Zusatzgewinne bei US-AKtien durch einen sinkenden Euro-Kurs werden meines Erachtens die US-Aktien-Besitzer in Euroland positiv überraschen.
Börsen sind immer nur auf kürzere Sicht unlogisch - allerdings ist diese kürzere Sicht auf den einzelnen Märkten unterschiedlich lang - und auf den Devisenmärkten besonders lang. Daher habe ich fast noch nie ausschließlich mit Devisen spekuliert. Allerdings ist es manchmal erforderlich, auch bei anderen Anlagen Devisenkurse mit ins Kalkül zu ziehen, z.B. bei US-Aktien. Wenn hier der Anlagezeitraum lang genug ist - und das sollte er bei einem Investor sein (von Zocken halte ich nichts, von technischer Analyse entsprechend auch nichts - sodass viele jetzt schon nicht mehr weiterlesen müssen)- kann man durchaus auch hier mit rationalem Kalkül an die Sache herangehen. Ich habe beispielsweise nicht vor, in diesem Jahr und auch nicht vor Herbst 2008, meinen Dollarwerten auszusteigen - dann muss ich wohl, um vor dem Inkrafttreten des Steinbrück-Koch-Unfugs in Sachen Aktienbesteuerung rechtzeitig steuerschonend stärker zu diversifizieren. Und für ein derartiges Zeitfenster kann man sogar für die Devisenkurse, dem verrücktesten Markt überhaupt, bestimmte Prognosen machen. Die simpelste These ist: Liegt der Euro-Kurs über seiner Kaufkraftparität, wirken Kräfte, die ihn in einem von keinem vorhersagbaren Zeitraum wieder dorthin bringen. Liegt also der Euro-Kurs wie momentan weit über der Kaufkraftparität, kann man bei US-Aktien bei dem oben von mir beschriebenen Anlagehorizont neben Kursgewinnen in US-Dollar mit zusätzlichen Währungsgewinnen rechnen. Das war bei einem Eurokurs von 0,80 vor Jahren ganz anders; hier mussten die Chancen mit einem Dollar-Wert schon extrem gut sein, um das langfristig drohende Risiko von Währungsverlusten auszugleichen.
Für Zocker ist allerdings die Kursentwicklung bei Devisen kaum vorherzusehen. Bei Ziegelsteinen wissen wir, dass sie sich nicht allzu sehr von Produktionskosten entfernen können. Werden Ziegelsteine teurer, werden mehr hergestellt und wir nähern uns wieder den Produktionskosten. Bei Aktien ist das schon etwas schwieriger; nach dem Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften James Tobin stellen die Wiederbeschaffungskosten eines Unternehmens, das Q, seinen richtigen Wert dar. Aber es ist leicht einzusehen, dass man von einem Dachziegel die Produktionskosten leichter ermitteln kann als die Wiederbeschaffungskosten von einem Unternehmen. Als man die noch teilweise aus der Bilanz ablesen konnte und z.B. noch einmal den gleichen Wert oder mehr oder weniger für die Organisation, Stille Reserven, Marken, Forschung usw. draufschlug, war auch das noch einigermaßen leistbar - und wenn man das dann noch mit dem Ertragswert gegencheckte, der die zukünftigen Erlöse berücksichtigte, war man zwar auch noch unsicher - man hatte aber schon einmal einen Pflock eingeschlagen. Bei Werten wie etwa Google ist das aber schon schwerer, denn aus der Bilanz kann man nichts mehr ablesen und bei zukünftigen Gewinnentwicklung muss man das zukünftige Gewinnwachstum ablesen, was sehr schwierig ist. Dass ich wohl der energischste Verfechter eines Google-Engagments bei deren Börsengang war, dürfte ja den Lesern deutscher Aktien-Boards noch bekannt sein - aber ich bin eben auch schon bei 180 Dollar ausgestiegen, weil auch ein geborener Optimist sich nicht jedes Gewinnwachstum vorstellen kann. Ähnlich schwierig wie mit Google-Aktien ist es mit Wechselkursen - auf kurze Sicht geht fast nichts in Sachen Prognosen, aber auf lange Sicht schon, denn die Kaufkraftparität ist ein Anker, zu dem bisher jede Währung wieder zurückgehkehrt ist. Wie lange das jeweils dauert - das weiß keiner. Aber die Chancen, dass sich im Laufe der nächsten zwei Jahre etwas tut, ist groß.