Charterflieger LTU steht kurz vor der Pleite
Von Michael Gassmann, Düsseldorf
Die Düsseldorfer Charterfluggesellschaft LTU kämpft ums Überleben. Nach Angaben unternehmensnaher Kreise reicht die Zahlungsfähigkeit noch bis Mitte November.
Für LTU ist die Lage besonders dramatisch, weil Anteilseigner Rewe keine zusätzliche Hilfe in Aussicht stellt. "Rewe hat sich nicht über das bisherige Maß hinaus beteiligt und wird dies auch nicht tun", sagte Hans Reischl, Chef der Kölner Handels- und Tourismusgruppe, der Financial Times Deutschland.
Um die Bonität von LTU zu garantieren, hält Reischl eine Bürgschaft des Landes Nordrhein-Westfalen in Höhe von 300 Mio. DM für notwendig. "Das Überleben von LTU hängt von der Landesbürgschaft und anderen Krediten ab", sagte er.
Ein solcher Schritt müsste von der EU genehmigt werden. Vertreter des nordrhein-westfälischen Wirtschaftsministeriums führten bei der Generaldirektion für Transport und Verkehr in Brüssel bereits Gespräche. LTU hat nach eigenen Angaben alle Unterlagen für einen Bürgschaftsantrag zur Verfügung gestellt.
Rewe ist mit 40 Prozent Anteil zweitgrößter LTU-Gesellschafter hinter Swissair, die 49,9 Prozent hält. Die Schweizer Fluglinie steht unter Nachlassverwaltung. Für ihren Anteil wird ein neuer Investor gesucht, der die anteiligen Verluste der LTU in seine Bilanz aufnehmen kann. Eine Übernahme des Swissair-Anteils durch Branchenfremde aus rein steuerlichen Gründen schloss Reischl aus.
Vorwürfe zurückgewiesen
Der Rewe-Chef wies Vorwürfe zurück, die Handelsgruppe zeige nicht genug Engagement zur Rettung von LTU: "Wir würden selbst großen Schaden erleiden." Rewe habe sich aber nie als Betreiber einer Fluggesellschaft verstanden und das von Anfang an deutlich gemacht. Vielmehr müsse die Gruppe für die Sanierung des im vergangenen Jahr übernommenen Veranstalter-Geschäfts der LTU Touristik bereits rund 150 Mio. DM für die Verlustabdeckung aufwenden. Das operative Fluggeschäft zähle nicht zur Kernkompetenz der Rewe.
Für dieses Jahr rechnet Reischl bei LTU mit einem Verlust von 300 Mio. DM, der jedoch durch Eigenkapital gedeckt sei. Für die nächsten zwei Jahre seien trotz Sparmaßnahmen weitere Verluste in Höhe von etwa 300 Mio. DM zu erwarten. Beim Personal sollen 50 Mio. DM und bei den Sachkosten 200 Mio. DM pro Jahr gespart werden. Allein die Treibstoffkosten könnten dabei um 60 Mio. bis 70 Mio. DM verringert werden.
Zur Verbesserung des operativen LTU-Ergebnisses soll eine Zusammenarbeit mit dem größten deutschen Reiseveranstalter TUI beitragen. "Eine Kooperation mit TUI im Flugbereich ist verlässlich in Aussicht gestellt", sagte Reischl. Eine Beteiligung an LTU hat TUI aber ausgeschlossen.