06.03.02 11:06
KOMMENTAR - D.Logistics: 08/15-Meldungen will
niemand haben
Das Unternehmen steht unter PR-Druck und bleibt unglaubwürdig, meint w:o-Redakteur Robert Sopella.
D.Logistics steht offensichtlich unter PR-Druck. Heute erklärt das Unternehmen, dass die Rückkehr von
Unternehmensgründer und Großaktionär Detlef W. Hübner dem „Kapitalmarkt demonstrieren soll, dass der Großaktionär dem
Unternehmen voll verbunden ist“. Außerdem habe Hübner sich „entgegen Marktgerüchten“ nicht von Aktien der Gesellschaft
getrennt.
Man wolle mittel- und langfristig die „Profitabilität der Vergangenheit“ wieder erreichen. Dazu werden den Angaben zufolge
momentan „umfangreiche Schritte“ geprüft. D.Logistics wolle sich neu ausrichten. Das Ziel der Neuausrichtung soll eine
Verschlankung der einzelnen Unternehmenssparten sein. Margenschwächere Bereiche stehen zur Disposition.
Alles neu bei D.Logistics – bis auf den Vorstand. Es ist weiterhin fragwürdig, warum das Unternehmen kurz nach dem ein
neuer Vorstand berufen wurde, diesen gleich wieder mit der Begründung entließ, dass man „unterschiedliche
Auffassungen“ über die Zukunft der Gesellschaft habe.
Fragwürdig ist auch die heutige Pressemitteilung. Hübner hat sich nicht von Aktien getrennt. Das ist toll. Aber selbst wenn er
es getan hätte, hätte es niemanden interessiert. Schließlich kann er als Privatmann so viele Aktien verkaufen, wie er will.
Jetzt als Vorstandsvorsitzender muss er Transaktionen ohnehin melden – ebenso wie seinen Aktienbestand.
Fragwürdig ist ebenso die Rückkehr des Unternehmensgründers an sich. Schließlich war er es doch, der D.Logistics
kurzzeitig in den Liquiditätsengpass gesteuert hat. Der neu berufene Vorstand, der ein paar Wochen im Amt bleiben durfte,
wird es wohl kaum gewesen sein. Und ausgerechnet Hübner soll jetzt den Karren wieder flott machen.
Alte Vorsätze fliegen dabei scheinbar genauso schnell über Bord wie Pressemitteilungen derzeit an die Öffentlichkeit gehen.
Oder war es nicht Hübner, der am 7. Februar noch stolz verkündete, dass mit der Berufung des neuen Vorstandes um Ernst
Gumrich „konsequent die Trennung von Anteilsbesitz und Organen der Gesellschaft eingeleitet“ wurde? „Der Aufbau des
Unternehmens ist erfolgreich abgeschlossen. Was die D.Logistics in der nächsten Phase braucht, ist ein Management mit
ausgeprägter Industrieerfahrung, das unsere hervorragenden Marktpositionen festigt sowie Ertragskraft und Wachstum
weiter ausbaut.“
Unter dem Strich bleibt er unglaubwürdig. Da helfen auch keine 08/15-Pressemitteilungen wie die heutige. Zerstörtes
Vertrauen kann man nicht von heute auf morgen durch Jubelmeldungen wieder aufbauen. Hübner und seine neue und alte
Mannschaft müssen ihre großen Töne mit Zahlen untermauern. Wenn sie die Restrukturierung erfolgreich bewältigt haben,
ist das sicherlich eine Pressemeldung wert. Dann – und nur dann – beginnt der langsame Vertrauensaufbau.