Interview
„Das Rückschlagpotenzial ist immer noch sehr hoch“
22. Juni 2001 Europäische Technologiewerte sind nach wie vor zu teuer, glaubt John Bennett, Investmentdirektor bei der Fondsgesellschaft Global Asset Management und Fondsmanager des GAM Star Europe. Der Aktienexperte hält maximal eine kurzfristige Erholung für möglich, die allerdings nicht nachhaltig ausfallen dürfte. FAZ.NET sprach mit Bennett über seine Erwartungen an die Märkte und über Aktien, mit denen sich trotzdem Geld verdienen lässt.
Herr Bennett, Sie gehören nicht gerade zu den Optimisten, was die weitere Entwicklung der Aktienmärkte in Europa und weltweit angeht. Warum?
Ganz einfach, es wird noch zu weiteren Gewinnwarnungen kommen, BASF hat es gerade wieder gezeigt. Die Gewinne der Unternehmen werden auch künftig noch weiter nach unten gehen, das kann nicht ohne Auswirkungen an der Börse bleiben.
Viele Marktteilnehmer sehen aber jetzt schon wieder bessere Zeiten auf die Aktienmärkte zukommen, speziell in der zweiten Jahreshälfte. Ist das nur ein Gesundbeten der Kurse?
Ich glaube, dass das zum Teil schon eine Rolle spielt. Denn früher oder später werden sich die Leute über die Gewinnentwicklung in 2002 unterhalten müssen. Und auch da sieht es ja noch lange nicht so aus, dass die Unternehmen in eine wirklich rosige Zukunft blicken. Ich gehe zwar auch davon aus, dass die Gewinne dann wieder etwas besser aussehen werden, aber das reicht noch lange nicht, um einen ausgeprägten Bullenmarkt hervorzurufen.
Wie sieht denn ihre Prognose für den weiteren Verlauf an den Aktienmärkten aus?
Unterstützt von weiteren Zinssenkungen wird es sicher immer wieder einmal zu einer Rally kommen, aber wir werden noch auf längere Sicht in einem Bärenmarkt bleiben. Am Jahresende dürften die Indices kaum höher stehen als jetzt.
Und in der Zwischenzeit?
Da kann es sicher zu stärkeren Kursrückgängen kommen. Die amerikanische Nasdaq könnte durchaus noch einmal die alten Tiefststände testen, das Rückschlagpotenzial liegt aus meiner Sicht bei 20 Prozent. Noch schlimmer sieht es am Neuen Markt aus, der aus meiner Sicht noch einmal um 30 Prozent korrigieren könnte.
Und die großen, marktbreiten Indices?
Da dürfte auch noch nicht alles ausgestanden sein. Sowohl beim Dow Jones wie auch beim Dax zwischenzeitlich kann es noch einmal um zehn Prozent nach unten gehen.
Was halten Sie denn für eine angemessene Strategie in einem solchen Umfeld?
Das ist zur Zeit ausschließlich eine Sache des Stock Pickings, also der gezielten Auswahl von Einzelwerten. Wer ausschließlich auf die Indices setzt in der Hoffnung, die werden schon irgendwann wieder steigen, wird glaube ich Schiffbruch erleiden.
Und wo machen Sie dann Aktien aus, die ein Investment lohnen?
Das sind für mich eher solche Werte, die bisher nicht so sehr im Rampenlicht standen. Beispielsweise aus Sektoren wie dem Maschinenbau oder der Bauindustrie. Senior in Großbritannien ist ein solcher Wert. Das Unternehmen baut Teile für die Automobil- und die Luftfahrtindustrie und hat es in den vergangenen Jahren sehr gut verstanden, seine Kosten in den Griff zu bekommen. Wir haben die Aktie bei 49 Pence gekauft, heute notiert das Unternehmen bereits bei 65 Pence und unser Kursziel auf Sicht von 18 Monaten liegt bei 85 Pence.
Ein weiterer Favorit ist für uns der britische Nahrungsmittel-Einzelhändler Summerfield. Auch so eine Restrukturierungsgeschichte. Wir haben die Aktie bei 90 Pence gekauft. Heute notiert der Wert bei 1,35 Pfund, unser Kursziel auf Sicht von sechs Monaten liegt bei 1,80 Pfund.
Demnach setzen Sie vor allem auf das Thema Restrukturierung?
Nicht nur, nehmen Sie beispielsweise die deutsche Beru. Für mich eine Art Wachstumswert in der Verkleidung einer Value-Aktie. Was mich bei diesem Unternehmen überzeugt, ist das vorsichtig agierende Management. Das Unternehmen hat es verstanden, trotz seines hohen Cash-Flows der Versuchung zu widerstehen, zu früh durch Zukäufe zu expandieren. Denen waren einfach die Preise interessanter Kandidaten zu hoch. Vor einigen Tagen nun haben sie sich mit 75 Prozent am ungarischen Elektronikteile-Hersteller Remix beteiligt. Sicher nicht zuletzt, um darüber günstige Kapazitäten im Hinblick auf die niedrigeren Lohn- und Produktionskosten in Ungarn einzukaufen. Zur Zeit notiert der Wert bei 44 Euro, unser längerfristiges Kursziel liegt bei 75 Euro.
Das Gespräch führte Hans Heuser.
„Das Rückschlagpotenzial ist immer noch sehr hoch“
22. Juni 2001 Europäische Technologiewerte sind nach wie vor zu teuer, glaubt John Bennett, Investmentdirektor bei der Fondsgesellschaft Global Asset Management und Fondsmanager des GAM Star Europe. Der Aktienexperte hält maximal eine kurzfristige Erholung für möglich, die allerdings nicht nachhaltig ausfallen dürfte. FAZ.NET sprach mit Bennett über seine Erwartungen an die Märkte und über Aktien, mit denen sich trotzdem Geld verdienen lässt.
Herr Bennett, Sie gehören nicht gerade zu den Optimisten, was die weitere Entwicklung der Aktienmärkte in Europa und weltweit angeht. Warum?
Ganz einfach, es wird noch zu weiteren Gewinnwarnungen kommen, BASF hat es gerade wieder gezeigt. Die Gewinne der Unternehmen werden auch künftig noch weiter nach unten gehen, das kann nicht ohne Auswirkungen an der Börse bleiben.
Viele Marktteilnehmer sehen aber jetzt schon wieder bessere Zeiten auf die Aktienmärkte zukommen, speziell in der zweiten Jahreshälfte. Ist das nur ein Gesundbeten der Kurse?
Ich glaube, dass das zum Teil schon eine Rolle spielt. Denn früher oder später werden sich die Leute über die Gewinnentwicklung in 2002 unterhalten müssen. Und auch da sieht es ja noch lange nicht so aus, dass die Unternehmen in eine wirklich rosige Zukunft blicken. Ich gehe zwar auch davon aus, dass die Gewinne dann wieder etwas besser aussehen werden, aber das reicht noch lange nicht, um einen ausgeprägten Bullenmarkt hervorzurufen.
Wie sieht denn ihre Prognose für den weiteren Verlauf an den Aktienmärkten aus?
Unterstützt von weiteren Zinssenkungen wird es sicher immer wieder einmal zu einer Rally kommen, aber wir werden noch auf längere Sicht in einem Bärenmarkt bleiben. Am Jahresende dürften die Indices kaum höher stehen als jetzt.
Und in der Zwischenzeit?
Da kann es sicher zu stärkeren Kursrückgängen kommen. Die amerikanische Nasdaq könnte durchaus noch einmal die alten Tiefststände testen, das Rückschlagpotenzial liegt aus meiner Sicht bei 20 Prozent. Noch schlimmer sieht es am Neuen Markt aus, der aus meiner Sicht noch einmal um 30 Prozent korrigieren könnte.
Und die großen, marktbreiten Indices?
Da dürfte auch noch nicht alles ausgestanden sein. Sowohl beim Dow Jones wie auch beim Dax zwischenzeitlich kann es noch einmal um zehn Prozent nach unten gehen.
Was halten Sie denn für eine angemessene Strategie in einem solchen Umfeld?
Das ist zur Zeit ausschließlich eine Sache des Stock Pickings, also der gezielten Auswahl von Einzelwerten. Wer ausschließlich auf die Indices setzt in der Hoffnung, die werden schon irgendwann wieder steigen, wird glaube ich Schiffbruch erleiden.
Und wo machen Sie dann Aktien aus, die ein Investment lohnen?
Das sind für mich eher solche Werte, die bisher nicht so sehr im Rampenlicht standen. Beispielsweise aus Sektoren wie dem Maschinenbau oder der Bauindustrie. Senior in Großbritannien ist ein solcher Wert. Das Unternehmen baut Teile für die Automobil- und die Luftfahrtindustrie und hat es in den vergangenen Jahren sehr gut verstanden, seine Kosten in den Griff zu bekommen. Wir haben die Aktie bei 49 Pence gekauft, heute notiert das Unternehmen bereits bei 65 Pence und unser Kursziel auf Sicht von 18 Monaten liegt bei 85 Pence.
Ein weiterer Favorit ist für uns der britische Nahrungsmittel-Einzelhändler Summerfield. Auch so eine Restrukturierungsgeschichte. Wir haben die Aktie bei 90 Pence gekauft. Heute notiert der Wert bei 1,35 Pfund, unser Kursziel auf Sicht von sechs Monaten liegt bei 1,80 Pfund.
Demnach setzen Sie vor allem auf das Thema Restrukturierung?
Nicht nur, nehmen Sie beispielsweise die deutsche Beru. Für mich eine Art Wachstumswert in der Verkleidung einer Value-Aktie. Was mich bei diesem Unternehmen überzeugt, ist das vorsichtig agierende Management. Das Unternehmen hat es verstanden, trotz seines hohen Cash-Flows der Versuchung zu widerstehen, zu früh durch Zukäufe zu expandieren. Denen waren einfach die Preise interessanter Kandidaten zu hoch. Vor einigen Tagen nun haben sie sich mit 75 Prozent am ungarischen Elektronikteile-Hersteller Remix beteiligt. Sicher nicht zuletzt, um darüber günstige Kapazitäten im Hinblick auf die niedrigeren Lohn- und Produktionskosten in Ungarn einzukaufen. Zur Zeit notiert der Wert bei 44 Euro, unser längerfristiges Kursziel liegt bei 75 Euro.
Das Gespräch führte Hans Heuser.