Ohne Terror stünden die Kurse tiefer!- Technik signalisiert jedoch neuen Baisseschub
Auf den ersten Blick mutet die Aussage, dass die Aktienkurse ohne die Terrorattacke vom 11. September heute tiefer stünden, sicherlich etwas wirr an. Dennoch gibt es gute Argumente für diese These. Und aus diesen Argumenten lassen sich, gemeinsam mit der aktuellen Charttechnik, recht zuverlässige Schlüsse hinsichtlich der Kursentwicklung der kommenden Wochen ziehen. Beginnen wir damit:
Alan Greenspan hatte bereits lange vor dem Angriff auf das World Trade Center und das Pentagon immer wieder und zunehmend konkreter vor den gefahren einer heraufziehenden Inflation in den USA gesprochen. Zur Erinnerung einige Überschriften aus der Börsenzeitung: "Gewinn- und Konjunktursorgen setzen Aktienmärkte weltweit unter Druck" (18. August), "US-Notenbank verweist auf anhaltende Konjunkturrisiken" (22. August), "US-Arbeitsmarktdaten lassen letzte Dämme brechen", "Aktien finden keinen Halt" (8. September).Gleichzeitig wurden zu Beginn dieser Phase im Euroraum außerordentlich optimistische Prognosen herumgereicht, die dann sukzessive immer weiter nach unten korrigiert werden mussten, wobei sich die EZB und FED kurzfristig sogar gegenseitig für die "überraschend starke Konjunkturschwäche" verantwortlich machten.
Als dann hasserfüllte Mullahs und möglicherweise Osama Bin Laden am 11. September ihre Marionetten tanzen ließen, schien das der Sargnagel für die ohnehin schon arg taumelnde Weltwirtschaft zu sein. Die Kurse stürzten ab. Heute notieren nahezu alle bedeutenden Aktienindizes höher als vor dem Anschlag. Und das, obwohl die realökonomischen Spätfolgen des (jederzeit wiederholbaren) Terrors bis heute ebenso wenig prognostiziert werden können wie der tatsächliche „Erfolg“ des Gegenschlags in Afghanistan. Denn Colin Powells Aussage, diesen Krieg noch vor Winterbeginn gewinnen zu wollen, erinnert hinsichtlich seines Optimismus fatal an ähnliche Aussagen der milit. Führung der Sowjetarmee nach dem Einmarsch in Afghanistan am 27. Dezember 1979. Und:
Bereits heute ist festzustellen, dass die ansatzweise aufkeimende Massenhysterie in den USA wegen der Milzbrandattacken in keinem objektiv nachvollziehbarem Verhältnis zum bisher tatsächlich durch den Virus angerichteten Schaden steht. Das lässt ein psychologisches Desaster erwarte, falls jetzt eine erneute Terrorattacke folgen sollte. Aber auch das hat die Aktienkurse in den letzten Wochen ebenso wenig in ihrem Aufwärtsdrang behindert wie die teilweise katastrophalen „Gewinnausweise“ für das 3. Quartal. Damit verdichtet sich der Verdacht, dass die Sentimenttechnik der meisten Börsianer mittlerweile von einem fast „flächendeckenden“ Überoptimismus beherrscht wird, dem alle, aber wirklich alle fundamentalen Grundlagen fehlen – einmal abgesehen vom Vorhandensein einer großen Menge anlagebereiten Kapitals. Mehr noch:
Da sich die konjunkturellen Eckdaten gegenüber der Situation vor dem Anschlag sogar noch wesentlich verschlechtert haben, während die Aktienkurse höher notieren, kann mit einiger Vorsicht gefolgert werden, dass das fulminante Kursplus (im Dax beispielsweise größte Rallye aller Zeiten) einzig und allein auf das Konto der sentimenttechnischen Verdrängung des status quo zurückgeführt werden muss und dass die Anleger die Wirtschaftsdaten ohne eine voran gegangene psychische Traumatisierung wesentlich realistischer eingeschätzt hätten. Dann aber würden Dax, Dow und Co. heute vermutlich wesentlich tiefer notieren. Die Folge:
Die durch ein „overconfidence“-Syndrom gekennzeichnete Beantwortung des Terroranschlags hat die Börsen noch weiter von den Fundamentals entfernt, als dies bereits vor den Anschlägen der Fall war. Das bedeutet für die kommenden Handelstage und –wochen ein erhebliches Kursrisiko und die Wahrscheinlichkeit eines neuerlichen, kräftigen Baisse-Impulses.
Chart- und markttechnisch vermitteln insbesondere Dow Jones, Dax, S&P 500, CAC40 und FTSE 100 ein kurzfristig recht bearishes Bild, währen die Technonologie-Indizes Nemax 50 und Nasdaq 100 noch vergleichsweise gut aussehen. Aufkeimende bearishe Divergenzen der kurzfristig eingestellten Trendfolger und Oszillatoren lassen jedoch auch hier in Kürze eine Erschöpfung der Aufwärtsdynamik und eine nachfolgende Wiederaufnahme der übergeordneten Baisse erwarten. Und. Hat die Technik erst einmal wieder nach unten eingedreht, werden auch die neuen Fundamentals wieder eine „angemessene“ Würdigung erfahren.
Diese chart- und markttechnischen Warnhinweise im Zuge der um sich greifenden Rallye zu ignorieren, könnte sich m. E. als eine ziemlich kostspielige Angelegenheit erweisen!
Mit besten Grüßen
Axel Retz
Auf den ersten Blick mutet die Aussage, dass die Aktienkurse ohne die Terrorattacke vom 11. September heute tiefer stünden, sicherlich etwas wirr an. Dennoch gibt es gute Argumente für diese These. Und aus diesen Argumenten lassen sich, gemeinsam mit der aktuellen Charttechnik, recht zuverlässige Schlüsse hinsichtlich der Kursentwicklung der kommenden Wochen ziehen. Beginnen wir damit:
Alan Greenspan hatte bereits lange vor dem Angriff auf das World Trade Center und das Pentagon immer wieder und zunehmend konkreter vor den gefahren einer heraufziehenden Inflation in den USA gesprochen. Zur Erinnerung einige Überschriften aus der Börsenzeitung: "Gewinn- und Konjunktursorgen setzen Aktienmärkte weltweit unter Druck" (18. August), "US-Notenbank verweist auf anhaltende Konjunkturrisiken" (22. August), "US-Arbeitsmarktdaten lassen letzte Dämme brechen", "Aktien finden keinen Halt" (8. September).Gleichzeitig wurden zu Beginn dieser Phase im Euroraum außerordentlich optimistische Prognosen herumgereicht, die dann sukzessive immer weiter nach unten korrigiert werden mussten, wobei sich die EZB und FED kurzfristig sogar gegenseitig für die "überraschend starke Konjunkturschwäche" verantwortlich machten.
Als dann hasserfüllte Mullahs und möglicherweise Osama Bin Laden am 11. September ihre Marionetten tanzen ließen, schien das der Sargnagel für die ohnehin schon arg taumelnde Weltwirtschaft zu sein. Die Kurse stürzten ab. Heute notieren nahezu alle bedeutenden Aktienindizes höher als vor dem Anschlag. Und das, obwohl die realökonomischen Spätfolgen des (jederzeit wiederholbaren) Terrors bis heute ebenso wenig prognostiziert werden können wie der tatsächliche „Erfolg“ des Gegenschlags in Afghanistan. Denn Colin Powells Aussage, diesen Krieg noch vor Winterbeginn gewinnen zu wollen, erinnert hinsichtlich seines Optimismus fatal an ähnliche Aussagen der milit. Führung der Sowjetarmee nach dem Einmarsch in Afghanistan am 27. Dezember 1979. Und:
Bereits heute ist festzustellen, dass die ansatzweise aufkeimende Massenhysterie in den USA wegen der Milzbrandattacken in keinem objektiv nachvollziehbarem Verhältnis zum bisher tatsächlich durch den Virus angerichteten Schaden steht. Das lässt ein psychologisches Desaster erwarte, falls jetzt eine erneute Terrorattacke folgen sollte. Aber auch das hat die Aktienkurse in den letzten Wochen ebenso wenig in ihrem Aufwärtsdrang behindert wie die teilweise katastrophalen „Gewinnausweise“ für das 3. Quartal. Damit verdichtet sich der Verdacht, dass die Sentimenttechnik der meisten Börsianer mittlerweile von einem fast „flächendeckenden“ Überoptimismus beherrscht wird, dem alle, aber wirklich alle fundamentalen Grundlagen fehlen – einmal abgesehen vom Vorhandensein einer großen Menge anlagebereiten Kapitals. Mehr noch:
Da sich die konjunkturellen Eckdaten gegenüber der Situation vor dem Anschlag sogar noch wesentlich verschlechtert haben, während die Aktienkurse höher notieren, kann mit einiger Vorsicht gefolgert werden, dass das fulminante Kursplus (im Dax beispielsweise größte Rallye aller Zeiten) einzig und allein auf das Konto der sentimenttechnischen Verdrängung des status quo zurückgeführt werden muss und dass die Anleger die Wirtschaftsdaten ohne eine voran gegangene psychische Traumatisierung wesentlich realistischer eingeschätzt hätten. Dann aber würden Dax, Dow und Co. heute vermutlich wesentlich tiefer notieren. Die Folge:
Die durch ein „overconfidence“-Syndrom gekennzeichnete Beantwortung des Terroranschlags hat die Börsen noch weiter von den Fundamentals entfernt, als dies bereits vor den Anschlägen der Fall war. Das bedeutet für die kommenden Handelstage und –wochen ein erhebliches Kursrisiko und die Wahrscheinlichkeit eines neuerlichen, kräftigen Baisse-Impulses.
Chart- und markttechnisch vermitteln insbesondere Dow Jones, Dax, S&P 500, CAC40 und FTSE 100 ein kurzfristig recht bearishes Bild, währen die Technonologie-Indizes Nemax 50 und Nasdaq 100 noch vergleichsweise gut aussehen. Aufkeimende bearishe Divergenzen der kurzfristig eingestellten Trendfolger und Oszillatoren lassen jedoch auch hier in Kürze eine Erschöpfung der Aufwärtsdynamik und eine nachfolgende Wiederaufnahme der übergeordneten Baisse erwarten. Und. Hat die Technik erst einmal wieder nach unten eingedreht, werden auch die neuen Fundamentals wieder eine „angemessene“ Würdigung erfahren.
Diese chart- und markttechnischen Warnhinweise im Zuge der um sich greifenden Rallye zu ignorieren, könnte sich m. E. als eine ziemlich kostspielige Angelegenheit erweisen!
Mit besten Grüßen
Axel Retz