Kaum neue Stellen, investiert wird kaum noch. Fast jedes vierte Unternehmen plant Entlassungen.
IW: Stagnation im Jahr 2002 möglich
Frankfurt/Main - Die Konjunkturflaute hat auch den deutschen Mittelstand erwischt. Im Herbst 2001 hätten sich die Geschäftslage und die Erwartungen der mittelständischen Unternehmen stark verschlechtert, heißt es in einer Umfrage der DZ Bank unter 2500 Unternehmen. "Die Stimmung im Mittelstand hat sich seit dem Frühjahr massiv eingetrübt", sagte Michael Heise, Chefvolkswirt der DZ Bank.
Nur 62 Prozent der Unternehmen beurteilen ihre Lage zurzeit als gut oder sehr gut. Im Frühjahr waren es noch 67 Prozent. Die Geschäftserwartungen für das nächste Halbjahr fielen auf den niedrigsten Stand seit Mai 1998.
Investiert wird kaum noch. Nur wenige Unternehmen wollen neue Stellen schaffen, knapp ein Viertel plant Entlassungen. Dennoch wird weiter über einen Mangel an Fachkräften geklagt. Nahezu die Hälfte der Unternehmen gab an, Stellen nicht besetzen zu können, weil die Bewerber nicht qualifiziert seien.
Insbesondere die exportabhängigen Sparten, die bis vor kurzem noch eine gute Branchenkonjunktur gemeldet hatten, blicken pessimistisch in die Zukunft. In der Chemie-, Elektro- und Metallbranche schätzen noch immer rund 70 Prozent der Unternehmen ihre Lage als "sehr gut" bis "gut" ein. Am schlechtesten beurteilt die Baubranche ihre Lage. Der Ernährungs- und Agrarsektor hingegen, der im Frühjahr durch BSE und die Maul- und Klauenseuche ins Schleudern geraten war, ist nun wieder optimistischer. "Durch den Schwenk in der Agrarpolitik erhoffen sich die Unternehmen neue Geschäftsmöglichkeiten", sagte Heise.
Angesichts der mittlerweile eingetrübten Lage hatte die DZ Bank bereits Anfang November ihre Wachstumsprognose für Deutschland für das Jahr 2002 auf 0,7 Prozent von zuvor 1,3 Prozent revidiert. Heise sieht weder Grund für eine Dramatisierung der konjunkturellen Lage noch Hinweise auf einen Aufschwung. "Die rezessive Tendenz wird in Deutschland hoffentlich nur zwei bis drei Quartale andauern."
Etwas optimistischer mit seiner Wachstumsprognose für das kommende Jahr ist das Institut der deutschen Wirtschaft (IW): Unter der Voraussetzung, dass der Kampf gegen den Terror erfolgreich sei und die Tarifpolitik moderat bleibe, erwarten die IW-Experten ein Wachstum von einem Prozent. "Sollte es anders kommen, wird sich die wirtschaftliche Erholung verschieben, schlimmstenfalls ist dann für 2002 mit einer Stagnation zu rechnen", heißt es in der Prognose des den Arbeitgebern nahe stehenden Instituts, die am Mittwoch in Köln vorgestellt wurde.
Im Einzelnen rechnet das IW mit einer Exportsteigerung um drei Prozent und mit einem Einfuhrplus von 3,5 Prozent. Die Bauinvestitionen werden nach den Berechnungen des IW weiter schrumpfen, der private Verbrauch wird um 1,25 Prozent höher sein als in diesem Jahr. DW