Bei der Hypo-Vereinsbank sind noch viele Fragen offen
Berlin - Als erste deutsche Großbank geht die Hypo-Vereinsbank (HVB) am Donnerstag mit ihren Quartalszahlen an die Öffentlichkeit. Doch allzu große Hoffnungen dürfen sich die Aktionäre der zweitgrößten Bank im Lande nicht machen. Denn Analysten prognostizieren trotz steigender Zinserträge und Provisionsüberschüsse einen starken Ertragseinbruch im dritten Geschäftsquartal. "Die Zahlen werden unterm Strich schlecht ausfallen", sagt Konrad Becker von Merck Finck. Nach seinen Berechnungen wird der Gewinn nach Steuern um ca. 70 Prozent auf 45 Mio. Euro einbrechen.
"Die Bank leidet wie die gesamte Branche unter der rückläufigen Konjunktur und der Börsenflaute", schildert Georg Kanders von der WestLB. Die Folgen: Das Retailgeschäft ist rückläufig, gleichzeitig muss die Münchner Bank die Risikovorsorge erhöhen. "Um ihre Kredite insbesondere für die mittelständische Wirtschaft abzusichern, muss die Hypo-Vereinsbank eine Risikovorsorge von 1,6 Mrd. in diesem Jahr aufbringen", erklärt Sebastian Reuter von Helaba Trust und geht von weiter steigenden Kosten aus.
Daher erwarten die Experten am Donnerstag vom HVB-Vorstandsprecher Albrecht Schmidt in erster Linie auch klare Aussagen darüber, ob noch mehr als die bereits angekündigten 7500 Stellen abgebaut werden, und wie die neue Konzernstruktur aussehen soll. Nach Presseberichten will die Bank das Privat- und Firmenkundengeschäft für Deutschland und Mittel- und Osteuropa trennen. Gleichzeitig sollen die Bereiche Immobilien, Vermögensverwaltung und das Kapitalmarktgeschäft globaler betrieben werden. "Da sind noch viele Fragen offen", meint Becker auch im Hinblick auf die bisherigen Anstrengungen der Hypo, eine "Bank der Regionen" zu werden: "Bisher hat jedenfalls die Hypo-Vereinsbank den Beweis nicht erbracht, ob sie mit diesem Konzept eine höhere Profitabilität erreicht."
Trotzdem empfiehlt Becker ebenso wie Kanders von der WestLB die Aktie zum Kauf. Denn das Papier, das im Laufe eines Jahres 45 Prozent an Wert eingebüßt hat, sei ein Schnäppchen. Kanders: "Die Aktie liegt unter ihrem Buchwert von 39 Euro." Für Sebastian Reuter ist das indes noch kein Grund, einzusteigen. Er bewertet das Papier mit "neutral" und sieht vorläufig keine Kursimpulse. acm