Christiab Ernst Frenko/Neuer Markt

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Christiab Ernst Frenko/Neuer Markt

 
04.07.01 07:19

 Nachdem der Neue Markt in der letzten Woche neue Tiefststaende
 markierte, sich in der zweiten Wochenhaelfte jedoch stabilisie-
 ren konnte, rechnen wir in der aktuellen Woche mit dem Fortgang
 der Stabilisierung. Am gestrigen Montag sprachen noch einmal 12
 US-Technologie-Unternehmen Gewinnwarnungen aus, was den Markt
 bereits im Vorfeld belastete. Speziell fuer den Neuen Markt kam
 erschwerend die am Dienstag um die Mittagszeit veroeffentlichte
 Gewinnwarnung des Index-Schwergewichts BroadVision hinzu. Zudem
 setzten sich die Insolvenzen am Vortag mit Kabel New Media und
 einer Kinowelt-Tochter fort, was fuer den Neuen Markt ebenfalls
 wenig erbaulich war. Insgesamt erwarten wir fuer die naechsten
 12 Monate noch mindestens 40 weitere Insolvenzen am Neuen Markt.

 Letztendlich ist diese Auslese jedoch positiv fuer den Neuen
 Markt, der das Anlegervertrauen nur in bereinigter Form wieder-
 erlangen kann. Somit freuen wir uns letztlich ueber jede Insol-
 venz eines Neuer-Markt-Wertes. Dass hiervon auch ehemalige Vor-
 zeigewerte des Neuen Marktes wie Kabel New Media negativ betrof-
 fen sind, ist zwar bedauerlich, jedoch durchaus erklaerbar, denn
 der Markt fuer Internetagentur-Dienstleistungen ist vollkommen
 zusammengebrochen.

 Zudem besteht durchaus die Moeglichkeit, dass sich Kabel-Chef
 Peter Kabel, der bis vor kurzem noch als einer der herausragen-
 den Unternehmerpersoenlichkeiten der europaeischen New-Economy-
 Szene galt, auf diesem Weg seines geschaeftlichen Schuldenberges

 zu entledigen versucht. Falls er spaeter also den bereinigten
 Boersenmantel behalten und die noch rentablen KNM-Aktivitaeten
 einbringen sollte, kann gegebenenfalls davon ausgegangen werden,
 dass diese Insolvenz von langer Hand entweder vorbereitet oder
 zumindest billigend in Kauf genommen worden war.

 Im weiteren Wochenverlauf erwarten wir nur wenig Bewegung im
 Handel, da am Mittwoch in den USA Feiertag ist und es den An-
 schein hat, als ob viele US-Marktteilnehmer die gesamte Woche zu
 Urlaubszwecken nutzen. Vor diesem Hintergrund sehen wir in der
 laufenden Woche bestenfalls eine Seitwaertsbewegung. Auf der
 Konjunkturseite ist noch keinesfalls Entwarnung zu geben, jedoch
 koennen die juengsten US-Wirtschaftsindikatoren, wie bspw. die
 woechentlichen Erstantraege auf Arbeitslosenhilfe, Verbraucher-
 preise und der Einkaufsmanagerindex als erste kleine Indizien
 fuer eine bevorstehende Erholung der US-Wirtschaft betrachtet
 werden. Insbesondere die ueber den Erwartungen liegenden US-
 Auftragseingaenge vom heutigen Dienstag deuten in diese
 Richtung.

 Nach der nunmehr beendeten Gewinnwarnungssaison, in der immer-
 hin ueber 1.000 US-Unternehmen Gewinnwarnungen ausgesprochen
 hatten, sollten diese negativen Nachrichten zunaechst weitgehend
 eingepreist sein. Vor diesem Hintergrund werden in der am Frei-
 tag beginnenden US-Berichtssaison selbst solche Zahlen, die die
 Erwartungen treffen, marktpsychologisch eine positive Wirkung
 nach sich ziehen. Vor diesem Hintergrund erwarten wir ab der
 kommenden Woche eine Fortsetzung der aktuellen Stabilisierung
 mit leicht aufwaertsgerichteter Tendenz.
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