ftd.de, Mi, 16.1.2002, 9:04
Cargolifter braucht Geld vom Staat
Von Gerhard Hegmann, München
Der Bau des weltgrößten Luftschiffs Cargolifter ist gefährdet, wenn sich der Staat nicht durch Bürgschaften, Kredite oder Fördermittel an dem Projekt beteiligt.
Wie Carl von Gablenz, Vorstandsvorsitzender der Cargolifter AG am Dienstag Abend auf einer Unternehmenspräsentation in München sagte, hat das Unternehmen bereits Investitionen verschoben und die Ausgaben gegenüber der ursprünglichen Planung gekürzt, um in keine Liquiditätskrise zu geraten. Nach der Kapitalerhöhung im November sollten die liquiden Mittel noch bis Ende März reichen.
"Weil wir einen Sparkurs fahren, reichen die Mittel noch etwas länger", sagte der Vorstandschef. Nachdem die rund 65.000 Aktionäre bislang rund 300 Mio. Euro in das visionäre Projekt für den fliegenden Kran investierten, will von Gablenz die noch fehlenden 283 Mio. Euro bis zum Beginn der Serienproduktion im Jahr 2004/05 zu einem Großteil aus anderen Quellen, wie öffentlichen Förderungen, Krediten über Bürgschaften oder der Beteiligung strategischer Partner hereinholen. Wie von Gablenz am Rande der Veranstaltung sagte, "ist das Cargolifter-Projekt im veränderten Umfeld ohne Staatshilfe nicht mehr zu machen". Der Cargolifter-Chef beklagte die geringe Risikobereitschaft von Banken und industriellen Investoren, die den Strategiewechsel in der Finanzierung erforderlich mache.
Der Ruf nach der staatlichen Hilfe ist eine weitere Änderung im Finanzierungskonzept der seit Mai 2000 börsennotierten Gesellschaft. Im vergangenen Jahr konnten Pläne für eine Anleihe wegen des niedrigen Börsenkurses nicht umgesetzt werden. Eine kleine Kapitalerhöhung im November brachte 34 Mio. Euro in die Kasse, was den Kapitalbedarf für drei bis vier Monaten decken sollte. Ohne weitere Anschlussfinanzierung sei die Fortführung des Unternehmens gefährdet, heißt es bereits seit dem Herbst. Zum Jahreswechsel waren noch etwa 40 Mio. Euro in der Kasse. Bislang hat Cargolifter Investitionszuschüsse über 47,9 Mio. Euro vor allem zum Bau der Werfthalle in Brand bei Berlin sowie den damit verbundenen Arbeitsplätzen erhalten.
Der Cargolifter-Chef fordert für sein Projekt jetzt eine ähnliche öffentliche Förderung und politische Unterstützung, wie sie für Airbus-Projekte erfolgt. Am Airbus beteiligt sich der Staat über Darlehen mit rund einem Drittel der Investitionskosten. Zudem hofft Cargolifter, dass sich Unternehmen aus der Luftfahrtbranche beteiligen, ohne selbst übernommen zu werden. "Die Frage ist, wie kriegen sie einen Großen, ohne selbst gefressen zu werden?", sagte von Gablenz.
Der Firmenchef wollte nicht ausschließen, dass die zurückgestellten Investitionen und der Sparkurs zu neuen Verzögerung im Zeitplan für das Transportluftschiff CL160 führen könnte. Die ursprüngliche Planung sieht vor, dass Cargolifter allein bis Ende August nochmals 100 Mio. Euro neues Geld benötigt. Die zuletzt im Frühjahr 2001 geänderte Planung sieht im Frühjahr 2004 die Fertigstellung des ersten Luftschiffs, im Geschäftsjahr 2004/2005 den Beginn der Serienfertigung und in 2005/2006 erste Umsätze aus kommerziellen Logistikeinsätzen vor. Im März erfolgt mit den Zulieferfirmen eine Überprüfung dieser Meilensteine. Einzelheiten über das Sparprogramm will Cargolifter am 25. Januar vorstellen.