BÖRSENBLICK: US-Investoren haken Rezession ab

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BÖRSENBLICK: US-Investoren haken Rezession ab

 
28.02.02 15:57
Die guten Konjunkturdaten sorgen für einen festen Start an der Wall Street und beflügeln den Dax. Der Anstieg des US-BIP ist weiteres Anzeichen für die Konjunkturwende. Deutsche Technologiewerte drehen trotz der Gewinnwarnung von Gateway ins Plus.

New York / Frankfurt am Main – Der Dow Jones legte zum Auftakt um 0,3 Prozent auf 10155 Punkte zu. Der Technologieindex Nasdaq Composite startete mit einem Plus von 0,4 Prozent auf 1758 Zähler. Von den guten Konjunkturdaten profitierten auch die Standardwerte im Dax.

US-BIP steigt überraschend stark

Das Bruttoinlandsprodukt der USA ist im vierten Quartal revidiert um 1,4 Prozent und damit stärker als von Volkswirten erwartet gestiegen. Das Handelsministerium hatte in einer ersten Schätzung zunächst nur eine Rate von 0,2 Prozent gemeldet. Die Konsumentenausgaben stiegen im vierten Quartal 2001 um 6 Prozent, hieß es aus dem Handelsministerium. Die Anträge auf Arbeitslosenunterstützung fielen dagegen niedriger aus als erwartet. Auch der Einkaufsmanagerindex der Universität Chicago dürfte nach Ansicht von Ökonomen die Konjunkturwende in den USA bestätigen.

Dagegen belastet die Gewinnwarnung des PC-Herstellers Gateway und ein negativer Analystenkommentar zum weltgrößten Netzwerkausrüster Cisco Systems. Analysten rechnen bei Cisco auf Grund der schwachen Nachfrage im Telekom-Sektor mit schrumpfenden Gewinnmargen. Der Finanzchef des Unternehmens hatte während einer Konferenz in Tokio außerdem Stellenstreichungen angekündigt.

Finanztitel erwischten an der Wall Street einen guten Start, nachdem das Investmenthaus Lehman Brothers den Sektor positiv eingeschätzt hatte. Auch die Aktien des Pharmaherstellers ImClone setzten ihre Rallye vom Vortag fort. Das Unternehmen hatte am Mittwoch neue Chancen auf einer erneute Zulassungsprüfung seines Krebsmittels Erbitux durchblicken lassen. Die FDA hatte Ende vergangenen Jahres die Zulassung von Erbitux verweigert.

Merrill Lynch sieht Fusion auf der Kippe

Die Anteile von Hewlett Packard  starteten behauptet. Die Analysten der Investmentbank UBS Warburg hatten in einer Analyse positiv hervorgehoben, dass der Computerhersteller im zweiten Halbjahr mit einer Erholung des Geschäfts rechnet - trotz der weiterhin zurückhaltenden Investitionen in Internet-Technologie durch viele Unternehmen. Negativen Einfluss dürfte dagegen die Studie von Merrill Lynch haben, deren Analysten der Fusion mit dem Konkurrenten Compaq eine Chance von 50 zu 50 geben.

Greenspan erwartet moderate Erholung

Notenbankchef Alan Greenspan hatte mit seiner Rede vor dem Haushaltsausschuss am Mittwoch nur kurzzeitig für einen Aufschwung gesorgt. Greenspan sieht die Rezession als überstanden an, erwartet aber nur ein langsames Wachstum und warnte vor dem Risiko einer unterdurchschnittlichen wirtschaftlichen Entwicklung. Dies lässt nach Meinung von Wall-Street-Analysten erwarten, dass die US-Währungshüter auf absehbare Zeit auf Leitzinserhöhungen verzichten werden. Die US-Notenbank hatte die Leitzinsen im vergangenen Jahr mit elf Zinssenkungen auf das niedrigste Niveau seit 40 Jahren gedrückt.


Dax legt deutlich zu

Der Dax drehte nach Bekanntgabe des US-BIP deutlich ins Plus und kletterte am Nachmittag wieder über die Marke von 5000 Punkten. Der Nemax 50 notierte dagegen weiterhin um 1,8 Prozent im Minus bei 1016 Zählern. Im Dax profitierten Bayer  und Degussa  davon, dass Anleger zunächst wieder in defensivere Werte umschichteten.

Fresenius auf Erholungskurs

Zu den größten Gewinnern zählten die Aktien von Fresenius Medical Care. Händler erklärten die Gewinne bei Fresenius mit einer Studie der Deutschen Bank, die das Kursziel mit 70 Euro beziffert hat. Der Analyse zufolge ist die FMC-Aktie überverkauft. Seit Oktober 2001 ist der Kurs um 27 Prozent abgesackt, nachdem das Unternehmen schlechtere Zahlen vorgelegt habe als erwartet. Die Auswirkungen eines Rechtsstreits in den USA seien schon mehr als nötig im Aktienkurs berücksichtigt, so die Analysten.

Technologietitel erholt – T-Aktie legt weiter zu

Die Technologiewerte erholten sich nach Bekanntgabe der guten US-Konjunkturdaten. Epcos  übernahm mit einem Kurssprung von knapp vier Prozent die Führung im Dax, und auch SAP , Siemens  und Infineon  drehten ins Plus.

Das Schwergewicht Deutsche Telekom  baute mit der Erholung im Dax ihre Gewinne auf 1,3 Prozent aus und notierte über 16,50 Euro. Bereits gestern hatte das Unternehmen von einer guten Jahresbilanz der spanischen Telefonica Moviles profitiert und war um mehr als drei Prozent gestiegen. "Außerdem ist die Deutsche Telekom nach eigenen Angaben in der Lage, den Schuldenabbau voranzutreiben, selbst wenn die Einnahmen aus dem Kabelnetz-Verkauf und den Börsengang von T-Mobile in diesem Jahr ausfallen sollten", sagte ein Händler.

Die Commerzbank  erwartet für 2002 einen Gewinn vor Steuern von 700 Millionen bis 800 Millionen Euro. Dies sagte Axel von Ruedorffer, Mitglied des Vorstands, während einer Investorenkonferenz in Frankfurt. Die Prognose lasse Erträge auf möglichen Verkäufen von Aktiva außer acht, ergänzte er. Die Aktie des Geldinstitutes zog daraufhin um knapp zwei Prozent an und notierte ebenfalls in der Dax-Spitze.

Linde nach Zahlen schwächer

Der Anlagenbauer und Hersteller von technischen Gasen, Linde , notierte mit einem Verlust von 1,1 Prozent gemeinsam mit Preussag am Dax-Ende. Der Konzern hat trotz Konjunkturflaute den Jahresüberschuss 2001 um 5,2 Prozent gesteigert. Der Umsatz sei 2001 um 7,4 Prozent auf 9,076 Milliarden Euro gewachsen. Die Dividende soll unverändert bleiben. Händler machten Gewinnmitnahmen nach dem Motto "sell on good news" für die Kursschwäche verantwortlich.


Der Nemax 50 reduzierte bis zum Nachmittag seine Verluste auf 1,8 Prozent und notierte bei 1016 Zählern. Das kurzfristige Überschreiten der 1000-Punkte-Marke sei kein Grund zur Beruhigung, sagten Händler: Der Markt sei ohne eigene Impulse und vollziehe jeden Schritt der US-Börsen mit.

Kursrallye bei D.Logistics hält an

Die Anteilsscheine von D.Logistics  legten nach ihrer zweitägigen Kursrallye am Donnerstag erneut knapp sechs Prozent zu und stiegen bis 15 Uhr auf 3,71 Euro. Das unter Management- und Liquiditätsproblemen leidende Logistikunternehmen hatte am Mittwoch mitgeteilt, dass die Gläubigerbanken es weiter begleiten. Die Zahlungsfähigkeit sei damit vorerst sichergestellt: Investitionen seien aber hochriskant, sagten Händler: Gewinnmitnahmen und deutlich Verluste seien nach der Rallye jederzeit möglich.

Die Aktien des DVD-Produktionsanlagenbauers Singulus drehten nach Anfangsgewinnen um 1,1 Prozent ins Minus. Das Unternehmen hat seine Umsatz- und Gewinnziele 2001 erreicht. Der Auftragsbestand lag etwa 7 Millionen Euro unter den Erwartungen, ist aber gegenüber dem Vorjahr deutlich gestiegen.

MobilCom unter Druck: Frankreich drängt zum Ausstieg

Der Streit zwischen MobilCom  und der France Télécom, unter dem der Titel seit über einer Woche leidet, spitzt sich weiter zu und lastet schwer auf der MobilCom-Aktie. Der französische Staat drängt offenbar France Télécom, das Engagement bei MobilCom zu beenden, schreibt das Handelsblatt. Nun erwägt das schleswig-holsteinische Telekommunikationsunternehmen, wesentliche Teile des Kooperationsvertrags zwischen beiden Unternehmen zu veröffentlichen, über dessen Inhalt Stillschweigen vereinbart worden war. Die Aktie von MobilCom baute am Nachmittag seine Verluste auf 5,3 Prozent aus und fiel unter 13 Euro.

Der Euro notierte am Nachmittag mit 0,8644 Dollar. Die Zahlen zum US-BIP setzten die Gemeinschaftswährung unter Druck.
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