Merrill Lynch und Star-Analyst Henry Blodget samt seinem Team haben Investoren offenbar systematisch an der Nase herumgeführt. Das geht aus der 38-seitigen Klageschrift hervor, die SPIEGEL ONLINE in Auszügen veröffentlicht.
New York - Der oberste Staatsanwalt von New York, Eliot Spitzer, ist sich seiner Sache sicher. "Das war ein schockierender Betrug von einer der namhaftesten Wall-Street-Firmen", sagte er auf einer Pressekonferenz. "Dieser Fall muss eine Reform der ganzen Branche nach sich ziehen".
Spitzer und sein Büro haben ganze Arbeit geleistet. Sie sichteten in zehn Monaten rund 30.000 Dokumente. Viele davon waren interne E-Mails, die zwischen Analysten, Chefs und Investmentbankern von Merrill Lynch kursierten. Außerdem wurden rund 20 Zeugen unter Eid vernommen.
Herausgekommen ist ein 38-seitiger Bericht mit haarsträubenden Ergebnissen. Demnach wurden Analysten dafür bezahlt, mit geschönten Empfehlungen neue Kunden für das Investment Banking anzulocken. Aktien, die intern längst als "Stück Scheiße" bezeichnet wurden, wurden in der Öffentlichkeit mit den höchstmöglichen Bewertungen zum Kauf empfohlen.
Schlimmer noch: Positive Empfehlungen auszusprechen, die beobachteten Firmen zu beraten oder bei den Firmen für neue Bankdienstleistungen Werbung zu machen, brachte den Merrill-Lynch-Analysten Gehaltserhöhungen ein. Nach Erkenntnissen der Ermittler stieg das Jahreseinkommen des Teamchefs Henry Blodget von 1999 bis 2001 von drei auf zwölf Millionen Dollar an. Blogdet tat etwas für sein Geld: Den Fernsehsendern CNN und CNBC gab er in den Jahren 1999 und 2000 46 beziehungsweise 77 Interviews als "objektiver Analyst" des größten Wall-Street-Hauses.
Das Dokument der Staatanwälte strotzt nur so von peinlichen Belegen dieses unverschämten Betrugssystems. SPIEGEL ONLINE veröffentlicht nachfolgend Auszüge der Klageschrift:
Merrill Lynch täuschte objektive Bewertungen nur vor
Bis zum 15. Juni 2001 hatte Merrill Lynch offiziell ein fünfstufiges Bewertungssystem:
1 Buy (kaufen, Aktienkurs steigt um mehr als 20 Prozent)
2 Accumulate (akkumulieren, Aktienkurs steigt um 10 bis 20 Prozent)
3 Neutral (halten, Aktienkurs steigt oder fällt um bis zu 10 Prozent)
4 Reduce (reduzieren, Aktienkurs fällt um 10 bis 20 Prozent)
5 Sell (verkaufen, Aktienkurs fällt um mehr als 20 Prozent)
Für jede Aktie wurde eine kurzfristige (für die nächsten zwölf Monate) und eine langfristige (für die Dauer über 12 Monate hinaus) Bewertung abgegeben, sowie ein Risiko-Rating, das von A (am wenigsten riskant) bis D (am riskantesten) reichte.
Außerdem trugen Analysen einen Hinweis auf die eigene Objektivität: "Die Meinung der Analysten muss objektiv sein. Jeder Hinweis darauf, dass die Ergebnisse eine Analyse nicht völlig objektiv sind oder durch ein Geschäftsverhältnis mit der Firma beeinflusst wurden, könnten den Ruf unseres Unternehmens ernsthaft beschädigen und rechtliche Schritte nach sich ziehen."
Von Frühjahr 1999 bis Herbst 2001 veröffentlichte Merrill Lynch keine einzige Studie der Internet Group, die eine Aktie mit "reduzieren" oder "verkaufen" bewertet hätte. Die Analysten Henry Blodget und Kirsten Campbell sagten unter Eid aus, dass ihre Gruppe keine einzige Aktie mit "reduzieren" oder "verkaufen" bewertet hat. Somit wurde aus dem fünfstufigen System ein dreistufiges.
Anstatt negative Kommentare abzugeben, stoppte die Internet Group in aller Stille die Analyse einer Aktie, ohne den Anlegern dazu irgendeinen Kommentar zu geben. Damit wurden der Öffentlichkeit niemals empfohlen, eine Aktie zu verkaufen. Nicht einmal dann, wenn der Aktienwert bis auf nahezu Null abrutschte.
Die öffentlichen Analysen stimmten nicht mit internen Äußerungen überein
Die Empfehlungen von Henry Blodget
Zu Infospace am 13. Juli 2000
intern: "Diese Aktie ist ein Pulverfass"
offizell: "Kurzfristig kaufen und langfristig kaufen"
Zu Internet Capital am 6. Oktober 2000
intern: "Wir sehen in naher Zukunft keinen Turnaround"
offiziell: "Kurzfristig akkumulieren und langfristig kaufen"
Zu 24/7 Media am 10. Oktober 2000
intern: "Stück Scheiße"
offiziell: "Kurzfristig akkumulieren und langfristig akkumulieren"
Zu Lifeminders am 4. Dezember 2000
intern: "Stück Scheiße"
offiziell: "Kurzfristig akkumulieren und langfristig kaufen"
Quelle: Staatsanwaltschaft New York
Die Öffentlichkeit wurde nicht darüber informiert, dass die Analysten der Internet Group einige Aktien äußerst negativ bewerteten. Im Gegenteil: Während die Internet Group eine Vielzahl von Aktien mit "akkumulieren" bewertete, kursierten interne Mails - die manchmal auch an ausgewählte Investoren gingen -, die diese Aktien als "Stück Scheiße" oder "Ramsch" bezeichneten.
Ein Beispiel ist die Aktie der Internet Capital Group. Nach einem Höchststand am 22. Dezember 1999 sackte die Aktie bis zum 4. Oktober 2000 auf 15,69 Dollar ab (Derzeit notiert die Aktie bei 0,58 Dollar, Anm. d. Red.). In internen Mails warnte Blodget am 5. und 6. Oktober, dass der Aktienkurs weiter einbrechen werde: "Es gibt hier leider keine hilfreichen Nachrichten. Das war ein Desaster ... Für die Aktie gibt es überhaupt keinen Boden." Doch auch mit diesen Prognosen blieb das offizielle Rating bei "kurzfristig akkumulieren und langfristig kaufen". Als die Aktie am 9. November herabgestuft wurde, trug sie die immer noch positive Bewertung "kurzfristig und langfristig akkumulieren". Bis September 2000 war die Aktie der Internet Capital Group auf der Liste der "Top Ten Technology Stocks" von Merrill Lynch.
Die Internet Group agierte nicht unabhängig vom Investment-Banking
In der Regel wird zwischen Analysten und Investment-Banker eine so genannte "chinesische Mauer" aufgebaut. Um Interessenkonflikte zu vermeiden, sollen Investment-Banker davon abgehalten werden, anderen Angestellten vertrauliche Informationen über börsennotierte Firmen weiterzugeben.
Analysten von Merrill Lynch waren aktiv an der Ausarbeitung und Durchführung von Aktivitäten der Investment-Banker beteiligt.
In einem Fall diskutierten ein Investment-Banker und ein Analyst die Anwerbung eines neuen Kunden: "Wir sollten es machen wie bei Go2Net. Wenn du sehr bullish bist (gute Bewertungen abgibst; Anm. d. Red.), werden sie mit Goldman Sachs nicht mehr glücklich sein und aktiv werden."
Als Chef der Internet Group verfasste Blodget ein internes Memorandum unter dem Titel "Managing the Banking Calendar for Internet Research", das an die Chefs der Research-Abteilung und mehrere führende Investment-Banker gesendet wurde. In diesem Schreiben geht Blodget unumwunden davon aus, das mindestens 50 Prozent der Zeit von ihm und seinem Team für Belange des Investment-Banking aufgewendet werden. Für sich selbst stellt er den Zeitplan auf: "85 Prozent Banking, 15 Prozent Analyse". Blodgets eigene Zeitplanung zeigt, dass Merrill Lynch Analyse als Verkaufshilfe für das Investment-Banking betrachtete.
Nach eigener Einschätzung war die Internet Group von Dezember 1999 bis November 2000 an Geschäften des Investment-Banking beteiligt, das Merrill Lynch rund 115 Millionen Dollar an Umsatz einbrachte.
Investment-Banker beteiligten sich auch an der Bewertung von Aktien. So schrieb einer von ihnen an die Analysten: "Es gibt kein Interesse, den Beginn neutraler Bewertungen zu sehen." Den Analysten war der Einfluss der Investment-Banker ein Dorn im Auge. In einer anderen Mail heißt es: "Das ganze Konzept, dass wir von den Bankern unabhängig sind, ist eine große Lüge - ohne die Banker wäre die Aktie mit 'kurzfristig neutral und langfristig akkumulieren' zu bewerten."
Merrill Lynch gab den Einfluss von Investment-Bankern auf Analysten niemals öffentlich zu. Im Gegenteil, in der Öffentlichkeit wurden die Analysten als unabhängig, objektiv und unvoreingenommen präsentiert. In einem Hinweis an Henry Blodget vor einem seiner Fernsehauftritte heißt es: "CNN rief an und wollte wissen, ob wir bei dem AOL-Deal als Berater tätig sind. Der Pressechef hat ihnen keinen Kommentar gegeben. Wenn Du bei einem Moneyline-Interview dazu befragt wirst, dann sage, dass Du nicht informiert bist, weil Du Analyst und nicht Banker bist."
Die Bezahlung der Analysten war an die Arbeit für das Investment Banking geknüpft
Im Herbst 2000 schrieb einer der Co-Chefs der Researchabteilung, Deepak Raj, an alle Analysten: "Wir sind wieder einmal dabei, Ihre Unterstützung für das Investment-Banking während des Jahres zu überprüfen... Bitte schicken Sie uns detaillierte Berichte über Ihr Engagement. Eine besondere Rolle spielt dabei, wie Ihre Analysen zur Gewinnung und Betreuung von Kunden beigetragen haben. Bitte informieren Sie uns auch über Ihre Mitarbeit in der Beratung von Beteiligungsgeschäften (mergers and acquisitions). ... Bitte informieren Sie uns auch, wo Ihre Analysen entscheidend waren, um bei einem umsatzträchtigen Geschäft dabei zu sein."
Blodget reagierte auf den Brief am 2. November 2000 und wies darauf hin, dass seine Gruppe an 52 erfolgten oder potenziellen Transaktionen der Investment-Banker beteiligt waren, bei denen insgesamt ein Umsatz von 115 Millionen Dollar erzielt wurde. Kurz nach dieser Rückmeldung wurde Blodgets Gehaltsvertrag erneuert. Von 1999 bis 2001 ist seine jährliche Vergütung von drei auf zwölf Millionen Dollar gestiegen.
IM INTERNET
The Attorney General of New York: Klageschrift gegen Merill Lynch (PDF)
Gruß
Happy End
New York - Der oberste Staatsanwalt von New York, Eliot Spitzer, ist sich seiner Sache sicher. "Das war ein schockierender Betrug von einer der namhaftesten Wall-Street-Firmen", sagte er auf einer Pressekonferenz. "Dieser Fall muss eine Reform der ganzen Branche nach sich ziehen".
Spitzer und sein Büro haben ganze Arbeit geleistet. Sie sichteten in zehn Monaten rund 30.000 Dokumente. Viele davon waren interne E-Mails, die zwischen Analysten, Chefs und Investmentbankern von Merrill Lynch kursierten. Außerdem wurden rund 20 Zeugen unter Eid vernommen.
Herausgekommen ist ein 38-seitiger Bericht mit haarsträubenden Ergebnissen. Demnach wurden Analysten dafür bezahlt, mit geschönten Empfehlungen neue Kunden für das Investment Banking anzulocken. Aktien, die intern längst als "Stück Scheiße" bezeichnet wurden, wurden in der Öffentlichkeit mit den höchstmöglichen Bewertungen zum Kauf empfohlen.
Schlimmer noch: Positive Empfehlungen auszusprechen, die beobachteten Firmen zu beraten oder bei den Firmen für neue Bankdienstleistungen Werbung zu machen, brachte den Merrill-Lynch-Analysten Gehaltserhöhungen ein. Nach Erkenntnissen der Ermittler stieg das Jahreseinkommen des Teamchefs Henry Blodget von 1999 bis 2001 von drei auf zwölf Millionen Dollar an. Blogdet tat etwas für sein Geld: Den Fernsehsendern CNN und CNBC gab er in den Jahren 1999 und 2000 46 beziehungsweise 77 Interviews als "objektiver Analyst" des größten Wall-Street-Hauses.
Das Dokument der Staatanwälte strotzt nur so von peinlichen Belegen dieses unverschämten Betrugssystems. SPIEGEL ONLINE veröffentlicht nachfolgend Auszüge der Klageschrift:
VORWURF 1
Merrill Lynch täuschte objektive Bewertungen nur vor
Bis zum 15. Juni 2001 hatte Merrill Lynch offiziell ein fünfstufiges Bewertungssystem:
1 Buy (kaufen, Aktienkurs steigt um mehr als 20 Prozent)
2 Accumulate (akkumulieren, Aktienkurs steigt um 10 bis 20 Prozent)
3 Neutral (halten, Aktienkurs steigt oder fällt um bis zu 10 Prozent)
4 Reduce (reduzieren, Aktienkurs fällt um 10 bis 20 Prozent)
5 Sell (verkaufen, Aktienkurs fällt um mehr als 20 Prozent)
Für jede Aktie wurde eine kurzfristige (für die nächsten zwölf Monate) und eine langfristige (für die Dauer über 12 Monate hinaus) Bewertung abgegeben, sowie ein Risiko-Rating, das von A (am wenigsten riskant) bis D (am riskantesten) reichte.
Außerdem trugen Analysen einen Hinweis auf die eigene Objektivität: "Die Meinung der Analysten muss objektiv sein. Jeder Hinweis darauf, dass die Ergebnisse eine Analyse nicht völlig objektiv sind oder durch ein Geschäftsverhältnis mit der Firma beeinflusst wurden, könnten den Ruf unseres Unternehmens ernsthaft beschädigen und rechtliche Schritte nach sich ziehen."
Von Frühjahr 1999 bis Herbst 2001 veröffentlichte Merrill Lynch keine einzige Studie der Internet Group, die eine Aktie mit "reduzieren" oder "verkaufen" bewertet hätte. Die Analysten Henry Blodget und Kirsten Campbell sagten unter Eid aus, dass ihre Gruppe keine einzige Aktie mit "reduzieren" oder "verkaufen" bewertet hat. Somit wurde aus dem fünfstufigen System ein dreistufiges.
Anstatt negative Kommentare abzugeben, stoppte die Internet Group in aller Stille die Analyse einer Aktie, ohne den Anlegern dazu irgendeinen Kommentar zu geben. Damit wurden der Öffentlichkeit niemals empfohlen, eine Aktie zu verkaufen. Nicht einmal dann, wenn der Aktienwert bis auf nahezu Null abrutschte.
VORWURF 2
Die öffentlichen Analysen stimmten nicht mit internen Äußerungen überein
Die Empfehlungen von Henry Blodget
Zu Infospace am 13. Juli 2000
intern: "Diese Aktie ist ein Pulverfass"
offizell: "Kurzfristig kaufen und langfristig kaufen"
Zu Internet Capital am 6. Oktober 2000
intern: "Wir sehen in naher Zukunft keinen Turnaround"
offiziell: "Kurzfristig akkumulieren und langfristig kaufen"
Zu 24/7 Media am 10. Oktober 2000
intern: "Stück Scheiße"
offiziell: "Kurzfristig akkumulieren und langfristig akkumulieren"
Zu Lifeminders am 4. Dezember 2000
intern: "Stück Scheiße"
offiziell: "Kurzfristig akkumulieren und langfristig kaufen"
Quelle: Staatsanwaltschaft New York
Die Öffentlichkeit wurde nicht darüber informiert, dass die Analysten der Internet Group einige Aktien äußerst negativ bewerteten. Im Gegenteil: Während die Internet Group eine Vielzahl von Aktien mit "akkumulieren" bewertete, kursierten interne Mails - die manchmal auch an ausgewählte Investoren gingen -, die diese Aktien als "Stück Scheiße" oder "Ramsch" bezeichneten.
Ein Beispiel ist die Aktie der Internet Capital Group. Nach einem Höchststand am 22. Dezember 1999 sackte die Aktie bis zum 4. Oktober 2000 auf 15,69 Dollar ab (Derzeit notiert die Aktie bei 0,58 Dollar, Anm. d. Red.). In internen Mails warnte Blodget am 5. und 6. Oktober, dass der Aktienkurs weiter einbrechen werde: "Es gibt hier leider keine hilfreichen Nachrichten. Das war ein Desaster ... Für die Aktie gibt es überhaupt keinen Boden." Doch auch mit diesen Prognosen blieb das offizielle Rating bei "kurzfristig akkumulieren und langfristig kaufen". Als die Aktie am 9. November herabgestuft wurde, trug sie die immer noch positive Bewertung "kurzfristig und langfristig akkumulieren". Bis September 2000 war die Aktie der Internet Capital Group auf der Liste der "Top Ten Technology Stocks" von Merrill Lynch.
VORWURF 3
Die Internet Group agierte nicht unabhängig vom Investment-Banking
In der Regel wird zwischen Analysten und Investment-Banker eine so genannte "chinesische Mauer" aufgebaut. Um Interessenkonflikte zu vermeiden, sollen Investment-Banker davon abgehalten werden, anderen Angestellten vertrauliche Informationen über börsennotierte Firmen weiterzugeben.
Analysten von Merrill Lynch waren aktiv an der Ausarbeitung und Durchführung von Aktivitäten der Investment-Banker beteiligt.
In einem Fall diskutierten ein Investment-Banker und ein Analyst die Anwerbung eines neuen Kunden: "Wir sollten es machen wie bei Go2Net. Wenn du sehr bullish bist (gute Bewertungen abgibst; Anm. d. Red.), werden sie mit Goldman Sachs nicht mehr glücklich sein und aktiv werden."
Als Chef der Internet Group verfasste Blodget ein internes Memorandum unter dem Titel "Managing the Banking Calendar for Internet Research", das an die Chefs der Research-Abteilung und mehrere führende Investment-Banker gesendet wurde. In diesem Schreiben geht Blodget unumwunden davon aus, das mindestens 50 Prozent der Zeit von ihm und seinem Team für Belange des Investment-Banking aufgewendet werden. Für sich selbst stellt er den Zeitplan auf: "85 Prozent Banking, 15 Prozent Analyse". Blodgets eigene Zeitplanung zeigt, dass Merrill Lynch Analyse als Verkaufshilfe für das Investment-Banking betrachtete.
Nach eigener Einschätzung war die Internet Group von Dezember 1999 bis November 2000 an Geschäften des Investment-Banking beteiligt, das Merrill Lynch rund 115 Millionen Dollar an Umsatz einbrachte.
Investment-Banker beteiligten sich auch an der Bewertung von Aktien. So schrieb einer von ihnen an die Analysten: "Es gibt kein Interesse, den Beginn neutraler Bewertungen zu sehen." Den Analysten war der Einfluss der Investment-Banker ein Dorn im Auge. In einer anderen Mail heißt es: "Das ganze Konzept, dass wir von den Bankern unabhängig sind, ist eine große Lüge - ohne die Banker wäre die Aktie mit 'kurzfristig neutral und langfristig akkumulieren' zu bewerten."
Merrill Lynch gab den Einfluss von Investment-Bankern auf Analysten niemals öffentlich zu. Im Gegenteil, in der Öffentlichkeit wurden die Analysten als unabhängig, objektiv und unvoreingenommen präsentiert. In einem Hinweis an Henry Blodget vor einem seiner Fernsehauftritte heißt es: "CNN rief an und wollte wissen, ob wir bei dem AOL-Deal als Berater tätig sind. Der Pressechef hat ihnen keinen Kommentar gegeben. Wenn Du bei einem Moneyline-Interview dazu befragt wirst, dann sage, dass Du nicht informiert bist, weil Du Analyst und nicht Banker bist."
VORWURF 4
Die Bezahlung der Analysten war an die Arbeit für das Investment Banking geknüpft
Im Herbst 2000 schrieb einer der Co-Chefs der Researchabteilung, Deepak Raj, an alle Analysten: "Wir sind wieder einmal dabei, Ihre Unterstützung für das Investment-Banking während des Jahres zu überprüfen... Bitte schicken Sie uns detaillierte Berichte über Ihr Engagement. Eine besondere Rolle spielt dabei, wie Ihre Analysen zur Gewinnung und Betreuung von Kunden beigetragen haben. Bitte informieren Sie uns auch über Ihre Mitarbeit in der Beratung von Beteiligungsgeschäften (mergers and acquisitions). ... Bitte informieren Sie uns auch, wo Ihre Analysen entscheidend waren, um bei einem umsatzträchtigen Geschäft dabei zu sein."
Blodget reagierte auf den Brief am 2. November 2000 und wies darauf hin, dass seine Gruppe an 52 erfolgten oder potenziellen Transaktionen der Investment-Banker beteiligt waren, bei denen insgesamt ein Umsatz von 115 Millionen Dollar erzielt wurde. Kurz nach dieser Rückmeldung wurde Blodgets Gehaltsvertrag erneuert. Von 1999 bis 2001 ist seine jährliche Vergütung von drei auf zwölf Millionen Dollar gestiegen.
IM INTERNET
The Attorney General of New York: Klageschrift gegen Merill Lynch (PDF)
Gruß
Happy End
