Börsianer warten mit Spannung auf Neugewichtung vo

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Börsianer warten mit Spannung auf Neugewichtung vo

 
15.03.02 14:25
Börsianer warten mit Spannung auf Neugewichtung von DAX & Co.


FRANKFURT (dpa-AFX) - Immer dann, wenn die zehn Finanzmathematiker der Deutschen Börse über den komplizierten Formeln für die Neugewichtung des Deutschen Aktienindex DAX , des MDAX , SDAX  oder NEMAX 50  brüten, steigt bei den Börsianern die Spannung. Denn neben der Entscheidung über den Rauswurf oder den Aufstieg in die Auswahlindizes in Frankfurt kann auch eine Änderung der Gewichtung des jeweiligen Unternehmens eine erhebliche Auswirkung auf den Kurs haben.

E.ON, BASF UND T-ONLINE BETROFFEN

Experten sprechen von "Verkettung", wenn die Gewichtung ab dem kommenden Montag auf Basis der Freitagskurse berechnet wird. "Mit der geänderten Verkettung der Aktienindizes tragen wir den Kapitalveränderungen und Dividendenzahlungen der Unternehmen Rechnung", sagt Frank Hartmann, Sprecher der Deutschen Börse AG im Gespräch mit dpa-AFX. Kapitalerhöhungen oder -senkungen oder aber die Regel, dass keine Aktie ein Gewicht von über zehn Prozent im Index haben darf, würden dabei berücksichtigt.

"Bei E.ON  und BASF  kann man deshalb zum Handelsschluss am Freitag mit sinkenden Kursen rechnen", sagt Stefan Buchholz, Wertpapierhändler bei der DZ-Bank in Frankfurt. Da die Anzahl der frei handelbaren Aktien durch Rückkaufprogramme geschrumpft sei, werde auch die Gewichtung der Unternehmen im DAX  sinken. "Bei E.ON verringert sich die Anzahl der gewerteten Aktien von etwa 763 Millionen auf 692 Millionen Stück und das lässt die Marktkapitalisierung direkt um 4 Milliarden auf 39 Milliarden Euro sinken," sagt Buchholz. Bei BASF schrumpft das gewertete Kapital auf diese Weise zum Beispiel um 1,2 Milliarden Euro oder 4,3 Prozent. INDEXPRODUKTE MÜSSEN AUF DEN HANDELSSCHLUSS WARTEN

Während sich die aktiv gemanagten Fonds und Zertifikate mit der Anpassung Zeit lassen können - oder diese aber bereits vollzogen haben - müssen diejenigen Finanzmanager, die die Auswahlindizes lediglich passiv abbilden bis zum Handelsschluss mit Käufen oder Verkäufen warten.

"Man kann den Ausschlag des Aktienkurses nicht im vorhinein beziffern," sagt Buchholz.

T-ONLINE-GEWICHT SINKT IM NEMAX 50 UM 30 PROZENT

Das Gewicht der Telekom-Tochter T-Online  für den NEMAX 50 wird von aktuell 13,5 Prozent um immerhin ein Drittel auf die maximal zulässigen 10 Prozent beschnitten. Dem neuen Gewicht entsprechend müssten Anbieter von Indexfonds und Investmentzertifikaten auf den NEMAX 50 ihre Bestände in dem Wert reduzieren.

Das bedeutet aus Sicht der Experten aber nicht zwangsläufig, dass die Aktie um 30 Prozent sinkt. Dennoch: Bei der letzten Umstellung am 21. Dezember war die Aktie der Telekom-Tochter binnen kurzer Zeit um 12 Prozent eingebrochen.

SCHRITTWEISE UMSTELLUNG AUF STREUBESITZ AB JUNI

Für weitere kurzfristige Ausschläge in den Aktienkursen könnte die Umstellung der Gewichtung der Aktie auf den sogenannten Streubesitz im Juni sorgen. Als Streubesitz wertet die Deutsche Börse den Aktienbesitz, der weniger als 5 Prozent des Grundkapitals ausmachen. Bisher war die Marktkapitalisierung aller Aktien ausschlaggebend für die Gewichtung in den Indizes.

Eine weitere Änderung bringt zusätzliche Dynamik in die Gewichtung der Unternehmen: Zukünftig wird nur noch eine Aktiengattung gewertet, was bei den Gesellschaften mit Stamm- und Vorzugsaktien, so zum Beispiel VW , zu Abschlägen führt.

"Die Umstellung auf den Streubesitz wird in zwei Schritten durchgeführt," sagt Börsensprecher Hartmann. Im Juni werde die Marktkapitalsierung nach dem neuen Modus ermittelt. "Für den DAX erfolgt dann die Berechnung der Gewichtung der einzelnen Aktien im August."

TELEKOM VERLIERT IM JUNI AN GEWICHT

Die Zeitschrift "Börse-Online" hat mit Hilfe der Landesbank Baden-Württemberg die Deutsche Telekom  als Hauptverlierer der Umgewichtung im Juni identifiziert. Das Gewicht der Telekom im DAX sinkt der Studie zufolge von aktuell 9,66 Prozent auf 7,97 Prozent. Gewinner der Rechenoperation werden nach Einschätzung der Experten Siemens  und die Deutsche Bank  sein. Deren Gewicht klettert um bis zu drei Prozent./ts/af/sh

--- von Thomas Siedler, dpa-AFX ---
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