Nachdem der Neue Markt in der letzten Woche neue Tiefststaende
markierte, sich in der zweiten Wochenhaelfte jedoch stabilisie-
ren konnte, rechnen wir in der aktuellen Woche mit dem Fortgang
der Stabilisierung. Am gestrigen Montag sprachen noch einmal 12
US-Technologie-Unternehmen Gewinnwarnungen aus, was den Markt
bereits im Vorfeld belastete. Speziell fuer den Neuen Markt kam
erschwerend die am Dienstag um die Mittagszeit veroeffentlichte
Gewinnwarnung des Index-Schwergewichts BroadVision hinzu. Zudem
setzten sich die Insolvenzen am Vortag mit Kabel New Media und
einer Kinowelt-Tochter fort, was fuer den Neuen Markt ebenfalls
wenig erbaulich war. Insgesamt erwarten wir fuer die naechsten
12 Monate noch mindestens 40 weitere Insolvenzen am Neuen Markt.
Letztendlich ist diese Auslese jedoch positiv fuer den Neuen
Markt, der das Anlegervertrauen nur in bereinigter Form wieder-
erlangen kann. Somit freuen wir uns letztlich ueber jede Insol-
venz eines Neuer-Markt-Wertes. Dass hiervon auch ehemalige Vor-
zeigewerte des Neuen Marktes wie Kabel New Media negativ betrof-
fen sind, ist zwar bedauerlich, jedoch durchaus erklaerbar, denn
der Markt fuer Internetagentur-Dienstleistungen ist vollkommen
zusammengebrochen.
Zudem besteht durchaus die Moeglichkeit, dass sich Kabel-Chef
Peter Kabel, der bis vor kurzem noch als einer der herausragen-
den Unternehmerpersoenlichkeiten der europaeischen New-Economy-
Szene galt, auf diesem Weg seines geschaeftlichen Schuldenberges
zu entledigen versucht. Falls er spaeter also den bereinigten
Boersenmantel behalten und die noch rentablen KNM-Aktivitaeten
einbringen sollte, kann gegebenenfalls davon ausgegangen werden,
dass diese Insolvenz von langer Hand entweder vorbereitet oder
zumindest billigend in Kauf genommen worden war.
Im weiteren Wochenverlauf erwarten wir nur wenig Bewegung im
Handel, da am Mittwoch in den USA Feiertag ist und es den An-
schein hat, als ob viele US-Marktteilnehmer die gesamte Woche zu
Urlaubszwecken nutzen. Vor diesem Hintergrund sehen wir in der
laufenden Woche bestenfalls eine Seitwaertsbewegung. Auf der
Konjunkturseite ist noch keinesfalls Entwarnung zu geben, jedoch
koennen die juengsten US-Wirtschaftsindikatoren, wie bspw. die
woechentlichen Erstantraege auf Arbeitslosenhilfe, Verbraucher-
preise und der Einkaufsmanagerindex als erste kleine Indizien
fuer eine bevorstehende Erholung der US-Wirtschaft betrachtet
werden. Insbesondere die ueber den Erwartungen liegenden US-
Auftragseingaenge vom heutigen Dienstag deuten in diese
Richtung.
Nach der nunmehr beendeten Gewinnwarnungssaison, in der immer-
hin ueber 1.000 US-Unternehmen Gewinnwarnungen ausgesprochen
hatten, sollten diese negativen Nachrichten zunaechst weitgehend
eingepreist sein. Vor diesem Hintergrund werden in der am Frei-
tag beginnenden US-Berichtssaison selbst solche Zahlen, die die
Erwartungen treffen, marktpsychologisch eine positive Wirkung
nach sich ziehen. Vor diesem Hintergrund erwarten wir ab der
kommenden Woche eine Fortsetzung der aktuellen Stabilisierung
mit leicht aufwaertsgerichteter Tendenz.