Bahnbetreiber Amtrak und Hersteller Bombardier befinden sich schon seit längerer Zeit im Streit.
Donnerstag, 15. August 2002
Teurer Imageschaden
Bombardier-Zug gestoppt
Der US-Eisenbahnbetreiber Amtrak hat bereits zum zweiten Mal in dieser Woche den Betrieb der Acela Schnellzüge im Nordosten des Landes gestoppt. Am Dienstag waren bei einer Routineinspektion Risse in Stoßdämpfer-Bremsen der elektrischen Zug-Lokomotiven entdeckt worden. Die US-Zug-Gesellschaft stellte daraufhin den Betrieb der Züge auf der Strecke zwischen Washington und Boston ein. Über 10.000 Fahrgäste mußten auf langsamere Züge ausweichen oder sich alternative Reiserouten suchen.
Bei einer zusätzlichen Inspektion sind nun Risse im Aufhängungssystem entdeckt worden. Die Schäden betreffen Stoßdämpferbremsen, die die Seitwärtsbewegung der Züge regulieren helfen. Nach dieser neuerlichen Entdeckung stoppte der Betreiber Amtrak den schon geplanten Einsatz von fünf der insgesamt 18 Schnellzüge.
Bombardier-Aktie gibt kräftig nach
Die Acela Eisenbahnen sind das Gemeinschaftsprodukt eines Konsortiums aus der französischen Alstom und der kanadischen Bombardier. Die Aktien der in Montreal ansässigen Bombardier fielen bereits am Dienstag nach Bekanntwerden der ersten Schadensentdeckungen auf ihren niedrigsten Stand seit 1998. Die Papiere von Alstom gaben vergleichsweise moderat um über vier Prozent nach.
Die Acela Schnellzüge verkehren seit Ende 2000, mehr als ein Jahr später als ursprünglich geplant. Der Betreiber Amtrak plante ursprünglich den Kauf von insgesamt 20 Zügen für 700 Mio. Dollar, hat bisher aber nur nur 18 Züge erhalten und zweifelt nun, ob es die letzten zwei verbleibenden annehmen solle.
Streit um Toilettentüren
Bombardier und Amtrak befinden sich seit längerem in einer Art Publik-Relation-Schlacht über mechanische Probleme an den Zügen. Die Vorwürfe seitens Amtrak reichen von Problemen bei den Bremsen bis hin zu Toilettentüren, die sich nicht öffnen ließen. Die Züge seien zudem die unpünklichsten der ganzen Nordost-Flotte. Einer von vier erreiche sein Ziel nicht zur geplanten Ankunftszeit. Bombardier kontert, die Probleme seien das Resultat vieler von Amtrak geforderten Design Änderungen, die sich nicht vernünftig verwirklichen ließen.
Die jetzt auftretenden Probleme kommen für Bombardier zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Weitere Hochgeschwindigkeits-Zug-Projekte sind in den USA geplant und könnten nun auf der Kippe stehen. Besonders bedroht seien Vorhaben in Kalifornien und Florida, so der Präsident des Hochgeschwindigkeits-Transport-Verbandes. Die öffentliche Hand sei durch die Probleme bei den Acela Zügen verunsichert und könnte dementsprechend die Finanzierung neuer Projekte aufgeben.
Bombardier ist aussichtsreicher Kandidat bei der Ausschreibung zu Projekten dieser Art, sind sie doch der einzige Hersteller in den USA, der Diesellokomotiven mit einer Höchstgeschwindigkeite von 240 Stundenkilometern herstellen kann.