Finanztitel fallen
Nur wenige Dax-Titel halten sich im Plus. MLP, Metro und Fresenius führen die Gewinner-Liste an. DaimlerChrysler schlägt sich trotz Berichten über eine Kürzung der Dividende wacker. Besonders schlimm erwischt es die Papiere von Banken und Versicherungen.
Frankfurt am Main - Der Dax baute am Vormittag sein Minus auf 1,1 Prozent aus und notierte bei 5048 Zählern. Der Nemax 50 notierte 1,3 Prozent schwächer und fiel auf 1137 Punkte. Trotz guter Konjunkturdaten lastet in den USA die Sorge vor neuen Unternehmenspleiten nach dem Enron-Debakel auf der Wall Street. Die US-Börsen hatten bereits am Freitag die deutschen Indizes ins Minus gedrückt.
Zu den wenigen Gewinnern zählten am Vormittag die Aktien des Finanzdienstleisters MLP und des Einzelhandelskonzerns Metro . Der Pharmakonzern Fresenius profitierte von einer Empfehlung durch Goldman Sachs. Fresenius Medical Care sei derzeit stark unterbewertet, und die Umstrukturierung werde sich auszahlen und den Gewinn in 2002 steigen lassen, so die Investmentbank.
Finanztitel sehr schwach
Finanzwerte blieben am Montag nach den negativen Vorgaben aus den USA unter Druck. Dort häufen sich Bedenken über die Aussagekraft von Bilanzen nach den schlechten Erfahrungen in der Enron-Affäre. Finanztitel wie Bank of America, Citigroup oder JP Morgan hatten am Freitag an der Wall Street deutlich nachgegeben. Die Deutsche Bank baute ihre Verluste auf zwei Prozent aus, und auch die Münchener Rück rutschte deutlich in die Verlustzone.
Die Commerzbank legt heute als erste von fünf Dax-Unternehmen in dieser Woche ihre Zahlen vor und gab am Vormittag 1,3 Prozent auf 19,03 Euro nach. Analysten gehen mehrheitlich davon aus, dass die Commerzbank im vierten Quartal wieder schwarze Zahlen geschrieben hat. Die reichen allerdings von einem Verlust von 140 Millionen Euro bis zu einem Gewinn von 85 Millionen Euro. Im abgelaufenen Geschäftsjahr dürfte das viertgrößte deutsche Geldhaus ähnlich wie die Deutsche Bank einen drastischen Gewinnrückgang verbucht haben.
Am Dienstag folgt der Pharmakonzern Schering , am Mittwoch DaimlerChrysler Donnerstag die Allianz und Adidas .
DaimlerChrysler: Sinkt die Dividende?
Der Autokonzern DaimlerChrysler gab am Vormittag 1,1 Prozent nach. Laut einem Bericht der "Financial Times Deutschland" werde der Konzern statt 2,35 Euro nur noch 1,50 Euro Dividende zahlen, hieß es unter Berufung auf Unternehmenskreise. Einen Rückgang der Verkaufszahlen von neun Prozent auf dem US-Markt im Januar wird Konzernchef Jürgen E. Schrempp den DaimlerChrysler-Aktionären am Mittwoch ebenso erklären müssen wie die weitere US-Strategie.
Auch die anderen im Dax notierten Autotitel gingen mit Verlusten in die neue Woche. Die Absatzzahlen von DaimlerChrysler in den USA sind im Januar im Vergleich zum Vorjahr um neun Prozent gefallen. BMW konnte den Absatz um 16 Prozent steigern, während Volkswagen um sechs Prozent zulegte.
Infineon will Micron überflügeln
Der Chiphersteller Infineon konnte seine Anfangsverluste am Vormittag reduzieren. Der Chiphersteller hat dem koreanischen Konkurrenten Hynix Semiconductor nach koreanischen Zeitungsberichten eine Allianz angeboten, deren Bedingungen besser sind als das Gebot der Micron Technology. Die "Korea Economic Daily" schreibt in ihrer Montagausgabe, Infineon habe Hynix den Austausch eines mehr als 20-prozentigen Gesellschaftsanteils vorgeschlagen.
T-Aktie: Malone will nachbessern
Die Aktie der Deutsche Telekom gab am Vormittag weitere zwei Prozent auf 16,30 Euro nach. Händlern zufolge litt die Aktie darunter, dass die Agentur Moody's die Kreditwürdigkeit des Konkurrenten France Telecom herabgestuft hat. Nach einem Bericht des "Spiegel" arbeiten Ron Sommer und Liberty Media Chef John Malone mit Hochdruck daran, dass der Kabelnetzverkauf der Telekom an Liberty trotz Abmahnung des Bundeskartellamtes doch noch zustande kommt. Mit ihrer Tochter T-Mobile will die Deutsche Telekom beim UMTS-Geschäft auf den vorderen Plätzen landen, erklärte Telekom-Chef Ron Sommer außerdem dem "Handelsblatt".
Auch die Aktie der Deutschen Post gab leicht nach. Die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post will dem "Handelsblatt" zufolge die Preise im Postmarkt senken. Auch das Briefporto soll auf den Prüfstand kommen, bestätigte Vizepräsident Gerhard Harms. Über die Kriterien zur Preisermittlung werde in Kürze entschieden.
Unter den MDax-Werten sanken Stinnes-Aktien um 0,94 Prozent auf 23,11 Euro. Nach vorläufigen Zahlen hat das Logistikunternehmen 2001 den Gewinn vor Zinsen und Steuern (ohne Baustoffe) zum Vorjahr um mindestens 25 Prozent auf 315 Millionen Euro gesteigert. Damit habe das Unternehmen die eigenen Prognosen erfüllt, teilte Stinnes am Montag mit.
Neuer Markt: Private Media verschiebt Börsengang
Größter Gewinner im Nemax 50 war Primacom mit einem Zuwachs von 5,5 Prozent. Der Zockerwert Carrier1 brach dagegen um knapp 40 Prozent ein: Das Unternehmen hat bekannt gegeben, dass die Rückkaufangebote gegen Bar und neue Aktien für die ausstehenden Anleihen beendet wurden.
Die Private Media Group hat ihren für Montag vorgesehenen Gang an den Neuen Markt auf Grund des "verhaltenen Marktumfelds" verschoben. Zum derzeitigen Zeitpunkt würde eine zu große Verwässerung für die bestehenden Aktionäre entstehen, teilte das Unternehmen mit. Der spanische Anbieter von Erotikprodukten ist das erste Unternehmen, das in diesem Jahr den Börsengang am Neuen Markt verschiebt. Das Unternehmen will aber an einer Zweitplatzierung am Neuen Markt festhalten. Private Media ist bereits an der Nasdaq notiert.
Tokio schwächer
Die Aktienbörse in Tokio hat am Montag erneut schwere Verluste erlitten. Der breit angelegte Topix fiel um 1,3 Prozent und schloss mit 943,51 Punkten. Der Nikkei-Index für 225 führende Werte sackte um 159,50 Punkte oder 1,6 Prozent und ging beim Stand von 9.631,93 Punkten aus dem Handel. Der Euro notierte am Morgen fester mit 0,8621 US-Dollar.