Auch Popstar Melanie Thornton unter den Todesopfern
Beim Absturz des in Berlin gestarteten Crossair-Flugzeuges in der Nähe von Zürich scheint es ausgeschlossen, dass einige der noch Vermissten am Leben sind. Unter den Toten ist auch die Popsängerin Melanie Thornton. Nur neun der 34 Insassen überlebten offenbar das Unglück.
Berlin - Die Plattenfirma von Melanie Thornton bestätigte den Tod der 34-Jährigen. Die Amerikanerin ("Love How To Love Me"), früher Mitglied der Gruppe La Bouche, war nach einem Auftritt am Freitag in Leipzig nach Berlin weitergereist, wo sie an Bord der Unglücksmaschine ging. Thorntons letzter Song "New Holiday Single Wonderful Dream" ist die Titelmelodie der neuen Coca-Cola-Werbung, die am Montag in die Schallplattenläden kommen soll. Ihr neues Album trägt den Titel "Ready to fly" (Bereit zum Fliegen).
Unter den Opfern sind auch zwei Mitglieder der Popgruppe Passion Fruit. Sie befanden sich auf der gleichen Werbetour wie Melanie Thornton, wie der Manager der Gruppe, Georg Bergheim, am Sonntagabend in Berlin bekannt gab. Bei den ums Leben gekommenen Mitgliedern handelt es sich den Angaben zufolge um Maria Serrano-Serrano, eine deutsche Staatsangehörige spanischen Ursprungs, die am Montag 28 Jahre alt geworden wäre, sowie um die 27-jährige Holländerin Nathaly van het Ende.
Das dritte Mitglied von Passion Fruit, die 27-jährige Niederländerin Debby St. Marteen, überlebte zusammen mit Tourmanager Andreas Hölzl das Unglück, wie Bergheim sagte. Hölzl habe sich schwere Verbrennungen zugezogen. Bergheim sprach von einer Katastrophe. "Sie waren wie Schwestern", sagte er.
Der stellvertretende Direktor der Fluggesellschaft Crossair, Björn Näf, wollte am Sonntag mit Rücksicht auf noch nicht verständigte Angehörige keine näheren Angaben über die Identität der Opfer machen.
Es sei der erste Unfall eines Flugzeugs vom Typ Avro RJ100 überhaupt gewesen, sagte Näf. Weder bei der letzten technischen Inspektion am 16. November noch im Funkverkehr beim Landeanflug auf Zürich kurz vor dem Absturz seine abnormale Erscheinungen aufgetreten. Allerdings sei das Flugzeug leicht vom Kurs abgewichen.
Zwei Meilen vor dem geplanten Aufsetzen auf der Piste 28 des Zürcher Flughafens Kloten sei es von den Radarschirmen verschwunden. Das Cockpit blieb bei dem Absturz relativ intakt, ebenso wie das Heck, während der mittlere Teil völlig zerstört wurde.
Vermisstenangabe "eher juristischer Begriff"
Bisher seien zehn Tote und neun Überlebende von den 28 Passagieren und fünf Besatzungsmitgliedern identifiziert worden. Die übrigen 14 gelten als vermisst. Bei diesem Wort handele es sich aber um "einen juristischen Begriff", sagte Näf . Das bedeutet, dass die Opfer noch nicht identifiziert sind.
Der Schweizer Botschafter in Deutschland, Thomas Borer-Fielding, sagte, es sei unwahrscheinlich, dass die Menschen angesichts der nahen Großstadt und des Großeinsatzes von Rettungskräften tatsächlich noch lebend auftauchen könnten.
AP
Jumbolino: Das Wrack der Crossair-Maschine
Eine Überlebende des Unglücks schilderte die dramatischen Sekunden nach dem Absturz im Schweizer Fernsehen: "Es war wie ein Albtraum, wie im Film. Ich habe nur gedacht, raus hier, die Maschine kann explodieren."
Die Opfer kamen aus der Schweiz, Deutschland, Österreich, den Niederlanden, Israel und Kanada. Unter den Überlebenden sind nach Angaben von Näf zwei Crew-Mitglieder. Zwei der Überlebenden hätten nach kurzer ambulanter Behandlung das Krankenhaus wieder verlassen können, drei Personen hätten schwere Brandverletzungen erlitten. "Zwei bis drei" Passagiere kämen aus der Region Berlin. Wie viele Menschen jeweils den sechs Nationalitäten zugeordnet werden könnten, wollte Näf ebenso wenig mitteilen. Auch die Frage, wer den Absturz überlebt habe und wer ums Leben gekommen sei, ließ er offen.
Auch prominente Israelis an Bord
Auf der Passagierliste standen auch einige prominente Israelis. Es handelt sich angeblich um die Mediziner Professor Jaakov Matzner und Professor Amiram Eldor, die beide an einer Konferenz in Berlin teilgenommen hatten, sowie um den Tel Aviver Politiker Avischai Berkman.
Das Unglück trifft die Crossair in einer tief greifenden Umbruchphase. Die Regionalfluglinie soll an Stelle der zusammengebrochenen Schweizer Traditionsfluglinie Swissair zur neuen nationalen Fluggesellschaft umgebaut werden. Unter anderem soll Crossair bis zum Frühjahr je 26 Lang- und Mittelstreckenflugzeuge von Swissair übernehmen.