Kriminalität
Kreditkartenbetrug im Internet boomt
Schon ein achtlos weggeworfener Beleg kann einem Kriminellen das Tor zu betrügerischen Geschäften weit öffnen.
Im Internet reicht die Kartennummer, um Luxusgüter oder teure Pornografie-Angebote zu bestellen. Kein anderer Kriminalitätsbereich boomt so sehr wie die Betrügereien rund um die Kreditkarte: Das Bundeskriminalamt verzeichnete im Jahr 2000 einen Anstieg um 54 Prozent auf mehr als 55.000 Fälle. Neue Sicherheitstechnologien lassen trotz eines EU-Aktionsplans noch immer auf sich warten.
Das schnell wachsende Betätigungsfeld der Kreditkarten-Betrüger ist das Internet. Der deutsche Marktführer Eurocard hat ein gutes Viertel seines Betrugsschadens, der im Jahr 2000 bei 22 Millionen Euro (knapp 43 Millionen Mark) lag, im Internetgeschäft erlitten - Tendenz steigend. Die Betrügereien mit der Kreditkarte im weltumspannenden Datennetz sind so einfach, dass sie das aufwendigere Geschäft mit gestohlenen oder kopierten Karten eingeholt haben.
Den mehr als 17 Millionen Kreditkartenbesitzern in Deutschland entsteht in vielen Fällen zumindest kein finanzieller Nachteil, denn für Schäden über 100 Mark haftet die ausgebende Bank oder das Karteninstitut. Diesen wiederum kamen die Verluste jahrelang weitaus günstiger als die Einführung neuer Sicherheitselemente. Passbilder fehlten auf den meisten Karten, und die nun für den Personalausweis diskutierten biometrischen Merkmale, also etwa Fingerabdrücke, waren bisher nur Zukunftsmusik.
Kriminalisten verlangen seit Jahren vergeblich, dass die Karten nicht mehr per Post versandt werden, wo sie leicht zur Diebesbeute werden können. Einen Schaden von immerhin 1,345 Millionen Euro verzeichnete Eurocard wegen Karten, die auf dem Postweg verloren gegangen waren. Erst auf Grund der Skepsis der Kunden über die Zahlungssicherheit des Plastikgeldes im Internet kam offenbar Bewegung in die Branche.
Im vergangenen Herbst stellte Eurocard in Frankfurt seine Internet-Sicherheitslösung UCAF/SPA vor, mit deren Hilfe sich das Internet-Programm des Kunden und die Software des Händlers zweifelsfrei gegenseitig erkennen können. Mit einem so genannten Plug-In-Code kann sich der Kunde auch an einem fremden Rechner oder am Handy identifizieren. Von 1. April an will Eurocard den Online-Händlern die über dieses Sicherheitssystem abgewickelten Zahlungen garantieren.
Auf besser geschützte Plastikkarten müssen die Kunden hingegen noch länger warten. Erst im Jahr 2005 sollen die Karten einem internationalen Aktionsplan zufolge komplett mit Computerchips versehen sein, die nicht so leicht auszulesen sind wie die technologisch mehr als 30 Jahre alten Magnetstreifen. Die Anbieter erhoffen sich davon auch wirtschaftlich Vorteile: Mit Hilfe der kleinen Chips sollen Zusatzdienste wie etwa Bonusprogramme angeboten werden können. Genaue Angaben zum Ausgabetermin der ersten Chip-Karten wollen die Kreditkartenfirmen noch nicht machen: Die ersten Lesegeräte sollen aber noch in diesem Jahr installiert werden.