Webbers wundersame Wandlung
Chris Webber wehrte sich gegen die Lakers in Spiel zwei mit allen Mitteln
München - Die aggressive Körpersprache eines Oliver Kahn, die greifbare Präsenz eines Boris Becker auf dem Platz oder der vernichtende Blick über die Schulter eines Lance Armstrong, bevor er die Konkurrenz am Berg stehen lässt: diese Dinge sind Ausdruck von Gewinner-Qualitäten, die nichts mit Sportart-spezifischen Fähigkeiten zu tun haben.
Mit letzteren ist der Star im Team der Sacramento Kings im Übermaß gesegnet. Der vierfache All-Star punktet und rebounded wie kein zweiter King, ist in diesen Kategorien Sacramentos Anführer. "Es ist im Grunde sein Team", sagt Teamkollege Lawrence Funderburke, "er muss uns tragen."
Aber seit "CWebb", unbestritten ein Ausnahme-Spieler, vor neun Jahren als Nummer-eins-Pick dedraftet wurde, hat er eines nicht geschafft: Nämlich auf dem Feld ein echter Führungsspieler zu werden: Dahin zu gehen, wo es weh tut. Zeichen zu setzen. Mehr auszuteilen, als einzustecken. Sich im entscheidenden Moment nicht zu verstecken.
Im zweiten Spiel gegen die Lakers kam die Wende
Ihm haftet der Ruf an, eben kein Sportler eines Kalibers wie Kahn oder Armstrong zu sein, sich nicht wirklich zu quälen. So muss er sich beispielsweise vorwerfen lassen, sich lieber auf seinen Sprung-Wurf zu verlassen, als zum Korb zu ziehen und sich mit einem Shaquille ONeal anzulegen.
Oder besser gesagt, Webber musste sich das alles vorwerfen lassen. Noch im letzten Jahr, als die Kings im Conference-Halbfinale mit 0:4 von den Lakers weggepustet wurden. Doch seit dem zweiten Spiel gegen den Titelverteidiger in den diesjährigen Playoffs ist das anders.
Noch in Spiel eins hatte sich Webber hilflos der Lakers-Übermacht ergeben. Beim 1:1-Ausgleich aber riss der 29-Jährige seine Mitspieler mit, zeigte ein entschlossene Körpersprache, zog zum Korb und so Fouls des Gegners. 23 Freiwürfe für die Kings und nur fünf der Lakers in der ersten Halbzeit sprechen Bände.
"Ausgeteilt wie ein Dreschflegel"
Webber zwang den Meister, sich in der Verteidigung fallen zu lassen, sorgte so für offene Würfe. Vor allem aber war er voll und ganz präsent, verlies sich nicht nur auf sein Talent, sondern zeigte 120-prozentigen Einsatz.
Und zwar dergestalt, dass Lakers-Coach Phil Jackson lamentierte: "Diese Art der Aggressivität sollte nicht belohnt werden. Chris Webber hat ausgeteilt wie ein Dreschflegel." Und seine Mannschaft zum langersehnten Playoff-Sieg über Los Angeles getrieben. "Dieser Sieg hat uns gezeigt, dass wir so gut sind, wie wir denken", jubilierte Webber.
Vor allem aber hat dieser Sieg seinen Kritikern gezeigt, dass "CWebb" endlich so gut ist, wie er es schon immer hätte sein können. In allen Belangen.
Roland Neubauer
Und in Spiel 3 führte er die Kings zur 2:1 Führung! 26 Punkte, 9 Rebounds, 6 Assist!
Ich bin stolz solch einen Mega-Star bei Ariva zu haben!
katjuscha