Das war das Börsenjahr 2001 Teil II

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Das war das Börsenjahr 2001 Teil II

 
23.12.01 23:27
Terroranschläge und andere Dramen

Das dritte Quartal ist überschattet von den Terroranschlägen in den Vereinigten Staaten am 11. September. Mehrere tausend Menschen verlieren beim Einsturz des World Trade Centers ihr Leben, die brutalen Anschläge schockieren die Menschen weltweit.

Die Attentäter treffen auch das Finanzzentrum der USA empfindlich (Amerika versinkt im Chaos). An der Wall Street wird der Börsenhandel für vier Tage eingestellt, an den anderen Börsen rauschen die Kurse in die Tiefe. Auch amerikanische Aktien rutschen nach Wiederaufnahme des Handels zunächst ab. Befürchtungen, die sowieso schon geschwächte US-Wirtschaft werde in eine tiefe und langanhaltende Rezession abdriften, bestimmen die Kursentwicklung. Die Indizes erreichen nach Panikverkäufen am 21. September Jahrestiefstände (Panikverkäufe an der Börse): Dow Jones bei 8.060, Nasdaq 1.387, DAX 3.500 und Nemax 50 bei 645 Punkten.

Dabei weisen renommierte Ökonomen darauf hin, dass die Auswirkungen der Attentate auf die Konjunktur begrenzt bleiben werden ("Wahrscheinlichkeit liegt bei null Komma null"). Wie es heute aussieht, haben sie Recht behalten. Zwar gibt es kurzfristig quer durch alle Branchen Belastungen für die Unternehmen, mittelfristig haben aber nur wenige Firmen - vor allem in der Touristik- und Flugzeugbranche - an den Folgen des 11. September zu knabbern.

Auch wenn der 11. September alle anderen Ereignisse des Quartals überschattet, ist die Entwicklung an den Finanzmärkten schon seit Ende August dramatisch. Die Hinweise auf eine schwere Rezession in Nordamerika mit entsprechenden Auswirkungen auf die Weltwirtschaft werden immer zahlreicher. Die Flaute bekommt nach der New auch die Old Economy zu spüren.

Massenentlassungen, Warnungen und Skandale

Massenentlassungen und Gewinnwarnungen bei Großkonzernen lösen einen Kursrutsch in Dow Jones, DAX und Euro Stoxx aus. Bei den Standardwerten - die sich bis in den Sommer hinein gut gehalten hatten - brechen alle Dämme (Der bittere Absturz der Blue Chips).  In Deutschland trifft es zuerst die Deutsche Telekom [ Kurs/Chart ] (Deutsche Telekom - kommt das Schlimmste noch?) ganz hart. Die Paketverkäufe der T-Aktie durch VoiceStream-Alteigner und eine schlechte Presse drücken den Kurs der Volksaktie sogar bis unter das Ausgabeniveau der ersten Tranche.

Der Lipobay-Skandal macht der Aktie von Bayer [ Kurs/Chart ] zu schaffen (Bayer - jetzt kommt es knüppeldick). Der Wettbewerber BASF [ Kurs/Chart ] sackt wegen eingetrübter Konjunkturaussichten ab. Die Aktie von SAP [ Kurs/Chart ] leidet unter der verlustträchtigen Beteiligung an Commerce One [Nasdaq: CMRC Kurs/Chart ] (SAP - Commerce One kostet Millionen....). Die Hiobsbotschaften treffen viele Marktteilnehmer unvorbereitet, wie Analysen der Stimmung unter den Investoren aufzeigen. Die Mehrheit der Anleger hält zu diesem Zeitpunkt an ihren Positionen in der Hoffnung auf eine Wende fest ("Noch keine Trendwende in Sicht").

Einen Kurssturz hätte es angesichts der Kombination aus schlechten Nachrichten und guter Stimmung auch ohne die Attentate gegeben. Der September-Crash an den Weltbörsen wäre den Anlegern aber wahrscheinlich erspart geblieben. In jedem Fall ist die Entwicklung von Juli bis Ende September typisch für das Auslaufen einer Baisse: Mit dem abrupten Ende der guten Stimmung und dem panikartigen Verkauf von Positionen hört der Kursrutsch auf.  Ab dem 21. September beginnt - noch begleitet von vielen kritischen Stimmen - eine beeindruckende Kursrallye.

Erste Anzeichen für Erholung


Die Terroranschläge vom 11. September bestimmen das Weltgeschehen auch im vierten Quartal. Am 7. Oktober beginnen die USA mit den Vergeltungsschlägen gegen Afghanistan. Nach wenigen Wochen gibt das Taliban-Regime auf. Die Suche nach Osama bin Laden, dem Hauptverdächtigen der Terrorattentate vom 11. September, geht weiter.

Die Militäroperation hat keine negativen Auswirkungen auf die Börsen, es geht weiter aufwärts. Erste Anzeichen auf eine baldige Konjunkturerholung in den USA geben den Börsianern Hoffnung. Problemlos nimmt der DAX die psychologisch wichtige Marke von 5.000 Punkten. Nemax All Share und Nemax 50 notieren endlich wieder im vierstelligen Bereich. Dow Jones und Nasdaq klettern über 10.000 bzw. 2.000 Zähler. Großen Anteil an der Rallye hat Alan Greenspan: Der Chef der US-Notenbank hat in diesem Jahr elf Mal an der Zinsschraube gedreht und die Märkte mit Kapital versorgt.

Der Konjunktur aber geht es nach wie vor schlecht: Experten sprechen von einer weltweiten Rezession und die Serie der Gewinn- und Umsatzwarnungen setzt sich fort. Als Begründung nennen die meisten Unternehmen die Auswirkungen der Terroranschläge. Luftfahrt und Touristik leiden am meisten, aber auch die IT-Branche ist schwer angeschlagen. Mit SAP erwischt es quasi die letzte Bastion. Die Softwareschmiede aus Walldorf liefert schwache Zahlen für das dritte Quartal und senkt ihre Prognose für das vierte Quartal und das Gesamtjahr.

Hoffnung auf ein gutes Jahr 2002
Um massiv Kosten zu sparen, setzen viele Unternehmen das Fusionskarussell in Gang. Für eine Riesenüberraschung sorgt Hewlett-Packard: Der PC-Riese will sich mit dem Konkurrenten Compaq zusammenschließen. Die Pläne werden voraussichtlich am Widerstand der Großaktionäre von HP scheitern. Auch bei den Biotechs hat man genug von der Einsamkeit. Der Höhepunkt einer ganzen Reihe von Fusionen: Amgen kauft Immunex für 16 Milliarden Dollar.

Auch am Neuen Markt gibt es Zusammenschlüsse: Kontron [ Kurs/Chart ] und Jumptec [ Kurs/Chart ], Tomorrow Internet [ Kurs/Chart ] und Focus Digital [ Kurs/Chart ]. Unterdessen läuft die Operation "Sanierung der deutschen Wachstumsbörse". Seit dem 1. Oktober gelten strenge Regeln für den Neuen Markt, die das Image von der "Zockerbude" aufpolieren sollen. Die Technologiebörse bleibt aber in den Negativschlagzeilen. Immer mehr Firmen stehen vor dem Ruin. Mit Kinowelt und Brokat erwischt es nun auch zwei der "Großen". In den USA gibt es mit dem Aus des Energieunternehmens Enron die größte Pleite in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Insgesamt gab es in den USA im Jahr 2001 exakt 231 Pleiten börsennotierter Unternehmen - Rekord.

Meldungen wie diese werden von den Börsianern über längere Zeit locker weggesteckt. Mut macht den Anlegern der positive Ausblick vieler Unternehmen. Zudem überraschen einige Firmen - darunter adidas-Salomon [ Kurs/Chart ], Deutsche Bank [ Kurs/Chart ] und Aixtron [ Kurs/Chart ] - mit besser als erwarteten Zahlen.

Mittlerweile hat sich allerdings wieder Ernüchterung breitgemacht. Die Rallye hat ein Ende gefunden und Nasdaq, Dow Jones und DAX sind wieder unter psychologisch wichtige Marken gefallen. Die Hoffnung der Börsianer auf ein gutes Jahr 2002 bleibt trotzdem. Für die meisten Experten steht fest, dass die Konjunktur im nächsten Jahr wieder anzieht – nur über das Ausmaß und den genauen Zeitpunkt ist man sich noch nicht einig.

© 21.12.2001 www.stock-world.de




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