China setzt Ölkäufe für Notfallreserven aus
von Jochen Steffens
So, nun bin ich beruhigt, ich hatte mir schon Sorgen gemacht, dass der Dax zu bullish ist. Wie ich gestern geschrieben habe, war ich verwundert, dass der Dax so stabil bleibt, trotz der sich verschlechternden Umfragewerte. Endlich kommt ein bisschen Panik auf, das ist sehr gut so.
Ich mag es nicht, wenn ich das Gefühl habe, mit der Masse zu schwimmen. Es kann gut sein, dass der Dax auch morgen noch zäh bleibt, vielleicht sogar noch Donnerstag. Das hängt sicherlich auch mit der Entwicklung bei den Amis ab. Dann sollten jedoch die ersten Zocker auf einen Wahlsieg der CDU traden, nach der neuesten Emnid-Umfrage ist dieser wieder ein wenig wahrscheinlicher geworden.
Natürlich hängt die weitere Entwicklung im Dax trotz der Wahl auch von der Entwicklung der Märkte in den USA ab. Hier geistern im Moment durch die Fed angestoßene Inflationssorgen im ängstlichen Hirn der US-Investoren herum. Die Erzeugerpreise im August sind allerdings nicht so stark angestiegen wie erwartet, es war im August "nur" ein Anstieg von 0,6 % nach 1,0 % im Vormonat zu verzeichnen. Analysten hatten mit 0,7 % gerechnet. Die Kernrate blieb sogar unverändert, nach einem Plus von 0,4 % im Vormonat. Sehr schön.
Auch die US-Handelsbilanz ist weniger stark ausgefallen als erwartet. "Lediglich" 57,9 Mrd. Dollar, erwartet wurden 58,1 bis 60 Mrd. Dollar nach 59,5 Mrd. Dollar im Vormonat.
Es sind zwar keine wirklich guten Zahlen, allerdings besser als erwartet. Entscheidender werden jedoch die Verbraucherpreise sein, die am Donnerstag veröffentlicht werden. Zuvor wird auch noch der Ölmarktbericht erwartet.
China und Taiwan, ein Konflikt verschoben?
China hat gerade verkündet, dass es die Aufstockung seiner Ölreserven aufgrund der hohe Ölpreise unterbrechen will. Auch das wird sich natürlich auf den Ölpreis auswirken. Einige wenige Analysten hatten hin und wieder darauf hingewiesen, dass schließlich auch dieser Aufbau von strategischen Reserven Chinas den Ölpreis treibt/treiben wird. "Ich kann Ihnen versichern, aktuell werden wir nicht kaufen!'' sagte Zhang Guobao, Vicechef der Nationalen Reform- und Entwicklungskommission in China.
China will eigentlich seine strategischen Reserven, die eine Versorgung von 30 Tagen sicherstellen sollen, innerhalb der nächsten drei Jahren ausbauen. Nun will China versuchen, andere Wege zu finden, die Ölbestände aufzustocken.
Für mich ist das gleichzeitig ein weiteres Zeichen, dass China in nächster Zeit auf eine Eskalation des Konflikts mit Taiwan verzichten wird. Ab Ende 2006, kurz vor den Olympischen Spielen 2008, sinken die Risiken für einen solchen Konflikt ebenfalls dramatisch. China wird die Spiele 2008 in Peking nicht ohne größere Not gefährden. Schließlich sind sie der geeignete Rahmen, um sich weltoffen und fortschrittlich zu präsentieren und gleichzeitig die angestrebte Position als neue "Weltmacht" zu festigen. Aus diesem Grund bin ich auch bis 2008 bullish für China.
Kanada löst Saudi Arabien ab
Doch zurück zum Öl: Wussten Sie, dass Kanada mittlerweile Saudi Arabien als größter Öl-Lieferant der USA letztes Jahr abgelöst hat? Im Jahr 2004 hat Kanada in die USA 2,1 Mio. Barrel je Tag exportiert, Mexiko 1,6 Mio Barrel je Tag und Saudi Arabien 1,56 Mio. Barrel. Die USA schafft es sich zunehmend diversifizierter aufzustellen.
Die Ölsandvorkommen in Kanada, die natürlich bei den aktuellen Kursen höchst lukrativ abbaubar sind, sind mittlerweile zum Exportschlager Kanadas geworden. Ich hatte schon vor längerer Zeit davon berichtet. In der Makro-Strategie sind wir aber trotzdem nun aus unseren Kanadapositionen ausgestiegen – der Index (!) hat uns 30 % in neun Monaten gebracht, ein Ölsandunternehmen knapp 100 %. Hier heißt es, Gewinne auch einmal mitzunehmen. Denn ich kann mir gut vorstellen, dass die Ölpreise nun langfristiger unter Druck geraten. Vielleicht werden sie seitwärts laufen, so grob zwischen 48 und 63 Dollar (Brent).
Was ich damals nicht gesehen hatte, aber unser Kanada-Index-Zertifikat unterstützt hat: der Immobilienboom in den USA hatte der kanadischen Holzverarbeitungsindustrie massive Gewinne eingebracht. Auch hier könnte eine durch die steigenden Zinsen abkühlende Immobilienhausse die kanadische Holzproduktion kurzzeitig unter Druck bringen.
Langfristig halte ich Kanada zwar nach wie vor für eines der Länder dieser Erde mit dem größten Potential! Die Schätzungen über die Größe der (bisher) auf wirtschaftliche Weise abbaubare Ölsandvorkommen in Kanada liegen zwischen 200 und 800 Mrd. Barrel, realistisch scheinen 300 Mrd. Barrel zu sein. Inzwischen gehen manche Geologen sogar davon aus, dass Kanada insgesamt (einschließlich der "noch" nicht wirtschaftlich abbaubaren Bestände) bis zu 3 Billionen Barrel Öl verfügt. Zum Vergleich, das Gesamtvorkommen Saudi Arabiens wird auf eine Billionen Barrel geschätzt, nachgewiesen sind dort 260 Mrd. Barrel.
Hinweis: Die oben genannten Zahlen zu den geschätzten Ölvorkommen variieren dramatisch, je nachdem wer mit welchem Hintergrund die Schätzungen vornimmt/veröffentlicht.
von Jochen Steffens
So, nun bin ich beruhigt, ich hatte mir schon Sorgen gemacht, dass der Dax zu bullish ist. Wie ich gestern geschrieben habe, war ich verwundert, dass der Dax so stabil bleibt, trotz der sich verschlechternden Umfragewerte. Endlich kommt ein bisschen Panik auf, das ist sehr gut so.
Ich mag es nicht, wenn ich das Gefühl habe, mit der Masse zu schwimmen. Es kann gut sein, dass der Dax auch morgen noch zäh bleibt, vielleicht sogar noch Donnerstag. Das hängt sicherlich auch mit der Entwicklung bei den Amis ab. Dann sollten jedoch die ersten Zocker auf einen Wahlsieg der CDU traden, nach der neuesten Emnid-Umfrage ist dieser wieder ein wenig wahrscheinlicher geworden.
Natürlich hängt die weitere Entwicklung im Dax trotz der Wahl auch von der Entwicklung der Märkte in den USA ab. Hier geistern im Moment durch die Fed angestoßene Inflationssorgen im ängstlichen Hirn der US-Investoren herum. Die Erzeugerpreise im August sind allerdings nicht so stark angestiegen wie erwartet, es war im August "nur" ein Anstieg von 0,6 % nach 1,0 % im Vormonat zu verzeichnen. Analysten hatten mit 0,7 % gerechnet. Die Kernrate blieb sogar unverändert, nach einem Plus von 0,4 % im Vormonat. Sehr schön.
Auch die US-Handelsbilanz ist weniger stark ausgefallen als erwartet. "Lediglich" 57,9 Mrd. Dollar, erwartet wurden 58,1 bis 60 Mrd. Dollar nach 59,5 Mrd. Dollar im Vormonat.
Es sind zwar keine wirklich guten Zahlen, allerdings besser als erwartet. Entscheidender werden jedoch die Verbraucherpreise sein, die am Donnerstag veröffentlicht werden. Zuvor wird auch noch der Ölmarktbericht erwartet.
China und Taiwan, ein Konflikt verschoben?
China hat gerade verkündet, dass es die Aufstockung seiner Ölreserven aufgrund der hohe Ölpreise unterbrechen will. Auch das wird sich natürlich auf den Ölpreis auswirken. Einige wenige Analysten hatten hin und wieder darauf hingewiesen, dass schließlich auch dieser Aufbau von strategischen Reserven Chinas den Ölpreis treibt/treiben wird. "Ich kann Ihnen versichern, aktuell werden wir nicht kaufen!'' sagte Zhang Guobao, Vicechef der Nationalen Reform- und Entwicklungskommission in China.
China will eigentlich seine strategischen Reserven, die eine Versorgung von 30 Tagen sicherstellen sollen, innerhalb der nächsten drei Jahren ausbauen. Nun will China versuchen, andere Wege zu finden, die Ölbestände aufzustocken.
Für mich ist das gleichzeitig ein weiteres Zeichen, dass China in nächster Zeit auf eine Eskalation des Konflikts mit Taiwan verzichten wird. Ab Ende 2006, kurz vor den Olympischen Spielen 2008, sinken die Risiken für einen solchen Konflikt ebenfalls dramatisch. China wird die Spiele 2008 in Peking nicht ohne größere Not gefährden. Schließlich sind sie der geeignete Rahmen, um sich weltoffen und fortschrittlich zu präsentieren und gleichzeitig die angestrebte Position als neue "Weltmacht" zu festigen. Aus diesem Grund bin ich auch bis 2008 bullish für China.
Kanada löst Saudi Arabien ab
Doch zurück zum Öl: Wussten Sie, dass Kanada mittlerweile Saudi Arabien als größter Öl-Lieferant der USA letztes Jahr abgelöst hat? Im Jahr 2004 hat Kanada in die USA 2,1 Mio. Barrel je Tag exportiert, Mexiko 1,6 Mio Barrel je Tag und Saudi Arabien 1,56 Mio. Barrel. Die USA schafft es sich zunehmend diversifizierter aufzustellen.
Die Ölsandvorkommen in Kanada, die natürlich bei den aktuellen Kursen höchst lukrativ abbaubar sind, sind mittlerweile zum Exportschlager Kanadas geworden. Ich hatte schon vor längerer Zeit davon berichtet. In der Makro-Strategie sind wir aber trotzdem nun aus unseren Kanadapositionen ausgestiegen – der Index (!) hat uns 30 % in neun Monaten gebracht, ein Ölsandunternehmen knapp 100 %. Hier heißt es, Gewinne auch einmal mitzunehmen. Denn ich kann mir gut vorstellen, dass die Ölpreise nun langfristiger unter Druck geraten. Vielleicht werden sie seitwärts laufen, so grob zwischen 48 und 63 Dollar (Brent).
Was ich damals nicht gesehen hatte, aber unser Kanada-Index-Zertifikat unterstützt hat: der Immobilienboom in den USA hatte der kanadischen Holzverarbeitungsindustrie massive Gewinne eingebracht. Auch hier könnte eine durch die steigenden Zinsen abkühlende Immobilienhausse die kanadische Holzproduktion kurzzeitig unter Druck bringen.
Langfristig halte ich Kanada zwar nach wie vor für eines der Länder dieser Erde mit dem größten Potential! Die Schätzungen über die Größe der (bisher) auf wirtschaftliche Weise abbaubare Ölsandvorkommen in Kanada liegen zwischen 200 und 800 Mrd. Barrel, realistisch scheinen 300 Mrd. Barrel zu sein. Inzwischen gehen manche Geologen sogar davon aus, dass Kanada insgesamt (einschließlich der "noch" nicht wirtschaftlich abbaubaren Bestände) bis zu 3 Billionen Barrel Öl verfügt. Zum Vergleich, das Gesamtvorkommen Saudi Arabiens wird auf eine Billionen Barrel geschätzt, nachgewiesen sind dort 260 Mrd. Barrel.
Hinweis: Die oben genannten Zahlen zu den geschätzten Ölvorkommen variieren dramatisch, je nachdem wer mit welchem Hintergrund die Schätzungen vornimmt/veröffentlicht.