersten Mal seit fünf Jahren den Leitzins für die Euro-Zone erhöht. Volkswirte erwarten zur Zeit mehrheitlich einen weiteren Zinsschritt bis zum Frühjahr. Der Ölpreis war im Sommer zeitweise bis auf einen Rekordwert von 70 Dollar je Barrel (159 Liter) geklettert.
Mit einer gewissen Vorsicht gehen die Börsenexperten der Landesbank Rheinland-Pfalz (LRP) an die kurzfristige Prognose. Auf der einen Seite spreche die saisonale Entwicklung für einen weiter steigenden Dax. Nach Berechnungen der Experten hat der Dax in den vergangenen 40 Jahren zwischen dem 20. Dezember und dem 6. Januar durchschnittlich 3,5 Prozent zugelegt. „Demnach müsste der Dax am Dreikönigstag bei 5.550 stehen“, schlussfolgern die Beobachter. Sie sehen allerdings den Dax nach dem Kursanstieg um knapp zwölf Prozent seit dem 21. Oktober „zur Zeit stark überkauft“. Eine mehrwöchige Verschnaufpause wäre daher – „trotz der langfristig weiterhin sehr positiven Perspektiven“ – als gesund einzustufen. Die LRP-Analysten erwarten daher zunächst aufgrund der saisonalen Stärke einen Anstieg „bis in die erste Januar-Woche hinein“. Spätestens ab der zweiten Januar-Woche sollte jedoch eine „mehrwöchige, von Gewinnmitnahmen geprägte Konsolidierungsphase einsetzen“, meinen die Experten.
Grundsätzlich erwarten Experten für das kommende Jahr basierend auf weiter wachsenden Unternehmensgewinnen steigende Kurse. Von der Agentur Reuters befragte Banken prognostizieren im Schnitt einen Dax-Anstieg bis Ende 2006 auf 5721 Punkte. Die Aktienstrategen der LRPerwarten gar, dass der Dax die 6000er-Marke knackt, wohl wissen, dass sie mit dieser Einschätzung „am oberen Rand der Markterwartungen“ liegen.
Quelle: HANDELSBLATT, Freitag, 23. Dezember 2005, 14:46 Uhr
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