3. Finanzmärkte
(Alle nachfolgenden Indexstände beziehen sich auf Freitag, den 07.
Mai 2002 um 18.05 Uhr MESZ)
Europa
Schwach angefangen und stark nachgelassen - so lässt sich die
Börsenentwicklung in der hinter uns liegenden Woche kurz und bündig
beschreiben. Die anfänglichen Hoffnungen auf eine zumindest
kurzfristige Erholungsbewegung oder zumindest auf ein Verharren auf
dem ermäßigten Niveau wurden spätestens zum Wochenschluss vertrieben.
Ungeachtet von guten Wirtschaftsdaten, insbesondere aus den USA,
überwiegen bei den Marktteilnehmern Vertrauensverlust und Nervosität.
Nachdem die Quartalsberichtsaison hinter uns liegt und die HV-Saison
ihren Höhepunkt überschritten hat, sind auch von Unternehmensseite
kurzfristig kaum anregende Meldungen zu erwarten. Mehr als
halbherzige Erholungen waren deshalb bislang nicht drin und die
Bereitschaft zum Verkaufen bleibt groß.
Beim Deutsche Aktienindex DAX 30 ging es nach dem Wochenverlaufshoch am
Montag bei 4850 kräftig abwärts um rund 7,5% bis auf 4513 im Verlauf
des Freitags. Zuletzt notierte der Index nur knapp darüber bei 4581
Punkte mit einer negativen Wochenperformance von 4,9%. Aus
charttechnischer Sicht ist unserer DAX-Risikomarke bei 4750 ohne
Umschweife nach unten durchbrochen worden. Aktiviert wurde eine
"alte" Unterstützungszone zwischen 4540 und 4360, deren untere
Begrenzung nun künftig unsere neue Risikomarke darstellt. Neben den
beiden bekannten Abwärtstrends vom März 2000 bei derzeit 4930 und vom
März 2002 bei 5080 erkennt man im Chartbild nun einen weiteren
Abwärtstrend seit 17.04.2002 bei aktuell 4835. Diese Marken dienen
als mögliche Erholungsziele. In Richtung Süden definiert sich das
mögliche Abwärtspotential aus der unteren Begrenzung des "alten"
Abwärtstrendkanals zwischen aktuell 4930 und 4250. Die
Marktindikatoren liefern negative Signale, bewegen sich aber bereits
in extremen Positionen, aus denen heraus ein rascher Dreh nach oben
erfolgen kann. Die als Kontraindikator dienende Put/Call-Ratio der
Aktienoptionen auf geglätteter 3-Wochen-Basis ist extrem "bearish",
wodurch eine zumindest kurzfristige Erholungsbewegung ansteht. Die
Umsätze haben ebenso angezogen wie die Volatilität
(Schwankungsbreite).
Der europäische DJ STOXX 50 Index notierte zuletzt 6,1% unter seinem
Vorwochenniveau bei 3152 Punkte. In der Abwärtsbewegung wurde unsere
neue Risikomarke bei 3260 schon wieder nach unten verlassen.
Aufgenommen wurde der Index von einer Unterstützungszone zwischen
3300 und 2900. Deren untere Begrenzung wählen wir als unsere neue
Risikomarke. Neben dem Abwärtstrend vom 19.03.2002 bei derzeit 3485
begrenzt auch der seit September 2000 erkennbare Abwärtstrend bei
zuletzt 3420 das kurzfristig mögliche Erholungspotential. Die
Marktindikatoren liefern negative Signale, bewegen sich aber bereits
in extremen Positionen, aus denen heraus ein rascher Dreh nach oben
erfolgen kann.
Mit einer Wochenperformance von minus 8,3% auf 766 Punkte beim
Nemax All Share und minus 9,0% auf 727 Punkte beim Nemax 50 geht eine weitere
rabenschwarze Woche zu Ende. Die stärksten Verluste verbuchten die
Sektoren Biotechnologie (-13,9%), Internet (-12,3%) und
Finanzdienstleister (-11,3%). Besser hingegen hielten sich Aktien aus
den Bereichen Medien (-3,8%) und Telekommunikation (-5,5%). Bei den
Einzelaktien verloren im Nemax 50 Lion Bioscience (-26%),
Broadvision (-22%) und ADVA (-21%) am stärksten. Vergleichsweise gut
performten Consors und Singulus, die im Wochenvergleich fast unverändert aus
dem Handel gingen.
Zum Wochenstart sorgten negative Nasdaq-Vorgaben für schwächere
Notierungen am Neuen Markt. Zudem blieb die Börse in London
feiertagsbedingt geschlossen, weshalb ca. 1/3 des Umsatzes entfiel.
Hinzu kamen erneut Ängste vor einem Konflikt zwischen Indien und
Pakistan. Nach der Umsatz- und Gewinnwarnung des amerikanischen
Chipherstellers Intel verlor der Neue Markt kräftig. Der Nemax 50
markierte bei 705,79 Punkten ein neues Jahrestief. Insbesondere
Chipwerte kamen durch die Intelmeldung und die Herabstufung einer
Reihe von Halbleiterwerten durch die Investmentbank Merrill Lynch
unter Druck.
Nach kurzem Kampf wurde die Unterstützung bei 780 Punkten im Nemax 50
zum Wochenanfang aufgegeben. In Folge der weiterhin schwachen
Verfassung des Marktsegmentes nahm die Dynamik im Wochenverlauf zu.
Bis zum Allzeittief bei 643 Punkten sehen wir keine weiteren
Unterstützungen mehr, die sich dem Abwärtsdruck entgegenstellen
könnten. Die Schlacht scheint verloren. Es bleibt nunmehr abzuwarten,
von welchem Niveau der Markt nach oben drehen wird. Ein Abrutschen
auf das bisher unbestätigte Allzeittief ist wahrscheinlich. Die
technischen Indikatoren zeigen eine überverkaufte Lage an. Der
Trendfolger MACD läuft einhellig mit dem Markt nach unten. Wir raten,
sich dem Marktsegment weiter fern zu halten. Erholungen dürften
vorerst nicht über den Widerstand bei 780 Punkten hinausgehen.
Die Aktienmärkte überraschen derzeit noch vor Beginn des kalendarischen
Sommers (21. Juni) mit einem "Sommerschlussverkauf", ausgelöst durch
Vertrauensverluste insbesondere in Bilanzierungspraktiken und
Gewinnprognosen sowie in die Analystengilde. Dazu kommen noch die
Ängste vor sich verschärfenden Spannungen im Nahostkonflikt. Die
Kombination aus Käuferstreik und hohe Verkaufsbereitschaft führte
zuletzt zu sich zunehmend verstärkenden Kursrückgängen an der Börse.
Ungeachtet der vielfach bereits günstigen Fundamentaldaten warten die
Investoren lieber noch ab, bis die Wirtschaftschaftsdaten klare
positive Signale geben und sich dies in konkreten Gewinnsteigerungen
niederschlägt. Die letzten Konjunkturmeldungen lassen darauf
schließen, dass im Rahmen der begonnenen konjunkturellen Aufholjagd
Europas gegenüber den USA bereits wieder die Puste ausgeht. Die
Voraussetzungen für einen selbsttragenden Aufschwung sind noch zu
schwach. Auch für den Arbeitsmarkt fallen dadurch wenig positive
Effekte ab, die bei der Verdauung der Tarifrunden helfen. Trotzdem
sehen Marktbeobachter die konjunkturellen Aussichten für Euroland auf
Sicht der nächsten 12 Monate insgesamt positiv. Zudem wächst das
Vertrauen in den Euro. Der Handelsblatt-Frühindikator für Juni
signalisiert, dass die Konjunktur nach den mühsamen ersten beiden
Quartalen ab Jahresmitte in Fahrt kommt. Voraussetzung ist
allerdings, dass sich die Zukunftszuversicht bei den Unternehmen auch
in klingende Münze verwandelt. Die aktuelle Lageeinschätzung bleibt
verhalten, Stütze bleibt der Export und die Unternehmensgewinne
werden auch noch im nächsten Jahr nur moderat wachsen. Das
nervenaufreibende Börsenumfeld ist überwiegend Tummelfeld von
"Schnäppchenjägern sowie Gewinnmitnehmern" und vergrault die
langfristig orientierten Investoren, bei denen die Nerven angesichts
der hinter uns liegenden rund zweijährigen "Leidenszeit" blank
liegen. In einem "schmerzhaften" Prozess verinnerlichen die
Marktteilnehmer mehr und mehr, dass sie sich auf eine insgesamt
magere Börsenzukunft einrichten müssen, die zeitlich nicht
quantifizierbar ist. Nach der Boomphase, die im März 2000 ihr Ende
fand, wurden Unternehmen und Anleger erbarmungslos auf den Boden der
fundamentalen Tatsachen zurückgeholt. Die zwischenzeitlich vielfach
notwendig gewordenen Kosteneinsparungen, der Schuldenabbau und die
Rückbesinnung auf solide Kerngeschäfte sollten zwischenzeitlich nun
dem Heben von Wachstumspotentialen neuen Raum geben. Bis dahin bleibt
nur der Blick auf die Charttechnik, um mögliche Risiko- bzw.
Chancenpotentiale kurzfristig abzuschätzen. Für den DAX müssen wir
den Bewegungsspielraum von bisher 4800-5400 Punkte auf künftig
zwischen 4400 bis 5100 korrigieren. Für den STOXX liegt diese Range
nunmehr zwischen 2900 und 3400 Punkte. Nach den kräftigen
Kurseinbrüchen nach dem US-Terroranschlag im September 2001 kommen
uns die "kleineren" Rückschläge im Februar/März 2002 und Mai/Juni
2002 wie ein Sell-off auf Raten vor. Darauf deuten auch die bislang
halbherzigen Erholungsversuche, die zwischenzeitlich extrem
überverkauften Lage, die bearishe Stimmung und die ängstliche
Anlegerzurückhaltung hin. Der rein tradingorientierte Spekulant
sollte nach unserem Vorschlag infolge Unterschreitens der
Risikomarken bei 4750 (DAX) bzw. 3260 (STOXX) die Reißleine gezogen
haben. Für die verbliebenen Positionen gelten ab sofort die neuen
Risikomarken von 4360 beim DAX bzw. 2900 beim STOXX. Der langfristig
orientierte Investor sollte zunächst eine Entspannung der Börsenlage
abwarten.
Der Rentenmarkt ist durch die Aktienmarktschwäche als
Liquiditätsparkplatz gefragt und gegenüber positiven
Konjunkturmeldungen kurzfristig resistent geworden. Die EZB hat auf
ihrer Zentralbanksitzung erwartungsgemäß keine Zinsbeschlüsse
gefasst. Aus der Begründung lässt sich interpretieren, dass derzeit
die mittelfristigen Perspektiven über die Stärke der wirtschaftlichen
Erholung sowie der möglichen Inflationsrisiken noch nicht zuverlässig
einzuschätzen sind. Dies untermauert unsere Erwartung, dass mit einer
Leitzinsanhebung frühestens nach der Sommerpause zu rechnen ist. Als
lohnend erachten wir europäische festverzinsliche Anlagen im
mittleren Laufzeitbereich bis fünf Jahre. Bei US-Anleihen raten wir
infolge der Dollar-Schwäche und tendenziell anziehender Renditen zur
Zurückhaltung.
Der Euro-Wechselkurs gegenüber dem US-Dollar hat sich bislang hartnäckig
hochgearbeitet auf zuletzt über 94 US-Cents. Mit dazu beigetragen
haben die positiven Maizahlen bei der verarbeitenden Produktion sowie
der verbesserte Euroland-Einkaufsmanagerindex im April. Hauptsächlich
verantwortlich ist allerdings die Schwäche des US-Dollars und der
Stimmungswandel zugunsten der europäischen Gemeinschaftswährung.
Charttechnisch sehen wir um 92 Cents eine Unterstützung. Wenn der
Widerstandsbereich um 94 Cents nachhaltig überwunden wird, erwarten
wir die nächste Hürde spätestens bei 97 Cents. Als Fernziel bleibt
die psychologische Marke 1 US-Dollar, also die Parität.
Den ganzen Artikel mit weiteren Beiträgen zu den Finanzmärkten in
Nordamerika und Japan finden Sie
bis zum Erscheinen des nächsten Consors Weekly auf der Consors
Website im Research-Bereich unter der folgenden Adresse:
www.consors.de/research/magazin/_newsData/...020607/index.html
Gruß Pichel
(Alle nachfolgenden Indexstände beziehen sich auf Freitag, den 07.
Mai 2002 um 18.05 Uhr MESZ)
Europa
Schwach angefangen und stark nachgelassen - so lässt sich die
Börsenentwicklung in der hinter uns liegenden Woche kurz und bündig
beschreiben. Die anfänglichen Hoffnungen auf eine zumindest
kurzfristige Erholungsbewegung oder zumindest auf ein Verharren auf
dem ermäßigten Niveau wurden spätestens zum Wochenschluss vertrieben.
Ungeachtet von guten Wirtschaftsdaten, insbesondere aus den USA,
überwiegen bei den Marktteilnehmern Vertrauensverlust und Nervosität.
Nachdem die Quartalsberichtsaison hinter uns liegt und die HV-Saison
ihren Höhepunkt überschritten hat, sind auch von Unternehmensseite
kurzfristig kaum anregende Meldungen zu erwarten. Mehr als
halbherzige Erholungen waren deshalb bislang nicht drin und die
Bereitschaft zum Verkaufen bleibt groß.
Beim Deutsche Aktienindex DAX 30 ging es nach dem Wochenverlaufshoch am
Montag bei 4850 kräftig abwärts um rund 7,5% bis auf 4513 im Verlauf
des Freitags. Zuletzt notierte der Index nur knapp darüber bei 4581
Punkte mit einer negativen Wochenperformance von 4,9%. Aus
charttechnischer Sicht ist unserer DAX-Risikomarke bei 4750 ohne
Umschweife nach unten durchbrochen worden. Aktiviert wurde eine
"alte" Unterstützungszone zwischen 4540 und 4360, deren untere
Begrenzung nun künftig unsere neue Risikomarke darstellt. Neben den
beiden bekannten Abwärtstrends vom März 2000 bei derzeit 4930 und vom
März 2002 bei 5080 erkennt man im Chartbild nun einen weiteren
Abwärtstrend seit 17.04.2002 bei aktuell 4835. Diese Marken dienen
als mögliche Erholungsziele. In Richtung Süden definiert sich das
mögliche Abwärtspotential aus der unteren Begrenzung des "alten"
Abwärtstrendkanals zwischen aktuell 4930 und 4250. Die
Marktindikatoren liefern negative Signale, bewegen sich aber bereits
in extremen Positionen, aus denen heraus ein rascher Dreh nach oben
erfolgen kann. Die als Kontraindikator dienende Put/Call-Ratio der
Aktienoptionen auf geglätteter 3-Wochen-Basis ist extrem "bearish",
wodurch eine zumindest kurzfristige Erholungsbewegung ansteht. Die
Umsätze haben ebenso angezogen wie die Volatilität
(Schwankungsbreite).
Der europäische DJ STOXX 50 Index notierte zuletzt 6,1% unter seinem
Vorwochenniveau bei 3152 Punkte. In der Abwärtsbewegung wurde unsere
neue Risikomarke bei 3260 schon wieder nach unten verlassen.
Aufgenommen wurde der Index von einer Unterstützungszone zwischen
3300 und 2900. Deren untere Begrenzung wählen wir als unsere neue
Risikomarke. Neben dem Abwärtstrend vom 19.03.2002 bei derzeit 3485
begrenzt auch der seit September 2000 erkennbare Abwärtstrend bei
zuletzt 3420 das kurzfristig mögliche Erholungspotential. Die
Marktindikatoren liefern negative Signale, bewegen sich aber bereits
in extremen Positionen, aus denen heraus ein rascher Dreh nach oben
erfolgen kann.
Mit einer Wochenperformance von minus 8,3% auf 766 Punkte beim
Nemax All Share und minus 9,0% auf 727 Punkte beim Nemax 50 geht eine weitere
rabenschwarze Woche zu Ende. Die stärksten Verluste verbuchten die
Sektoren Biotechnologie (-13,9%), Internet (-12,3%) und
Finanzdienstleister (-11,3%). Besser hingegen hielten sich Aktien aus
den Bereichen Medien (-3,8%) und Telekommunikation (-5,5%). Bei den
Einzelaktien verloren im Nemax 50 Lion Bioscience (-26%),
Broadvision (-22%) und ADVA (-21%) am stärksten. Vergleichsweise gut
performten Consors und Singulus, die im Wochenvergleich fast unverändert aus
dem Handel gingen.
Zum Wochenstart sorgten negative Nasdaq-Vorgaben für schwächere
Notierungen am Neuen Markt. Zudem blieb die Börse in London
feiertagsbedingt geschlossen, weshalb ca. 1/3 des Umsatzes entfiel.
Hinzu kamen erneut Ängste vor einem Konflikt zwischen Indien und
Pakistan. Nach der Umsatz- und Gewinnwarnung des amerikanischen
Chipherstellers Intel verlor der Neue Markt kräftig. Der Nemax 50
markierte bei 705,79 Punkten ein neues Jahrestief. Insbesondere
Chipwerte kamen durch die Intelmeldung und die Herabstufung einer
Reihe von Halbleiterwerten durch die Investmentbank Merrill Lynch
unter Druck.
Nach kurzem Kampf wurde die Unterstützung bei 780 Punkten im Nemax 50
zum Wochenanfang aufgegeben. In Folge der weiterhin schwachen
Verfassung des Marktsegmentes nahm die Dynamik im Wochenverlauf zu.
Bis zum Allzeittief bei 643 Punkten sehen wir keine weiteren
Unterstützungen mehr, die sich dem Abwärtsdruck entgegenstellen
könnten. Die Schlacht scheint verloren. Es bleibt nunmehr abzuwarten,
von welchem Niveau der Markt nach oben drehen wird. Ein Abrutschen
auf das bisher unbestätigte Allzeittief ist wahrscheinlich. Die
technischen Indikatoren zeigen eine überverkaufte Lage an. Der
Trendfolger MACD läuft einhellig mit dem Markt nach unten. Wir raten,
sich dem Marktsegment weiter fern zu halten. Erholungen dürften
vorerst nicht über den Widerstand bei 780 Punkten hinausgehen.
Die Aktienmärkte überraschen derzeit noch vor Beginn des kalendarischen
Sommers (21. Juni) mit einem "Sommerschlussverkauf", ausgelöst durch
Vertrauensverluste insbesondere in Bilanzierungspraktiken und
Gewinnprognosen sowie in die Analystengilde. Dazu kommen noch die
Ängste vor sich verschärfenden Spannungen im Nahostkonflikt. Die
Kombination aus Käuferstreik und hohe Verkaufsbereitschaft führte
zuletzt zu sich zunehmend verstärkenden Kursrückgängen an der Börse.
Ungeachtet der vielfach bereits günstigen Fundamentaldaten warten die
Investoren lieber noch ab, bis die Wirtschaftschaftsdaten klare
positive Signale geben und sich dies in konkreten Gewinnsteigerungen
niederschlägt. Die letzten Konjunkturmeldungen lassen darauf
schließen, dass im Rahmen der begonnenen konjunkturellen Aufholjagd
Europas gegenüber den USA bereits wieder die Puste ausgeht. Die
Voraussetzungen für einen selbsttragenden Aufschwung sind noch zu
schwach. Auch für den Arbeitsmarkt fallen dadurch wenig positive
Effekte ab, die bei der Verdauung der Tarifrunden helfen. Trotzdem
sehen Marktbeobachter die konjunkturellen Aussichten für Euroland auf
Sicht der nächsten 12 Monate insgesamt positiv. Zudem wächst das
Vertrauen in den Euro. Der Handelsblatt-Frühindikator für Juni
signalisiert, dass die Konjunktur nach den mühsamen ersten beiden
Quartalen ab Jahresmitte in Fahrt kommt. Voraussetzung ist
allerdings, dass sich die Zukunftszuversicht bei den Unternehmen auch
in klingende Münze verwandelt. Die aktuelle Lageeinschätzung bleibt
verhalten, Stütze bleibt der Export und die Unternehmensgewinne
werden auch noch im nächsten Jahr nur moderat wachsen. Das
nervenaufreibende Börsenumfeld ist überwiegend Tummelfeld von
"Schnäppchenjägern sowie Gewinnmitnehmern" und vergrault die
langfristig orientierten Investoren, bei denen die Nerven angesichts
der hinter uns liegenden rund zweijährigen "Leidenszeit" blank
liegen. In einem "schmerzhaften" Prozess verinnerlichen die
Marktteilnehmer mehr und mehr, dass sie sich auf eine insgesamt
magere Börsenzukunft einrichten müssen, die zeitlich nicht
quantifizierbar ist. Nach der Boomphase, die im März 2000 ihr Ende
fand, wurden Unternehmen und Anleger erbarmungslos auf den Boden der
fundamentalen Tatsachen zurückgeholt. Die zwischenzeitlich vielfach
notwendig gewordenen Kosteneinsparungen, der Schuldenabbau und die
Rückbesinnung auf solide Kerngeschäfte sollten zwischenzeitlich nun
dem Heben von Wachstumspotentialen neuen Raum geben. Bis dahin bleibt
nur der Blick auf die Charttechnik, um mögliche Risiko- bzw.
Chancenpotentiale kurzfristig abzuschätzen. Für den DAX müssen wir
den Bewegungsspielraum von bisher 4800-5400 Punkte auf künftig
zwischen 4400 bis 5100 korrigieren. Für den STOXX liegt diese Range
nunmehr zwischen 2900 und 3400 Punkte. Nach den kräftigen
Kurseinbrüchen nach dem US-Terroranschlag im September 2001 kommen
uns die "kleineren" Rückschläge im Februar/März 2002 und Mai/Juni
2002 wie ein Sell-off auf Raten vor. Darauf deuten auch die bislang
halbherzigen Erholungsversuche, die zwischenzeitlich extrem
überverkauften Lage, die bearishe Stimmung und die ängstliche
Anlegerzurückhaltung hin. Der rein tradingorientierte Spekulant
sollte nach unserem Vorschlag infolge Unterschreitens der
Risikomarken bei 4750 (DAX) bzw. 3260 (STOXX) die Reißleine gezogen
haben. Für die verbliebenen Positionen gelten ab sofort die neuen
Risikomarken von 4360 beim DAX bzw. 2900 beim STOXX. Der langfristig
orientierte Investor sollte zunächst eine Entspannung der Börsenlage
abwarten.
Der Rentenmarkt ist durch die Aktienmarktschwäche als
Liquiditätsparkplatz gefragt und gegenüber positiven
Konjunkturmeldungen kurzfristig resistent geworden. Die EZB hat auf
ihrer Zentralbanksitzung erwartungsgemäß keine Zinsbeschlüsse
gefasst. Aus der Begründung lässt sich interpretieren, dass derzeit
die mittelfristigen Perspektiven über die Stärke der wirtschaftlichen
Erholung sowie der möglichen Inflationsrisiken noch nicht zuverlässig
einzuschätzen sind. Dies untermauert unsere Erwartung, dass mit einer
Leitzinsanhebung frühestens nach der Sommerpause zu rechnen ist. Als
lohnend erachten wir europäische festverzinsliche Anlagen im
mittleren Laufzeitbereich bis fünf Jahre. Bei US-Anleihen raten wir
infolge der Dollar-Schwäche und tendenziell anziehender Renditen zur
Zurückhaltung.
Der Euro-Wechselkurs gegenüber dem US-Dollar hat sich bislang hartnäckig
hochgearbeitet auf zuletzt über 94 US-Cents. Mit dazu beigetragen
haben die positiven Maizahlen bei der verarbeitenden Produktion sowie
der verbesserte Euroland-Einkaufsmanagerindex im April. Hauptsächlich
verantwortlich ist allerdings die Schwäche des US-Dollars und der
Stimmungswandel zugunsten der europäischen Gemeinschaftswährung.
Charttechnisch sehen wir um 92 Cents eine Unterstützung. Wenn der
Widerstandsbereich um 94 Cents nachhaltig überwunden wird, erwarten
wir die nächste Hürde spätestens bei 97 Cents. Als Fernziel bleibt
die psychologische Marke 1 US-Dollar, also die Parität.
Den ganzen Artikel mit weiteren Beiträgen zu den Finanzmärkten in
Nordamerika und Japan finden Sie
bis zum Erscheinen des nächsten Consors Weekly auf der Consors
Website im Research-Bereich unter der folgenden Adresse:
www.consors.de/research/magazin/_newsData/...020607/index.html
Gruß Pichel