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Es ist angeblich das "schönste Amt der Welt" (O-Ton Edmund Stoiber), es ist gut bezahlt (Jahresbezüge: 185.821 Euro) – und trotzdem will bislang niemand aus dem Kreis der Kandidaten seine Bewerbung öffentlich machen. Ob Erwin Huber, Günther Beckstein oder Alois Glück – wer auch immer in den vergangenen Monaten für den Fall eines Wahlsieges der Union bei der Bundestagswahl als potenzieller Nachfolger für Ministerpräsident Edmund Stoiber gehandelt wurde, geht auf Tauchstation.
"Kein Wort" werde er über die "N-Frage" verlieren, lässt Fraktionschef Alois Glück neugierige Journalisten freundlich, aber bestimmt, ins Leere laufen. Nur so viel: "Wir werden das sehr konstruktiv miteinander lösen". Auch Günther Beckstein, als stellvertretender Ministerpräsident eigentlich ein nahe liegender Kandidat für die Stoiber-Nachfolge, betont demonstrativ, wie gerne er Edmund Stoiber nach Berlin folgen würde – als Innenminister einer unionsgeführten Bundesregierung.
Stoiber will Beckstein nach Berlin mitnehmenDie Zweifel daran, ob Beckstein wirklich lieber in die Bundespolitik gehen würde, als das Amt des bayerischen Ministerpräsidenten zu übernehmen, hat er selbst genährt. "Nachdem ich erfahren habe, dass ich will, will ich es auch und freue mich darüber": Etwas gequält fiel Becksteins Reaktion aus, als ihn Parteichef und Kanzlerkandidat Stoiber auf Platz fünf der CSU-Landesliste zur Bundestagswahl setzen ließ – und damit deutlich signalisierte, dass Beckstein im Falle des Falles an seiner Seite nach Berlin ziehen soll.
Inzwischen orakeln Journalisten, der Franke habe "nach anfänglichen Vorbehalten sein Herz für die Bundespolitik entdeckt" – und in der Tat blieb Becksteins öffentlicher Stoßseufzer ein einmaliger Ausrutscher. Seitdem wiederholt er unermüdlich, dass bei einem Wahlsieg die Bundespolitik für ihn Priorität habe: "Wenn der Stoiber mir das Amt des Bundesinnenministers anbieten würde, würde ich keine Sekunde zögern."
Tatsache ist aber auch: Bei den bayerischen Wählerinnen und Wählern kommt Beckstein von allen Nachfolge-Kandidaten derzeit am besten an. Dürfte das Wahlvolk aus den Reihen der CSU-Politiker einen möglichen Nachfolger von Edmund Stoiber küren, wäre die Entscheidung eindeutig: Eine Umfrage von Infratest dimap im Auftrag des BR-Magazins "Zeitspiegel" vom August sieht Beckstein mit 44 Prozent in Führung – es folgen mit weitem Abstand Kultusministerin Monika Hohlmeier (15 Prozent), Landtagsfraktionschef Alois Glück und Staatskanzleichef Erwin Huber (beide je neun Prozent).
Hubers Problem: seine UmfragewerteIm Kreis der möglichen Stoiber-Nachfolger galt Staatskanzlei-Chef Erwin Huber lange Zeit als Favorit - inzwischen ist es stiller geworden um den engen Stoiber-Vertrauten. Zwar kann Huber für sich verbuchen, dass die bayerische Regierungsarbeit in seiner Verantwortung weitgehend geräuschlos läuft, während der Ministerpräsident für die Union als Wahlkämpfer durch die Republik zieht. Doch der Niederbayer laboriert an seinen schlechten Umfragewerten. Und die schmälern seine Chancen erheblich: Denn egal, wer Stoiber beerben könnte – er soll vor allem garantieren, dass die CSU bei der nächsten Landtagswahl wieder die absolute Mehrheit holt. Ein weiteres Problem für Huber: In der CSU-Landtagsfraktion – ein entscheidender Machtfaktor – hat er nicht genügend Rückhalt.
Glück hat die Fraktion hinter sichGanz anders Alois Glück: Zwar liegt auch er in Umfragen deutlich zurück – doch als Chef der CSU-Landtagsfraktion hat er innerhalb der Partei erhebliche Hausmacht. Dass Glück aus Sicht von Beobachtern keinesfalls aus dem Rennen ist, liegt auch an der besonderen Ausgangslage, falls mit Stoiber ein CSU-Politiker Bundeskanzler würde. Wer auch immer dann bayerischer Ministerpräsident ist – er muss großes diplomatisches Geschick an den Tag legen, um einerseits bayerische Interessen gegenüber dem Bund durchzusetzen, andererseits aber den Kanzler – und Parteifreund – nicht zu beschädigen. Diese diffizile Gratwanderung trauen viele am ehesten Alois Glück zu.
Für Glück - und gegen Beckstein - spricht im übrigen die in der CSU nicht zu unterschätzende regionale Komponente: Glück hat den traditionell einflussreichen Bezirksverband Oberbayern hinter sich; Beckstein wäre als Protestant und Franke gleich in doppelter Hinsicht ein Novum auf dem Sessel des bayerischen Ministerpräsidenten.
Ein Talent - bis auf weiteres(Noch) keine ernst zu nehmenden Chancen werden Monika Hohlmeier eingeräumt. Die 40-jährige Schulministerin und Tochter des früheren bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß hat zwar mit der Bildungspolitik ein Stoibersches Kernthema besetzt und gilt in der Partei als politisches Talent – doch in der Männerdomäne CSU, in der altgediente Parteikämpfer wie Beckstein und Huber noch auf ihren großen Karrieresprung hoffen dürfen, ist eine junge Ministerpräsidentin nicht mehr als Zukunftsmusik.
Fabian Mohr, BR