FTD: Ermittler bei Liechtenstein-Prinz
20.02.2009 - 15:17
Die Staatsanwaltschaft Bochum ermittelt gegen ein Mitglied der liechtensteinischen Fürstenfamilie. Nach Informationen der FTD wirft die Behörde Prinz Max von und zu Liechtenstein vor, Steuern hinterzogen zu haben - in Deutschland.
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Der zweitgeborene Sohn von Fürst Hans-Adam II. lebt mit seiner Familie in München. Ein Sprecher von Prinz Max von und zu Liechtenstein bestätigte der FTD am Donnerstag einen Fall. In einer schriftlichen Stellungnahme teilte der Prinz mit: "Der Sachverhalt wird derzeit in Kooperation mit den Steuerbehörden geklärt. Sollte sich herausstellen, dass ich dem deutschen Staat Steuern schulde, werde ich entsprechenden Forderungen umgehend nachkommen."
Prinz Max ist der zweite Prominente, gegen den im Liechtensteiner Steuerskandal ermittelt wird. Der ehemalige Post-Chef Klaus Zumwinkel ist inzwischen verurteilt. Wie Zumwinkel tauchte Prinz Max auf einer Liste mit rund 800 Namen auf, die ein ehemaliger Mitarbeiter der Liechtensteiner LGT Bank für 4,3 Mio. Euro an den Bundesnachrichtendienst verkauft hatte. Der 39-jährige Fürstensohn selbst ist seit 2006 Chef der LGT Group.
Das Steuerverfahren gegen Prinz Max ist politisch brisant: Erst vergangenes Wochenende hatte Fürst Hans-Adam II. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) wegen des Datenkaufs erneut scharf attackiert. Der Minister verstoße gegen Grundprinzipien des Rechtsstaats und gegen internationale Verträge, sagte der Fürst in einem Interview. Auch Erbprinz Alois, der ältere Bruder von Max, griff in der Vergangenheit zu drastischen Worten. Im Februar vergangenen Jahres warf er Berlin "Hehlerei im großen Stil" vor. Prinz Max hielt sich stets bedeckt.
Steinbrück hatte zuvor mehrfach Liechtenstein für die Erlaubnis von Stiftungskonstruktionen kritisiert. Das Geld für den Kauf der CD mit Daten von LGT-Kunden im Jahr 2007 war aus dem Etat des Bundesfinanzministeriums bezahlt worden.
Unmittelbar nach der erneuten verbalen Attacke des liechtensteinischen Fürsten wurde jetzt bekannt, dass Prinz Max bereits Anfang Dezember vergangenen Jahres in München von Ermittlern aufgesucht wurde. Auch das Auswärtige Amt hatte seine schützende Hand nicht über den Angehörigen eines ausländischen Fürstenhauses gehalten. Ein Sprecher bestätigte gegenüber der FTD, dass das Ministerium Mitte November auf offizielle Anfrage der Steuerfahnder überprüft habe, ob Prinz Max diplomatischer Immunität unterliege. Der Prinz sei nicht im Besitz eines Diplomatenausweises, unterstehe also voll der deutschen Gerichtsbarkeit, sagte der Sprecher.
Dem Prinzen wird vorgeworfen, Geld, das ihm aus einer Familienstiftung zugeflossen ist, nicht versteuert zu haben. Bei der Auszahlung aus einer Stiftung fällt in Deutschland Schenkungsteuer an, die der Beschenkte leisten muss. Wie hoch die mutmaßlich unterschlagene Summe ist, ist nicht bekannt - sie soll aber nicht unerheblich sein.
"Ich habe meinen Wohnsitz bewusst in Deutschland gewählt und bezahle hier Steuern in bedeutendem Ausmaß", teilte Prinz Max der FTD mit. "Meine Steuerpflichten nicht zu erfüllen war nie meine Absicht." Der Prinz war vor einigen Jahren nach München gezogen, wo er seit 2003 das Deutschlandbüro von JP Morgan Partners leitete.
Ein Sprecher der Bochumer Staatsanwaltschaft wollte den Stand der Ermittlungen nicht kommentieren. Zu Einzelpersonen in Steuerstrafsachen würden vor der Eröffnung einer Hauptverhandlung grundsätzlich keine Angaben gemacht.
Erst vor wenigen Tagen hatte Prinz Max in einem Zeitungsinterview gesagt: "Banken können nicht die Steuerehrlichkeit ihrer Kunden garantieren, weder in Liechtenstein noch sonst wo."
Stellungnahme zu den Spekulationen zur Steuerpflicht von Prinz Max von und zu Liechtenstein in DeutschlandVaduz, 19. Februar 2009Im Jahr 1993 hat die Fürst von Liechtenstein Stiftung eine Familienstiftung errichtet, als deren Begünstigte die Nachfahren des regierenden Fürsten bzw. deren Familienmitglieder definiert wurden. Konkrete Ausschüttungen an einzelne Personen aus dem Begünstigtenkreis lagen im Ermessen des Stiftungsrates. Dieser teilte in der Folge Prinz Max von und zu Liechtenstein, der nie dem Stiftungsrat angehörte, mehrere Ausschüttungen zu. Prinz Max ist seit 2006 CEO der LGT Group.Prinz Max hatte von Januar 1999 bis Januar 2000 und hat wieder seit September 2001 seinen Wohnsitz in Deutschland. In diesen Perioden erfolgten keine Ausschüttungen der Stiftung an ihn und seine unmittelbare Familie. Im September 2001 wurde Prinz Max aus der Stiftung ein Kredit gewährt, der nicht steuerpflichtig war.Die deutsche Steuerbehörde stellt sich nun auf den Standpunkt, dass das gesamte Stiftungsvermögen Prinz Max zugeordnet werden müsse, da er den grössten Teil der Ausschüttungen erhalten hat Diese Interpretation würde bedeuten, dass Prinz Max für die Perioden, in denen er seinen Wohnsitz in Deutschland hatte, auf die Anlageerträge des Stiftungskapitals eine Steuer nachzuzahlen hätte.Die Anwälte von Prinz Max bestreiten diese Interpretation. Denn das Stiftungskapital entstammte nicht seinem Vermögen, sondern demjenigen der Fürstlichen Familie und wurde zum Zeitpunkt der Auflösung der Stiftung im Jahr 2003 an diese zurückbezahlt. Im Rahmen eines Treffens zwischen Prinz Max und Vertretern der deutschen Steuerbehörde im Dezember 2008 war vereinbart worden, dass seine Anwälte die nötigen Abklärungen treffen und die entsprechenden Informationen beibringen, damit der Sachverhalt abschliessend geklärt werden kann. Prinz Max hat jederzeit mit den Steuerbehörden kooperiert, und die Arbeiten stehen kurz vor dem Abschluss.Prinz Max von und zu Liechtenstein: "Ich habe meine Steuerpflicht in Deutschland stets nach bestem Wissen und Gewissen erfüllt. Falls sich entgegen meiner bisherigen Überzeugung herausstellen sollte, dass ich dem deutschen Staat Steuern schulde, werde ich allen Verpflichtungen umgehend nachkommen. Ich habe meinen Wohnsitz bewusst in Deutschland gewählt und bezahle hier Steuern in beträchtlichem Ausmaß. Meine Steuerverpflichtungen nicht zu erfüllen, war ganz sicher nie meine Absicht."
Autor/Autoren: Jens Brambusch (Hamburg)
(c) FTD
20.02.2009 - 15:17
Die Staatsanwaltschaft Bochum ermittelt gegen ein Mitglied der liechtensteinischen Fürstenfamilie. Nach Informationen der FTD wirft die Behörde Prinz Max von und zu Liechtenstein vor, Steuern hinterzogen zu haben - in Deutschland.
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Der zweitgeborene Sohn von Fürst Hans-Adam II. lebt mit seiner Familie in München. Ein Sprecher von Prinz Max von und zu Liechtenstein bestätigte der FTD am Donnerstag einen Fall. In einer schriftlichen Stellungnahme teilte der Prinz mit: "Der Sachverhalt wird derzeit in Kooperation mit den Steuerbehörden geklärt. Sollte sich herausstellen, dass ich dem deutschen Staat Steuern schulde, werde ich entsprechenden Forderungen umgehend nachkommen."
Prinz Max ist der zweite Prominente, gegen den im Liechtensteiner Steuerskandal ermittelt wird. Der ehemalige Post-Chef Klaus Zumwinkel ist inzwischen verurteilt. Wie Zumwinkel tauchte Prinz Max auf einer Liste mit rund 800 Namen auf, die ein ehemaliger Mitarbeiter der Liechtensteiner LGT Bank für 4,3 Mio. Euro an den Bundesnachrichtendienst verkauft hatte. Der 39-jährige Fürstensohn selbst ist seit 2006 Chef der LGT Group.
Das Steuerverfahren gegen Prinz Max ist politisch brisant: Erst vergangenes Wochenende hatte Fürst Hans-Adam II. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) wegen des Datenkaufs erneut scharf attackiert. Der Minister verstoße gegen Grundprinzipien des Rechtsstaats und gegen internationale Verträge, sagte der Fürst in einem Interview. Auch Erbprinz Alois, der ältere Bruder von Max, griff in der Vergangenheit zu drastischen Worten. Im Februar vergangenen Jahres warf er Berlin "Hehlerei im großen Stil" vor. Prinz Max hielt sich stets bedeckt.
Steinbrück hatte zuvor mehrfach Liechtenstein für die Erlaubnis von Stiftungskonstruktionen kritisiert. Das Geld für den Kauf der CD mit Daten von LGT-Kunden im Jahr 2007 war aus dem Etat des Bundesfinanzministeriums bezahlt worden.
Unmittelbar nach der erneuten verbalen Attacke des liechtensteinischen Fürsten wurde jetzt bekannt, dass Prinz Max bereits Anfang Dezember vergangenen Jahres in München von Ermittlern aufgesucht wurde. Auch das Auswärtige Amt hatte seine schützende Hand nicht über den Angehörigen eines ausländischen Fürstenhauses gehalten. Ein Sprecher bestätigte gegenüber der FTD, dass das Ministerium Mitte November auf offizielle Anfrage der Steuerfahnder überprüft habe, ob Prinz Max diplomatischer Immunität unterliege. Der Prinz sei nicht im Besitz eines Diplomatenausweises, unterstehe also voll der deutschen Gerichtsbarkeit, sagte der Sprecher.
Dem Prinzen wird vorgeworfen, Geld, das ihm aus einer Familienstiftung zugeflossen ist, nicht versteuert zu haben. Bei der Auszahlung aus einer Stiftung fällt in Deutschland Schenkungsteuer an, die der Beschenkte leisten muss. Wie hoch die mutmaßlich unterschlagene Summe ist, ist nicht bekannt - sie soll aber nicht unerheblich sein.
"Ich habe meinen Wohnsitz bewusst in Deutschland gewählt und bezahle hier Steuern in bedeutendem Ausmaß", teilte Prinz Max der FTD mit. "Meine Steuerpflichten nicht zu erfüllen war nie meine Absicht." Der Prinz war vor einigen Jahren nach München gezogen, wo er seit 2003 das Deutschlandbüro von JP Morgan Partners leitete.
Ein Sprecher der Bochumer Staatsanwaltschaft wollte den Stand der Ermittlungen nicht kommentieren. Zu Einzelpersonen in Steuerstrafsachen würden vor der Eröffnung einer Hauptverhandlung grundsätzlich keine Angaben gemacht.
Erst vor wenigen Tagen hatte Prinz Max in einem Zeitungsinterview gesagt: "Banken können nicht die Steuerehrlichkeit ihrer Kunden garantieren, weder in Liechtenstein noch sonst wo."
Stellungnahme zu den Spekulationen zur Steuerpflicht von Prinz Max von und zu Liechtenstein in DeutschlandVaduz, 19. Februar 2009Im Jahr 1993 hat die Fürst von Liechtenstein Stiftung eine Familienstiftung errichtet, als deren Begünstigte die Nachfahren des regierenden Fürsten bzw. deren Familienmitglieder definiert wurden. Konkrete Ausschüttungen an einzelne Personen aus dem Begünstigtenkreis lagen im Ermessen des Stiftungsrates. Dieser teilte in der Folge Prinz Max von und zu Liechtenstein, der nie dem Stiftungsrat angehörte, mehrere Ausschüttungen zu. Prinz Max ist seit 2006 CEO der LGT Group.Prinz Max hatte von Januar 1999 bis Januar 2000 und hat wieder seit September 2001 seinen Wohnsitz in Deutschland. In diesen Perioden erfolgten keine Ausschüttungen der Stiftung an ihn und seine unmittelbare Familie. Im September 2001 wurde Prinz Max aus der Stiftung ein Kredit gewährt, der nicht steuerpflichtig war.Die deutsche Steuerbehörde stellt sich nun auf den Standpunkt, dass das gesamte Stiftungsvermögen Prinz Max zugeordnet werden müsse, da er den grössten Teil der Ausschüttungen erhalten hat Diese Interpretation würde bedeuten, dass Prinz Max für die Perioden, in denen er seinen Wohnsitz in Deutschland hatte, auf die Anlageerträge des Stiftungskapitals eine Steuer nachzuzahlen hätte.Die Anwälte von Prinz Max bestreiten diese Interpretation. Denn das Stiftungskapital entstammte nicht seinem Vermögen, sondern demjenigen der Fürstlichen Familie und wurde zum Zeitpunkt der Auflösung der Stiftung im Jahr 2003 an diese zurückbezahlt. Im Rahmen eines Treffens zwischen Prinz Max und Vertretern der deutschen Steuerbehörde im Dezember 2008 war vereinbart worden, dass seine Anwälte die nötigen Abklärungen treffen und die entsprechenden Informationen beibringen, damit der Sachverhalt abschliessend geklärt werden kann. Prinz Max hat jederzeit mit den Steuerbehörden kooperiert, und die Arbeiten stehen kurz vor dem Abschluss.Prinz Max von und zu Liechtenstein: "Ich habe meine Steuerpflicht in Deutschland stets nach bestem Wissen und Gewissen erfüllt. Falls sich entgegen meiner bisherigen Überzeugung herausstellen sollte, dass ich dem deutschen Staat Steuern schulde, werde ich allen Verpflichtungen umgehend nachkommen. Ich habe meinen Wohnsitz bewusst in Deutschland gewählt und bezahle hier Steuern in beträchtlichem Ausmaß. Meine Steuerverpflichtungen nicht zu erfüllen, war ganz sicher nie meine Absicht."
Autor/Autoren: Jens Brambusch (Hamburg)
(c) FTD