ftd.de, Fr, 3.8.2001, 8:04, aktualisiert: Fr, 3.8.2001, 15:46, nächste Aktualisierung: Fr, 3.8.2001, 18:00
Dax am Nachmittag: Metro legt kräftig zu
Von Thorsten Kramer und Kai Beller, Hamburg
Die deutschen Aktien haben am Freitag bis zum Nachmittag in die Gewinnzone gedreht. Positive Signale gingen von den US-Arbeitsmarktdaten aus.
Der Dax verbuchte am Nachmittag beim Stand von 5804 Punkten ein Plus von 0,46 Prozent. Die 70 MDax-Titel verloren 0,01 Prozent auf 4709 Zähler.
Insgesamt sei die Stimmung verhalten, sagte ein Händler. Daran änderten auch nichts die mit Spannung erwarteten Arbeitsmarktdaten aus den USA. Den Angaben zufolge ist die Arbeitslosenquote unverändert bei 4,5 Prozent geblieben. Experten hatten zuvor mit einem Anstieg gerechnet worden. Andere Börsianer nannten als Grund für die ruhige Stimmung, dass in jüngster Zeit größere Investoren anfingen, vor der Neugewichtung des MSCI-Indexes ab November ihre Positionen in Deutschland zu reduzieren.
Siemens streicht weitere Stellen
Die größten Verluste verbuchten Infineon (minus 3,54 Prozent auf 28,65 Euro). "Das sind ganz klar Gewinnmitnahmen, die sind ja total überkauft", sagte Frank Albrecht, Händler bei M.M. Warburg in Hamburg. In den USA hatte Intel am Tag zuvor kräftig zugelegt, nachdem Konzern-Chef Craig Berrett auf einer Pressekonferenz in Malaysia eine Erholung des PC-Marktes im dritten und vierten Quartal prognostiziert hatte. Marktbeobachter hatten deshalb vor Börsenbeginn darauf gesetzt, dass dies auch Infineon beflügen könne.
Siemens wird mehr Stellen als bislang angekündigt streichen: Vor allem im Problembereich Netzwerke werden nach FTD-Informationen etwa 5000 Stellen gestrichen. Auch beim Informationstechnologie-Dienstleister Siemens Business Services (SBS) reicht der im Juli angekündigte Abbau von 2000 Stellen nach Informationen aus Unternehmenskreisen offenbar nicht aus. Die Siemens-Aktien konnten sich am Nachmittag ein wenig erholen und lagen nur noch mit 1,06 Prozent im Minus auf 64,71 Euro. SAP verbilligten sich um 2,02 Prozent auf 168,13 Euro.
BMW gefragt
DaimlerChrysler büßten 1,06 Prozent auf 54,27 Euro ein, obwohl der Automobilkonzern beim Absatz der Marke Mercedes-Benz nach eigenen Angaben eine neue Bestmarke aufgestellt hat. Weltweit sei der Absatz der Autos im Juli im Vergleich zum Vorjahresmonat um 13 Prozent gestiegen. Holger Kleinbrahm, Aktienhändler bei der Helaba, führte die Kursverluste auf mehrere Faktoren zurück. Zum einen liege noch die kritische Analyse der Investmentbank Merrill Lynch vom Montag im Markt. Die US-Analysten hatten DaimlerChrysler von "Neutral" auf "Reduzieren" zurückgestuft. Des Weiteren würden Anleger derzeit innerhalb des Autosektors eher VW oder BMW den Vorzug geben.
BMW (plus 1,34 Prozent auf 40,89 Euro) profitierten zudem von den guten Absatzzahlen in den USA, die am Mittwoch bekannt gegeben wurden. VW gaben 1,13 Prozent auf 52,70 Euro nach.
BASF fielen 0,30 Prozent auf 45,80 Euro. Ein Frankfurter Aktienhändler führte den Kursrückgang auf eine Analystenumfrage vom Freitag zurück, derzufolge der operative Gewinn des Konzerns um 5,3 Prozent zurückgehen wird. "Da wollen einige vor Bekanntgabe der Zahlen verkaufen, um nicht negativ überrascht zu werden", sagte der Händler. BASF legt in der kommenden Woche Halbjahreszahlen vor.
Die Commerzbank steht nach einem Zeitungsbericht vor der Übernahme der tschechischen Zivnostenska Banka, einer Tochtergesellschaft der Bankgesellschaft Berlin. Commerzbank rutschten notierten 1,32 Prozent leichter bei 26,20 Euro.
MLP und Metro freundlich
MLP (plus 2,98 Prozent auf 97,83 Euro) setzten den positiven Trend des Vortages fort. Metro legten 3,36 Prozent auf 46,10 Euro zu und standen damit an der Spitze der Kursliste. Preussag gewannen 0,55 Prozent auf 35,39 Euro, nachdem die Europäische Union die Akquisition aller Anteile der TUI Belgien genehmigt hat.
Eon legten um 0,65 Prozent auf 61,85 Euro zu. Die Gastöchter des Energie-Konzerns, Thüga und Contigas, wollen nach dem Abschluss einer Vereinbarung mit der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) ihre Fusion rasch umsetzen. Mit den Aktionärsschützern sei vereinbart worden, dass Anleger in einem schiedsgerichtlichen Verfahren die relevanten Bewertungen überprüfen lassen können, teilten die beiden Gesellschaften am Freitag in München mit. Dadurch sollen Anfechtungsklagen vermieden werden.
Auch RWE gewannen 0,73 Prozent auf 48,00 Euro. Die EU-Kommission hat das geplante Gemeinschaftsunternehmen der RWE mit dem Kärntner Energiekonzern Kelag gebilligt. Die Tochtergesellschaft des Energiekonzerns, RWE Plus, gab daraufhin bekannt, dass sie wie geplant 49 Prozent der Kärntner Energieholding Beteiligungs GmbH (KEH) erwerben werde. Es werde ein starker Energiekonzern mit einer klaren Wachstumsstrategie im österreichischen Markt und in Südosteuropa entstehen, sagte RWE-Plus-Vorstandsmitglied Klaus Bussfeld.
Euro fester
Der Euro hat im frühen New Yorker Handel am Freitag infolge der niedriger als erwartet ausgefallenen Arbeitslosenzahlen aus den USA rund einen viertel US-Cent eingebüßt. Direkt nach Bekanntgabe der Arbeitsmarktdaten sackte der Euro auf ein Tagestief von 0,8775 $ ab. "Es ist schwer, bei solchen Zahlen Dollar zu verkaufen", sagte Robert Blake, Volkswirt bei Royal Bank of Scotland Financial Markets. "Es zeigt, dass die US-Wirtschaft Anzeichen aufweist, dass es doch keine Abwärtsspirale gibt und sich vielleicht doch schon auf dem Weg der Erholung befindet."
(mit Agenturen)
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Dax am Nachmittag: Metro legt kräftig zu
Von Thorsten Kramer und Kai Beller, Hamburg
Die deutschen Aktien haben am Freitag bis zum Nachmittag in die Gewinnzone gedreht. Positive Signale gingen von den US-Arbeitsmarktdaten aus.
Der Dax verbuchte am Nachmittag beim Stand von 5804 Punkten ein Plus von 0,46 Prozent. Die 70 MDax-Titel verloren 0,01 Prozent auf 4709 Zähler.
Insgesamt sei die Stimmung verhalten, sagte ein Händler. Daran änderten auch nichts die mit Spannung erwarteten Arbeitsmarktdaten aus den USA. Den Angaben zufolge ist die Arbeitslosenquote unverändert bei 4,5 Prozent geblieben. Experten hatten zuvor mit einem Anstieg gerechnet worden. Andere Börsianer nannten als Grund für die ruhige Stimmung, dass in jüngster Zeit größere Investoren anfingen, vor der Neugewichtung des MSCI-Indexes ab November ihre Positionen in Deutschland zu reduzieren.
Siemens streicht weitere Stellen
Die größten Verluste verbuchten Infineon (minus 3,54 Prozent auf 28,65 Euro). "Das sind ganz klar Gewinnmitnahmen, die sind ja total überkauft", sagte Frank Albrecht, Händler bei M.M. Warburg in Hamburg. In den USA hatte Intel am Tag zuvor kräftig zugelegt, nachdem Konzern-Chef Craig Berrett auf einer Pressekonferenz in Malaysia eine Erholung des PC-Marktes im dritten und vierten Quartal prognostiziert hatte. Marktbeobachter hatten deshalb vor Börsenbeginn darauf gesetzt, dass dies auch Infineon beflügen könne.
Siemens wird mehr Stellen als bislang angekündigt streichen: Vor allem im Problembereich Netzwerke werden nach FTD-Informationen etwa 5000 Stellen gestrichen. Auch beim Informationstechnologie-Dienstleister Siemens Business Services (SBS) reicht der im Juli angekündigte Abbau von 2000 Stellen nach Informationen aus Unternehmenskreisen offenbar nicht aus. Die Siemens-Aktien konnten sich am Nachmittag ein wenig erholen und lagen nur noch mit 1,06 Prozent im Minus auf 64,71 Euro. SAP verbilligten sich um 2,02 Prozent auf 168,13 Euro.
BMW gefragt
DaimlerChrysler büßten 1,06 Prozent auf 54,27 Euro ein, obwohl der Automobilkonzern beim Absatz der Marke Mercedes-Benz nach eigenen Angaben eine neue Bestmarke aufgestellt hat. Weltweit sei der Absatz der Autos im Juli im Vergleich zum Vorjahresmonat um 13 Prozent gestiegen. Holger Kleinbrahm, Aktienhändler bei der Helaba, führte die Kursverluste auf mehrere Faktoren zurück. Zum einen liege noch die kritische Analyse der Investmentbank Merrill Lynch vom Montag im Markt. Die US-Analysten hatten DaimlerChrysler von "Neutral" auf "Reduzieren" zurückgestuft. Des Weiteren würden Anleger derzeit innerhalb des Autosektors eher VW oder BMW den Vorzug geben.
BMW (plus 1,34 Prozent auf 40,89 Euro) profitierten zudem von den guten Absatzzahlen in den USA, die am Mittwoch bekannt gegeben wurden. VW gaben 1,13 Prozent auf 52,70 Euro nach.
BASF fielen 0,30 Prozent auf 45,80 Euro. Ein Frankfurter Aktienhändler führte den Kursrückgang auf eine Analystenumfrage vom Freitag zurück, derzufolge der operative Gewinn des Konzerns um 5,3 Prozent zurückgehen wird. "Da wollen einige vor Bekanntgabe der Zahlen verkaufen, um nicht negativ überrascht zu werden", sagte der Händler. BASF legt in der kommenden Woche Halbjahreszahlen vor.
Die Commerzbank steht nach einem Zeitungsbericht vor der Übernahme der tschechischen Zivnostenska Banka, einer Tochtergesellschaft der Bankgesellschaft Berlin. Commerzbank rutschten notierten 1,32 Prozent leichter bei 26,20 Euro.
MLP und Metro freundlich
MLP (plus 2,98 Prozent auf 97,83 Euro) setzten den positiven Trend des Vortages fort. Metro legten 3,36 Prozent auf 46,10 Euro zu und standen damit an der Spitze der Kursliste. Preussag gewannen 0,55 Prozent auf 35,39 Euro, nachdem die Europäische Union die Akquisition aller Anteile der TUI Belgien genehmigt hat.
Eon legten um 0,65 Prozent auf 61,85 Euro zu. Die Gastöchter des Energie-Konzerns, Thüga und Contigas, wollen nach dem Abschluss einer Vereinbarung mit der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) ihre Fusion rasch umsetzen. Mit den Aktionärsschützern sei vereinbart worden, dass Anleger in einem schiedsgerichtlichen Verfahren die relevanten Bewertungen überprüfen lassen können, teilten die beiden Gesellschaften am Freitag in München mit. Dadurch sollen Anfechtungsklagen vermieden werden.
Auch RWE gewannen 0,73 Prozent auf 48,00 Euro. Die EU-Kommission hat das geplante Gemeinschaftsunternehmen der RWE mit dem Kärntner Energiekonzern Kelag gebilligt. Die Tochtergesellschaft des Energiekonzerns, RWE Plus, gab daraufhin bekannt, dass sie wie geplant 49 Prozent der Kärntner Energieholding Beteiligungs GmbH (KEH) erwerben werde. Es werde ein starker Energiekonzern mit einer klaren Wachstumsstrategie im österreichischen Markt und in Südosteuropa entstehen, sagte RWE-Plus-Vorstandsmitglied Klaus Bussfeld.
Euro fester
Der Euro hat im frühen New Yorker Handel am Freitag infolge der niedriger als erwartet ausgefallenen Arbeitslosenzahlen aus den USA rund einen viertel US-Cent eingebüßt. Direkt nach Bekanntgabe der Arbeitsmarktdaten sackte der Euro auf ein Tagestief von 0,8775 $ ab. "Es ist schwer, bei solchen Zahlen Dollar zu verkaufen", sagte Robert Blake, Volkswirt bei Royal Bank of Scotland Financial Markets. "Es zeigt, dass die US-Wirtschaft Anzeichen aufweist, dass es doch keine Abwärtsspirale gibt und sich vielleicht doch schon auf dem Weg der Erholung befindet."
(mit Agenturen)
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