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Am Nachmittag steht die EZB-Zinsentscheidung im Mittelpunkt des Aktienhandels. |
HB FRANKFURT. In einer Studie hatte Morgan Stanley gestern noch vor einer stärkeren Korrektur an den Märkten gewarnt. „Die Angst spielt mit“, sagte ein Händler mit Blick auf die Verluste vom Vortag. Anleger täten sich auf dem hohen Niveau offensichtlich schwer, auf weiter steigende Kurse zu setzen. Neue Jahreshochs seien kurzfristig unwahrscheinlich geworden.
Eine Prognose für den Tagesschluss falle angesichts der bevor stehenden Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank und den begleitenden Kommentaren schwer, hieß es am Markt. Es wird allgemein erwartet, dass die EZB die Leitzinsen um 25 Basispunkte auf dann vier Prozent erhöht. Von der anschließenden Pressekonferenz erwarten sich Teilnehmer Hinweise auf die weitere Zinspolitik der Notenbank. „Wie immer werden alle die Aussagen von EZB-Chef Trichet auf der anschließenden Pressekonferenz genau analysieren“, sagte ein Händler.
Der Dax fiel bis Mittwochmittag um 1,27 Prozent auf 7 818 Punkte. Die nächsten Unterstützungen für den Dax liegen bei 7 850/40 Punkte sowie bei 7 800 Punkten. Die Nachrichtenlage ist wie bereits in den Vortagen äußerst dünn. Der MDax verlor sogar knapp zwei Prozent auf 10 939 Zähler, der TecDax ebenfalls knapp zwei Prozent auf 902 Punkte.
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<!--/nodist-->Händler verwiesen auf eine Studie der US-Investmentbank Morgan Stanley, die sich skeptisch zur weiteren Entwicklung der Börsen weltweit geäußert hatte. Das mathematische Modell von Morgan Stanley habe zum ersten Mal seit dem Platzen der Spekulationsblase zur Jahrtausendwende wieder drei gleichzeitige Warnsignale ausgegeben, sagten Händler. Die Bank nennt dies ein „Full House Sell Signal“ - ein sehr seltenes Ereignis.
Teun Draaisma, Chefstratege für europäische Aktien der US-Investmentbank, sagte, dass die drei Warnsignale "sehr kräftig" seien. Solch ein Signal sei seit 1980 erst fünf Mal vorgekommen. Für ihn haben die stiegenden Zinsen ein kritisches Level erreicht. Das Modell signalisiere eine Korrektur von 14 Prozent in den nächsten sechs Monaten. "Aber die könnte noch größer ausfallen", sagte er gegenüber der britischen Zeitung "Daily Telegraph".
Laut Teun Draaisma ist der MSCI Index mit 600 Aktien aus der Eurozone und Großbritannien nach jedem "Full-House-Signal" durchschnittlich 15,2 Prozent innerhalb von sechs Monaten gefallen. So gab nach einem Signal im September 1987 einen Kurssturz von 25,2 Prozent, nach dem "Full House" im April 2002 fiel der Index um 26,2 Prozent.
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<!--/nodist-->„Da sind viele Investoren hellhörig geworden und verkaufen“, sagte ein Händler. Zahlreiche Anleger würden nun über Absicherungsgeschäfte am Terminmarkt versuchen, ihre jüngsten Gewinne ins Trockene zu bringen. „Das belastet den Future und wirkt wie ein Perpetuum Mobile zurück auf den Aktienmarkt.“ Der Dax-Future gab bis zum Mittag kräftig nach.
Nach Ansicht von Aktienhändler Thomas Stengl von der Postbank sicherten viele Anleger außerdem vor dem verlängerten Wochenende ihre Gewinne. Stengl rechnet allerdings mit keiner nachhaltig negativen Tendenz. Die Börse in Frankfurt bleibt am Donnerstag zwar trotz des Feiertags geöffnet. Erfahrungsgemäß ist der Handel an solchen Tagen aber sehr dünn.
<!--nodist-->Lesen Sie weiter auf Seite 2: SAP legt gegen den Trend zu
<!--/nodist-->Bereits am Dienstag waren die Börsen weltweit unter Druck gekommen. Auslöser dafür waren Äußerungen von US-Chefnotenbanker Ben Bernanke, die Hoffnungen auf eine baldige Lockerung der Geldpolitik zunichte machten. Bei der am frühen Mittwochnachmittag anstehenden Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) rechnen die Marktteilnehmer nicht mit einer Überrasachung, sondern mit einem Zinsschritt um 25 Basispunkte auf dann vier Prozent. Mit Spannung erwarten sie allerdings die anschließende Pressekonferenz mit EZB-Chef Jean-Claude Trichet. „In dieser nervösen Phase des Marktes hängen alle wie gebannt an seinen Lippen“, sagte ein Händler.
Gegen den Sog nach unten stemmte sich im Dax die Aktie des Softwarekonzerns SAP, die knapp ein Prozent zulegte. Händler sagten, das Papier habe im Vergleich zu allen anderen 29 Werten im Dax noch kräftig Nachholbedarf in diesem Jahr.
An der Spitze der langen Verliererliste standen Tui mit einem Abschlag von 2,5 Prozent, ohne dass eine Begründung für das Minus ersichtlich wurde. Abwärts ging es auch für Papiere der Deutschen Börse und MAN. Linde notierten ex Dividende und verloren optisch 1,9 Prozent.
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<!--/nodist-->Unter Druck kam auch die Aktie der Deutschen Bank, die sich um 2,2 Prozent verbilligte. „Wir haben ein Gerücht gehört, dass es einen Verlust beim Eigenhandel gegeben hat“, sagte ein Händler. Ein weiterer Börsianer sagte, dieser Verlust sei wohl im Derivategeschäft aufgetreten. Die Deutsche Bank lehnte zunächst einen Kommentar ab.
Auch in der zweiten Reihe, in MDax, TecDax und SDax, wurden die Verliererlisten im Handelsverlauf immer länger. „Es gibt eigentlich kaum Nachrichten. Es wird verkauft, was das Zeug hält“, sagte ein Händler.
Einer der wenigen Lichtblicke war im TecDax die Aktie von Singulus, die knapp 2,8 Prozent anzog. Der Hersteller von CD- und DVD-Produktionsanlagen hat einen Großauftrag aus den USA an Land gezogen.
Am Dienstag war das Börsenbarometer, das Ende vergangener Woche erstmals seit sieben Jahren die Marke von 8 000 Punkten geknackt hatte, bis auf knapp 7 919,83 Zähler abgerutscht. Auslöser für die Verluste an den Aktienbörsen weltweit waren Äußerungen von US-Chefnotenbanker Ben Bernanke, die Hoffnungen auf eine Lockerung der Geldpolitik in den Vereinigten Staaten zerstreuten. Auch an der Wall Street purzelten daraufhin die Kurse. An der Börse Tokio waren am Morgen allerdings kaum noch Verluste zu beklagen.
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