Crash oder nicht Crash

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Crash oder nicht Crash

 
10.10.00 11:32
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2. NEMAX / Konjunktur, Baisse, Kaufmonat Oktober?, Ausblick
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KLEINER SELL-OFF

 Am Freitag zeigte sich insbesondere der Nemax 50 sehr schwach.
 Der Verlust von 5,73% auf 4.728 Punkte kann schon als kleiner
 Sell-Off bezeichnet werden, zumal die Umsaetze stark anstiegen.

 So traf es am Freitag auch Werte hart, die sich dem negativen
 Marktumfeld bisher einigermassen zu widersetzen vermochten. So
 ermaessigte sich Intershop um nicht weniger als 22%. Auch Kino-
 welt fiel deutlich.

CHARTTECHNIK

 Aus technischer Sicht ist weiterhin keine Erholung zu erwarten,
 im Gegenteil: charttechnische Unterstuetzungen verlieren an
 Aussagekraft, je weiter sie zurueckliegen. Somit sind bereits
 seit geraumer Zeit keine nennenswerten Unterstuetzungen mehr
 auszumachen - der Neue Markt befindet sich sozusagen im freien
 Fall.

KONJUNKTUR

 Wenig Begeisterung konnten die US-Konjunkturdaten erwecken. Zwar
 ist der schwaecher als erwartet ausgefallene Anstieg der Stunden-
 loehne positiv, dafuer ueberraschte jedoch die niedrige Arbeitslo-
 senquote. Bei einer Arbeitslosenquote von lediglich 3,9% ist die
 Abschwaechung des restriktiven Zinspolitik ausgeschlossen.

 Auch ueberraschte die EZB mit einer Erhoehung der Leitzinsen.
 Ueberraschend hierbei war nicht die Zinserhoehung, sondern der
 fruehe, fuer den Markt unguenstige Zeitpunkt. Hierbei muss die
 EZB einen breiten Spagat vollziehen. Hebt sie die Leitzinsen zu

 stark an, kommt die Konjunktur ins Stocken, was unweigerlich
 eine weitere Abschwaechung des Euros nach sich ziehen wuerde.

 Laesst sie die Zuegel in Anbetracht des hohen Oelpreises hin-
 gegen zu locker, begibt sie sich in die Gefahr, in einer Spirale
 aus Lohnpreiserhoehung und Inflation zu versinken. Die Waeh-
 rungsinterventionen zeigten eher dahingehend Wirkung, dass das
 Rueckschlagspotential nach unten hin begrenzt scheint, was zu
 erwarten war.

 In unserer morgigen Ausgabe des Aktien-Newsletters befassen wir
 uns eingehender mit der konjunkturellen Entwicklung. Abschlies-
 send sei jedoch erwaehnt, dass die Reaktion der Boersen deutlich
 negativ war. So wurde die EZB mehrfach als Konjunkturkiller
 bezeichnet. Ob dies tatsaechlich zutrifft, werden wir morgen im
 Aktien-Newsletter erlaeutern. Wir sind der Meinung, dass die
 Entscheidung der EZB richtig war, doch mehr dazu morgen.

KORREKTUR ODER CRASH?

 Ob die seit Anfang September andauernden Verluste als Korrektur,
 Konsolidierung oder als Crash bezeichnet werden, haengt allein
 vom Grad der spekulativen Ausrichtung des Marktteilnehmers ab.
 Vor einiger Zeit jedoch, konnte ein Index-Rueckgang von 22%
 in 5 Wochen nur als Crash bezeichnet werden.

 Dass derzeit ungeachtet der schwachen Stimmung keine richtige
 Panik aufkommen will, ist einerseits ein positives Zeichen, das
 auf die zunehmende Kaltschnaeutzigkeit und Professionalitaet
 auch der Privatanleger schliessen laesst - andererseits ist es
 auch ein schlechtes Zeichen, da eine Erholung in der Regel nur
 nach einer Massenpanik stattfinden kann.

BAISSE IN DREI PHASEN

 So vollzieht sich eine starke Baissephase in der Regel in drei
 Phasen, die weitgehend alleine durch die Emotionen der Markt-
 teilnehmer zu definieren sind. Die erste Phase bezeichnet den
 Zeitpunkt, an dem die Marktteilnehmer nach einem Kursrueckgang
 nicht mehr an weitere Abgabetendenzen glauben. Hierbei hoert man
 oefters Aussagen wie "Wie weit sollen die denn noch fallen? Ich
 denke, der Boden ist erreicht".

 Die zweite Phase tritt dann ein, wenn die Maerkte ungeachtet
 vorgenannter Markterwartung weiterhin fallen. Dann kommt es zu
 einem Schockerlebnis. Dieses Schockerlebnis bedingt weitere
 Abgaben, der Markt gibt in der dritten Phase breitgefasst ab,
 mitunter kommt es unter hohen Handelsvolumina zu einem regel-
 rechten Sell-Off. Nach diesem Sell-Off, der meist die letzte
 Phase der Baisse abschliesst, besinnt sich der Markt wieder
 auf die positiven Merkmale, gute Nachrichten werden wieder
 gebuehrend gewuerdigt - es setzt eine breitgefasste Erholung
 ein.

FAZIT

 Bezeichnend ist hierbei jedoch, dass nahezu in jedem Jahr nahezu
 zur selben Zeit an den Boersen "Endzeit-Stimmung" aufkommt. Was
 in diesem Jahr der hohe Oelpreis und der starke Dollar ist, war
 im letzten Jahr das damals bevorstehende Jahr-2000-Problem Y2K.

 Gegen Jahresende und zu Anfang des neuen Jahres weicht die
 Endzeitstimmung dann meist der Aufbruchstimmung. Langfristig
 orientierte Anleger sollten sich daher nicht entmutigen lassen,
 denn auf lange Sicht gibt es zur Aktienanlage in Bezug auf die
 Rendite keine Alternative. Aufgrund der aktuell zunehmend sus-
 pekten charttechnischen Situation sollten tradingorientierte
 Anleger ihre Investments jedoch vorerst zurueckstellen, bis ein
 Boden gefunden ist. Wer langfristig investiert, kann ueber
 zwischenzeitliche Schwankungen indes leicht hinwegsehen.

 Traditionell ist der Oktober der beste Kaufmonat des Boersen-
 jahrs. Mit beeindruckender Regelmaessigkeit wurden die wenigen
 Marktteilnehmer mit hohen Kursgewinnen belohnt, die ungeachtet
 des drohenden Ungemachs im Oktober mutig zur Tat schritten und
 wachstumstarke sowie guenstig bewertete Titel zu Dumpingpreisen
 und mit langfristiger Ausrichtung in ihr Depot aufnahmen.
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