China nennt USA "verrückt"
PEKING dpa China hat den USA "nukleare Erpressung" und Einmischung in innere Angelegenheiten vorgeworfen. Der US-Botschafter in Peking, Clark Randt, wurde am Samstagabend ins Außenministerium einbestellt. Ihm sei ein energischer Protest gegen den Empfang von Taiwans Verteidigungsminister in den USA und die Androhung eines Atomwaffeneinsatzes gegen China übergeben worden, berichtete die amtlichen chinesischen Medien gestern. In scharfen Worten, die über bisherige Proteste hinausgingen, übermittelte Vizeaußenminister Li Zhaoxing die "tiefe Empörung und den energischen Widerstand" Chinas. Mit Blick auf Erwägungen der USA, im Falle einer Konfrontation um Taiwan Atomwaffen einzusetzen, sagte Li Zhaoxing: "Wir müssen die Handvoll politisch Verrückter wissen lassen, dass das chinesische Volk niemals auf Einschüchterung von außen nachgeben wird, einschließlich nuklearer Erpressung." China und die USA hätten vereinbart, nicht gegenseitig Atomwaffen aufeinander zu richten. "Also was soll dieses nukleare Säbelrasseln?"
taz Nr. 6703 vom 18.3.2002, Seite 10, 36 Zeilen (Agentur)
Mininukes - wiederentdeckt
Als Neutronenbombe bekannt
Von Anton-Andreas Guha
Bereits Anfang der 70er Jahre hatten die USA begonnen, verkleinerte (miniaturisierte) taktische Atomwaffen in Dienst zu stellen. Die Mininukes mussten ihren Zweck, den taktischen, auf Europa begrenzten Atomkrieg führbar zu machen, nie beweisen. Doch jetzt entdeckt die Bush-Regierung neue Möglichkeiten dieser Waffen.
Während des Kalten Krieges war es zwischen den Politikern und Militärs von Nato und Warschauer Pakt eine ausgemachte Sache, dass der Einsatz von taktischen Atomwaffen, auch nukleare Gefechtsfeldwaffen (TNF) genannt, zu einer unaufhaltsamen Eskalation führen müsste, die mit einem atomar-strategischen Schlagabtausch enden würde. Dies hätte nicht nur das Ende der Staaten von Nato und Warschauer Pakt bedeutet, sondern wahrscheinlich auch das Ende der menschlichen Zivilisation. Diese Annahme minderte die Abschreckung, weil damit der Einsatz auch taktischer Atomwaffen - etwa zur Abwehr eines konventionellen Angriffs - unglaubwürdig wurde: Die USA hätten ihre eigene Vernichtung riskiert.
Daher verfiel man Mitte der 60er Jahre in Washington auf die Idee, die taktischen Atomwaffen, die ein Kaliber von 12 bis 200 Kilotonnen (KT; eine KT entspricht 1000 Tonnen des Sprengstoffes TNT) hatten, stark zu verkleinern: Die reduzierte Wirkung sollte Moskau bedeuten, dass einerseits der Einsatz glaubwürdiger sei, andererseits aber keine Eskalation beabsichtigt werde. Die Verbündeten waren empört über diesen Versuch der USA, ihr Risiko zu mindern, aber die Sowjets lehnten eine solche Kalkulation ohnehin ab, sie entwickelten ihrerseits keine Mininukes: So blieb die Probe aufs Exempel aus.
Doch die Mininukes (Bomben, Artillerie, Raketen, Minen) zeigten eine überraschende Eigenschaft, die damals nicht nutzbar war, jetzt aber, nach dem Ende der sowjetischen Konkurrenz, für die Bush-Regierung als "neue", echte Option gilt: Die Kaliber von 0,1 bis fünf KT entpuppten sich de facto als Neutronenwaffen, obwohl sie durch Kernspaltung gezündet werden (die Wirkung der "eigentlichen" Neutronenwaffen beruht hingegen auf Kernfusion, also Verschmelzung. Es sind kleine Wasserstoffbomben). Das heißt, ihre tödliche, energiereiche Neutronenstrahlung reicht weiter als die Zerstörungswirkung durch Druck und Hitze.
Dafür ein Beispiel: Eine Mininuke von 0,5 KT zerstört Panzer im Umkreis von 120 Metern durch Hitze und Druck, tötet aber Panzerbesatzungen im Radius von 350 Metern. In diesem Umkreis gibt die Waffe eine Strahlung bis zu 8000 rad (radiation absorbed dosis) ab, was dazu führt, dass jedes Lebewesen, Tier oder Mensch, "versaftet" wird: Die Strahlung löst die Zellwände auf. Die "Todesschwelle" liegt aber bei 300 rad, was bedeutet, dass feindliche Soldaten, die sich innerhalb eines Kilometers vom Explosionsort aufhalten, innerhalb einiger Wochen sterben würden.
Die Bedeutung der Mininukes liegt darin, dass ihre Neutronenstrahlen jede Schutzmaßnahme durchbrechen. Sie gehen durch Felsen, Mauern, Beton, Stahl und Eisen "wie Staubkörnchen durch einen Maschenzaun", so der Konstrukteur Samuel T. Cohen.Damit werden sie in den Augen ihrer Befürworter zu einer idealen Waffe nicht nur, um tiefe Betonbunker zu zerstören, sondern auch, um Feinde in unwegsamen Bergregionen zu bekämpfen. Über der Mitte eines engen Gebirgstales abgeworfen, würden die Strahlen jeden Schlupfwinkel ringsum durchdringen und die Schutzsuchenden töten, sofort oder später, je nach Dosis. Zivilisten erst recht. Möglicherweise haben also die erfolglosen Kämpfe in den Bergen Ost-Afghanistans oder Tora Boras das Pentagon auf die Idee gebracht, die Mininukes wieder hervorzuholen oder gar neue zu entwickeln.
Die Strahlung der "eigentlichen" Neutronenbombe ist mehrfach stärker, die mechanische Zerstörungswirkung geringer, ebenso der radioaktive Fallout. Dieser Umstand - Tötung von Menschen, Schonung von Sachwerten, und: je geringer die Strahlendosis, desto qualvoller der Tod - hat dieser Waffe vom SPD-Politiker Egon Bahr das Verdikt "Perversion des menschlichen Denkens" eingetragen. Doch zu den energischsten Befürwortern dieser Waffe gehörte Ende der 70-er Jahre ein gewisser Donald Rumsfeld, US-Verteidgungsminister unter Präsident Gerald Ford - und Verteidigungsminister unter George W. Bush.
SZ vom 19.03.2002) - Große Hoffnung setzen amerikanische Waffenforscher zurzeit auf kleine Bomben. Mit Unterstützung von Präsident Bush soll eine neue Generation von Nuklearwaffen für die Schlachtfelder der Zukunft entwickelt werden. Das hat das Pentagon in der vergangenen Woche angekündigt.
Unterirdische Bunkersysteme, versteckte Biowaffenlabors zum Beispiel, nannten US-Militärplaner als potenzielle Ziele für die künftige Bombengeneration.
Doch die im Pentagon fast liebevoll „Mini-Nukes“ getauften Sprengkörper sind alles andere als eine saubere Alternative zu konventionellen Waffen.
Technische Gefahren
Nach weltweiter Kritik auf politischer und diplomatischer Ebene melden sich nun unabhängige Wissenschaftler zu Wort. Sie betonen die technischen Gefahren solcher Waffen und widersprechen der Behauptung des Pentagons, wonach Atombomben, die sich in den Erdboden bohren und unterirdisch detonieren, nur einen „reduzierten Kollateralschaden“ auslösen.
Robert Nelson, Physiker an der Universität Princeton, hat eine detaillierte physikalischen Analyse verfasst, die der Süddeutschen Zeitung vorliegt und demnächst im Fachjournal Science and Global Security erscheinen wird.Darin kommt Nelson zu dem Schluss, dass es prinzipiell nicht möglich ist, Atomwaffen zu entwickeln, die, aus der Luft abgeworfen, unterirdisch gezündet werden und dabei nur wenig radioaktives Material an der Oberfläche freisetzen. Die unterirdische Explosion einer Mini-Atombombe in bewohntem Gebiet, sagt Nelson, würde mehreren zehntausend Menschen den Strahlentod bringen.
Unterirdische Atomexplosion weitgehend „sauber“?
Befürworter des neuen Waffentyps erwecken den Eindruck, eine unterirdische Atomexplosion sei weitgehend „sauber“, weil das frei werdende radioaktive Spaltmaterial unter dem Erdreich eingeschlossen bleibe.
Die Idee ist, einen in superhartes Material eingehüllten Atomsprengsatz mit einem Laserlenksystem bis zum Einschlagpunkt zu steuern, wo sich die Bombe in den Boden bohrt und im Untergrund möglichst nahe der feindlichen Bunkeranlage explodiert.
Der Vorteil bestünde darin, dass ein unterirdisch gezündeter Sprengsatz das umgebende Erdreich oder Gestein ungleich mehr erschüttert, als eine oberirdische Detonation.
Wucht unter der Erdoberfläche größer
Tatsächlich lässt sich nachweisen, dass eine Sprengwaffe bereits wenige Meter unter der Erdoberfläche zehnmal so viel Wucht an das umgebende Erdreich abgibt wie von der Luft aus.
Doch keine Atombombe lässt sich so tief in den Boden rammen, dass die Explosionsreste unter der Erde eingeschlossen bleiben. Nelsons Analyse zufolge müsste sogar ein schwacher Atomsprengkopf mit 0,1 Kilotonnen Sprengkraft (die Bombe von Hiroschima war 150 mal so stark) in deutlich mehr als 50 Meter Tiefe detonieren, damit das strahlende Spaltmaterial unter der Erde bleibt.
Eine Bombe mit einer realistischeren Größe von einer Kilotonne Sprengkraft müsste sogar 150 Meter tief im Erdreich zünden, um die Oberfläche weitgehend unberührt zu lassen.
Kleine Atombomben sind fragiler
Mit einem Raketenantrieb ließe sich die Aufschlaggeschwindigkeit und damit die Eindringtiefe erhöhen. Doch das würde kein Hüllmaterial aushalten. „Bei einer Geschwindigkeit von mehr als 1000 Metern pro Sekunde übersteht sogar eine Rakete aus dem härtesten Stahl die Aufschlagkräfte nicht“, sagt Nelson, „die Bombe würde sich selbst fressen.“
Im übrigen sind kleine Atombomben wesentlich fragiler als größere, was deren Beständigkeit gegen Erschütterung nicht fördert. Tiefer als das Vierfache der eigenen Länge kann ein aus der Luft abgeworfener Sprengkörper nicht in hartes Gestein eindringen, sagt Nelson. Die zurzeit modernste konventionelle Laserbombe schafft gerade mal sechs Meter.
Radioaktive Fontäne
Was an der Erdoberfläche geschieht, wenn ein unterirdischer Atomsprengsatz in ungenügender Tiefe gezündet wird, haben die USA zu Beginn der sechziger Jahre in mehreren Tests untersucht.
Anders als bei einer überirdischen Explosion bildet sich nicht die typische pilzförmige Wolke, sondern eine radioaktive Fontäne schießt senkrecht aus dem Boden, begleitet von einer flachen, tellerförmigen Staubplatte, ein Gemisch aus Spaltprodukten und verstrahltem Erdreich, das auf die Umgebung herabregnet.
„Eine nukleare Explosion in wenigen Metern Tiefe würde lediglich einen tiefen Krater ausheben und radioaktives Material freisetzen, das auf die örtlichen Bewohner herabfällt“, sagt Nelson. Unterirdische Bunkeranlagen würden dabei nicht beschädigt werden, wenn sie nur mehr als 30 Meter entfernt vom Detonationspunkt einer 1-Kilotonnen-Bombe versteckt sind.
Aus amerikanischen Wissenschaftlerkreisen ist indes zu hören, das neue Atomprogramm sei nicht zuletzt das Ergebnis eines zurzeit tobenden Wettkampfes zwischen verschiedenen Teilen der Streitkräfte und den seit dem Ende des Kalten Krieges orientierungslosen großen Waffenschmieden des Landes.
„Unterirdische Biolabore zu bekämpfen, ist eine sexy Sache“, sagt Michael Levi von der Vereinigung Amerikanischer Wissenschaftler, „da möchten offenbar alle dabei sein – auch Atomwaffentechniker.“
Neu ist nämlich, dass man in Washington zu dem Schluss gekommen ist, künftig andere Nuklearwaffen mit anderen Leistungsmerkmalen zu benötigen als bisher. Dazu sollen taktische Nuklearwaffen gehören, die beispielsweise tief in verbunkerten Militär- und Industrieanlagen wirken können. Der neue Ansatz zielt darauf ab, dass nukleare und nichtnukleare Waffen entweder getrennt oder kombiniert eingesetzt werden und damit größtmögliche Flexibilität geben. Das amerikanische Militär stellt sich vor, dass es möglich sein muss, mit konventionellen Waffen gegen nukleare Ziele und mit nuklearen Waffen gegen nicht-nukleare Ziele vorzugehen.
Damit würde die bisher sakrosankte Trennung des Einsatzes von konventionellen und nuklearen Waffen aufgehoben. Kritiker dieser Denkweise sprechen davon, dass damit die nukleare Einsatzschwelle abgesenkt würde.
The United States loudly and proudly boasted this month of its new bomb currently being used against al-Qaida hold-outs in Afghanistan; it sucks the air from underground installations, suffocating those within. The US has also admitted that it has used depleted uranium weaponry over the last decade against bunkers in Iraq, Kosovo, and now Afghanistan. by ROBERT JAMES PARSONS *
"The immediate concern for medical professionals and employees of aid organisations remains the threat of extensive depleted uranium (DU) contamination in Afghanistan." This is one of the conclusions of a 130-page report, Mystery Metal Nightmare in Afghanistan? (1), by Dai Williams, an independent researcher and occupational psychologist. It is the result of more than a year of research into DU and its effects on those exposed to it. Using internet sites of both NGOs (2) and arms manufacturers, Williams has come up with information that he has cross-checked and compared with weapons that the Pentagon has reported — indeed boasted about — using during the war. What emerges is a startling and frightening vision of war, both in Afghanistan and in the future.
Since 1997 the United States has been modifying and upgrading its missiles and guided (smart) bombs. Prototypes of these bombs were tested in the Kosovo mountains in 1999, but a far greater range has been tested in Afghanistan. The upgrade involves replacing a conventional warhead by a heavy, dense metal one (3). Calculating the volume and the weight of this mystery metal leads to two possible conclusions: it is either tungsten or depleted uranium.
Tungsten poses problems. Its melting point (3,422°C) makes it very hard to work; it is expensive; it is produced mostly by China; and it does not burn. DU is pyrophoric, burning on impact or if it is ignited, with a melting point of 1,132°C; it is much easier to process; and as nuclear waste, it is available free to arms manufacturers. Further, using it in a range of weapons significantly reduces the US nuclear waste storage problem.
This type of weapon can penetrate many metres of reinforced concrete or rock in seconds. It is equipped with a detonator controlled by a computer that measures the density of the material passed through and, when the warhead reaches the targeted void or a set depth, detonates the warhead, which then has an explosive and incendiary effect. The DU burns fiercely and rapidly, carbonising everything in the void, while the DU itself is transformed into a fine uranium oxide powder. Although only 30% of the DU of a 30mm penetrator round is oxidised, the DU charge of a missile oxidises 100%. Most of the dust particles produced measure less than 1.5 microns, small enough to be breathed in.
For a few researchers in this area, the controversy over the use of DU weapons during the Kosovo war got side-tracked. Instead of asking what weapons might have been used against most of the targets (underground mountain bunkers) acknowledged by Nato, discussion focused on 30mm anti-tank penetrator rounds, which Nato had admitted using but which would have been ineffective against superhardened underground installations.
However, as long as the questions focused on such anti-tank penetrators, they dealt with rounds whose maximum weight was five kilos for a 120mm round. The DU explosive charges in the guided bomb systems used in Afghanistan can weigh as much as one and a half metric tons (as in Raytheon's Bunker Buster — GBU-28) (4). Who cares?
In Geneva, where most of the aid agencies active in Afghanistan are based, Williams's report has caused varied reactions. The United Nations Office of the High Commissioner for Refugees and the Office for the Co-ordination of Humanitarian Affairs have circulated it. But it does not seem to have worried agency and programme directors much. Only Médecins sans Frontiéres and the UN Environment Programme (UNEP) say they fear an environmental and health catastrophe.
PEKING dpa China hat den USA "nukleare Erpressung" und Einmischung in innere Angelegenheiten vorgeworfen. Der US-Botschafter in Peking, Clark Randt, wurde am Samstagabend ins Außenministerium einbestellt. Ihm sei ein energischer Protest gegen den Empfang von Taiwans Verteidigungsminister in den USA und die Androhung eines Atomwaffeneinsatzes gegen China übergeben worden, berichtete die amtlichen chinesischen Medien gestern. In scharfen Worten, die über bisherige Proteste hinausgingen, übermittelte Vizeaußenminister Li Zhaoxing die "tiefe Empörung und den energischen Widerstand" Chinas. Mit Blick auf Erwägungen der USA, im Falle einer Konfrontation um Taiwan Atomwaffen einzusetzen, sagte Li Zhaoxing: "Wir müssen die Handvoll politisch Verrückter wissen lassen, dass das chinesische Volk niemals auf Einschüchterung von außen nachgeben wird, einschließlich nuklearer Erpressung." China und die USA hätten vereinbart, nicht gegenseitig Atomwaffen aufeinander zu richten. "Also was soll dieses nukleare Säbelrasseln?"
taz Nr. 6703 vom 18.3.2002, Seite 10, 36 Zeilen (Agentur)
Mininukes - wiederentdeckt
Als Neutronenbombe bekannt
Von Anton-Andreas Guha
Bereits Anfang der 70er Jahre hatten die USA begonnen, verkleinerte (miniaturisierte) taktische Atomwaffen in Dienst zu stellen. Die Mininukes mussten ihren Zweck, den taktischen, auf Europa begrenzten Atomkrieg führbar zu machen, nie beweisen. Doch jetzt entdeckt die Bush-Regierung neue Möglichkeiten dieser Waffen.
Während des Kalten Krieges war es zwischen den Politikern und Militärs von Nato und Warschauer Pakt eine ausgemachte Sache, dass der Einsatz von taktischen Atomwaffen, auch nukleare Gefechtsfeldwaffen (TNF) genannt, zu einer unaufhaltsamen Eskalation führen müsste, die mit einem atomar-strategischen Schlagabtausch enden würde. Dies hätte nicht nur das Ende der Staaten von Nato und Warschauer Pakt bedeutet, sondern wahrscheinlich auch das Ende der menschlichen Zivilisation. Diese Annahme minderte die Abschreckung, weil damit der Einsatz auch taktischer Atomwaffen - etwa zur Abwehr eines konventionellen Angriffs - unglaubwürdig wurde: Die USA hätten ihre eigene Vernichtung riskiert.
Daher verfiel man Mitte der 60er Jahre in Washington auf die Idee, die taktischen Atomwaffen, die ein Kaliber von 12 bis 200 Kilotonnen (KT; eine KT entspricht 1000 Tonnen des Sprengstoffes TNT) hatten, stark zu verkleinern: Die reduzierte Wirkung sollte Moskau bedeuten, dass einerseits der Einsatz glaubwürdiger sei, andererseits aber keine Eskalation beabsichtigt werde. Die Verbündeten waren empört über diesen Versuch der USA, ihr Risiko zu mindern, aber die Sowjets lehnten eine solche Kalkulation ohnehin ab, sie entwickelten ihrerseits keine Mininukes: So blieb die Probe aufs Exempel aus.
Doch die Mininukes (Bomben, Artillerie, Raketen, Minen) zeigten eine überraschende Eigenschaft, die damals nicht nutzbar war, jetzt aber, nach dem Ende der sowjetischen Konkurrenz, für die Bush-Regierung als "neue", echte Option gilt: Die Kaliber von 0,1 bis fünf KT entpuppten sich de facto als Neutronenwaffen, obwohl sie durch Kernspaltung gezündet werden (die Wirkung der "eigentlichen" Neutronenwaffen beruht hingegen auf Kernfusion, also Verschmelzung. Es sind kleine Wasserstoffbomben). Das heißt, ihre tödliche, energiereiche Neutronenstrahlung reicht weiter als die Zerstörungswirkung durch Druck und Hitze.
Dafür ein Beispiel: Eine Mininuke von 0,5 KT zerstört Panzer im Umkreis von 120 Metern durch Hitze und Druck, tötet aber Panzerbesatzungen im Radius von 350 Metern. In diesem Umkreis gibt die Waffe eine Strahlung bis zu 8000 rad (radiation absorbed dosis) ab, was dazu führt, dass jedes Lebewesen, Tier oder Mensch, "versaftet" wird: Die Strahlung löst die Zellwände auf. Die "Todesschwelle" liegt aber bei 300 rad, was bedeutet, dass feindliche Soldaten, die sich innerhalb eines Kilometers vom Explosionsort aufhalten, innerhalb einiger Wochen sterben würden.
Die Bedeutung der Mininukes liegt darin, dass ihre Neutronenstrahlen jede Schutzmaßnahme durchbrechen. Sie gehen durch Felsen, Mauern, Beton, Stahl und Eisen "wie Staubkörnchen durch einen Maschenzaun", so der Konstrukteur Samuel T. Cohen.Damit werden sie in den Augen ihrer Befürworter zu einer idealen Waffe nicht nur, um tiefe Betonbunker zu zerstören, sondern auch, um Feinde in unwegsamen Bergregionen zu bekämpfen. Über der Mitte eines engen Gebirgstales abgeworfen, würden die Strahlen jeden Schlupfwinkel ringsum durchdringen und die Schutzsuchenden töten, sofort oder später, je nach Dosis. Zivilisten erst recht. Möglicherweise haben also die erfolglosen Kämpfe in den Bergen Ost-Afghanistans oder Tora Boras das Pentagon auf die Idee gebracht, die Mininukes wieder hervorzuholen oder gar neue zu entwickeln.
Die Strahlung der "eigentlichen" Neutronenbombe ist mehrfach stärker, die mechanische Zerstörungswirkung geringer, ebenso der radioaktive Fallout. Dieser Umstand - Tötung von Menschen, Schonung von Sachwerten, und: je geringer die Strahlendosis, desto qualvoller der Tod - hat dieser Waffe vom SPD-Politiker Egon Bahr das Verdikt "Perversion des menschlichen Denkens" eingetragen. Doch zu den energischsten Befürwortern dieser Waffe gehörte Ende der 70-er Jahre ein gewisser Donald Rumsfeld, US-Verteidgungsminister unter Präsident Gerald Ford - und Verteidigungsminister unter George W. Bush.
SZ vom 19.03.2002) - Große Hoffnung setzen amerikanische Waffenforscher zurzeit auf kleine Bomben. Mit Unterstützung von Präsident Bush soll eine neue Generation von Nuklearwaffen für die Schlachtfelder der Zukunft entwickelt werden. Das hat das Pentagon in der vergangenen Woche angekündigt.
Unterirdische Bunkersysteme, versteckte Biowaffenlabors zum Beispiel, nannten US-Militärplaner als potenzielle Ziele für die künftige Bombengeneration.
Doch die im Pentagon fast liebevoll „Mini-Nukes“ getauften Sprengkörper sind alles andere als eine saubere Alternative zu konventionellen Waffen.
Technische Gefahren
Nach weltweiter Kritik auf politischer und diplomatischer Ebene melden sich nun unabhängige Wissenschaftler zu Wort. Sie betonen die technischen Gefahren solcher Waffen und widersprechen der Behauptung des Pentagons, wonach Atombomben, die sich in den Erdboden bohren und unterirdisch detonieren, nur einen „reduzierten Kollateralschaden“ auslösen.
Robert Nelson, Physiker an der Universität Princeton, hat eine detaillierte physikalischen Analyse verfasst, die der Süddeutschen Zeitung vorliegt und demnächst im Fachjournal Science and Global Security erscheinen wird.Darin kommt Nelson zu dem Schluss, dass es prinzipiell nicht möglich ist, Atomwaffen zu entwickeln, die, aus der Luft abgeworfen, unterirdisch gezündet werden und dabei nur wenig radioaktives Material an der Oberfläche freisetzen. Die unterirdische Explosion einer Mini-Atombombe in bewohntem Gebiet, sagt Nelson, würde mehreren zehntausend Menschen den Strahlentod bringen.
Unterirdische Atomexplosion weitgehend „sauber“?
Befürworter des neuen Waffentyps erwecken den Eindruck, eine unterirdische Atomexplosion sei weitgehend „sauber“, weil das frei werdende radioaktive Spaltmaterial unter dem Erdreich eingeschlossen bleibe.
Die Idee ist, einen in superhartes Material eingehüllten Atomsprengsatz mit einem Laserlenksystem bis zum Einschlagpunkt zu steuern, wo sich die Bombe in den Boden bohrt und im Untergrund möglichst nahe der feindlichen Bunkeranlage explodiert.
Der Vorteil bestünde darin, dass ein unterirdisch gezündeter Sprengsatz das umgebende Erdreich oder Gestein ungleich mehr erschüttert, als eine oberirdische Detonation.
Wucht unter der Erdoberfläche größer
Tatsächlich lässt sich nachweisen, dass eine Sprengwaffe bereits wenige Meter unter der Erdoberfläche zehnmal so viel Wucht an das umgebende Erdreich abgibt wie von der Luft aus.
Doch keine Atombombe lässt sich so tief in den Boden rammen, dass die Explosionsreste unter der Erde eingeschlossen bleiben. Nelsons Analyse zufolge müsste sogar ein schwacher Atomsprengkopf mit 0,1 Kilotonnen Sprengkraft (die Bombe von Hiroschima war 150 mal so stark) in deutlich mehr als 50 Meter Tiefe detonieren, damit das strahlende Spaltmaterial unter der Erde bleibt.
Eine Bombe mit einer realistischeren Größe von einer Kilotonne Sprengkraft müsste sogar 150 Meter tief im Erdreich zünden, um die Oberfläche weitgehend unberührt zu lassen.
Kleine Atombomben sind fragiler
Mit einem Raketenantrieb ließe sich die Aufschlaggeschwindigkeit und damit die Eindringtiefe erhöhen. Doch das würde kein Hüllmaterial aushalten. „Bei einer Geschwindigkeit von mehr als 1000 Metern pro Sekunde übersteht sogar eine Rakete aus dem härtesten Stahl die Aufschlagkräfte nicht“, sagt Nelson, „die Bombe würde sich selbst fressen.“
Im übrigen sind kleine Atombomben wesentlich fragiler als größere, was deren Beständigkeit gegen Erschütterung nicht fördert. Tiefer als das Vierfache der eigenen Länge kann ein aus der Luft abgeworfener Sprengkörper nicht in hartes Gestein eindringen, sagt Nelson. Die zurzeit modernste konventionelle Laserbombe schafft gerade mal sechs Meter.
Radioaktive Fontäne
Was an der Erdoberfläche geschieht, wenn ein unterirdischer Atomsprengsatz in ungenügender Tiefe gezündet wird, haben die USA zu Beginn der sechziger Jahre in mehreren Tests untersucht.
Anders als bei einer überirdischen Explosion bildet sich nicht die typische pilzförmige Wolke, sondern eine radioaktive Fontäne schießt senkrecht aus dem Boden, begleitet von einer flachen, tellerförmigen Staubplatte, ein Gemisch aus Spaltprodukten und verstrahltem Erdreich, das auf die Umgebung herabregnet.
„Eine nukleare Explosion in wenigen Metern Tiefe würde lediglich einen tiefen Krater ausheben und radioaktives Material freisetzen, das auf die örtlichen Bewohner herabfällt“, sagt Nelson. Unterirdische Bunkeranlagen würden dabei nicht beschädigt werden, wenn sie nur mehr als 30 Meter entfernt vom Detonationspunkt einer 1-Kilotonnen-Bombe versteckt sind.
Aus amerikanischen Wissenschaftlerkreisen ist indes zu hören, das neue Atomprogramm sei nicht zuletzt das Ergebnis eines zurzeit tobenden Wettkampfes zwischen verschiedenen Teilen der Streitkräfte und den seit dem Ende des Kalten Krieges orientierungslosen großen Waffenschmieden des Landes.
„Unterirdische Biolabore zu bekämpfen, ist eine sexy Sache“, sagt Michael Levi von der Vereinigung Amerikanischer Wissenschaftler, „da möchten offenbar alle dabei sein – auch Atomwaffentechniker.“
Neu ist nämlich, dass man in Washington zu dem Schluss gekommen ist, künftig andere Nuklearwaffen mit anderen Leistungsmerkmalen zu benötigen als bisher. Dazu sollen taktische Nuklearwaffen gehören, die beispielsweise tief in verbunkerten Militär- und Industrieanlagen wirken können. Der neue Ansatz zielt darauf ab, dass nukleare und nichtnukleare Waffen entweder getrennt oder kombiniert eingesetzt werden und damit größtmögliche Flexibilität geben. Das amerikanische Militär stellt sich vor, dass es möglich sein muss, mit konventionellen Waffen gegen nukleare Ziele und mit nuklearen Waffen gegen nicht-nukleare Ziele vorzugehen.
Damit würde die bisher sakrosankte Trennung des Einsatzes von konventionellen und nuklearen Waffen aufgehoben. Kritiker dieser Denkweise sprechen davon, dass damit die nukleare Einsatzschwelle abgesenkt würde.
The United States loudly and proudly boasted this month of its new bomb currently being used against al-Qaida hold-outs in Afghanistan; it sucks the air from underground installations, suffocating those within. The US has also admitted that it has used depleted uranium weaponry over the last decade against bunkers in Iraq, Kosovo, and now Afghanistan. by ROBERT JAMES PARSONS *
"The immediate concern for medical professionals and employees of aid organisations remains the threat of extensive depleted uranium (DU) contamination in Afghanistan." This is one of the conclusions of a 130-page report, Mystery Metal Nightmare in Afghanistan? (1), by Dai Williams, an independent researcher and occupational psychologist. It is the result of more than a year of research into DU and its effects on those exposed to it. Using internet sites of both NGOs (2) and arms manufacturers, Williams has come up with information that he has cross-checked and compared with weapons that the Pentagon has reported — indeed boasted about — using during the war. What emerges is a startling and frightening vision of war, both in Afghanistan and in the future.
Since 1997 the United States has been modifying and upgrading its missiles and guided (smart) bombs. Prototypes of these bombs were tested in the Kosovo mountains in 1999, but a far greater range has been tested in Afghanistan. The upgrade involves replacing a conventional warhead by a heavy, dense metal one (3). Calculating the volume and the weight of this mystery metal leads to two possible conclusions: it is either tungsten or depleted uranium.
Tungsten poses problems. Its melting point (3,422°C) makes it very hard to work; it is expensive; it is produced mostly by China; and it does not burn. DU is pyrophoric, burning on impact or if it is ignited, with a melting point of 1,132°C; it is much easier to process; and as nuclear waste, it is available free to arms manufacturers. Further, using it in a range of weapons significantly reduces the US nuclear waste storage problem.
This type of weapon can penetrate many metres of reinforced concrete or rock in seconds. It is equipped with a detonator controlled by a computer that measures the density of the material passed through and, when the warhead reaches the targeted void or a set depth, detonates the warhead, which then has an explosive and incendiary effect. The DU burns fiercely and rapidly, carbonising everything in the void, while the DU itself is transformed into a fine uranium oxide powder. Although only 30% of the DU of a 30mm penetrator round is oxidised, the DU charge of a missile oxidises 100%. Most of the dust particles produced measure less than 1.5 microns, small enough to be breathed in.
For a few researchers in this area, the controversy over the use of DU weapons during the Kosovo war got side-tracked. Instead of asking what weapons might have been used against most of the targets (underground mountain bunkers) acknowledged by Nato, discussion focused on 30mm anti-tank penetrator rounds, which Nato had admitted using but which would have been ineffective against superhardened underground installations.
However, as long as the questions focused on such anti-tank penetrators, they dealt with rounds whose maximum weight was five kilos for a 120mm round. The DU explosive charges in the guided bomb systems used in Afghanistan can weigh as much as one and a half metric tons (as in Raytheon's Bunker Buster — GBU-28) (4). Who cares?
In Geneva, where most of the aid agencies active in Afghanistan are based, Williams's report has caused varied reactions. The United Nations Office of the High Commissioner for Refugees and the Office for the Co-ordination of Humanitarian Affairs have circulated it. But it does not seem to have worried agency and programme directors much. Only Médecins sans Frontiéres and the UN Environment Programme (UNEP) say they fear an environmental and health catastrophe.