Das Pensionsfond-Desaster

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Hiob:

Das Pensionsfond-Desaster

 
25.10.02 13:21
Pensionsfonds vor dem Abgrund

Sie schichten deshalb zunehmend Gelder in konservative Papiere um und verlagern das Finanzierungsrisiko der Renten auf ihre Arbeitnehmer.

fs LONDON. Für Manager britischer Pensionsfonds markiert das vergangene Quartal den vorläufigen Tiefpunkt eines langen Abstiegs. In den drei Monaten bis September sank der Wert von Aktien und Anleihefonds insgesamt um mehr als 15 %, melden die Marktforscher von Russel/Mellon Caps. So schlecht haben die Fonds seit dem Horrorjahr 1987 nicht mehr abgeschnitten.

Zahlen wie diese lassen nicht nur die Anleger, sondern auch die Finanzchefs börsennotierter Unternehmen in Großbritannien aufstöhnen; denn sie haben ihre Pensionsverpflichtungen mit Wertpapieren gedeckt. Fallende Märkte und veränderte Bilanzierungsstandards verwandeln jetzt britische Pensionsfonds in Zeitbomben.

Aus Amerika kommen in diesen Tagen ähnlich schlechte Nachrichten: Schätzungen der Investment-Bank UBS Warburg stufen die Pensionskassen der S&P 500-Unternehmen zum ersten Mal seit zehn Jahren als unterfinanziert ein. Allein in der Automobilbranche schätzt die Rating-Agentur Fitch die momentane Deckungslücke auf gut 30 Mrd. $ (fast 31 Mrd. Euro). Und Deutschland stimmt ins Konzert der Klagen ein: Kürzlich mussten die nach US-Standards bilanzierenden Großkonzerne Siemens und Daimler-Chrysler bekennen, dass sich die Lücke zwischen Pensions-Verpflichtungen und -vermögen am Jahresende auf fast 10 Mrd. Euro summieren könnte.

Dabei ist Deutschland von dem Wertverlust relativ gering betroffen. Nur 0,7 % der von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) geschätzten fast 8,95 Bill. $, die in privaten Pensionsplänen lagern, entfallen auf die Bundesrepublik. Die meisten Mittel liegen in den USA (57 %) und Großbritannien (fast 14 %), wo sie hauptsächlich in Aktien investiert wurden. Dabei haben die Firmen ihren Arbeitnehmern zum Teil großzügige Pensionsversprechungen gegeben, die sie aus den Gewinnen zahlen wollten. ?Die Unternehmen haben den Fehler gemacht, weil sie ihre Aktiengewinne in den guten Zeiten nicht abgesichert haben?, sagt Graham Bishop, selbstständiger Berater der Investment-Bank Schroder Salomon Smith Barney. ?Jetzt zahlen sie dafür einen hohen Preis.?

In Großbritannien droht mittlerweile eine Krise. Hier haben die Pensionsfonds ihre Mittel im Schnitt zu fast drei Vierteln in Aktien investiert. Schon im August bezifferte die Beratungsfirma Watson Wyatt die Deckungs-Lücke in den firmeneigenen Pensionsplänen auf 70 Mrd. Pfund (mehr als 110 Mrd. Euro). Vor einigen Tagen sattelte die zur Citigroup gehörende Investment-Bank Schroder Salomon Smith Barney noch einmal drauf: Im schlechtesten Fall könne das Defizit sogar auf bis zu 125 Mrd. Pfund steigen. Um ein solchen Wertverlust auszugleichen, orakelte die Bank, müsste der FTSE-Index auf gut 8 000 Punkte steigen ? mehr als 1 100 Punkte über sein bisheriges Allzeithoch.

In Großbritannien bringt der so genannte Financial Reporting Standard 17 (FRS 17) die Firmen zusätzlich unter Druck. Während beim Internationalen Bilanzierungsstandard IAS Firmen Verluste in den Pensionskassen mit späteren Zugewinnen wieder ausgleichen können, müssen die Briten ab Ende 2003 Papiere zum Tageskurs bewerten und damit die (Buch-)Verluste in der Altersvorsorge-Kasse in der Bilanz ausweisen.

Das fördert den Trend zu sichereren Anleihen. Watson Wyatt ermittelten bei ihren Kunden ? die rund die Hälfte der FTSE-100-Firmen repräsentieren ? dass diese jährlich rund 4 % ihres Pensionsvermögens von Aktien in Anleihen umschichten. ?Die Firmen haben das Problem erkannt?, sagt auch John Hatherly, Leiter der Globalen Analyse des Fondsmanagers M&G Investments.

Nach dem Vorbild der USA beginnt jetzt in Großbritannien überdies der Wandel von der Zusage einer bestimmten Rente (?Defined Benefit?) zu einem bestimmten Zuschuss (?Defined Contribution?). Im ersten Fall liegt das Finanzierungsrisiko voll beim Unternehmen, im zweiten Fall ist das Unternehmen nach seinem Beitrag zum Pensionsfonds aus dem Schneider. ?Wenn der Druck steigt, werden die Firmen massiv aus der Vorsorge aussteigen?, sagt Hatherly. Nicht so Unilever: Erst vor zwei Tagen kündigte der Lebensmittelkonzern, seinen Arbeitnehmern bis auf weiteres das großzügigere Pensionspaket zu garantieren

Mein Kommentar:
WAS UNS HEUTE ALS AUSWEG AUS DER KRISE DER ALTERSVERSORGUNG VERKAUFT WIRD, KÖNNTE DURCHAUS ZU EIGENTLICHEN PROBLEM WERDEN. SO ODER SO: DER WEG WEIST IN RICHTUNG ALTERSARMUT!!!
lutzhutzlefutz:

Hast Du Angst, daß

 
25.10.02 13:33
in zehn Jahren keiner mehr Deine Rente bezahlt? Ist nachvollziehbar!
ruhrpottzocker:

Welche Rente ?

 
25.10.02 13:34

Warum zockt IHR eigentlich ? Ich mach das als Ersatz für die Rente.

Das Pensionsfond-Desaster 829660
Hiob:

Wenn die Pensionsfonds wegbrechen oder aussteigen,

 
25.10.02 13:40

dann steht am Aktienmarkt die Baisse noch bevor. Das ist auf Aktien bezogen das eigentliche Desaster.

Altersarmut ist die andere Seite. Daß du mir einmal die Rente zahlst, hutzfutz, daran habe ich ohnehin nie geglaubt. Meine Altersicherung besteht aus Immobilien in Toplage, also solchen, die auch noch was wert sind, wenn alles andere schon weggebrochen ist. Ich brauche dich und deinesgleichen also nicht zur Alterssicherung. Und darüber bin ich froh.
ruhrpott:

Rente = Lebensmittelmarken

 
25.10.02 13:42
Viele Grüße

Das Pensionsfond-Desaster 829670

aus dem Ruhrpott
lutzhutzlefutz:

Sei stolz hiob!

 
25.10.02 13:42
Aber für eine vernünftige Rente wählst Du die falsche Partei!
ruhrpottzocker:

Egal, ob runter ! Hauptsache Bewegung !

 
25.10.02 13:42
Hiob:

@ ruhrpottzocker

 
25.10.02 13:45

So dachte ich auch mal. Allerdings kann es auch anders kommen, als man denkt. Ein Grund dafür kann sein, daß es am Kapitalmarkt mal ganz schlecht läuft. Ein anderer Grund kann sein, daß man nicht mehr die Möglichkeit hat, dort geschickt und erfolgreich mitzumischen. Ich habe einfach in letzter Zeit zu viele Leute gesehen, die sich kerngesund gefühlt haben und nach einem Schlaganfall nicht mehr wiederzuerkennen waren. Da ist dann erst mal Schluß mit zocken. Und ich kann sagen, daß die durchschnittliche Altersgrenze für Schlaganfälle kontinuierlich nach unten rutscht. Ist fast so wie an der Börse.
Schwachmat:

US-Zeitbombe Pensionsfonds...

 
25.10.02 13:45
aufgebaut auf dem irrationalen Glauben an ewig steigende Aktienkurse und zum großteil finanziert von Nichtamerikanern... die werden sich noch wundern.

Glaubt hier jemand jungen oder mittleren Alters daran später einmal Rente zu erhalten?
Ich glaub das nicht und deshalb zahle ich auch nichts für diesen Irrglauben. Jeder sollte sich endlich mit dem Gedanken anfreunden für sich selbst verantwortlich zu sein und sich weniger auf andere zu verlassen. Das ist widerum ein typisch deutsches Dilemma.  
Pieter:

Hiob, das Dumme ist nur, das bei zunehmender Armut

 
25.10.02 13:52
deine Immobilien ebenfalls an Wert verlieren. Einmal, weil keiner mehr das Geld hat dir einen hohen Kaufpreis zu zahlen. Zum anderen, weil aus selben Grund auch die Mieten nicht steigen können sondern eher fallen.

Und nun sag nur nicht, das du eben einfach nicht mehr vermietest. Wenn Millionen unter Brücken schlafen müssen, dann ist es denen absolut egal, was die Polizei oder sonst wer sagt, wenn sie einfach deine Haustüre einschlagen und einziehen  ohne etwas zu bezahlen. Den ein warmes Plätzchen im Knast ist im Winter immer noch besser als ein nasses, zugiges Eck unter einer Brücke.
Pieter
ruhrpottzocker:

Hiob, du hast ja Recht ! Aber ich

 
25.10.02 13:53

bin ein unverbesserlicher Optimist ! Total unbelehrbar !

Ausserdem denke ich nur von heute 12 Uhr bis heute mittag. Nur wer im heute lebt, dem wird es wohl ergehen - das ist mein Motto.

Dass das nicht richtig ist , weiss ich auch. Aber mir gefällt es. Und ich mach nur das, was mir gefällt.

Ausserdem finde ich fehlende Absicherung geil. Das Risiko zieht mich magisch an. Ich kann noch so oft auf die Fresse fallen, ich suche es immer wieder.

Das Pensionsfond-Desaster 829690
ruhrpottzocker:

Immobilien, Häuser und sowatt

 
25.10.02 13:56

interessieren mich überhaupt nicht. Ich habe keinen Bezug zu einem Haufen toter Steine. Nicht einen Cent würde ich dafür ausgeben. Ich lebe nach der devise "Ex und hopp". 3o jahre warten und so ? Ich reg mich schon darüber auf, wenn ich eine Aktie über eine Woche halten muss.

Das Pensionsfond-Desaster 829698
gurkenfred:

maso-rpz???? hehehe.

 
25.10.02 13:58
im vergleich zu den pensionsfonds lobe ich mir da meinen brötchengeber, der die betriebliche altersvorsorge über pensionsrückstellungen finanziert. das wurde vor nicht allzulanger zeit als "konservativ" belächelt, aber auch hier gilt wohl: wer zuletzt lacht.....
es kommt sowieso anders als wir uns das heute ausmalen können.

mfg
gf
Hiob:

Pieter, es gibt eine Scherenbewegung

 
25.10.02 13:58
und zwar schon seit einigen Jahren. Die Zahl der Leute, die üppig Geld haben, nimmt nicht ab. Die Verarmung findet in der mittleren/unteren Mittelschicht und in den unteren Einkommensgruppen statt. Dort beobachte ich seit den 70er Jahren schon ein permanentes downgrading bis hin zu den Arbeitslosen und Sozialhilfeempfängern. Leute, die in Kuhdammnähe wohnen wollen und sich das auch leisten können, wird es immer geben. Toplagen sind Mangelware und werden es auch bleiben. Es gibt einfach Dinge, die man nicht vermehren kann.
ruhrpottzocker:

Wieso maso ?

 
25.10.02 14:00

Du biss mich datt beste Beispiel, Gurkenfred ! Jahrelang sich abplacken für den Bunker, und dann krisse datt Dach nich dicht. Datt muss ja ätzend sein, immer die Schüsseln auffem Fußboden. Wenigstens hasse imma frischet Wasser.

Das Pensionsfond-Desaster 829707
Pieter:

Hiob, du weist aber schon, wohin Massenarmut gerne

 
25.10.02 14:07
führt. Hat es in Russland vor knapp hundert Jahren gegeben, in Deutschland so in den Zwanzigern. Und der dann
verhaste Reiche kann schnell mal an einem Laternenmast enden.
Ich will damit nicht sagen, das ich das wünschen würde. Ich sehe nur die Gefahr aufkommen, das es eben durch ,
wie du sagst Scherrenbewegung zu massiven Unruhen und Aufruhr kommen kann. Und wer nix mehr zu verlieren
hat, den interressieren Gesetze dann auch nicht mehr. Den diese Gesetze haben ihn ja auch nicht geschützt in die Armut abzugleiten.
Pieter
Ding:

So ist es leider

 
25.10.02 14:17
die meisten "Demokraten" sind dies nur so lange, wie sie einen vollen
Bauch haben. Erst die Partei wählen, die die "soziale Gerechtigkeit"
erfunden hat, und wenn dann was nicht klappt, Terror machen.

Hiob:

Ja, pieter, genau das habe ich an anderer Stelle

 
25.10.02 14:24
schon öfters gepostet, nämlich daß wir auf ungemütliche verhältnisse zulaufen werden, wenn der hier so hoch geschätzte Neoliberalismus den Armutssockel drastisch erhöht. Gemeint sind engliche und amerikanische Verhältnisse, wo man in bestimmte Viertel nicht mehr gehen kann, möglichst sein Auto nicht verlassen sollte, die Kinder nicht mehr frei rumlaufen können etc. Dazu kann man stehen wie man will, aber wir sind fleißig auf dem Weg in diese Richtung.

Dennoch haben es die Reichen geschafft, sich ihre keinen Inseln zu sichern. In der Pariser Innenstadt kann es sich seit mindestens zwei jahrzehten keiner mit normalem Einkommen leisten, eine geräumige Wohnung zu haben. Die meisten Leute mit normalem Einkommen können es sich überhaupt nicht mehr leisten, dort im Zentrum zu wohnen. Leute, die als einfache Angestellte, Handwerker etc arbeiten, pendeln daher in Scharen von weit her in die Stadt rein und abends sind sie wieder weg. Um die Stadt rum liegt nicht nur ein häßlicher Speckgürtel mit Firmen, sondern auch eine üppige Wüstenei aus Siedlungen, die, ob alt oder neu, ziemlich schnell das Aussehen von Slums annehmen.

Aber wie schon gesagt: Die Pariser Innenstadt ist nach wie vor wunderbar und unanständig teuer. Der einzige Wermutstropfen für die Leute, die dort nach wie vor wohnen können, ist die gestiegene Angst vor Wohnungseinbrüchen. Verglichen mit Berliner oder Hamburger Verhältnissen, sehen die dortigen Wohnungstüren oft aus wie Panzerschränke, zumindest was die Zahl und Beschaffenheit der Stangen- und sonstigen Schlösser anbelangt. Allein deshalb würde allerdings kein Pariser, der es sich leisten kann, in die Umgebung ziehen. Und allein deshalb fallen dort auch in der Krise nicht die Mieten.



lutzhutzlefutz:

Stimmt, und mit den meisten Mietern hat man

 
25.10.02 14:30
auch keinen Ärger und findet sie wie Sand am Meer!
Hiob:

Versuch mal in München oder Hamburg oder

 
25.10.02 14:32
Berlin eine Luxus-Altbauwohnung zu mieten. Dann weißt du anschließend, wo der Hammer hängt!
Hiob:

Damit es auch die informationsresistenten

 
29.10.02 10:34

zur Kenntnis nehmen, noch mal zum Thema Pensionsfonds:

Die 300-Milliarden-Dollar-Bombe

Von Carsten Volkery, New York

Das jüngste Problem großer US-Unternehmen ist so teuer, dass die meisten es bisher lieber ignorieren. Auf Grund des Börsencrashs müssen sie Milliarden in ihre dezimierten Pensionsfonds abführen. Experten warnen vor einer Zeitbombe, die die Gewinne auf absehbare Zeit drücken wird.

New York - Beim Erforschen der geheimnisvollen Welt der US-Bilanzen entdecken Analysten immer weitere tickende Bomben. Die neueste macht derzeit unter dem Namen "Pensionsfonds" in den US-Medien die Runde. Schon das Wort klingt langweilig - kein Wunder, dass es in der New Economy der neunziger Jahre ignoriert wurde.

Doch glaubt man einer ganzen Lawine neuer Studien, dann sind Pensionsfonds die Stimmungstöter der nächsten Quartale, wenn nicht Jahre. Alle großen Banken haben plötzlich das Thema entdeckt. "2003 wird das Jahr der Pensions-Fonds-Bilanzierung", prognostiziert Kenneth Shea, Chef der Aktienanalyse bei Standard and Poor's.

Das Fonds-Problem könnte die Gewinne von Großunternehmen wie General Motors, IBM und American Airlines deutlich drücken oder sogar ganz ausradieren.

Das krasseste Beispiel ist General Motors. Der Autobauer hat 460.000 hungrige Rentnermäuler zu stopfen - das sind 2,5 Ruheständler pro Mitarbeiter. Die Rentenzahlungen steuert General Motors wie die meisten anderen Unternehmen durch einen ausgelagerten Pensionsfonds. Die Obligationen des Fonds, inklusive zukünftiger Ansprüche, belaufen sich auf rund 80 Milliarden Dollar. Eine gewaltige Summe, die der Fonds im Moment nicht hat: Auf Grund des Bärenmarktes ist er um 22 Milliarden Dollar unterfinanziert.

Das Milliardenloch zwingt GM dazu, kostbare Einnahmen aus der Unternehmenskasse in den Pensionsfonds zu lenken. Pro verkauftem Auto werden dieses Jahr bereits 900 Dollar in den Fonds fließen. In den nächsten fünf Jahren könnten die unerwarteten Zahlungen laut UBS Warburg sogar den Cash-Flow übersteigen - ein Horrorszenario für GM-Aktionäre.

Noch schlimmer: General Motors ist nicht allein mit diesem Dilemma. 360 der im S&P 500 gelisteten Unternehmen haben Pensionsfonds - und bis auf zwei sind alle unterfinanziert. Insgesamt werde die Deckungslücke zum Jahresende 243 Milliarden Dollar betragen, haben Analysten von Credit Suisse First Boston errechnet. Merrill Lynch geht sogar von 323 Milliarden Dollar aus. Es ist die erste kollektive Deckungslücke seit 1993 - und das vorerst letzte Resultat des Börsencrashs.

In den Jahren des Börsenbooms konnten die Unternehmen es sich leisten, ihre Pensionsfonds zu ignorieren. Dank des günstigen Anlageklimas erzielten die Fondsmanager leicht zweistellige Renditen, die nicht nur für die Rentenzahlungen reichten, sondern obendrein noch zum Gewinn der Unternehmen beitrugen. Bei General Electric etwa machten die Anlagegewinne im vergangenen Jahr 15 Prozent des Gesamtgewinns aus.

Doch mit dem anhaltenden Bärenmarkt wird diese Dynamik in ihr Gegenteil verkehrt: Die Überschüsse verschwinden, die Fonds werden wieder zu dem, was sie jahrelang waren: ein Zuschussgeschäft. Kaum eine Firma bleibt verschont. Reifenhersteller Goodyear hat ein Zwei-Milliarden-Dollar-Loch zu stopfen, Delta Airlines ein Vier-Milliarden-Loch, Ford ein Sechs-Milliarden-Loch. Den Rekord hält General Motors mit seinem 22-Milliarden-Dollar-Loch.

Das Ausmaß der Quasi-Schulden sinkt erst langsam in das Bewusstsein der Firmen und Anleger. "Eine Menge Firmen haben den Tag des Erwachens bisher hinausgeschoben, aber er wird kommen", sagte Adrian Redlich, Autor einer Merrill-Lynch-Studie zum Thema, gegenüber dem "Wall Street Journal".

Die GAAP-Bilanzierungsregeln haben bislang geholfen, die Milliardenlöcher zu vergessen: So müssen Unternehmen in ihren Bilanzen nicht die wirkliche Performance ihrer Pensionsfonds angeben, sondern dürfen über mehrere Jahre hinweg eine erwartete Rendite unterstellen. Erst wenn nach drei Jahren ihr Fonds eine Deckungslücke von mehr als zehn Prozent aufweist, müssen sie Kapital hinzuschießen - und die Kosten dafür abschreiben.

Das erklärt, warum das Pensionsfonds-Problem gerade hochkocht. Vor zweieinhalb Jahren begann die Börsenkrise, doch erst jetzt sind die Unternehmen zum Handeln gezwungen. Noch immer unterstellen die S&P-500-Unternehmen eine durchschnittliche Anlagerendite von neun Prozent - ein Witz angesichts des Börsenklimas. Inzwischen sind sie bereits eifrig am Herunterschrauben der Erwartungen.

Auch der Druck von außen wächst. Analysten fordern, die Milliardenlöcher wie Schulden zu behandeln. Die Rating-Agentur Standard and Poor's stimmt zu: Sie hat Fords langfristige Bonität vergangene Woche auf BBB, knapp über Junk-Status, gesenkt - ein Rekordtief in der Geschichte des Traditionskonzerns. Auch GM wurde vor kurzem heruntergestuft.

Das Rentenproblem betrifft vor allem traditionelle Industriebranchen mit hohem gewerkschaftlichen Organisierungsgrad, darunter Autos, Maschinenbau und Flugzeuge. Viele der betroffenen Unternehmen können sich die Zuschüsse leisten, sie haben ausreichend Cash-Flow. Beispiel DaimlerChrysler: Das Unternehmen erwartet bis zum Jahresende ein 5,5-Milliarden-Euro-Loch in seinem Pensions-Fonds. Analysten haben keine Zweifel, dass der Konzern die Kosten schultern kann.

Doch die zusätzlichen Kosten werden die ohnehin deprimierten Gewinne noch weiter drücken. Wie stark, lässt sich schwer vorhersagen. Aber einen Anhaltspunkt bieten die (hypothetischen) "Core Earnings", die Standard and Poor's soeben veröffentlicht hat. Demnach würde der durchschnittliche Nettogewinn der S&P-500-Firmen um durchschnittlich 6,54 Dollar sinken, wenn die Pensions-Fonds-Verluste miteinberechnet würden. Eine beträchtliche Summe, wenn man bedenkt, dass der durchschnittliche Nettogewinn in den zwölf Monaten vor dem 30. Juni nur 26,74 Dollar betrug.

Einer hat die Zeichen der Zeit wie immer früher als andere erkannt und vorgesorgt: Warren Buffett, legendärer Anleger-Guru, hat die Rendite-Erwartungen des Pensionsfonds seiner Firma Berkshire Hathaway bereits im vergangenen Jahr auf realistische 6,5 Prozent gesenkt.


dardanus:

Deficit spending

 
29.10.02 10:50
Ist dieser Begriff noch bekannt. Wurde jahrelang als Wunderwerkzeug gefeiert.
Nun kommt die Zeit des Zahlens, vollkommend überraschend.
ddDas Pensionsfond-Desaster 832650
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