Zwei Newcomer, die für Anleger einen zweiten Blick wert sind: Warum Spielevermarkter Frogster und Zeiterfasser Primion aussichtsreich sind
Christoph Gerlinger ist gerade mal 38 Jahre alt und begleitet bereits das zweite Unternehmen an die Börse. Im Jahr 2000 war er Finanzvorstand beim Computerspiele-Hersteller CDV, dessen Börsengang zunächst ein Bombenerfolg war. Noch bevor das Unternehmen ins Straucheln geriet – darauf legt er heute wert –, verließ Gerlinger CDV wegen Meinungsverschiedenheiten. Beim Börsenkandidaten Frogster sitzt er nun selbst auf dem Chefsessel. Das Unternehmen besteht erst seit April 2005, damals übernahm Frogster das operative Geschäft der deutschen Tochter des französischen Computerspiele-Verlags Pointsoft. Im Gegensatz zu CDV beschäftigt sich Frogster nicht mit der risikoreichen Eigenentwicklung von Spielen. Gerlinger erwirbt nur Lizenzen für die Vermarktung. Zwar ist die Marge bei einem Vertriebsunternehmen niedriger als bei! einem Spieleentwickler, dennoch ist die Ertragssituation nicht ohne.
Analyst Piers Nestler von Concord Effekten prognostiziert für das Geschäftsjahr 2007 eine Gewinnspanne vor Zinsen und Steuern von zwölf Prozent. "Trotz dieser Gewinnaussichten wird der Markt für PC-Spiele in Zukunft keine großen Wachstumssprünge mehr hinlegen", sagt Gerlinger. Deshalb hat das Potsdamer Unternehmen auch schon ein ganz neues Segment ins Auge gefaßt, das riesige Wachstumsraten verspricht: Mit dem Erlös aus dem Börsengang will Frogster das Geschäftsfeld "Massive Multiplayer Online Games" (MMOG) aufbauen. Das sind Computerspiele, an denen sich Tausende Spieler via Internet beteiligen. Es wird nicht mehr gegen den Computer gespielt, sondern direkt gegen andere Spieler. Das Geschäft boomt.
Das bisher bekannteste MMOG-Spiel, "World of Warcraft" von Vivendi, wurde mehr als fünf Millionen Mal verkauft. Dabei sind die Spieler bereit, erst die Software zu erwerben und später zusätzlich Abogebühren! zu zahlen. Im Fall von "World of Warcraft" sind das 12,99 Euro im Mon at.
"Eine MMOG-Lizenz für Deutschland, Österreich und die Schweiz kann zwischen 500000 und einer Million Euro kosten", erklärt Gerlinger. Allerdings darf sich der Frogster-Chef bei diesen Dimensionen keine Fehltritte erlauben, sonst sind die vier Millionen Euro aus dem Börsengang schnell aufgebraucht. Die Aktie ist daher auch eine Wette auf die Zukunft. Da Analyst Nestler in seiner Emissionsstudie keine MMOG-Umsätze eingeplant hat, könnte sich ein Erfolg als Turbo für die Aktie erweisen.
Gut Ding will Weile haben. Bereits 2001 wollte Primion an die Börse. Die schlechte Stimmung verhinderte dies damals. Jetzt soll es endlich so weit sein. Primion strebt in den Prime Standard. Das Unternehmen aus dem schwäbischen Stetten am kalten Markt entwickelt und vertreibt Systeme für Zutrittskontrolle, Zeiterfassung und integrierte Sicherheitstechnik. Eine entsprechende Software wird mit angeboten. So können beispielsweise Arbeitnehmer und Arbeitgeber mit dem Zeiterfassungsprogramm! "Visual Time" Überstunden oder Urlaubstage abrufen. Durch das System kann ein Arbeitnehmer aber auch seinen Urlaub beantragen. Pünktlich zum Börsengang präsentiert Vorstands-Chef Heinz Roth den Anlegern einen neuen Großauftrag: Primion rüstet 67 Standortverwaltungen der Bundeswehr aus. Das Volumen des Geschäfts beläuft sich auf 2,8 Millionen Euro.
Um die Unternehmensstory den Investoren noch schmackhafter zu machen, hat Primion vor dem Börsengang noch einmal zugekauft. Für rund elf Millionen Euro erwarb Roth die beiden Konkurrenten Dr. Städler und Digitek. Dafür erhält Primion zwei gesunde Firmen mit Klientel wie VW, BMW oder Porsche. Auf Grund der verbesserten Kundenstruktur wird das Unternehmen in eine neue Größenordnung wachsen. Wurden 2003/04 noch 15,8 Millionen Euro umgesetzt, rechnen die Analysten von Equinet in ihrer Studie für das Jahr 2005/06 mit Erlösen von 41,9 Millionen Euro. Dies entspricht einer Steigerung gegenüber dem Vorjahr von 18,4 Prozent – die gekau! ften Gesellschaften schon mit eingerechnet.
Noch besser sieht es ab er beim Ertrag aus. Durch Synergieeffekte soll der Gewinn vor Zinsen und Steuern laut Studie um 85,6 Prozent auf 9,1 Millionen Euro ansteigen. Ein Haar in der Suppe gibt es allerdings auch: Sollte die Mehrzuteilungsoption (Greenshoe) vollständig plaziert werden, käme etwa die Hälfte der 2,7 Millionen ausgegebenen Papiere von Altaktionären. Einziger Vorteil des Verkaufs der Altaktionäre: Der Streubesitz wird bei 48,6 Prozent liegen. Auf Grund der starken Gewinnentwicklung sehen die Analysten der Emissionsbank Equinet den fairen Wert des Unternehmens zwischen 77 und 90 Millionen Euro. Bei einem prognostizierten Nettoergebnis von 5,5 Millionen Euro scheint die Bewertung allerdings sehr ambitioniert. Doch sind in diesen Planungen keine weiteren Zukäufe eingeplant. Allerdings kann Primion hier nicht aus dem Vollen schöpfen. Durch die Zukäufe sind die Bankverbindlichkeiten auf 16 Millionen Euro angestiegen. Etwa ein Drittel davon soll mit dem Geld aus dem Börsengang getilgt werden. Übernahmen bis 15 Millionen Euro sollten dennoch gut möglich sein. Da sich die Bookbuilding-Spanne von 13,50 bis 14,50 Euro eher am unteren Ende der Bewertungsspanne von 14,00 Euro bis 16,40 bewegt, scheint die Aktie nicht zu teuer zu sein. Die Zeichnungsfrist läuft noch bis zum 10. Februar. Die Erstnotiz ist für den 13. Februar vorgesehen. Anleger sollten die Primion-Aktie zeichnen. Auf diesem Niveau sind die Risiken überschaubar.