Dax
Charttechniker sehen erste Warnsignale
Die Meinung der technischen Analysten zur weiteren Entwicklung des Dax gehen weit auseinander. Im Gegensatz zu Optimisten und Pessimisten setzt Achim Matzke von der Commerzbank auf eine längere Seitwärtsbewegung. Auch die Ansichten zu Einzeltiteln gehen auseinander.
HB FRANKFURT. Matzke rät den Anlegern, sie sollten sich auf eine längere Seitwärtsbewegung einstellen, sie könnte bis zu zwei Monate dauern. Volker Bien, Hypo-Vereinsbank, deutet auf Warnsignale hin, die zumindest für stärkere Rückschläge sprächen. Zuversichtlich für den Dax gestimmt ist Thomas Nagel, technischer Analyst von Equinet, der bald neue zyklische Höchststände erwartet.
Nagel verweist auf die kurzfristige enge Seitwärts-Range der vergangenen vier Börsentage. Der Dax treffe bei 5 710 bis 5 720 Punkte auf Widerstand. Der Dax-Future mit dem gerechtfertigten Abstand zum Dax von 20 Punkten sei bei 5 650 Punkten unterstützt. Der Markt zeige, dass viele Strategen den Bruch dieser Unterstützung geradezu provozieren wollten. Denn eine Aufgabe würde Potenzial bis 5 520 Punkte bedeuten. Derzeit deute allerdings nur wenig auf einen Bruch der Unterstützung hin, so der Equinet-Mitarbeiter weiter. Wahrscheinlicher sei ein überraschendes Überwinden des Bereichs von 5 710 bis 5 720 Punkte. Das würde wiederum Potenzial bis 5 830 Punkte bedeuten und auf mittlere Sicht wohl auch einen Anlauf auf 6 000 Punkte.
Anleger sollten aussichtsreiche Einzeltitel beobachten, empfiehlt Nagel. Einer der Top-Picks seien Lufthansa, deren Überwinden des Widerstands bei 13,10 Euro ein Potenzial bis 15,90 Euro aufzeige. Bei BMW stehe die Zone um 39,20 Euro im Blick. Hier hätten sich 1998 und 2003 signifikante Hochs ausgebildet, und nun sei der Kurs seit dem vergangenen Juli mehrfach vergeblich gegen den Widerstand gelaufen. Ein Überwinden würde den Weg Richtung Allzeit-Hoch bei 48,16 Euro ebnen. Bei Schering würde ein Überwinden der Widerstände bei 58,56 und 60,30 Euro ein Kaufsignal erzeugen, so Nagel.
Auch Volker Bien hält Schering für vergleichsweise aussichtsreich, der Mitarbeiter der Hypo-Vereinsbank erwartet das Kaufsignal bereits beim Überwinden der Marke von 57,50 Euro, da hier in der Vergangenheit größere Umsätze getätigt worden seien. Der technische Analyst der Hypo-Vereinsbank hält aber allenfalls einige ausgewählte defensive Titel für kaufenswert und verweist stattdessen auf einen Strauß von Warnsignalen.
Zunächst schaut Bien auf den gesamten CDAX. Der Index besteht aus allen deutschen Werten des Prime und General Standard (klassische Werte und Technologiebranchen). Er misst also so die Entwicklung des gesamten deutschen Aktienmarktes und eignet sich somit gut zu Analysezwecken.
Derzeit würden 85% aller Werte aktiv gehandelt, das zeige ein großes Interesse am Aktienmarkt an. Normalerweise gebe ein Wert unter 65% ein Kaufsignal, aufgetreten zuletzt 2003. Ein Wert über 82% sei dagegen ein Verkaufssignal, aufgetreten zuletzt 1994, 1997 und 2000. “Alles ist en vogue“, das große Interesse ein Warnsignal für Überhitzung, so Bien. Negativ divergent sei dagegen die Eigendynamik des Dax, also die Entwicklung ohne stärkere Einflüsse und Vorlagen. Dazu betrachtet Bien den Dax zwischen 10 Uhr und 15 Uhr. Hier habe sich auch am Montag wieder ein Rückgang ergeben, ein Widerspruch zur sonst kursierenden These der Relativen Stärke.
Weiter meint der technische Analyst, die Volumina am globalen Aktienmarkt hätten zwar keine negative Divergenz gegeben. Die Umsatzspitze vom Januar sei aber so extrem hoch gewesen, dass sie schwer zu toppen sei, eine negative Divergenz beim nächsten Top müsse also einkalkuliert werden. Negativ divergent gewesen sei dagegen wieder der Dax, dessen Umsatzspitze den Rücksetzer vom 23. Januar begleitet habe, also fallende Kurse.
Auch die Hausse in Japan sei so intakt nicht. Ausländische Anleger schauten auch auf Währungseinflüsse, Bien betrachtet deshalb die Advance-Decline-Ratio der 550 in Deutschland gehandelten japanischen Aktien. Das letzte Nikkei-High sei nur von 7% der betrachteten Titel untermauert worden, beim High zuvor hätten noch 35% der Einzeltitel ebenfalls neue Hochs markiert. Außerdem zieht der technische Analyst noch die Ratio des VDax zur impliziten Volatilität des Nasdaq (VXN) heran. Diese habe zuletzt ein Top ausgebildet. Das zeige, dass der US- Markt sehr viel stärker Risiken einpreise als der deutsche Markt.
„Die Potenziale scheinen zunächst relativ ausgereizt zu sein“, so Bien. Sollte der S&P-500 unter die Unterstützung bei 1.262 Punkten fallen, sei ein Fall Richtung 1 245 Punkte wahrscheinlich. Hier verlaufe die potenzielle Nackenlinie einer Kopf-Schulter-Formation, deren Bruch dem S&P-500 ein Abwärtspotenzial bis 1 160 Punkte erschließe. Im Dax trübe sich die Situation deutlich ein bei einem Fall unter 5 560 Punkte, das Potenzial liege dann bei 5 260 Punkten. Korrekturanfällig sein könnten Öl- und Gaswerte sowie Bankaktien, warnt Bien. „Denn das sind klassische defensive Branchen, in denen sich nun aber offensive Investoren tummeln“, so der Mitarbeiter der Hypo-Vereinsbank.
Matzke hält dagegen Bankaktien und Basic Resources aufgrund ihrer Relativen Stärke für vergleichsweise attraktiv. Das gelte auch für Bauaktien, so der technische Analyst der Commerzbank. Relativ schwach zeigten sich dagegen Telekoms, allerdings mache die Relative Schwäche hier schon einen weit fortgeschrittenen Eindruck. Der Dax sei im Januar in die Konsolidierung gegangen. Der Ausbruch in der vergangenen Woche mit der extern veranlassten Übernahmespekulation habe sich als vorübergehend erwiesen.
Anleger sollten sich auf eine andauernde Konsolidierung einstellen, so Matzke. Der Dax könnte in den kommenden zwei Monaten zwischen 5 500 und 5 750 Punkten seitwärts laufen und so die überkauften Strukturen abbauen. Derzeit habe die Konsolidierung trendbestätigenden Charakter, sie sollte also in einem neuen Kaufsignal münden mit einem Anlauf Richtung 6 000 Punkte im Anschluss. Andere Hinweise lägen derzeit noch nicht vor, so der technische Analyst.
Quelle: HANDELSBLATT, Dienstag, 07. Februar 2006, 15:15 Uhr
...be invested
Der Einsame Samariter
Charttechniker sehen erste Warnsignale
Die Meinung der technischen Analysten zur weiteren Entwicklung des Dax gehen weit auseinander. Im Gegensatz zu Optimisten und Pessimisten setzt Achim Matzke von der Commerzbank auf eine längere Seitwärtsbewegung. Auch die Ansichten zu Einzeltiteln gehen auseinander.
HB FRANKFURT. Matzke rät den Anlegern, sie sollten sich auf eine längere Seitwärtsbewegung einstellen, sie könnte bis zu zwei Monate dauern. Volker Bien, Hypo-Vereinsbank, deutet auf Warnsignale hin, die zumindest für stärkere Rückschläge sprächen. Zuversichtlich für den Dax gestimmt ist Thomas Nagel, technischer Analyst von Equinet, der bald neue zyklische Höchststände erwartet.
Nagel verweist auf die kurzfristige enge Seitwärts-Range der vergangenen vier Börsentage. Der Dax treffe bei 5 710 bis 5 720 Punkte auf Widerstand. Der Dax-Future mit dem gerechtfertigten Abstand zum Dax von 20 Punkten sei bei 5 650 Punkten unterstützt. Der Markt zeige, dass viele Strategen den Bruch dieser Unterstützung geradezu provozieren wollten. Denn eine Aufgabe würde Potenzial bis 5 520 Punkte bedeuten. Derzeit deute allerdings nur wenig auf einen Bruch der Unterstützung hin, so der Equinet-Mitarbeiter weiter. Wahrscheinlicher sei ein überraschendes Überwinden des Bereichs von 5 710 bis 5 720 Punkte. Das würde wiederum Potenzial bis 5 830 Punkte bedeuten und auf mittlere Sicht wohl auch einen Anlauf auf 6 000 Punkte.
Anleger sollten aussichtsreiche Einzeltitel beobachten, empfiehlt Nagel. Einer der Top-Picks seien Lufthansa, deren Überwinden des Widerstands bei 13,10 Euro ein Potenzial bis 15,90 Euro aufzeige. Bei BMW stehe die Zone um 39,20 Euro im Blick. Hier hätten sich 1998 und 2003 signifikante Hochs ausgebildet, und nun sei der Kurs seit dem vergangenen Juli mehrfach vergeblich gegen den Widerstand gelaufen. Ein Überwinden würde den Weg Richtung Allzeit-Hoch bei 48,16 Euro ebnen. Bei Schering würde ein Überwinden der Widerstände bei 58,56 und 60,30 Euro ein Kaufsignal erzeugen, so Nagel.
Auch Volker Bien hält Schering für vergleichsweise aussichtsreich, der Mitarbeiter der Hypo-Vereinsbank erwartet das Kaufsignal bereits beim Überwinden der Marke von 57,50 Euro, da hier in der Vergangenheit größere Umsätze getätigt worden seien. Der technische Analyst der Hypo-Vereinsbank hält aber allenfalls einige ausgewählte defensive Titel für kaufenswert und verweist stattdessen auf einen Strauß von Warnsignalen.
Zunächst schaut Bien auf den gesamten CDAX. Der Index besteht aus allen deutschen Werten des Prime und General Standard (klassische Werte und Technologiebranchen). Er misst also so die Entwicklung des gesamten deutschen Aktienmarktes und eignet sich somit gut zu Analysezwecken.
Derzeit würden 85% aller Werte aktiv gehandelt, das zeige ein großes Interesse am Aktienmarkt an. Normalerweise gebe ein Wert unter 65% ein Kaufsignal, aufgetreten zuletzt 2003. Ein Wert über 82% sei dagegen ein Verkaufssignal, aufgetreten zuletzt 1994, 1997 und 2000. “Alles ist en vogue“, das große Interesse ein Warnsignal für Überhitzung, so Bien. Negativ divergent sei dagegen die Eigendynamik des Dax, also die Entwicklung ohne stärkere Einflüsse und Vorlagen. Dazu betrachtet Bien den Dax zwischen 10 Uhr und 15 Uhr. Hier habe sich auch am Montag wieder ein Rückgang ergeben, ein Widerspruch zur sonst kursierenden These der Relativen Stärke.
Weiter meint der technische Analyst, die Volumina am globalen Aktienmarkt hätten zwar keine negative Divergenz gegeben. Die Umsatzspitze vom Januar sei aber so extrem hoch gewesen, dass sie schwer zu toppen sei, eine negative Divergenz beim nächsten Top müsse also einkalkuliert werden. Negativ divergent gewesen sei dagegen wieder der Dax, dessen Umsatzspitze den Rücksetzer vom 23. Januar begleitet habe, also fallende Kurse.
Auch die Hausse in Japan sei so intakt nicht. Ausländische Anleger schauten auch auf Währungseinflüsse, Bien betrachtet deshalb die Advance-Decline-Ratio der 550 in Deutschland gehandelten japanischen Aktien. Das letzte Nikkei-High sei nur von 7% der betrachteten Titel untermauert worden, beim High zuvor hätten noch 35% der Einzeltitel ebenfalls neue Hochs markiert. Außerdem zieht der technische Analyst noch die Ratio des VDax zur impliziten Volatilität des Nasdaq (VXN) heran. Diese habe zuletzt ein Top ausgebildet. Das zeige, dass der US- Markt sehr viel stärker Risiken einpreise als der deutsche Markt.
„Die Potenziale scheinen zunächst relativ ausgereizt zu sein“, so Bien. Sollte der S&P-500 unter die Unterstützung bei 1.262 Punkten fallen, sei ein Fall Richtung 1 245 Punkte wahrscheinlich. Hier verlaufe die potenzielle Nackenlinie einer Kopf-Schulter-Formation, deren Bruch dem S&P-500 ein Abwärtspotenzial bis 1 160 Punkte erschließe. Im Dax trübe sich die Situation deutlich ein bei einem Fall unter 5 560 Punkte, das Potenzial liege dann bei 5 260 Punkten. Korrekturanfällig sein könnten Öl- und Gaswerte sowie Bankaktien, warnt Bien. „Denn das sind klassische defensive Branchen, in denen sich nun aber offensive Investoren tummeln“, so der Mitarbeiter der Hypo-Vereinsbank.
Matzke hält dagegen Bankaktien und Basic Resources aufgrund ihrer Relativen Stärke für vergleichsweise attraktiv. Das gelte auch für Bauaktien, so der technische Analyst der Commerzbank. Relativ schwach zeigten sich dagegen Telekoms, allerdings mache die Relative Schwäche hier schon einen weit fortgeschrittenen Eindruck. Der Dax sei im Januar in die Konsolidierung gegangen. Der Ausbruch in der vergangenen Woche mit der extern veranlassten Übernahmespekulation habe sich als vorübergehend erwiesen.
Anleger sollten sich auf eine andauernde Konsolidierung einstellen, so Matzke. Der Dax könnte in den kommenden zwei Monaten zwischen 5 500 und 5 750 Punkten seitwärts laufen und so die überkauften Strukturen abbauen. Derzeit habe die Konsolidierung trendbestätigenden Charakter, sie sollte also in einem neuen Kaufsignal münden mit einem Anlauf Richtung 6 000 Punkte im Anschluss. Andere Hinweise lägen derzeit noch nicht vor, so der technische Analyst.
Quelle: HANDELSBLATT, Dienstag, 07. Februar 2006, 15:15 Uhr
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Der Einsame Samariter