Montag, 25.02.2002, 17:52
KOMMENTAR - ComROAD: Pannen oder Betrug?
Niemand darf vorschnell verurteilt werden. Nach Meinung von Rüdiger Vogel von Concord Effekten fehlen weiterhin wirklich belastende Beweise zur Nicht-Existenz von Vertriebspartnern von ComROAD. Darum alleine ginge es jetzt. Schön wär’s ja.
Es geht um mehr. Wohlwollend betrachtet zeigt sich im „Fall ComROAD“ eine Anhäufung von Fehlern, Missverständnissen und Kommunikationsschwächen, die ihresgleichen sucht. Da stolpert der Wirtschaftsprüfer über eine Namensänderung beim spanischen Partner und niemand kann das beim Unternehmen sofort klären. Ein englischer Partner geht pleite, das Unternehmen lässt das lieber andere melden. Vor der Kapitalerhöhung im Spätjahr 2000 häufen sich plötzlich die Erfolgsmeldungen über neue Partnerschaften mit Millionen-Plänen. Warum schließlich vereinbart man mit dem Wirtschaftsprüfer Stillschweigen über die schon erfolgte fristlose Kündigung? Das zweifelhafte Vorhaben fliegt auf. Lag das „Leck“ bei den Prüfern? Das wäre ohne Zweifel ein neuer Skandal.
Nicht wohlwollend betrachtet, könnte hier ein umfassender und nachhaltiger Betrugsfall in die letzte Runde gehen. Erinnerungen an Infomatec und seine einsitzenden Vorstände erwachen. Die hessische Wertpapieraufsicht hat am Freitag offiziell Anzeige wegen Kursbetrug erstattet . Einmal auf diesem Pfad, ließe sich über das Verschwinden des Zulieferers aus Hong Kong und die von ComROAD eventuell geleisteten Anzahlungen gut grübeln.
Die Kündigungsgründe der KPMG sind verwunderlich, zumal ComROAD kurzfristige Klärung der fraglichen Vorgänge innerhalb einer da noch nicht abgelaufenen Frist zusagte. Sind das dem Gesetz entsprechende „wichtige Gründe“? Oder wollten die mehrwissenden Wirtschaftsprüfer ein unter Betrugsverdacht stehendes Unternehmen nicht mehr als Kunden?
Die Wahrheit wird bald ans Licht kommen. Bis dahin ist alles Spekulation. Bleiben wir deshalb zunächst weiter bei der wohlwollenden Betrachtung. Dann ist ComROAD nur ein weiteres Zeichen dafür, dass unreife Unternehmen in der Euphorie vergangener Jahre von Gier – auch der beteiligten Banken - an die Börse getragen wurden. Gier und Betrug sind allerdings oft Nachbarn, auch dafür gibt es genügend Beispiele am Neuen Markt - und anderswo.
mfg
gere1
KOMMENTAR - ComROAD: Pannen oder Betrug?
Niemand darf vorschnell verurteilt werden. Nach Meinung von Rüdiger Vogel von Concord Effekten fehlen weiterhin wirklich belastende Beweise zur Nicht-Existenz von Vertriebspartnern von ComROAD. Darum alleine ginge es jetzt. Schön wär’s ja.
Es geht um mehr. Wohlwollend betrachtet zeigt sich im „Fall ComROAD“ eine Anhäufung von Fehlern, Missverständnissen und Kommunikationsschwächen, die ihresgleichen sucht. Da stolpert der Wirtschaftsprüfer über eine Namensänderung beim spanischen Partner und niemand kann das beim Unternehmen sofort klären. Ein englischer Partner geht pleite, das Unternehmen lässt das lieber andere melden. Vor der Kapitalerhöhung im Spätjahr 2000 häufen sich plötzlich die Erfolgsmeldungen über neue Partnerschaften mit Millionen-Plänen. Warum schließlich vereinbart man mit dem Wirtschaftsprüfer Stillschweigen über die schon erfolgte fristlose Kündigung? Das zweifelhafte Vorhaben fliegt auf. Lag das „Leck“ bei den Prüfern? Das wäre ohne Zweifel ein neuer Skandal.
Nicht wohlwollend betrachtet, könnte hier ein umfassender und nachhaltiger Betrugsfall in die letzte Runde gehen. Erinnerungen an Infomatec und seine einsitzenden Vorstände erwachen. Die hessische Wertpapieraufsicht hat am Freitag offiziell Anzeige wegen Kursbetrug erstattet . Einmal auf diesem Pfad, ließe sich über das Verschwinden des Zulieferers aus Hong Kong und die von ComROAD eventuell geleisteten Anzahlungen gut grübeln.
Die Kündigungsgründe der KPMG sind verwunderlich, zumal ComROAD kurzfristige Klärung der fraglichen Vorgänge innerhalb einer da noch nicht abgelaufenen Frist zusagte. Sind das dem Gesetz entsprechende „wichtige Gründe“? Oder wollten die mehrwissenden Wirtschaftsprüfer ein unter Betrugsverdacht stehendes Unternehmen nicht mehr als Kunden?
Die Wahrheit wird bald ans Licht kommen. Bis dahin ist alles Spekulation. Bleiben wir deshalb zunächst weiter bei der wohlwollenden Betrachtung. Dann ist ComROAD nur ein weiteres Zeichen dafür, dass unreife Unternehmen in der Euphorie vergangener Jahre von Gier – auch der beteiligten Banken - an die Börse getragen wurden. Gier und Betrug sind allerdings oft Nachbarn, auch dafür gibt es genügend Beispiele am Neuen Markt - und anderswo.
mfg
gere1