Bristol-Myers wird Ziel für Übernahme

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Bristol-Myers wird Ziel für Übernahme

 
22.03.02 12:38
Aus der FTD vom 22.3.2002  
Bristol-Myers wird Ziel für Übernahme
Von Peter Kuchenbuch, Hamburg

Für Bristol-Myers Squibb (BMS) stehen die Zeichen auf Sturm, nachdem am Mittwoch bekannt wurde, dass die Zulassung seines Medikaments Vanlev gefährdet ist. Zwei europäische Pharmakonzerne sind nun an einer Übernahme interessiert.

Das Herzmittel befindet sich noch im US-Zulassungsverfahren, aber Mediziner veröffentlichten nun Testergebnisse mit Vanlev, die zeigen, dass das Mittel keine durchschlagende Verbesserungen gegenüber dem etablierten Produkt Vasotec vom US-Konkurrenten Merck ist. Darüber hinaus zeigte Vanlev auch stärkere Nebenwirkungen als das Standardpräparat. Es ist zwar nicht ausgeschlossen, dass Vanlev trotz der kritischen Daten doch noch eine Zulassung bekommen wird. Allerdings können die erhofften Milliardenumsätze unter diesen Umständen nicht mehr erreicht werden.

Das Medikament war von Analysten als Rettungsanker für BMS gehandelt worden, denn gute Nachrichten aus der New Yorker Konzernzentrale sind rar. Der Abgesang auf Vanlev führte zum Erdrutsch: Die BMS-Aktie verlor am Mittwoch mehr als 15 Prozent und erholte sich bis Donnerstag nicht mehr davon. Mehrere bedeutende Rating-Agenturen stuften die Unternehmensaktien am Donnerstag auf "verkaufen" herunter. Und Analysten wie Barbara Ryan von Deutsche Banc Alex. Brown spekulieren laut über die Wahrscheinlichkeit, dass ein europäischer Pharmakonzern wie Novartis oder AstraZeneca an einer Fusion mit BMS oder gar an dessen Übernahme interessiert sein könnte.


Verlockend an dem Unternehmen ist die große Vertriebsmannschaft für den wachstumsstarken US-Pharmamarkt, mit der BMS eigentlich seine eigenen Produkte in Kliniken und Arztpraxen promoten müsste. Aber der Konzern verlor seit September 2000 den Patentschutz auf drei seiner Milliardenseller: Taxol gegen Krebs (jährlicher Spitzenumsatz: 1,6 Mrd. $), Glucophage (Umsatz: 1,9 Mrd. $) und Buspar gegen Angstzustände (700 Mio. $ jährlich). Und BMS hat keinen gleichwertigen Ersatz.



Suche nach der Trendwende


Bristols Firmenchef Peter Dolan hat seit seinem Amtsantritt vor gut einem Jahr erfolglos einige Milliarden Dollar investiert, um den Konzern trotz der drohenden Umsatzverluste auf einen viel versprechenden Pharmakurs zu bringen. BMS verkaufte die Haarpflegesparte Clariol 2001 für 4,95 Mrd. $ an Procter & Gamble und erwarb im Gegenzug für 7,8 Mrd. $ das defizitäre Pharmageschäft von DuPont.


Doch mit der mäßigen Produktpalette von DuPont waren die Löcher in der Produktpipeline von BMS noch lange nicht gestopft. Dolan entschied sich daher im September 2001 für eine Investition von 2 Mrd. $ in die US-Biotechfirma Imclone und dessen Milliardenhoffnung, das Krebsmedikament Erbitux. BMS kaufte 20 Prozent der Imclone-Anteile, investierte in Vertriebs- und Patenrechte an Erbitux und hoffte auf eine Zulassung noch in diesem Jahr.


Aber die US-Zulassungsbehörde FDA legte das Genehmigungsverfahren im letzten Dezember auf Eis, weil die Imclone-Daten unvollständig waren und nicht dem notwendigen Standard entsprachen. Die Imclone-Aktien brachen daraufhin ein, BMS verlor in wenigen Wochen 700 Mio. $ seines Investments und die Hoffnung auf eine baldige Vermarktung von Erbitux. Diese könnte sich nun bis 2004 oder später hinauszögern.


Derzeit arbeiten BMS und Imclone gemeinsam an einem neuen Zulassungsantrag, ergänzt um europäische Klinikdaten der Darmstädter Pharmafirma Merck. Merck besitzt die Vermarktungsrechte an Erbitux außerhalb der USA.


Dolan plagt das schwache Umsatzwachstum von nur drei Prozent pro Jahr. Das ist im Branchenvergleich ebenso unterdurchschnittlich wie das Gewinnzuwachstum von nur fünf Prozent. Kein Wunder also, wenn sich die Anleger abwenden. "Alles, was hätte schief gehen können, ist schief gelaufen", sagt Richard Evans, Analyst bei Sanford C. Bernstein & Company. Auch beim Blick in die Zukunft von Bristol-Myers ist Evans in diesen Tagen auf einer Linie mit anderen Analysten: "Die brauchen entweder ein bedeutendes neues Produkt oder eine Fusion."




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In der Klemme


Rückschläge

Seit Mai 2001 führt Peter Dolan den US-Pharmakonzern Bristol-Myers Squibb. Das Unternehmen hat eine magere Produktpipeline und wird den drohenden Umsatzeinbruch wichtiger Präparate nicht durch die eigene Forschung und Entwicklung auffangen. Dolan kann derzeit den Anlegern und Analysten keinen positiven Ausblick auf die Unternehmensentwicklung bieten und fällt damit gegenüber anderen Wettbewerbern stark zurück.



© 2002 Financial Times Deutschland
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