Börsenausblick: Ölpreis beunruhigt die Anleger
Die Rekordjagd der Ölpreise macht die Anleger an den Aktienmärkten allmählich nervös. Halten sich die Energiepreise auf ihren enorm hohen Niveaus, könnte das weitere Kursgewinne verhindern, befürchten Händler.
An den Rentenmärkten regiert die Vorsicht. Die Aussagen der US-Notenbank, die Inflation befinde sich unter Kontrolle, haben zwar zunächst für Erleichterung gesorgt. Doch dieses Szenario wird in dieser Woche durch Preisdaten in den USA und der Eurozone einem Praxistest unterzogen.
Bislang hat der hohe Ölpreis aber noch keine Bremsspuren an den Aktienmärkten hinterlassen. Das gilt vor allem für Japan. So erreichte der breit gefasste Index Topix den höchsten Stand seit vier Jahren. Der Nikkei legte binnen einer Woche um 4,2 Prozent zu und schloss über der Marke von 12.000 Punkten. Der Stoxx 50 gewann um 1,7 Prozent, der Dax verbesserte sich um 2,3 Prozent. Viele Strategen hatten mit sinkenden Kursen gerechnet, positive Ergebnisse hatten aber für Kaufinteresse gesorgt.
Allerdings könnte der hohe Ölpreis die Kauflaune der Anleger nun verderben. US-Analysten gehen davon aus, dass der Aktienmarkt sich beim aktuellen Preisniveau nicht dauerhaft nach oben bewegen kann. "Zwar haben wir uns bisher erstaunlich gut gehalten, aber wenn die Ölpreise derart hoch bleiben, dürften mehr Anleger kalte Füße bekommen" sagte Peter Cardillo von der Investmentbank Jefferies & Co.
Energiepreise könnte wieder wichtiger werden
Auch in Deutschland stießen sich die Investoren kaum an den Energiepreisen. Nach dem Ende der Berichtsaison sei es nun aber möglich, dass Anleger ihr Augenmerk stärker darauf richten. Davor warnt die Landesbank Rheinland-Pfalz (LRP). Aber die Quartalszahlen hätten gezeigt, dass die Effizienz der Unternehmen im Umgang mit Öl gestiegen sei, sagte Stephan Thomas, Fondsmanager bei Frankfurt Trust. "Es scheint so zu sein, dass die aktuelle Euro-Stärke den Ölpreis etwas relativiert", sagte Olaf Siedler, Fondsmanager der Investmentgesellschaft Schroders. Ihm zufolge wird sich die Rekordjagd des Ölpreises erst in einigen Monaten auf Europas Börsen durchschlagen.
Mit einem Ende des Höhenflugs des schwarzen Goldes rechnen offenbar nur wenige Marktteilnehmer. An jedem der fünf Handelstage markierten die Referenzsorten WTI und Brent neue historische Höchstpreise. Das US-Leichtöl notierte am Freitag zeitweise bei 66,95 $ pro Barrel (159 Liter), ein Plus von mehr als sechs Prozent gegenüber der Vorwoche. In nur drei Wochen hat der Ölpreis rund 10 $ zugelegt. Von Bloomberg befragte Analysten tippten mehrheitlich auf einen weiteren Anstieg.
Auch Sandra Ebner, Rohstoff-Expertin der Deka-Bank, rechnet frühestens für Anfang Oktober mit deutlich fallenden Preisen: "Wenn der Höhepunkt der Hurrikan-Saison vorbei ist und sich dann zeigen sollte, dass die amerikanischen Heizöl-Lager für den Winter gut gefüllt sind, könnte es Entspannung geben", sagte sie. Aber selbst dann sei ein nachhaltiger Rutsch des Barrel-Preises unter 45 $ unwahrscheinlich.
Kopfschütteln bei den Experten
Doch bei einigen Experten löst die Rally Kopfschütteln aus. "Der Markt ist brutal überhitzt", sagt Christoph Eibl, Leiter Rohstoffhandel bei Tiberius Asset Management. Jede noch so kleine preistreibende Nachricht wie minimal unter den Erwartungen liegende Benzin-Lagerbestände in den USA werde hochgespielt, Aspekte wie der erhebliche Lagerzuwachs bei Rohöl und Destillaten würden dagegen ignoriert. "Im Moment wagt niemand, sich gegen den Trend zu stellen", sagte Eibl. "Es kann jedoch gut sein, dass wir in nächster Zeit einmal an einem Tag 10 $ nach unten knallen." Preise zwischen 50 und 60 $ pro Barrel seien aber fundamental begründet.
Die US-Verbraucherpreise und die Erzeugerpreise in der Eurozone rücken daher am Rentenmarkt in den Fokus. "Alle konzentriert sich auf die Inflationsdaten", sagt Stefan Herkommer, Rentenanalyst von Dresdner Kleinwort Wasserstein (DrKW). Das Risiko, dass die Kurse sinken, sei größer als die Chance auf einen Anstieg. Der Ölpreis schlage auch auf den Preisauftrieb durch, schreibt die DZ Bank. Aufkommender Preisdruck könne für den Rentenmarkt nur Verluste bedeuten.
Auch den Aktienmärkten könnte die Puste ausgehen. "Mir fehlt die Fantasie im Markt, dass wir im Dax die 5000 sehen", sagt Thomas. Bisher hätten die Unternehmensergebnisse gestützt. Eine Belastung könnte die schwindende Mehrheit von Union und FDP in Umfragen für die Bundestagswahl sein. "Ob Investoren aus dem Ausland eine große Koalition so gut finden, ist fraglich", sagte Thomas. Bisher haben vor allem ausländische Anleger Dax-Werte gekauft und die jüngste Rally ausgelöst.
US-Nachzügler legen Zahlen vor
In den USA steht die Berichtsaison vor dem Ende. Zu den Nachzüglern gehört traditionell der US-Einzelhandel. Dazu legen die Technologiewerte Hewlett-Packard (HP) und Applied Materials Zahlen vor. HP, das in jüngster Zeit durch Restrukturierungs-Bemühungen von sich Reden machte, erwartet ein solides Ergebnis. Analysten trauen HP einen um sieben Prozent höheren Gewinn zu.
In Japan deutet derweil nichts auf ein Ende der Rally hin. Gute Konjunkturdaten haben ausländische Anleger scharenweise angelockt. CSFB hob seine Empfehlung für japanische Aktien auf einen Höchststand von 10,2 Prozent und begründete dies mit den Wachstumsaussichten. Allerdings sind Japans Aktienmärkte in diesem Jahr noch nicht so stark gestiegen wie ihre Pendants in Europa.
Das hatte auch Folgen für die Währungsseite. "Der japanische Yen profitiert von den guten Konjunkturdaten und positiven Umfragewerten für die Regierungspartei", sagt Claudia Bauer, Devisenstrategin von DrKW. Zudem förderten die Aktienkäufe ausländischer Investoren die Nachfrage nach der Währung. Dem Euro droht dagegen allmählich die Puste auszugehen, warnen Analysten. Allerdings könnten die Kapitalzuflussdaten für die USA die US-Währung belasten, schreibt die DZ Bank. "Beim Euro droht ein Rückschlag in Richtung 1,2360 $", warnt dagegen HSBC Trinkaus & Burkhardt.
Quelle: Financial-Times.de
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Der Einsame Samariter
Die Rekordjagd der Ölpreise macht die Anleger an den Aktienmärkten allmählich nervös. Halten sich die Energiepreise auf ihren enorm hohen Niveaus, könnte das weitere Kursgewinne verhindern, befürchten Händler.
An den Rentenmärkten regiert die Vorsicht. Die Aussagen der US-Notenbank, die Inflation befinde sich unter Kontrolle, haben zwar zunächst für Erleichterung gesorgt. Doch dieses Szenario wird in dieser Woche durch Preisdaten in den USA und der Eurozone einem Praxistest unterzogen.
Bislang hat der hohe Ölpreis aber noch keine Bremsspuren an den Aktienmärkten hinterlassen. Das gilt vor allem für Japan. So erreichte der breit gefasste Index Topix den höchsten Stand seit vier Jahren. Der Nikkei legte binnen einer Woche um 4,2 Prozent zu und schloss über der Marke von 12.000 Punkten. Der Stoxx 50 gewann um 1,7 Prozent, der Dax verbesserte sich um 2,3 Prozent. Viele Strategen hatten mit sinkenden Kursen gerechnet, positive Ergebnisse hatten aber für Kaufinteresse gesorgt.
Allerdings könnte der hohe Ölpreis die Kauflaune der Anleger nun verderben. US-Analysten gehen davon aus, dass der Aktienmarkt sich beim aktuellen Preisniveau nicht dauerhaft nach oben bewegen kann. "Zwar haben wir uns bisher erstaunlich gut gehalten, aber wenn die Ölpreise derart hoch bleiben, dürften mehr Anleger kalte Füße bekommen" sagte Peter Cardillo von der Investmentbank Jefferies & Co.
Energiepreise könnte wieder wichtiger werden
Auch in Deutschland stießen sich die Investoren kaum an den Energiepreisen. Nach dem Ende der Berichtsaison sei es nun aber möglich, dass Anleger ihr Augenmerk stärker darauf richten. Davor warnt die Landesbank Rheinland-Pfalz (LRP). Aber die Quartalszahlen hätten gezeigt, dass die Effizienz der Unternehmen im Umgang mit Öl gestiegen sei, sagte Stephan Thomas, Fondsmanager bei Frankfurt Trust. "Es scheint so zu sein, dass die aktuelle Euro-Stärke den Ölpreis etwas relativiert", sagte Olaf Siedler, Fondsmanager der Investmentgesellschaft Schroders. Ihm zufolge wird sich die Rekordjagd des Ölpreises erst in einigen Monaten auf Europas Börsen durchschlagen.
Mit einem Ende des Höhenflugs des schwarzen Goldes rechnen offenbar nur wenige Marktteilnehmer. An jedem der fünf Handelstage markierten die Referenzsorten WTI und Brent neue historische Höchstpreise. Das US-Leichtöl notierte am Freitag zeitweise bei 66,95 $ pro Barrel (159 Liter), ein Plus von mehr als sechs Prozent gegenüber der Vorwoche. In nur drei Wochen hat der Ölpreis rund 10 $ zugelegt. Von Bloomberg befragte Analysten tippten mehrheitlich auf einen weiteren Anstieg.
Auch Sandra Ebner, Rohstoff-Expertin der Deka-Bank, rechnet frühestens für Anfang Oktober mit deutlich fallenden Preisen: "Wenn der Höhepunkt der Hurrikan-Saison vorbei ist und sich dann zeigen sollte, dass die amerikanischen Heizöl-Lager für den Winter gut gefüllt sind, könnte es Entspannung geben", sagte sie. Aber selbst dann sei ein nachhaltiger Rutsch des Barrel-Preises unter 45 $ unwahrscheinlich.
Kopfschütteln bei den Experten
Doch bei einigen Experten löst die Rally Kopfschütteln aus. "Der Markt ist brutal überhitzt", sagt Christoph Eibl, Leiter Rohstoffhandel bei Tiberius Asset Management. Jede noch so kleine preistreibende Nachricht wie minimal unter den Erwartungen liegende Benzin-Lagerbestände in den USA werde hochgespielt, Aspekte wie der erhebliche Lagerzuwachs bei Rohöl und Destillaten würden dagegen ignoriert. "Im Moment wagt niemand, sich gegen den Trend zu stellen", sagte Eibl. "Es kann jedoch gut sein, dass wir in nächster Zeit einmal an einem Tag 10 $ nach unten knallen." Preise zwischen 50 und 60 $ pro Barrel seien aber fundamental begründet.
Die US-Verbraucherpreise und die Erzeugerpreise in der Eurozone rücken daher am Rentenmarkt in den Fokus. "Alle konzentriert sich auf die Inflationsdaten", sagt Stefan Herkommer, Rentenanalyst von Dresdner Kleinwort Wasserstein (DrKW). Das Risiko, dass die Kurse sinken, sei größer als die Chance auf einen Anstieg. Der Ölpreis schlage auch auf den Preisauftrieb durch, schreibt die DZ Bank. Aufkommender Preisdruck könne für den Rentenmarkt nur Verluste bedeuten.
Auch den Aktienmärkten könnte die Puste ausgehen. "Mir fehlt die Fantasie im Markt, dass wir im Dax die 5000 sehen", sagt Thomas. Bisher hätten die Unternehmensergebnisse gestützt. Eine Belastung könnte die schwindende Mehrheit von Union und FDP in Umfragen für die Bundestagswahl sein. "Ob Investoren aus dem Ausland eine große Koalition so gut finden, ist fraglich", sagte Thomas. Bisher haben vor allem ausländische Anleger Dax-Werte gekauft und die jüngste Rally ausgelöst.
US-Nachzügler legen Zahlen vor
In den USA steht die Berichtsaison vor dem Ende. Zu den Nachzüglern gehört traditionell der US-Einzelhandel. Dazu legen die Technologiewerte Hewlett-Packard (HP) und Applied Materials Zahlen vor. HP, das in jüngster Zeit durch Restrukturierungs-Bemühungen von sich Reden machte, erwartet ein solides Ergebnis. Analysten trauen HP einen um sieben Prozent höheren Gewinn zu.
In Japan deutet derweil nichts auf ein Ende der Rally hin. Gute Konjunkturdaten haben ausländische Anleger scharenweise angelockt. CSFB hob seine Empfehlung für japanische Aktien auf einen Höchststand von 10,2 Prozent und begründete dies mit den Wachstumsaussichten. Allerdings sind Japans Aktienmärkte in diesem Jahr noch nicht so stark gestiegen wie ihre Pendants in Europa.
Das hatte auch Folgen für die Währungsseite. "Der japanische Yen profitiert von den guten Konjunkturdaten und positiven Umfragewerten für die Regierungspartei", sagt Claudia Bauer, Devisenstrategin von DrKW. Zudem förderten die Aktienkäufe ausländischer Investoren die Nachfrage nach der Währung. Dem Euro droht dagegen allmählich die Puste auszugehen, warnen Analysten. Allerdings könnten die Kapitalzuflussdaten für die USA die US-Währung belasten, schreibt die DZ Bank. "Beim Euro droht ein Rückschlag in Richtung 1,2360 $", warnt dagegen HSBC Trinkaus & Burkhardt.
Quelle: Financial-Times.de
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Der Einsame Samariter