Crashgefahr im Oktober?
von Jochen Steffens
Im Moment wird hier unter den Tradern diskutiert und lamentiert. Es scheint allgemein so ein Gefühl zu entstehen, dass etwas nicht stimmt mit den Märkten. Das Problem ist, herauszufinden, was. Gibt's einen riesigen Ausbruch nach oben, oder kündigt sich gar ein Crash an?
Amis seltsam schwach
Das Problem: Die Amis, zeigten sich schwach – zu schwach. Während in der letzten Woche noch eher Käufe zu sehen waren, erkennt man besonders in den letzten beiden Handelstagen (Dienstag/Mittwoch) Verkäufe. Das hatte zum einen damit zu tun, dass die Gaspreise in den USA um fast 7 % angestiegen sind – eine direkte Folge der Hurrikans. Zum anderen will der Ölpreis nicht so recht fallen.
Und so kam es bei den amerikanischen Indizes zunächst zu anfänglichen Kurssteigerungen, die dann wieder abverkauft werden. Das lässt darauf schließen, dass größere Adressen aussteigen. Doch warum? Hat es etwas damit zu tun, dass vermutet wird, die geplanten Steuersenkungen in den USA sind nach den Hurrikans unwahrscheinlicher geworden?
Quartalsende beeinflusst die Kurse
Ein weiterer Aspekt, den man beachten sollte, ist, dass am Wochenende Quartalsende ist. Hier kann man nun viel spekulieren, wer welche Vorteile davon hat, vorher die Kurse zu drücken. Fakt ist, dass sich Kurse vor den jeweiligen Quartalsenden gerne ein wenig "ungewöhnlich" verhalten. Daraus folgt, dass man die aktuellen Kursbewegungen nicht überbewerten sollte. Wirklich wissen, was und ob was los ist, werden wir erst in der nächsten Woche.
Oktobercrash
Nun beginnt der Oktober und der geneigte Börsianer hat im Hinterkopf: Oktober = "Crash Monat". Wie weit solche Klassifizierungen Sinn machen, sei dahingestellt. Es stimmt jedoch, dass der Oktober einer der Monate ist, in denen gerne starke Bewegungen in die ein oder auch andere Richtung zu verzeichnen sind.
Man sollte grundsätzlich im Oktober Augen und Ohren offen halten, gerade auch nach den beiden Hurrikans. Das heißt jedoch nicht, dass Sie unbedingt aussteigen sollen. Denn es gibt ein paar Gründe, die im Moment klar gegen einen Crash sprechen:
Grundsätzlich finde ich die aktuelle Stimmung zu schlecht für einen richtigen Crash. Ein Crash kommt meistens irgendwie überraschend, dann, wenn keiner damit rechnet. Anders ist eine Verkaufspanik nicht möglich, die Marktteilnehmer müssen selbstzufrieden sein und dann überrascht feststellen, dass die Kurse purzeln. Diese Überraschung während einer selbstzufriedenen Stimmung ist der auslösende Moment, der zu überhasteten Entscheidungen führt. Ich glaube, aktuell haben sich die meisten Investoren in den USA ausreichend Gedanken darüber gemacht, wie Sie bei fallenden Kursen handeln.
Fallende Kurse sind keine Überraschung
Im Moment würde es also niemanden überraschen, wenn die Kurse stark nachgeben, nicht nach zwei Hurrikans, hohem Ölreis, etc., etc ... Eine andere Möglichkeit, die zu einem Crash führen könnte, sind äußere Umstände, die sind jedoch unvorhersehbar (Anschläge etc).
Eine weitere Möglichkeit wäre eine starke Übertreibung, von der ist im Moment bei den Amis auch nicht auszugehen. Ich schätze eher, dass die enervierende Seitwärtsbewegung viele Anleger dazu veranlasst hat, auszusteigen. Die Zittrigen sind also draußen, auch das spricht gegen einen Crash.
Dennoch kann es zu stärkeren Kursrückschlägen kommen, keine Frage. Wenn die Amis nicht langsam aus dem Quark kommen, dann werden dort die Nerven dünner und dünner. Fallende Kurse in den USA könnten dann die überhitzten Indizes, Nikkei, aber auch Indien abkühlen, das gilt natürlich auch für den Dax.
Der blinde Fleck sind jedoch Kursgewinne!!!
Nicht vergessen sollten Sie, dass es aber auch ganz anders kommen kann. Wer rechnet schon damit, dass die Amis angesichts der aktuellen Situation massiv nach oben ausbrechen? Kaum jemand.
Häufig passiert das, was die Investoren nicht sehen, es geht in die Richtung "blinder Fleck". Und dass die Amis nun durchstarten, massiv, das ist ein verdammt blinder Fleck, denn scheinbar spricht alles dagegen.
So gesehen ist ein Ausbruch nach oben deutlich wahrscheinlicher als ein Crash. Wie gesagt, möglich ist aber auch ein deutlich schwächerer Verlauf ohne Crash.
Was tun?
Für uns heißt es geduldig weiter abwarten, bis wir erkennen, was die Amis vorhaben. Wenn Sie meinem Ratschlag in den letzten Jahren gefolgt sind, immer weiter Positionen aufzubauen, dann können Sie die aktuellen Querelen locker aussitzen. Wie immer, wenn es weiter fallen sollte, kann man die Positionsgröße vorsichtig anpassen, ansonsten: Investiert bleiben! Wie nach den Hurrikans, da hat sich diese Vorgehensweise schließlich auch ausgezahlt.