Aus der FTD vom 6.12.2001 www.ftd.de/halbleiter
Chip-Industrie findet den Weg aus der Krise
Von Oliver Wihofszki, Hamburg
Für die arg gebeutelten Hersteller von Computerchips ist ein Ende der weltweiten Krise in Sicht. Der Halbleiter-Markt, auf dem auch der Münchner Konzern Infineon aktiv ist, lieferte am Mittwoch gleich mehrere Anzeichen dafür, dass wieder mehr Chips verkauft werden.
Umsatz der Halbleiterindustrie
So erhöhten die beiden südkoreanischen Hersteller Hynix und Samsung unabhängig voneinander die Preise für Speicherchips um bis zu 20 Prozent, was auf eine steigende Nachfrage schließen lässt. Ebenfalls am Mittwoch gab der taiwanesische Auftragsproduzent für Computerchips, die United Microelectronics Corporation bekannt, dass der Verkauf von Halbleitern unerwartet angezogen hätte. Der Verlust für das vierte Quartal würde deshalb unter den bisherigen Prognosen liegen. Der Analyst Byron Walker von der Investmentbank UBS Warburg schrieb in einem Kommentar: "Der Halbleiter-Zyklus hat sich gedreht."
Talsohle ist erreicht
Die guten Nachrichten bedeuten einen Hoffnungsschimmer für eine Branche, die seit Monaten Verluste in Millionenhöhe einfährt. Weil die Nachfrage nach Computern weltweit rapide sank, konnten die Chip-Produzenten ihre Bauteile nicht an PC-Hersteller verkaufen. Die Überkapazitäten auf dem Weltmarkt führten zu einem ruinösen Preiskampf. Zuletzt wurden so genannte DRAM-Speicherchips mit einer Kapazität von 128 Megabyte zu Preisen von weniger als 1 $ verkauft. Die Herstellungskosten für solche Bauteile sollen bei etwa 6 $ liegen.
Der Analyst Oliver Wojahn von der Hamburger Berenberg Bank sieht nun eine Trendwende: "Alles deutet auf eine Erholung hin." Die Talsohle sei erreicht. Jetzt werde es für die meisten Chip-Produzenten wieder aufwärts gehen, meint Wojahn.
Die Situation der Branche hatte sich in den vergangenen Monaten dramatisch zugespitzt. Infineon verzeichnete im dritten Quartal nur mit Speicherchips einen Verlust von 340 Mio. Euro. Das Minus über alle fünf Produktsparten lag bei 598 Mio. Euro.
Mehrere Hersteller sahen sich wegen der Krise gezwungen, Kooperationsverhandlungen mit Konkurrenten aufzunehmen, um Kosten zu senken. Infineon-Chef Ulrich Schumacher verhandelt derzeit mit dem japanischen Toshiba über eine mögliche Zusammenarbeit. Seit vergangener Woche unterhalten sich auch Hynix und der US-Hersteller Micron über eine Partnerschaft.
Aktienkurse steigen weltweit
Viele Analysten erwarten von solchen Allianzen einen zukünftig stabileren Halbleiter-Markt, da es durch die Partnerschaften wahrscheinlich weniger Überkapazitäten geben wird. Das wiederum verhindert Preisschwankungen.
Die Aktienkurse von Chip-Herstellern stiegen am Mittwoch weltweit. Infineon legte um 17,4 Prozent auf 28,24 Euro zu. Samsung-Aktien stiegen in Seoul zeitweise um 15 Prozent. Von den Kursgewinnen profitierten auch andere Technologie-Werte. Nigel Cobby von der Deutschen Bank sagte der Nachrichtenagentur Reuters: "Selbst Aktien, die nur entfernt etwas mit Computerchips zu tun haben, sind gestiegen." Als Beispiele nannte Cobby etwa die Elektronikkonzerne Siemens oder Philips.
© 2001 Financial Times Deutschland , © Illustration: FTD
Chip-Industrie findet den Weg aus der Krise
Von Oliver Wihofszki, Hamburg
Für die arg gebeutelten Hersteller von Computerchips ist ein Ende der weltweiten Krise in Sicht. Der Halbleiter-Markt, auf dem auch der Münchner Konzern Infineon aktiv ist, lieferte am Mittwoch gleich mehrere Anzeichen dafür, dass wieder mehr Chips verkauft werden.
Umsatz der Halbleiterindustrie
So erhöhten die beiden südkoreanischen Hersteller Hynix und Samsung unabhängig voneinander die Preise für Speicherchips um bis zu 20 Prozent, was auf eine steigende Nachfrage schließen lässt. Ebenfalls am Mittwoch gab der taiwanesische Auftragsproduzent für Computerchips, die United Microelectronics Corporation bekannt, dass der Verkauf von Halbleitern unerwartet angezogen hätte. Der Verlust für das vierte Quartal würde deshalb unter den bisherigen Prognosen liegen. Der Analyst Byron Walker von der Investmentbank UBS Warburg schrieb in einem Kommentar: "Der Halbleiter-Zyklus hat sich gedreht."
Talsohle ist erreicht
Die guten Nachrichten bedeuten einen Hoffnungsschimmer für eine Branche, die seit Monaten Verluste in Millionenhöhe einfährt. Weil die Nachfrage nach Computern weltweit rapide sank, konnten die Chip-Produzenten ihre Bauteile nicht an PC-Hersteller verkaufen. Die Überkapazitäten auf dem Weltmarkt führten zu einem ruinösen Preiskampf. Zuletzt wurden so genannte DRAM-Speicherchips mit einer Kapazität von 128 Megabyte zu Preisen von weniger als 1 $ verkauft. Die Herstellungskosten für solche Bauteile sollen bei etwa 6 $ liegen.
Der Analyst Oliver Wojahn von der Hamburger Berenberg Bank sieht nun eine Trendwende: "Alles deutet auf eine Erholung hin." Die Talsohle sei erreicht. Jetzt werde es für die meisten Chip-Produzenten wieder aufwärts gehen, meint Wojahn.
Die Situation der Branche hatte sich in den vergangenen Monaten dramatisch zugespitzt. Infineon verzeichnete im dritten Quartal nur mit Speicherchips einen Verlust von 340 Mio. Euro. Das Minus über alle fünf Produktsparten lag bei 598 Mio. Euro.
Mehrere Hersteller sahen sich wegen der Krise gezwungen, Kooperationsverhandlungen mit Konkurrenten aufzunehmen, um Kosten zu senken. Infineon-Chef Ulrich Schumacher verhandelt derzeit mit dem japanischen Toshiba über eine mögliche Zusammenarbeit. Seit vergangener Woche unterhalten sich auch Hynix und der US-Hersteller Micron über eine Partnerschaft.
Aktienkurse steigen weltweit
Viele Analysten erwarten von solchen Allianzen einen zukünftig stabileren Halbleiter-Markt, da es durch die Partnerschaften wahrscheinlich weniger Überkapazitäten geben wird. Das wiederum verhindert Preisschwankungen.
Die Aktienkurse von Chip-Herstellern stiegen am Mittwoch weltweit. Infineon legte um 17,4 Prozent auf 28,24 Euro zu. Samsung-Aktien stiegen in Seoul zeitweise um 15 Prozent. Von den Kursgewinnen profitierten auch andere Technologie-Werte. Nigel Cobby von der Deutschen Bank sagte der Nachrichtenagentur Reuters: "Selbst Aktien, die nur entfernt etwas mit Computerchips zu tun haben, sind gestiegen." Als Beispiele nannte Cobby etwa die Elektronikkonzerne Siemens oder Philips.
© 2001 Financial Times Deutschland , © Illustration: FTD