Viele Fußballklubs stehen am Abgrund. Nach der Insolvenz bei KirchMedia droht auch den Vereinen die Pleite. Der Liga-Verband DFL gibt sich dagegen optimistisch. Zu Recht?
Frankfurt - Die Interessenvertretung der Profi-Fußballvereine Deutsche Fußball-Liga (DFL) sieht trotz der Kirch-Pleite den Vertrag mit dem Münchener Unternehmen über die Bundesliga-Übertragungsrechte nicht gefährdet. Bisher gebe es keine Anzeichen dafür, dass die bis 2004 laufende Abmachung nicht erfüllt wird. DFL-Chef Werner Hackmann verwies auf Aussagen des neuen KirchMedia-Geschäftsführers Wolfgang van Betteray. Danach soll die Saison ohne Probleme zu Ende gespielt werden können.
Gleichzeitig dementierte DFL-Sprecher Tom Bender Berichte über einen angeblichen Geheimplan für den Fall, dass die Kirch-Auffanggesellschaft die Übertragungsrechte an den Verband zurückgibt. Alternative Szenarien würden erst Sinn machen, wenn die KirchMedia ihren Vertrag aufgebe. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hatte die Fernsehübertragungsrechte für die Bundesliga-Spiele von 2000 bis 2004 für rund drei Milliarden Mark (1,53 Milliarden Euro) an Kirch verkauft.
Die "Bild"-Zeitung berichtete von einem Geheimplan, wonach die Liga bereits ein Szenario für die Neuvergabe der Übertragungsrechte ausgearbeitet habe, falls die KirchMedia aus dem Vertrag aussteige. Danach solle ein Top-Spiel der Woche im frei empfangbaren Fernsehen gezeigt werden.
Acht Fußballspiele sollten wie bisher im Bezahlfernsehen laufen, entweder weiter bei Premiere oder möglicherweise bei der Deutschen Telekom, die die Spiele eventuell via Handy und Internet übertragen könnte. Beim Bonner Konzern war dazu zunächst jedoch keine Stellungnahme erhältlich. Die zeitnahe Zusammenfassung würde von der ARD-Sportschau übernommen.
Die Fernsehsender winken ab
Nicht nur die DFL beurteilte das Alternativ-Szenario skeptisch. Die ARD kündigte bereits an, dass sie auch nach der Insolvenz der KirchMedia keine Möglichkeit sehe, die Übertragungsrechte für die Fußball-Bundesliga zurückzubekommen. "Gegenwärtig ist die Bundesliga einfach nicht drin", sagte Pleitgen in einem Interview beim "Deutschland Radio". Die Gebührenmittel seien begrenzt und zusätzliches Geld könne nicht beantragt werden. Ohnehin sei die ARD nicht bereit, die Preise zu zahlen, die auf dem Markt üblich seien.
Unterstützung bekam Pleitgen von RTL-Geschäftsführer Gerhard Zeiler. Der erklärte bei n-tv die Fußball-Bundesliga im jetzigen Ausmaß für nicht bezahlbar. Als Konsequenz aus der Insolvenz von KirchMedia müssten laut Zeiler die Preise fallen: "Es sind mehrere entscheidende Fehler gemacht worden. Man hat die Ware Fußball inflationiert im TV."
Ist die Liga pleite?
Die Kirch-Pleite zieht unterdessen weite Kreise im Profi-Fußball. Wegen der unsicheren finanziellen Lage müssen sich auch die Grundlagen für die Lizenzerteilung ändern. Vor allem bei den kleinen Vereinen und den Klubs aus der Zweiten Bundesliga herrscht große Verunsicherung, zumal hier die Abhängigkeit von den Einnahmen aus der Rechte-Vermarktung am größten ist.
Der Präsident des FC Energie Cottbus, Dieter Krein, sagte gegenüber dem "Kölner Express": "Wenn die nächste Kirch-Rate über 100 Millionen Euro nicht kommt, können wir den Laden dicht machen. Und nicht nur wir. Mindestens weitere neun Clubs können den Laden dicht machen. Dann gibt's keine Bundesliga mehr."
Am Donnerstag ist in Frankfurt eine Krisensitzung der 36 Proficlubs geplant, bei der die DFL über den aktuellen Stand informieren wird. Peter Pander, Manager beim VfL Wolfsburg, sagte gegenüber manager-magazin.de: "Ich erwarte richtungsweisende Informationen darüber, was kurzfristig zu erwarten ist."
In der Vergangenheit hatten Mitglieder der DFL eine mangelhafte Informationspolitik in der Kirch-Angelegenheit vorgeworfen. Einige Klubs hätten die neuesten Entwicklungen in der Zeitung nachlesen müssen. Das Treffen in Frankfurt ist ein erster Schritt, um das Kommunikationsdefizit zu beseitigen.
mm.de
Gruß
Happy End