Börsenlandschaft: New Yorker Börse pro Euronext ?

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EinsamerSam.:

Börsenlandschaft: New Yorker Börse pro Euronext ?

 
22.05.06 11:20
Börsenlandschaft

New Yorker Börse bietet Euronext Zusammenschluß an

Die erwartete Neuausrichtung der weltweiten Börsenlandschaft steht unmittelbar bevor. Der New Yorker Börsenbetreiber Nyse Group Inc. (Nyse) hat der Vierländerbörse Euronext eine Fusion vorgeschlagen. Wie die Nyse am Montag mitteilte, soll durch den Zusammenschluß eine Gruppe im Wert von 16 Milliarden Euro entstehen.

Mit der Offerte versucht die Nyse, die Deutsche Börse auszustechen, die am Freitag ein detailliertes Konzept für einen Zusammenschluß mit der Euronext veröffentlicht hatte. Nach Informationen des „Wall Street Journal“ wird die Nyse wahrscheinlich einen Aktientausch anbieten.

Börsenlandschaft: New Yorker Börse pro Euronext ? 2571647Das gemeinsame Unternehmen soll nach Vollzug der Fusion dann hauptsächlich in New York gelistet sein. Die Euronext soll aber weitgehende Autonomie für das europäische Geschäft erhalten. Das gilt auch in der wichtigen Frage der Börsenaufsicht. Der Zusammenschluß wäre die erste transatlantische Börsenfusion.

Deutsche Börse will keinen Aufschlag zahlen

Die Deutsche Börse hat im Fusionspoker um die Euronext Spekulationen um eine konkrete Offerte als Reaktion auf das Angebot der New York Stock Exchange (Nyse) für die Mehrländerbörse eine klare Absage erteilt.

Es bleibe bei dem in der vergangenen Woche vorgestellten Plan einer Fusion unter Partnern, die Zahlung eines Aufschlages auf den Unternehmenswert der deutlich kleineren Euronext sei nicht vorgesehen, teilte die Deutsche Börse am Montag mit. Sie dementierte auch einen Bericht der „Financial Times“, wonach sie bereit sei, 90 Euro je Euronext-Aktie zu zahlen. Man stehe mit der umworbenen Betreiberin der Börse in Paris, Brüssel, Amsterdam und Lissabon sowie der Londoner Derivatebörse Euronext Liffe weiter in Kontakt.

Vorzeichen für zweiten Übernahmeversuch

Nyse-Vorstandschef John Thain hatte sich am Freitag abfällig über den Vorschlag der Deutschen geäußert, der wenig finanzielle Details enthalten hatte. „Wie kann man ein Angebot ohne einen Preis machen?“ fragte Thain gegenüber Journalisten auf dem New Yorker Börsenparkett. Euronext hatte gesagt, das Konzept der Deutschen Börse enthalte nichts Neues gegenüber dem früheren Verhandlungsstand.

Für die Nyse ist die Expansion nach Europa ein ausschlaggebender Schritt, um im globalen Wettbewerb der Börsenbetreiber nicht ins Hintertreffen zu geraten. Der amerikanische Erzrivale der Nyse, die elektronische Börse Nasdaq, hält mittlerweile 25,1 Prozent an der Londoner Börse LSE.

Diese Beteiligung gilt als Vorzeichen für einen zweiten Übernahmeversuch. Zudem gibt sie der Nasdaq wohl genügend Macht, um eine Fusion der London Stock Exchange (LSE) mit einer anderen Börse auszuhebeln. Auch die Nyse hatte informelle Gespräche mit der LSE geführt, war jedoch zu keinen Ergebnissen gekommen.

Fusion unter Gleichen

Die Euronext passe ohnehin besser zur Strategie der Nyse als die LSE, meint Nyse-Chef John Thain. Er will das bisher hauptsächlich auf Aktien beschränkte Produktangebot der Nyse ausweiten. Die LSE ist ebenfalls ein reiner Aktien-Kassamarkt. Die Euronext dagegen betreibt neben den Aktienmärkten von Paris, Amsterdam, Brüssel und Lissabon mit der Londoner Liffe eine große Terminbörse, wo von herkömmlichen Wertpapieren abgeleitete Finanzprodukte wie Terminkontrakte oder Optionen gehandelt werden.

Die Euronext-Führung um den französischen Vorstandsvorsitzenden Jean-Francois Theodore hat in den vergangenen Tagen eine deutliche Präferenz für New York gegenüber Frankfurt ausgesprochen. Vor der als kontrovers erwarteten Hauptversammlung an diesem Dienstag soll aber noch weitgehende Zurückhaltung demonstriert werden. Theodore erhofft sich in einem Modell, das der Nyse das amerikanische und Euronext das europäische Geschäft überläßt, mehr Unabhängigkeit.

Der Zusammenschluß von Nyse und Euronext soll daher als Fusion unter gleichberechtigten Partnern präsentiert werden. Die Marktkapitalisierung mit 8,4 Milliarden Euro für Euronext und 10 Milliarden Dollar (entspricht 7,9 Milliarden Euro) für die Nyse liegt ungefähr auf gleicher Höhe. Dagegen wurde die Offerte der Deutschen Börse in Paris eher als „imperialistischer Übernahmeversuch“ gesehen, wie ein französischer Bankier formulierte.

Kein Widerstand der französischen Regierung

Theodore hat die großen französischen Banken sowie einige Industrieunternehmen hinter sich vereint. Als unannehmbar wurde die deutsche Forderung empfunden, das Hauptquartier des gemeinsamen Börsenkonzerns in Frankfurt anzusiedeln. Dazu sah sich die Deutsche Börse berechtigt, weil ihr Marktwert deutlich größer ist. Außerdem kritisierte die Euronext immer wieder die sogenannte Silostruktur der Deutschen Börse, bei der sich das dem Handel nachgelagerte Geschäft von Abrechnung und Abwicklung unter dem Konzerndach befindet.

Euronext meint auch, das eigene föderale Modell mit größerer Unabhängigkeit der Regionalbörsen sei in Europa besser auf weitere Märkte auszudehnen. Das am vergangenen Freitag geäußerte Interesse der Borsa Italiana an einem Anschluß an Euronext bestätige diese Strategie.

Von der politischen Führung Frankreichs zeichnet sich kein Widerstand gegen die Nyse ab, auch wenn Staatspräsident Jacques Chirac Mitte März noch einen Zusammenschluß von Deutscher Börse und Euronext vorsichtig begrüßt hatte. Gegen Theodore standen indes kürzlich noch mächtige Hedge-Fonds im Euronext-Aktionärskreis, die eine Fusion mit der Deutschen Börse forderten. Die amerikanische Gesellschaft Atticus hat inzwischen jedoch auch einen Zusammenschluß mit New York begrüßt. Der Fonds TCI äußerte sich bisher nicht.

Nyse und Euronext erhoffen sich Synergieeffekte durch den Zusammenschluß der Handelsplattformen. Eine Fusion mit der Deutschen Börse dagegen würde mehr Arbeitsplatzverluste mit sich bringen, hieß es in Paris. Chairman des neuen Unternehmens könnte der Niederländer Jan-Michiel Hessels werden, Chief Executive John Thain. Theodore soll für eine wichtige Führungsrolle im Vorstand vorgesehen sein.


Quelle: faz.net

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