Consors: Warten auf Investoren

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Consors: Warten auf Investoren

 
28.03.02 06:00
27. März 2002 In die pessimistischen Prognosen der Branche hat sich auch Consors eingereiht. Die zweitgrößte europäische Direktbank erwartet „ein schwieriges Jahr“. Einen Großinvestor für das zum Verkauf stehende Unternehmen konnte Vorstand Karl Matthäus Schmidt allerdings noch nicht präsentieren.

Der Nürnberger Broker, der als letzte der großen Direktbanken in dieser Woche seine Bilanz vorstellte, hat im vergangenen Jahr einen Verlust vor Steuern von 212,8 Millionen Euro erwirtschaftet. Im Vorjahr konnte Consors - wie der europäische Marktführer Comdirect - mit 28,3 Millionen Euro noch einen Gewinn verzeichnen. Eine Dividende will Consors für 2001 nicht ausgeben.

Bis Ende März wollte der neue Schmidtbank-Chef Paul Wieandt einen Käufer für Consors finden, um damit die Pleite gegangene Privatbank zu sanieren. Das Bieterverfahren, bei dem neben den französischen Großbanken BNP Paribas und Société Generale sowie die Commerzbank im Rennen sind, sei jedoch noch nicht abgeschlossen. Die Schmidtbank hält knapp 65 Prozent an der Internet-Tochter.

Vorsichtige Anleger, sinkende Provisionen

In der zweiten Jahreshälfte geht Consors von einer leichten Aufhellung der Märkte aus und will zumindest im Deutschlandgeschäft wieder die Gewinnschwelle erreichen. 499.886 der insgesamt 565.701 Consors-Depots werden im Inland geführt. Wie bei den Mitbewerbern schlug sich auch bei Consors die Unlust der Anleger negativ zu Buche. Mit 125,5 Millionen Euro fiel der Provisionsüberschuss zwar noch höher aus als bei Comdirect und der Direktanlagebank (DAB), zeigte sich jedoch im Vergleich zum Vorjahr (228,9 Millionen Euro) recht mager. Während die als besonders handelsfreudig geltenden Consors-Kunden im Jahr 2000 im Durchschnitt 34 Mal ihr Depot bewegten, waren es im vergangenen Jahr nur 14 Transaktionen pro Kunde - kaum häufiger als etwa die DAB-Kunden.

Keine gute Basis für die zu Boomzeiten unter Engpässen leidenden Online-Broker. In diesem Jahr die Gewinnschwelle zu erreichen, ist noch immer das erklärte Ziel der Direktbanken, wenn auch mittlerweile in gedämpfter Form. DAB-Chef Kröner schließt Verluste in diesem Jahr nicht aus, Consors beschränkt die schwarze Null auf das Inlandsgeschäft.

Der Sparkurs geht weiter

Das Potenzial bei Neukunden - Wachstumsmotor der Anfangszeit - scheint ausgeschöpft. Sparen heißt es daher in der Branche, Marketing- und IT-Kosten sollen sinken. Consors plant, den Werbeaufwand um neun Millionen Euro auf 13 Millionen Euro reduzieren, die DAB arbeitet daran, nach der Integration von Selftrade doppelte besetzte Abteilungen abzubauen.

Auch die Stellenkürzungen bei Comdirect, Consors und DAB sind noch nicht am Ende. Consors will bei den Auslandstöchtern in Frankreich und Spanien nun den Rotstift ansetzen. Mit neuen Preismodellen versuchen sich die Direktbanken zudem gegen die hohe Abhängigkeit von Provisionsüberschüssen zu schützen.  

Immer wieder auf dem Prüfstand steht das Verhältnis zu den Konzernmüttern. Man erwäge ständig alle Optionen, sagte DAB-Vorstand Matthias Kröner. Denkbar ist, dass die derzeit erarbeiteten neuen Vertriebswege, die Kröner möglicherweise auf der Hauptversammlung am 23. Mai vorstellt, die Filialen der HypoVereinsbank (HVB) miteinbeziehen. Das bedenkt auch die Comdirect Bank. „Wir prüfen eine Zusammenarbeit, um gegebenenfalls das Filialnetz der Commerzbank als zusätzlichen Vertriebskanal zu nutzen“, sagte Comdirect-Bank-Chef Bernt Weber.
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