Börsenausblick: Fortsetzung der Aktienrally zweifelhaft
Nach einer Woche mit starken Kursgewinnen am Aktienmarkt sind die Beobachter skeptisch, ob sich die Rally fortsetzt. Vor allem schwache Konjunkturdaten könnten die Erholung rasch stoppen. Für Anleihen ist die Entscheidung der US-Notenbanker zum möglichen Aufkauf von Staatspapieren wegweisend.
Der Dax konnte die Marke von 4000 Punkten nicht halten, was einige Investoren als negatives Vorzeichen werten.
Die Rentenmärkte dürften zunächst auch von den Bewegungen der Börsen abhängen - fürchten Anleger Risiken, schichten sie Geld aus Aktien ins Anleihen um und anders herum. Maßgeblich ist aber die Entscheidung der US-Notenbank Federal Reserve am Mittwoch: Beschließt die Fed, US-Staatsanleihen zu kaufen, wird das voraussichtlich die Renditen drücken und die Kurse antreiben. Am Devisenmarkt kämpft der zuletzt starke Euro mit der Marke von 1,30 $. Auch hier gaben die Aktienmärkte zuletzt den Takt vor: Steigende Börsen veranlassen Investoren meist, US-Dollar, die als sicherere Anlagen gelten, zu verkaufen.
Vergangene Woche war die Richtung an den Börsen eindeutig. Der deutsche Leitindex Dax schoss um 7,8 Prozent nach oben und kletterte auf 3953 Punkte - zwischenzeitlich hatte er fast 4054 Zähler erreicht. Der Stoxx 50 gewann 6,3 Prozent. In den USA zog der S&P 500 um 10,7 Prozent an. Der japanische Nikkei 225 legte um 5,5 Prozent zu.
Für das Kursplus hatten positive Ergebnisse von Banken gesorgt. Mehrere Institute, darunter Citigroup und JP Morgan , berichteten, dass sie in Januar und Februar wieder Geld verdient hätten. Die Bank of America teilte mit, künftig ohne Staatshilfe auszukommen. "Das ist ein starkes Wort. Es kann sein, dass wir bei den Banken eine Beruhigung sehen", sagte Heinz-Gerd Sonnenschein, Aktienexperte der Postbank ."Aber für eine Entwarnung ist es zu früh."
Er rechnet damit, dass kurzfristige Anleger rasch Gewinne einstreichen. Mark Fichtel, Berater bei Barclays , zweifelt an den Meldungen der Banken. "Welche Geschäftsbereiche profitabel operiert haben, sagen sie nicht. Solange wir das nicht wissen, können wir nicht prüfen, ob die Behauptungen stimmen", kritisierte er. Fichtel geht davon aus, dass Bankaktien diese Woche schwächer abschneiden.
Zudem drohen schwache Wirtschaftsdaten, die Stimmung wieder zu drücken. Christoph Schlienkamp, Analyst beim Bankhaus Lampe, erwartet eher schwache Zahlen, so dass Aktien nachgeben dürften: "Das Gesamtbild ist noch schwach." Am Montag kommen in den USA Daten zur Industrieproduktion im Februar, am Dienstag zu Baubeginnen und zum Verbrauchervertrauen.
Hoffnungsträger an den Börsen ist die Politik: Sollten die Finanzminister der 20 weltweit wichtigsten Staaten am Wochenende Ideen zur Regulierung präsentieren, könne das positive Impulse liefern, sagte Frank Gänsch, Fondsmanager bei Cominvest. Einig sind sich die Marktbeobachter darin, dass die Kurse zunächst weiter stark schwanken werden - der Dax hatte sich vergangene Woche in einer Spanne von fast 470 Zählern bewegt.
Unischerheit ob Fed Staatsanleihen aufkauft
Wegweisend für die Anleihen ist am Mittwoch die Entscheidung der US-Notenbanker zum möglichen Aufkauf von Staatsanleihen ("Quantitative Easing"). Da die Leitzinsen in den USA bereits bei 0 bis 0,25 Prozent liegen, ist der zinspolitische Spielraum der Fed ausgeschöpft. Sollte die Notenbank zu diesem neuen Mittel greifen, würde sie das Renditeniveau von Anleihen drücken und die Kurse antreiben. Das würde die Refinanzierung für Unternehmen und Verbraucher erleichtern. Bereits im Vorfeld der Fed-Entscheidung könnten die Kurse steigen. "Allerdings herrscht noch eine große Unsicherheit darüber, ob sich die Fed zum Aufkauf von Staatsanleihen durchringen wird", sagte Glenn Marci, Rentenexperte der DZ Bank.
Wie sehr die Diskussion um den Aufkauf von Staatsanleihen den Rentenmarkt befeuern kann, wurde vergangene Woche in Großbritannien deutlich. Zwischen der Ankündigung der Bank of England und dem Start der Kaufauktion stiegen die Kurse der britischen Staatsanleihen (Gilts) so stark, dass die Rendite auf ein historisches Tief fiel - die Anleihekurse in den USA und Deutschland kletterten zunächst mit, gaben auf Wochensicht aber nach. Zum Wochenschluss rentierten die zehnjährigen Gilts zeitweise deutlich unter ihrem Pendant aus Deutschland. In den vergangenen Jahren war das Verhältnis immer anders herum.
"Die positive Börsenentwicklung hilft dem Euro"
Dem Euro dürften nach den Gewinnen der Vortage nun die Puste ausgehen. Zum US-Dollar konnte die europäische Einheitswährung vergangene Woche deutlich zulegen. Sie notierte zum Wochenschluss nur knapp unter 1,30 $. "Die positive Börsenentwicklung hilft dem Euro", sagte ein Devisenhändler.
Steigende Aktienkurse gelten als Zeichen höherer Risikobereitschaft. Investoren trennen sich dann oft zugleich vom US-Dollar, der als sicherer Hafen gilt. Armin Mekelburg, Devisenmarktexperte bei Unicredit , sieht keine Anzeichen dafür, dass der Euro die Marke von 1,30 $ knacken könnte. "Dafür müssten extrem positive fundamentale Daten bekannt werden, die deutlich machen, dass es bereits 2009 mit der Konjunktur aufwärts gehen könnte", so Mekelburg. "Die sehe ich aber nicht."
Von Elisabeth Atzler, Mareike Schulz (Frankfurt) und Lia Petridis (New York)
Quelle: Financial Times Deutschland