Ronald Gehrt
Chinese Walls
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Was muss ich denn da lesen? Vom Handelsblatt bis zu Bild-Zeitung tobt Volkes Stimme über die skandalösen Praktiken der Deutschen Bank. Der Verkauf von 44 Millionen T-Aktien und dessen Folgen beschäftigt sogar die Fernsehsender so sehr, dass die Börse auf einmal ganz vorne in der Meldungshierarchie rangiert. Die Telekom will eine juristische Prüfung des Vorfalls einleiten, die Deutsche Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz hat das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel um Prüfung gebeten.
Ich persönlich weiß nicht, ob ich aufgrund dieser Reaktionen lachen oder weinen soll. Es gibt eine gesetzliche Regelung, die im Börsenjargon "Chinese Walls" genannt wird. Sie verbietet Verbindungen und Absprachen zwischen den Abteilungen eines Bankhauses, in diesem Fall also zwischen der Analyseabteilung und dem Wertpapierhandel. Wer eine Analyse nebst Einstufung einer Aktie schreibt - in diesem Fall der Analyst Stuart Birdt - darf und kann nichts von Großaufträgen in der Handelsabteilung wissen, die seiner Aussage ggf. zuwiderlaufen würden. Es wird geprüft werden, ob diese Regelung eingehalten wurde - aber ich bin mir dessen sicher. Denn die an dieser Order verdiente Provision von vielleicht 100 Millionen Euro würde den Schaden, den die Bank dadurch erleiden würde, nicht aufwiegen.
Und bitte überlegen Sie: Die Deutsche Bank hat ja schließlich nicht eigene T-Aktien verkauft, sondern die "anderer Leute". Und das ist ihr Job. Soll denn eine Bank, die eine Aktie mit "Kaufen" bewertet, ernsthaft Kunden abweisen, die eben diese Aktie verkaufen wollen? Soll sie vielleicht aus eigener Tasche Stützungskäufe initiieren? Außerdem gehen zwei Fakten in dem allgemeinen Geheul unter:
Zum einen hat Mr. Birdt seine Empfehlung nur aufrecht erhalten. Er hatte die T-Aktie schon zuvor mit "Kaufen" eingestuft und sein Kursziel bei der aktuellen Analyse sogar nach unten genommen.
Und zum anderen begann der Kurssturz erst, als der Großauftrag bereits ausserbörslich über die Bühne war und ist demnach nicht durch die Dt. Bank, sondern die hysterischen Reaktionen anderer auf das Bekanntwerden dieser Order zurückzuführen. Interessanter wäre es doch darüber nachzudenken, ob das jetzt erreichte Kursniveau der Telekom nicht für langfristig orientierte Anleger eine Gelegenheit zum Einstieg wäre. Aber davon wird wohl erst etwas zu hören sein, wenn die Aktie wieder auf Erholungskurs ist und der Investor den Kursen hinterherlaufen muss.
Mit besten Wünschen Ihr
Ronald Gehrt
Chinese Walls
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Was muss ich denn da lesen? Vom Handelsblatt bis zu Bild-Zeitung tobt Volkes Stimme über die skandalösen Praktiken der Deutschen Bank. Der Verkauf von 44 Millionen T-Aktien und dessen Folgen beschäftigt sogar die Fernsehsender so sehr, dass die Börse auf einmal ganz vorne in der Meldungshierarchie rangiert. Die Telekom will eine juristische Prüfung des Vorfalls einleiten, die Deutsche Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz hat das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel um Prüfung gebeten.
Ich persönlich weiß nicht, ob ich aufgrund dieser Reaktionen lachen oder weinen soll. Es gibt eine gesetzliche Regelung, die im Börsenjargon "Chinese Walls" genannt wird. Sie verbietet Verbindungen und Absprachen zwischen den Abteilungen eines Bankhauses, in diesem Fall also zwischen der Analyseabteilung und dem Wertpapierhandel. Wer eine Analyse nebst Einstufung einer Aktie schreibt - in diesem Fall der Analyst Stuart Birdt - darf und kann nichts von Großaufträgen in der Handelsabteilung wissen, die seiner Aussage ggf. zuwiderlaufen würden. Es wird geprüft werden, ob diese Regelung eingehalten wurde - aber ich bin mir dessen sicher. Denn die an dieser Order verdiente Provision von vielleicht 100 Millionen Euro würde den Schaden, den die Bank dadurch erleiden würde, nicht aufwiegen.
Und bitte überlegen Sie: Die Deutsche Bank hat ja schließlich nicht eigene T-Aktien verkauft, sondern die "anderer Leute". Und das ist ihr Job. Soll denn eine Bank, die eine Aktie mit "Kaufen" bewertet, ernsthaft Kunden abweisen, die eben diese Aktie verkaufen wollen? Soll sie vielleicht aus eigener Tasche Stützungskäufe initiieren? Außerdem gehen zwei Fakten in dem allgemeinen Geheul unter:
Zum einen hat Mr. Birdt seine Empfehlung nur aufrecht erhalten. Er hatte die T-Aktie schon zuvor mit "Kaufen" eingestuft und sein Kursziel bei der aktuellen Analyse sogar nach unten genommen.
Und zum anderen begann der Kurssturz erst, als der Großauftrag bereits ausserbörslich über die Bühne war und ist demnach nicht durch die Dt. Bank, sondern die hysterischen Reaktionen anderer auf das Bekanntwerden dieser Order zurückzuführen. Interessanter wäre es doch darüber nachzudenken, ob das jetzt erreichte Kursniveau der Telekom nicht für langfristig orientierte Anleger eine Gelegenheit zum Einstieg wäre. Aber davon wird wohl erst etwas zu hören sein, wenn die Aktie wieder auf Erholungskurs ist und der Investor den Kursen hinterherlaufen muss.
Mit besten Wünschen Ihr
Ronald Gehrt