BSE in den Vorstandsetagen“
Unternehmensberater J.Richard Finlay kritisiert Gehaltsexzesse
Als neue Art von Rinderwahnsinn.
Focus: Fast täglich geraten Unternehmen wg. Dubioser Bilanzierungsmethoden in die Schlagzeilen. Warum lässt sich diese Mauschelei nicht stoppen?
Finlay: Es ist die sich wiederholende Geschichte von schlummernden Aufsichtsräten, die nach Pannen als Folge des Versagens plötzlich aufwachen – und bis zur nächsten Katastrophe weiterschlafen.
Focus: Ist die Moral der Vorstände denn so schlecht, dass sie nur unter scharfer Kontrolle ordentlich arbeiten?
Finlay: In drei Jahrzehnten als Berater für AG’s in den USA und Kanada habe ich nur ein paar außergewöhnliche, aber viele durchschnittliche Vorstandschefs erlebt, bei denen man sich fragt, wie sie in ihre Positionen gekommen sind. Und ich habe eine beunruhigend große Anzahl von Chefs getroffen, die man nicht mal in die Nähe der Vorstandsetage lassen sollte, so schlimm steht es um ihre Ethik und Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen.
Focus: Warum häufen sich die Bilanzmanipulationen gerade jetzt?
Finlay: Das gestiegene Interesse an den Aktienmärkten und der Kursentwicklung hat einige der schlimmsten Arten von Vorstandschefs hervorgebracht – Brandschatzer, denen es in erster Linie darum geht, den Kurs in die Höhe zu treiben, damit sie ihre Aktienoptionen zu Geld machen können. Diese Firmenchefs sorgen sich stärker um ihre eigenen Vorteile als um das breitere Interesse der Aktionäre, der Mitarbeiter und um die Zukunft des Kapitalismus an sich. Ich glaube, dass die Zukunft des Kapitalismus durch die Entwicklungen der vergangenen Jahre und den Aufstieg dieser selbstbezogenen Unternehmenschefs ernsthaft untergraben wird. Exzessive Vorstandsbezüge sind der Rinderwahnsinn in den Vorstandsetagen.
Focus: Früher stand der Gewinn im Mittelpunkt. Für Manager ist es sicher leichter, den Aktienkurs zu puschen?
Finlay: Klar, und darauf konzentrieret man sich auch eher, wenn man hohe Prämien und Bezüge in Form von Aktienoptionen erhalten hat. Auf lange Sicht schaden sich allerdings viele Unternehmen damit. Die Versuchung, den Börsenkurs künstlich hochzudrücken, indem man Personal abbaut, die Entwicklungsausgaben kürzt oder bei der Qualität spart, ist auf lange Sicht schädlich für die Zukunft einer Firma. Denn solche Maßnahmen verbessern die Bilanz nur kurzfristig. Die meisten Vorstandschefs bleiben aber gar nicht lange genug in ihrer Position, um sich für die Zukunft des Unternehmens zu interessieren. Sie kassieren ab und ziehen weiter.
J.Richard Finlay gründete vor zehn Jahren das Centre for Corporate & Publik Governance im kanadischen Toronto.
Die Einrichtung untersucht Fragen der Unternehmensführung und –überwachung
Quelle: Focus
Unternehmensberater J.Richard Finlay kritisiert Gehaltsexzesse
Als neue Art von Rinderwahnsinn.
Focus: Fast täglich geraten Unternehmen wg. Dubioser Bilanzierungsmethoden in die Schlagzeilen. Warum lässt sich diese Mauschelei nicht stoppen?
Finlay: Es ist die sich wiederholende Geschichte von schlummernden Aufsichtsräten, die nach Pannen als Folge des Versagens plötzlich aufwachen – und bis zur nächsten Katastrophe weiterschlafen.
Focus: Ist die Moral der Vorstände denn so schlecht, dass sie nur unter scharfer Kontrolle ordentlich arbeiten?
Finlay: In drei Jahrzehnten als Berater für AG’s in den USA und Kanada habe ich nur ein paar außergewöhnliche, aber viele durchschnittliche Vorstandschefs erlebt, bei denen man sich fragt, wie sie in ihre Positionen gekommen sind. Und ich habe eine beunruhigend große Anzahl von Chefs getroffen, die man nicht mal in die Nähe der Vorstandsetage lassen sollte, so schlimm steht es um ihre Ethik und Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen.
Focus: Warum häufen sich die Bilanzmanipulationen gerade jetzt?
Finlay: Das gestiegene Interesse an den Aktienmärkten und der Kursentwicklung hat einige der schlimmsten Arten von Vorstandschefs hervorgebracht – Brandschatzer, denen es in erster Linie darum geht, den Kurs in die Höhe zu treiben, damit sie ihre Aktienoptionen zu Geld machen können. Diese Firmenchefs sorgen sich stärker um ihre eigenen Vorteile als um das breitere Interesse der Aktionäre, der Mitarbeiter und um die Zukunft des Kapitalismus an sich. Ich glaube, dass die Zukunft des Kapitalismus durch die Entwicklungen der vergangenen Jahre und den Aufstieg dieser selbstbezogenen Unternehmenschefs ernsthaft untergraben wird. Exzessive Vorstandsbezüge sind der Rinderwahnsinn in den Vorstandsetagen.
Focus: Früher stand der Gewinn im Mittelpunkt. Für Manager ist es sicher leichter, den Aktienkurs zu puschen?
Finlay: Klar, und darauf konzentrieret man sich auch eher, wenn man hohe Prämien und Bezüge in Form von Aktienoptionen erhalten hat. Auf lange Sicht schaden sich allerdings viele Unternehmen damit. Die Versuchung, den Börsenkurs künstlich hochzudrücken, indem man Personal abbaut, die Entwicklungsausgaben kürzt oder bei der Qualität spart, ist auf lange Sicht schädlich für die Zukunft einer Firma. Denn solche Maßnahmen verbessern die Bilanz nur kurzfristig. Die meisten Vorstandschefs bleiben aber gar nicht lange genug in ihrer Position, um sich für die Zukunft des Unternehmens zu interessieren. Sie kassieren ab und ziehen weiter.
J.Richard Finlay gründete vor zehn Jahren das Centre for Corporate & Publik Governance im kanadischen Toronto.
Die Einrichtung untersucht Fragen der Unternehmensführung und –überwachung
Quelle: Focus