Börsenausblick: Strategen rechnen mit Korrekturen
An den europäischen Aktien- und Rentenmärkten ist die Stimmung ungebrochen optimistisch. Die Zeichen stehen dennoch auf Konsolidierung. Am Devisenmarkt erwarten Experten eine Fortsetzung des Euro-Abwärtstrends.
"Der Markt ist überkauft und die Kurskorrektur auf dem aktuellen Niveau noch nicht zu Ende", sagte ein Aktienanalyst zu den Aussichten an der deutschen Börse, nachdem der Dax am Freitag deutlich unter 5500 Punkte gerutscht war.
Auf Sicht einer Woche gaben Europas Börsen etwas nach. Der Stoxx 50 fiel um 1,0 Prozent, der Dax verlor 0,96 Prozent. Die US-Börsen tendierten hingegen seitwärts und verteidigten die Gewinne, die sie seit Jahresbeginn gesammelt hatten. Sie stemmten sich somit auch gegen die enttäuschenden Quartalsberichte des Aluminiumkonzerns Alcoa , des Chemiekonzerns DuPont und des Netzausrüsters Lucent . Der Technologieindex Nasdaq Composite kletterte 2006 bislang um fünf Prozent.
In den USA bleibt die Börse am Montag feiertagsbedingt geschlossen. Ab Dienstag nimmt die Quartalsberichtssaison Fahrt auf. Im Technologiesegment legen nach dem weltgrößten Chipkonzern Intel und dem Internetanbieter Yahoo am Dienstag noch Motorola (Donnerstag) Zahlen vor. "Insbesondere von den Intel-Daten werden für die kurzfristige Tendenz der Börsen wichtige Signale ausgehen", sagte ein Aktienstratege. Enttäuschende Zahlen würden den Anlegern als Katalysator dazu dienen, um Gewinne abzusichern. Im Laufe der Woche legen außerdem der Mischkonzern General Electric (Freitag) sowie die Banken JP Morgan (Mittwoch), Merrill Lynch (Donnerstag) und Citigroup (Freitag) Zahlen vor.
Nervosität am Markt
Analysten sind insgesamt optimistisch: Thomson First Call geht davon aus, dass die im S&P 500 gelisteten Konzerne ihre Gewinne um 13,4 Prozent ausweiten. Allerdings schien der Markt zuletzt weniger optimistisch. "Wir beobachten zurzeit einige Nervosität am Markt", sagte John Forelli, Fondsmanager von Independence Investments.
Auf der Konjunkturseite rückt das Thema Inflation in den Blickpunkt: Bei den US-Verbraucherpreisen am Mittwoch rechnen Volkswirte mit einem Anstieg, nachdem fallende Energiepreise im November noch für Erleichterung gesorgt hatten. Zudem veröffentlicht die US-Notenbank am Abend das Beige Book.
In Europa kommt die Berichtssaison traditionell später auf Touren. Die Tendenz der Börsen dürfte deshalb stark von der Entwicklung der Wall Street abhängen, die Anleger in Wartestellung bleiben. "Ich glaube nicht, dass sich die Investoren schon festlegen werden, ohne zu wissen, wo die Reise hinführt", sagte Frank Schallenberger, ein Aktienstratege der Landesbank Baden-Württemberg.
Die DZ Bank geht davon aus, dass es im Dax etwas abwärts geht. "Die für den Jahresbeginn typischen positiven Kurseffekte dürften auslaufen, denn es ist damit zu rechnen, dass es vorerst nicht zu weiteren Mittelzuflüssen kommt", heißt es im Wochenausblick der Bank.
Rentenmarkt nicht zu erschüttern
Am europäischen Rentenmarkt bleibt die Stimmung gut. Trotz starker Konjunkturdaten in den vergangenen Tagen und sich verdichtenden Anzeichen für weitere Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank hielten sich die Notierungen seit Tagen stabil. "Den Bondmarkt kann zurzeit nichts erschüttern", sagt Gottried Steindl, Zinsanalyst der Raiffeisen Zentralbank. Grund hierfür sei der Geldzufluss zu Jahresbeginn.
Über kurz oder lang rechnen viele Strategen mit einer Korrektur: "Die Renditen in Europa sind für das derzeitige Konjunkturumfeld eindeutig zu niedrig", sagte Rainer Sartoris von HSBC Trinkaus & Burkhardt. Für die kommende Woche erwartet er aber noch keine deutlichen Kursverluste: "Vermutlich dürfte der Auslöser für eine Korrektur fehlen." Die einzige echte Gefahr für den Markt drohe von den europäischen Verbraucherpreisdaten am Donnerstag. "Sollte die Kerninflationsrate anziehen, könnte dies die Renditen merklich hochtreiben", sagte Steindl.
Greenback gewinnt an Boden
Am Devisenmarkt feiert der Dollar zurzeit ein Comeback: Nach unerwartet guten Handelsbilanzzahlen gewann die US-Währung in der vergangenen Woche zuvor verlorenes Terrain zurück. "Dem Euro ist die Luft ausgegangen. Er hat unter deutlichen Gewinnmitnahmen gelitten", sagte Marcus Hettinger, Devisenstratege bei Credit Suisse.
Für die kommenden Tage erwarten viele Experten eine Fortsetzung dieses Trends. "Der Dollar hat seine Krise fürs erste überwunden, und die Kapitalzuflussdaten am Mittwoch könnten ihn weiter stützen", sagte Stephan Beilke, Währungsexperte der Bremer Landesbank. Bis zum Ende der Woche werde der Euro daher unter 1,20 $ fallen.
Quelle: Financial Times Deutschland
Gruss Pantani.