Umlaufrendite bricht aus Abwärtstrend aus
Charttechnik deutet auf Zinswende hin
Mit dem jüngsten Anstieg hat die Umlaufrendite für öffentliche Anleihen ihren achtmonatigen Abwärtstrend geknackt. Zusammen mit dem Renditetief im Juni 2003 birgt diese Konstellation die Gefahr einer breit angelegten unteren Trendwende bei den Zinsen. Renditejäger sollten daher darauf achten, dass sie nicht mehr auf Anleihen mit langer Restlaufzeit setzen.
DARMSTADT. Anleger, die in den letzten Jahren angesichts des unbeständigen Aktienmarktes auf Anleihen umsattelten, profitierten doppelt: Zum einen von den sicheren Zinsen, zum anderen von den deutlichen Kursgewinnen ihrer Papiere am Markt. Je länger die Restlaufzeit einer Anleihe ist, desto erfreulicher entwickelt sich ihr Wert in Zeiten sinkender Zinsen. Doch wer angesichts eines stagnierenden Aktienmarktes jetzt erst mit dem Erwerb von Staatsanleihen oder Rentenfonds liebäugelt, der dürfte zu spät kommen.
Seit dem Zinshoch im Jahr 1990 bei über neun Prozent folgt die von der Deutschen Bundesbank erfasste Umlaufrendite einem übergeordneten Abwärtstrend. Im Schaubild sind die letzten Ausläufer dieser Entwicklung seit 2002 zu erkennen. Auffallend ist, dass die Durchschnittsrendite aller Anleihen noch weiter nachgab, obwohl die europäische Zentralbank mit einer ersten Leitzinserhöhung im Januar bereits auf die steigende Inflation reagierte. In den USA ist die Zentralbank deutlich weiter. Hier erhöhte Greenspan die Leitzinsen schrittweise seit Mitte 2004 auf zuletzt 2,75 Prozent.
Der Inflationsdruck dürfte indes anhalten. Anfang des Monats stieß der CRB-Index für Rohstoff-Futures auf ein neues Allzeithoch vor, was sich über steigende Produktionskosten der Unternehmen schon bald bei den Verbraucherpreisen bemerkbar machen wird. Den Zentralbanken wird nichts anderes übrig bleiben, als den Geldhahn mittels Zinserhöhungen weiter zuzudrehen, um die Inflation einzudämmen.
Steigende Zinsen bei kurzen Restlaufzeiten werden ihre Wirkung für die Anleihen mit langen Laufzeiten nicht verfehlen. Davon sind auch Industrieobligationen nicht ausgenommen. Der Anstieg der Umlaufrendite auf zuletzt 3,5 Prozent ist daher nur als erster Schritt in Richtung spürbar steigender Zinsen zu werten. Als nächstes Kursziel kommt die Widerstandszone im Bereich von 4,1 Prozent in Betracht. Kommt es zu diesem vermeintlich vernachlässigbaren Anstieg um 0,6 Prozentpunkte, beschert das dem Besitzer einer Anleihe mit zehn Jahren Restlaufzeit einen Kursverlust von rund 5,5 Prozent. Da das Finanzamt bei dem Zinsertrag auch noch die Hand aufhält, wäre schnell die Rendite zweier Jahre verloren. Angesichts des sich klar abzeichnenden Zinsanstieges sollten Anleger derzeit nur auf Anleihen mit möglichst kurzer Restlaufzeit setzen. Im Depot befindliche Bestände an Staatsanleihen und Rentenfonds sollten sicherheitshalber reduziert oder gegen Kurzläufer eingetauscht werden.
Hans-Dieter Schulz ist Experte für technische Analyse und Mitherausgeber der Hoppenstedt-Charts, Lutz Mathes sein Mitarbeiter.
Quelle: HANDELSBLATT, Dienstag, 29. März 2005, 12:00 Uhr
...be invested
Der Einsame Samariter
Charttechnik deutet auf Zinswende hin
Mit dem jüngsten Anstieg hat die Umlaufrendite für öffentliche Anleihen ihren achtmonatigen Abwärtstrend geknackt. Zusammen mit dem Renditetief im Juni 2003 birgt diese Konstellation die Gefahr einer breit angelegten unteren Trendwende bei den Zinsen. Renditejäger sollten daher darauf achten, dass sie nicht mehr auf Anleihen mit langer Restlaufzeit setzen.
DARMSTADT. Anleger, die in den letzten Jahren angesichts des unbeständigen Aktienmarktes auf Anleihen umsattelten, profitierten doppelt: Zum einen von den sicheren Zinsen, zum anderen von den deutlichen Kursgewinnen ihrer Papiere am Markt. Je länger die Restlaufzeit einer Anleihe ist, desto erfreulicher entwickelt sich ihr Wert in Zeiten sinkender Zinsen. Doch wer angesichts eines stagnierenden Aktienmarktes jetzt erst mit dem Erwerb von Staatsanleihen oder Rentenfonds liebäugelt, der dürfte zu spät kommen.
Seit dem Zinshoch im Jahr 1990 bei über neun Prozent folgt die von der Deutschen Bundesbank erfasste Umlaufrendite einem übergeordneten Abwärtstrend. Im Schaubild sind die letzten Ausläufer dieser Entwicklung seit 2002 zu erkennen. Auffallend ist, dass die Durchschnittsrendite aller Anleihen noch weiter nachgab, obwohl die europäische Zentralbank mit einer ersten Leitzinserhöhung im Januar bereits auf die steigende Inflation reagierte. In den USA ist die Zentralbank deutlich weiter. Hier erhöhte Greenspan die Leitzinsen schrittweise seit Mitte 2004 auf zuletzt 2,75 Prozent.
Der Inflationsdruck dürfte indes anhalten. Anfang des Monats stieß der CRB-Index für Rohstoff-Futures auf ein neues Allzeithoch vor, was sich über steigende Produktionskosten der Unternehmen schon bald bei den Verbraucherpreisen bemerkbar machen wird. Den Zentralbanken wird nichts anderes übrig bleiben, als den Geldhahn mittels Zinserhöhungen weiter zuzudrehen, um die Inflation einzudämmen.
Steigende Zinsen bei kurzen Restlaufzeiten werden ihre Wirkung für die Anleihen mit langen Laufzeiten nicht verfehlen. Davon sind auch Industrieobligationen nicht ausgenommen. Der Anstieg der Umlaufrendite auf zuletzt 3,5 Prozent ist daher nur als erster Schritt in Richtung spürbar steigender Zinsen zu werten. Als nächstes Kursziel kommt die Widerstandszone im Bereich von 4,1 Prozent in Betracht. Kommt es zu diesem vermeintlich vernachlässigbaren Anstieg um 0,6 Prozentpunkte, beschert das dem Besitzer einer Anleihe mit zehn Jahren Restlaufzeit einen Kursverlust von rund 5,5 Prozent. Da das Finanzamt bei dem Zinsertrag auch noch die Hand aufhält, wäre schnell die Rendite zweier Jahre verloren. Angesichts des sich klar abzeichnenden Zinsanstieges sollten Anleger derzeit nur auf Anleihen mit möglichst kurzer Restlaufzeit setzen. Im Depot befindliche Bestände an Staatsanleihen und Rentenfonds sollten sicherheitshalber reduziert oder gegen Kurzläufer eingetauscht werden.
Hans-Dieter Schulz ist Experte für technische Analyse und Mitherausgeber der Hoppenstedt-Charts, Lutz Mathes sein Mitarbeiter.
Quelle: HANDELSBLATT, Dienstag, 29. März 2005, 12:00 Uhr
...be invested
Der Einsame Samariter