Jens Ehrhardt
Aktien oder Anleihen?
In den letzten zwei Jahren hat sich das Denken der Anleger
wieder mehr in Richtung auf Rendite und risikoarme Anlage
verlagert. Wenn man bedenkt, wie ungesund Aktien z.B. im
Technologiebereich bewertet waren und wie in den USA
häufig die Gewinne von Aktien künstlich nach oben
getrieben werden, ist dies sicherlich eine Entwicklung, die
auch in Zukunft anhalten wird. Der Anleger sieht erstmals
mehr das Risiko. Auf den ersten Blick scheinen Anleihen
risikoärmer als Aktien zu sein. Dies gilt allerdings nur dann,
wenn es sich um solide Schuldner handelt. Während die
Unternehmen im letzten Jahr kaum Aktien ausgeben
konnten (mangels Nachfrage), explodierten in den USA und
Europa die Neuausgaben von Unternehmensanleihen.
Teilweise werden hier sehr hohe Zinssätze gezahlt. Viele
Investment-Fonds, die auf Hochzins-Anleihen ausgerichtet
sind, schossen aus dem Boden. Die oft negative
Entwicklung solcher Fonds mit teilweise deutlichen
Kursverlusten zeigt, daß Hochzins-Anleihen oft
Risikopapiere sind. Die Ausfallquote solcher Anleihen ist in
den USA auf fast 10% gestiegen. Höhere Zinsen müssen
also auch mit höherem Risiko bezahlt werden. Aus dieser
Sicht sind Anleihen mit schlechter Bonität sogar ein
deutlich gefährlicheres Investment als Aktien. Das Beispiel
Argentinien macht dies deutlich. Argentinien-Anleihen fielen
im abgelaufenen Jahr in der Spitze um fast drei Viertel,
während Aktien „nur“ in der Spitze die Hälfte verloren und
sich vor allen Dingen bis heute wieder auf einen Kursverlust
von rund einem Fünftel seit Jahresanfang 2001 erholten.
Aktien sind Eigenkapital und verkörpern eine Substanz,
während Anleihen nichts anderes als Schulden mehr oder
minder guter Schuldner sind. Mit dem de facto
Staatsbankrott von Argentinien sind Anleihen mit einem
Nominalwert von rund 155 Mrd. Dollar nur noch
Hoffnungswerte. Das Land hat die Zinszahlungen und
Rückzahlungen von Krediten ausgesetzt. Auch die teilweise
von 25% auf 40% erholten Kurse von Argentinien-Anleihen
dürften kaum der Realität entsprechen. Das Land hat nicht
die Mittel, auf absehbare Zeit die Schulden zu bedienen
oder gar zurückzuzahlen. Zwar ist mit der 30%igen
Abwertung der Landeswährung Peso endlich ein Schritt in
die richtige Richtung getan worden, tatsächlich dürfte die
Abwertung aber noch auf ca. 50% steigen, was bedeutet,
daß Argentinien, bezogen auf die in realistischer Währung
ausgerechnete Landeswährung, sehr hoch verschuldet ist
und zudem die Peso-Abwertung viele Argentinier zusätzlich
in eine höhere Verschuldung treibt (weil man vorher in
US-Dollar verschuldet war).
Da man in Argentinien viel zu lange mit einer Abwertung
wartete, wird eine Gesundung wesentlich länger dauern als
bei einem anderen Land, wie Brasilien oder der Türkei, die
rechtzeitig abwerteten. Beide Länder sind zwar hoch
verschuldet, aber die Abwertung führt zu besserem Export
und einer Verbesserung der Leistungsbilanz. Brasilien hat
z.B. bereits hohe Exportüberschüsse als Folge des stark
abgewerteten brasilianischen Real. Obwohl Brasilien nach
Argentinien die meisten Entwicklungsländer-Anleihen
ausgegeben hat (beide zusammen 40% aller
Entwicklungsländer-Anleihen), und obwohl in diesem Jahr
niedrigere Auslandsinvestitionen in Brasilien zu erwarten
sind (weniger Kapitalzuflüsse!), sind die Anleihen des
Landes doch voraussichtlich auf absehbare Zeit kein
ähnliches Problem wie in Argentinien, weil der
Schuldendienst im Verhältnis zu den Exporten des Landes
in wesentlich gesünderem Verhältnis steht als in anderen
Problemländern. Die Abwertung in Argentinien führt
zunächst kurzfristig zwar zu einer verschlechterten
Exportsituation für Brasilien im Hinblick auf die erzielten
Preise, längerfristig werden die Mengen der Exporte nach
Argentinien aber wieder steigen, wenn das Land gesundet.
Längerfristig ist die Abwertung in Argentinien also auch für
Brasilien positiv. Günstig in Brasilien ist auch die
vergleichsweise niedrige Inflation, die trotz der massiven
Abwertung der Währung (höhere Importpreise!) im
einstelligen Bereich blieb. Wer mit
Entwicklungsländer-Anleihen spekulieren will, sollte am
ehesten brasilianische Anleihen erwerben Wer auf
Substanz, langfristiges Wachstum und gleichzeitig hohe
Verzinsung setzt, findet aber auch bei einigen Aktien eine
Alternative, die wahrscheinlich sogar solider und weniger
risikoreich ist als Anleihen von Ländern mit schlechter
Finanzsituation. Besonders im Bereich der mittelgroßen
Aktien finden sich hier unverändert aussichtsreiche Titel,
wie z.B. Koenig & Bauer oder K + S mit erwarteten
Dividendenrenditen von ca. 3& – 4% Nach den neuen
Gesetzen sind Dividenden ab 2002 nur zur Hälfte
einkommensteuerpflichtig. Unter den Standardwerten haben
Titel, wie Daimler und Deutsche Telekom, mit gut 4% bzw.
3% hohe Dividendenrenditen. Allerdings ist es hier
keineswegs hundertprozentig sicher, daß diese Dividenden
auch in unveränderter Höhe gezahlt werden. Generell sind
Standardaktien heute aus dem Blickwinkel der
Dividendenrendite immer noch nicht preiswert. In den USA
beträgt die Durchschnittsrendite z.B. 1,3% gegenüber ca.
5% bei Anleihen. Wenn man bedenkt, daß wir
wirtschaftlich in den nächsten fünf Jahren vor äußerst
schwierigen Zeiten stehen und Dividenden damit
keineswegs sicher sind, so müßten Aktien eigentlich höhere
Dividenden zahlen, als Staatsanleihen Verzinsung abwerfen.
Im 20. Jahrhundert war dies bis 1955 der Fall. Erst die
ungesunde Nachkriegsinflation (die inzwischen kein Thema
mehr ist) führte zu der einseitigen Aufwertung von Aktien
gegenüber Anleihen. Wegen der auf absehbare Zeit
niedrigen Inflationsraten besteht jedoch kein Grund mehr,
auf eine angemessene Verzinsung bei Aktien zu verzichten.
Es ist deshalb damit zu rechnen, daß Standardaktien in den
nächsten Jahren im Trend im Kurs fallen und dadurch ihre
Dividendenrenditen steigen. Nur bei Sondersituationen, wie
z.B. den genannten Koenig & Bauer sowie K + S, werden
mit den Dividenden nur ein kleiner Teil der Gewinne
ausgezahlt, so daß die Dividendenauszahlungen in Zukunft
eher steigen als fallen dürften. Hier wird deutlich, daß gute
Aktien Anleihen weiterhin vorzuziehen sind.
Wandelanleihen sind im letzten Jahr in Mode gekommen.
Auch hier meinen Anleger, mehr Sicherheit bei gleichzeitiger
Rendite zu finden. Tatsächlich sind die Verzinsungen bei
solchen Titeln in der Regel völlig ungenügend, und die
Sicherheit ist ähnlich schlecht wie bei
Unternehmensanleihen.
Wandelanleihen dürften damit eine der schlechtesten
Methoden sein, sein Geld anzulegen. Entweder entschließt
man sich nach genauer Analyse für den Kauf einer Anleihe
mit überdurchschnittlicher Verzinsung, oder man
entschließt sich – was in der Regel besser ist – für den
Kauf einer soliden Aktie, die auch über schlimmste
Krisenzeiten hinweg (sogar Kriege) in der Vergangenheit die
bessere Anlageform war. Anleihegläubiger sind meistens
leer ausgegangen. Wenn man bedenkt, daß die
Verschuldung heute weltweit höher ist (bezogen auf die
jeweiligen Bruttosozialprodukte der Länder) als zu jedem
anderen Zeitpunkt der Wirtschaftsgeschichte, so sind
Anleihen, die weltweit über 30.000 Mrd. Dollar im Wert
ausmachen (alles mehr oder minder ungedeckte Schulden!)
bestimmt die schlechtere Alternative.
Aktien oder Anleihen?
In den letzten zwei Jahren hat sich das Denken der Anleger
wieder mehr in Richtung auf Rendite und risikoarme Anlage
verlagert. Wenn man bedenkt, wie ungesund Aktien z.B. im
Technologiebereich bewertet waren und wie in den USA
häufig die Gewinne von Aktien künstlich nach oben
getrieben werden, ist dies sicherlich eine Entwicklung, die
auch in Zukunft anhalten wird. Der Anleger sieht erstmals
mehr das Risiko. Auf den ersten Blick scheinen Anleihen
risikoärmer als Aktien zu sein. Dies gilt allerdings nur dann,
wenn es sich um solide Schuldner handelt. Während die
Unternehmen im letzten Jahr kaum Aktien ausgeben
konnten (mangels Nachfrage), explodierten in den USA und
Europa die Neuausgaben von Unternehmensanleihen.
Teilweise werden hier sehr hohe Zinssätze gezahlt. Viele
Investment-Fonds, die auf Hochzins-Anleihen ausgerichtet
sind, schossen aus dem Boden. Die oft negative
Entwicklung solcher Fonds mit teilweise deutlichen
Kursverlusten zeigt, daß Hochzins-Anleihen oft
Risikopapiere sind. Die Ausfallquote solcher Anleihen ist in
den USA auf fast 10% gestiegen. Höhere Zinsen müssen
also auch mit höherem Risiko bezahlt werden. Aus dieser
Sicht sind Anleihen mit schlechter Bonität sogar ein
deutlich gefährlicheres Investment als Aktien. Das Beispiel
Argentinien macht dies deutlich. Argentinien-Anleihen fielen
im abgelaufenen Jahr in der Spitze um fast drei Viertel,
während Aktien „nur“ in der Spitze die Hälfte verloren und
sich vor allen Dingen bis heute wieder auf einen Kursverlust
von rund einem Fünftel seit Jahresanfang 2001 erholten.
Aktien sind Eigenkapital und verkörpern eine Substanz,
während Anleihen nichts anderes als Schulden mehr oder
minder guter Schuldner sind. Mit dem de facto
Staatsbankrott von Argentinien sind Anleihen mit einem
Nominalwert von rund 155 Mrd. Dollar nur noch
Hoffnungswerte. Das Land hat die Zinszahlungen und
Rückzahlungen von Krediten ausgesetzt. Auch die teilweise
von 25% auf 40% erholten Kurse von Argentinien-Anleihen
dürften kaum der Realität entsprechen. Das Land hat nicht
die Mittel, auf absehbare Zeit die Schulden zu bedienen
oder gar zurückzuzahlen. Zwar ist mit der 30%igen
Abwertung der Landeswährung Peso endlich ein Schritt in
die richtige Richtung getan worden, tatsächlich dürfte die
Abwertung aber noch auf ca. 50% steigen, was bedeutet,
daß Argentinien, bezogen auf die in realistischer Währung
ausgerechnete Landeswährung, sehr hoch verschuldet ist
und zudem die Peso-Abwertung viele Argentinier zusätzlich
in eine höhere Verschuldung treibt (weil man vorher in
US-Dollar verschuldet war).
Da man in Argentinien viel zu lange mit einer Abwertung
wartete, wird eine Gesundung wesentlich länger dauern als
bei einem anderen Land, wie Brasilien oder der Türkei, die
rechtzeitig abwerteten. Beide Länder sind zwar hoch
verschuldet, aber die Abwertung führt zu besserem Export
und einer Verbesserung der Leistungsbilanz. Brasilien hat
z.B. bereits hohe Exportüberschüsse als Folge des stark
abgewerteten brasilianischen Real. Obwohl Brasilien nach
Argentinien die meisten Entwicklungsländer-Anleihen
ausgegeben hat (beide zusammen 40% aller
Entwicklungsländer-Anleihen), und obwohl in diesem Jahr
niedrigere Auslandsinvestitionen in Brasilien zu erwarten
sind (weniger Kapitalzuflüsse!), sind die Anleihen des
Landes doch voraussichtlich auf absehbare Zeit kein
ähnliches Problem wie in Argentinien, weil der
Schuldendienst im Verhältnis zu den Exporten des Landes
in wesentlich gesünderem Verhältnis steht als in anderen
Problemländern. Die Abwertung in Argentinien führt
zunächst kurzfristig zwar zu einer verschlechterten
Exportsituation für Brasilien im Hinblick auf die erzielten
Preise, längerfristig werden die Mengen der Exporte nach
Argentinien aber wieder steigen, wenn das Land gesundet.
Längerfristig ist die Abwertung in Argentinien also auch für
Brasilien positiv. Günstig in Brasilien ist auch die
vergleichsweise niedrige Inflation, die trotz der massiven
Abwertung der Währung (höhere Importpreise!) im
einstelligen Bereich blieb. Wer mit
Entwicklungsländer-Anleihen spekulieren will, sollte am
ehesten brasilianische Anleihen erwerben Wer auf
Substanz, langfristiges Wachstum und gleichzeitig hohe
Verzinsung setzt, findet aber auch bei einigen Aktien eine
Alternative, die wahrscheinlich sogar solider und weniger
risikoreich ist als Anleihen von Ländern mit schlechter
Finanzsituation. Besonders im Bereich der mittelgroßen
Aktien finden sich hier unverändert aussichtsreiche Titel,
wie z.B. Koenig & Bauer oder K + S mit erwarteten
Dividendenrenditen von ca. 3& – 4% Nach den neuen
Gesetzen sind Dividenden ab 2002 nur zur Hälfte
einkommensteuerpflichtig. Unter den Standardwerten haben
Titel, wie Daimler und Deutsche Telekom, mit gut 4% bzw.
3% hohe Dividendenrenditen. Allerdings ist es hier
keineswegs hundertprozentig sicher, daß diese Dividenden
auch in unveränderter Höhe gezahlt werden. Generell sind
Standardaktien heute aus dem Blickwinkel der
Dividendenrendite immer noch nicht preiswert. In den USA
beträgt die Durchschnittsrendite z.B. 1,3% gegenüber ca.
5% bei Anleihen. Wenn man bedenkt, daß wir
wirtschaftlich in den nächsten fünf Jahren vor äußerst
schwierigen Zeiten stehen und Dividenden damit
keineswegs sicher sind, so müßten Aktien eigentlich höhere
Dividenden zahlen, als Staatsanleihen Verzinsung abwerfen.
Im 20. Jahrhundert war dies bis 1955 der Fall. Erst die
ungesunde Nachkriegsinflation (die inzwischen kein Thema
mehr ist) führte zu der einseitigen Aufwertung von Aktien
gegenüber Anleihen. Wegen der auf absehbare Zeit
niedrigen Inflationsraten besteht jedoch kein Grund mehr,
auf eine angemessene Verzinsung bei Aktien zu verzichten.
Es ist deshalb damit zu rechnen, daß Standardaktien in den
nächsten Jahren im Trend im Kurs fallen und dadurch ihre
Dividendenrenditen steigen. Nur bei Sondersituationen, wie
z.B. den genannten Koenig & Bauer sowie K + S, werden
mit den Dividenden nur ein kleiner Teil der Gewinne
ausgezahlt, so daß die Dividendenauszahlungen in Zukunft
eher steigen als fallen dürften. Hier wird deutlich, daß gute
Aktien Anleihen weiterhin vorzuziehen sind.
Wandelanleihen sind im letzten Jahr in Mode gekommen.
Auch hier meinen Anleger, mehr Sicherheit bei gleichzeitiger
Rendite zu finden. Tatsächlich sind die Verzinsungen bei
solchen Titeln in der Regel völlig ungenügend, und die
Sicherheit ist ähnlich schlecht wie bei
Unternehmensanleihen.
Wandelanleihen dürften damit eine der schlechtesten
Methoden sein, sein Geld anzulegen. Entweder entschließt
man sich nach genauer Analyse für den Kauf einer Anleihe
mit überdurchschnittlicher Verzinsung, oder man
entschließt sich – was in der Regel besser ist – für den
Kauf einer soliden Aktie, die auch über schlimmste
Krisenzeiten hinweg (sogar Kriege) in der Vergangenheit die
bessere Anlageform war. Anleihegläubiger sind meistens
leer ausgegangen. Wenn man bedenkt, daß die
Verschuldung heute weltweit höher ist (bezogen auf die
jeweiligen Bruttosozialprodukte der Länder) als zu jedem
anderen Zeitpunkt der Wirtschaftsgeschichte, so sind
Anleihen, die weltweit über 30.000 Mrd. Dollar im Wert
ausmachen (alles mehr oder minder ungedeckte Schulden!)
bestimmt die schlechtere Alternative.