CHARTTECHNIK: Im Chartgebälk knirscht es gewaltig

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CHARTTECHNIK: Im Chartgebälk knirscht es gewaltig

 
06.02.02 08:14
Charttechniker brauchen derzeit Nerven wie Drahtseile. Zum wiederholten Male unternehmen die Kurse einen Ausflug nach unten und testen die untere Begrenzung der jüngsten Seitwärtsrange.

Speziell in den USA sieht es so aus, als wäre bereits Schaden angerichtet. Bei ganz strenger Auslegung hat sowohl der S&P 500-Index als auch der Nasdaq Composite Index wichtige Unterstützungen durchbrochen. Mit einem Schlussstand von 1.090 Punkten am Dienstag notiert der S&P 500 unter der Haltemarke von 1.100,64 Zählern und der Nasdaq mit 1.838 Punkten unter der wichtigen Unterstützungszone um 1.875 Zählern.

Sollte sich diese negative Entwicklung bestätigen, droht Ärger, wie es die Charttechniker bei der Bank Vontobel am Dienstagmorgen ausdrücken. Die nächsten echten und tragfähigen Unterstützungen warten erst wieder bei rund 1.055 Punkten (S&P 500) und bei 1.667 Zählern (Nasdaq Composite). Noch tiefer warten sogar nur noch die im Zuge der Anschläge vom 11. September markierten Tiefs.

Jüngste Erfahrungen verbieten voreilige Schlüsse

Doch ob es tatsächlich soweit kommt, ist noch immer keine ganz ausgemachte Sache. Gegen voreilige Schlüsse sprechen die Erfahrungen aus der jüngsten Vergangenheit. Da kratzten die Indexcharts schon öfter an wichtigen Unterstützungen, drehten dann aber letztlich immer wieder nach oben ab.

Bei der Deutschen Bank bringt man die Ausgangslage wie folgt auf den Punkt: "Wir waren zuletzt schon mehrfach in ähnlichen Situationen, weshalb wir die jetzige Situation noch nicht überbewerten wollen." Ähnlich sieht es auch Standard & Poor's. Dort wollen die Charttechniker erst sehen, dass die Indizes in zwei aufeinander folgenden Tagen die entscheidenden Marken um zwei bis drei Prozent nach unten durchbrochen haben.

So lange dies aber nicht der Fall ist, interpretieren sie die jüngsten Verluste als weiteren Versuch einer Bodenbildung. Dafür spricht aus ihrer Sicht auch die Tatsache, dass der S&P 500-Index im Bereich von 1.060 Punkten die vorherige Aufwärtsbewegung seit dem September um 50 Prozent korrigiert hätte. Und nach charttechnischen Erfahrungen findet eine Abwärtsbewegung dann oft einen Boden.

Warnsignale sollten nicht verleugnet werden

Aber selbst wenn die Indizes noch einmal die Kurve kratzen, halten sich vorsichtige Anleger, die auch auf die Charttechnik achten, lieber bedeckt. Denn bis sich die Lage nach oben hin eindeutig aufhellt, müssten die Kurse erst ein gutes Stück steigen.

Eine gehörige Portion Vorsicht ist im Übrigen auch mit Blick auf den deutschen Aktienmarkt geboten. Beim Dax droht erhebliches Ungemach, wenn der Index unter das Niveau von rund 4.910 Punkten fallen sollte und danach auch noch die nächste Haltemarke bei 4.820 Punkten durchbricht. Denn der Bereich um 4.910 Punkten hat schon mehrfach einem Test Stand gehalten. Fällt er jetzt nach wiederholtem Anlauf, würde dies Abwärtspotenzial bis in den Bereich knapp oberhalb von 4.500 Punkten bergen. Charttechniker Wieland Staud von Staud Research beziffert das Marktrisiko im schlimmsten Fall sogar bis auf 4.400 Zähler. Am Dienstag rutschte der Dax im Handelsverlauf zwar kurz unter die Marke von 4.910 Punkten, schloss mit 4.936 Punkten aber oberhalb dieser Unterstützung.

Nicht besser ist es auch um den Neuen Markt bestellt. Nachdem der Nemax 50 mit aktuell 1.091 Punkten die Unterstützung um 1.100 Punkten bereits verletzt hat, veranschlagen die Chartisten beim Finanzdienstleister Nols das Risikopotenzial bis in den Bereich um 1.000 Punkte. Auch das ist in der Tat keine Prognose, die auf ein bald wieder entspannteres Nervenkostüm der Börsianer schließen lässt.

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