Auf den Dax wartet ein erneuter Härtetest
5. Feb. 2002 Auf den Dax wartet ein erneuter Härtetest
Weltweit setzte es am Montag an den Aktienmärkten Prügel. Und nach den herben Verlusten am Vortag befürchten Händler angesichts der schwachen Vorgaben von der Wall Street und aus Asien mit einer Fortsetzung dieser negativen Entwicklung am Dienstag. Diesmal stehe der Dax wirklich auf der Kippe und es erscheine fraglich, ob die am Vortag unterschrittene 5.000 Punkte-Marke ähnlich leicht zurück erobert werden könne wie schon des öfteren in jüngster Vergangenheit. Die Simmung im Umfeld und die wenig ermutigende Nachrichtenlage spräche eher gegen eine schnelle Erholung, heißt es.
Aktienschwäche stützt Rentenmarkt
Als Profiteur der Schwäche an den Aktienmärkten stufen Marktbeobachter weiterhin den Rentenmarkt ein. Wie schon am Vortag, als der Bund-Future um 41 Basispunkte auf 108,46 Prozent zulegte, dürfte dieses Segment von der negativen Entwicklung bei den Aktien profitieren. Dafür sprächen auch die günstigen Vorgaben vom US-Rentenmarkt.
Euro in Asien knapp behauptet
Knapp behauptet zeigt sich der Euro am Dienstagmorgen im asiatischen Handel. Gegen 7.25 Uhr werden 0,8701 Dollar genannt nach 0,8705 Dollar am Montagabend in New York. Der US-Dollar notiert zum Yen mit 132,27 Yen nach 132,35 Yen im späten New Yorker Geschäft am Montag. Händler sagen kurzfristig eine Fortsetzung der jüngsten Dollar-Schwäche voraus. Ob es sich allerdings um eine grundlegende Trendwende handele, sei noch lange nicht entschieden. Dies hänge vom Ausfall der nächsten US-Konjunkturdaten ab und natürlich davon, ob die Wall Street weiter zur Schwäche neige.
Aktienmarkt in Japan gewohnt schwach
Schwach hat der Aktienmarkt in Tokio am Dienstag den Handel beendet. Der Nikkei-225-Index gab um 1,6 Prozent oder 156,33 Yen auf 9.475,60 Yen nach und verzeichnete damit ein neues 18-Jahres-Tief. Der Topix verlor 1,8 Prozent oder 17,24 Zähler auf 926,27 Punkte, was ein 17-Jahres-Tief darstellt. Als Belastung erwies sich der wiedererstarkte Yen, der auf die Notierungen der Exportwerte drückte. Autoaktien zählten mit zu den größten Verlierern. Angesichts der düsteren Lage stellen sich Händler auf mittelfristig weiter fallende Kurse in Japan ein.
Aktien Hongkong am Mittag schwach
Schwach tendieren die Aktienkurse am Dienstagmittag an der Börse in Hongkong. Der Hang-Seng-Index gibt bis zum Ende der ersten Sitzungshälfte um 1,3 Prozent oder 144,18 Punkte auf 10.577,14 Zähler nach. Die Vortagessieger, die Immobilienwerte, geraten auf Grund von Gewinnmitnahmen verstärkt unter Druck, was sich im entsprechenden Subindex niederschlägt. Er verliert 1,8 Prozent auf 14.548 Zähler. Entgegen der Tendenz legen Legend um 0,7 Prozent auf 3,45 Hongkong-Dollar zu. Das Ergebnis des dritten Quartals hat die Erwartungen der Analysten übertroffen. Der Hang-Seng-Index könnte die Sitzung unter der psychologisch wichtigen Unterstützungslinie von 10.500 Punkten beenden, befürchten Teilnehmer.
US-Aktien nachbörslich wenig bewegt
Nach einer schwachen offiziellen Sitzung legten die US-Aktien am Montag im nachbörslichen Handel eine Verschnaufpause ein und bewegten sich per saldo kaum. Der Nasdaq 100 Index stieg bei dünnen Umsätzen um 0,17 auf 1.479,34 Zähler. Unter den noch mit am meisten gehandelten Telekomaktien erholten sich Williams Communications um vier Prozent auf 1,04 Dollar und WorldCom um 0,5 Prozent auf 8,17 Dollar. .
Sorge um Bilanzpraxis beschert Wall Street Verluste
Die Sorgen der Investoren über die Bilanzierungspraktiken von US-Unternehmen in Folge des Zusammenbruchs des US-Energiehändlers Enron haben am Montag die Kurse den US-Aktienmärkten herbe Verluste beschert und die Kurse auf ihre Tagestiefs absacken lassen. Die Vertrauenskrise habe vor allem die Aktien von Unternehmen mit komplexen Strukturen belastet, nachdem bei Enron Bilanzierungsprobleme aufgetaucht seien, sagten Händler. Das Syndrom habe bereits den Namen „Enronitis".
Der Dow-Jones-Index 30 führender Industriewerte verlor 2,22 Prozent auf 9687,09 Punkte, der technologielastige Nasdaq-Index lag sogar um 2,92 Prozent im Minus bei 1855,50 Zählern. Der breiter gefasste S&P 500-Index gab 2,48 Prozent auf ein Dreimonatstief bei 1094,42 Punkten nach.
„Das sind Enron-Ängste, Bilanzierungs-Ängste, das Vertrauen der Anleger in die Qualität der Gewinne ist etwas geschwunden", sagte Henry Herrmann von Waddell&Reed in Kansas. „Es breitet sich aus und treibt nun auf Elan und Tyco zu", fügte er hinzu. „Man kann den Finanzberichten nicht glauben. Man wundert sich, wie weit das durchschlägt", sagte Mace Blicksilver von haus Marblehead Asset Management. Enron und die Bilanzierungspraktiken sind das beherrschende Thema, sagte ein Händler. Zudem hat der ehemalige Enron-CEO Kenneth Lay seine Stellungnahme vor dem Kongress in dieser Woche abgesagt, nach Angaben seines Anwalts wegen des zunehmend „anklagenden“ Klimas.
In den Sog der generellen Sorgen über Bilanzierungspraktiken amerikanischer Firmen gerieten auch die Aktien des Mischkonzerns General Electric und verloren 5,02 Prozent auf 35,00 Dollar. GE zählte zu den meistgehandelten Papieren des Tages. Tyco verbilligten sich um 18,88 Prozent auf 29,90 Dollar. Das „Wall Street Journal“ hatte in seiner Montagsausgabe berichtet, dass Tyco etwa acht Milliarden Dollar für mehr als 700 nicht öffentlich bekannt gegebene Akquisitionen bezahlt habe.
Enterasys Network stürzten um 61,11 Prozent auf 4,20 Dollar ab, nachdem der Hersteller von Netzwerkausrüstung mitgeteilt habe, dass die Veröffentlichung der Geschäftszahlen wegen Überprüfung eines Auftrages verschoben werde. Enron hat einem internen Untersuchungsbericht zufolge durch komplexe Firmenkonstruktionen um rund eine Milliarde Dollar überhöhte Gewinne ausgewiesen. Außerdem hätten Top-Mitarbeiter Beträge in Millionenhöhe kassiert, die ihnen nicht zugestanden hätten, heißt es in dem am Wochenende veröffentlichten Bericht weiter.
US-Anleihen schließen fest nach Anlegerflucht aus Aktienmarkt
Von einer Flucht aus Aktien zu Anleihen hat der US-Rentenmarkt am Montag profitiert, so dass sich im Spätgeschäft eine feste Tendenz ergab. Zehnjährige Titel mit einer Zinsausstattung von fünf Prozent verteuerten sich um 18/32 auf 100 24/32 und rentierten mit 4,90 Prozent, nach 4,983 Prozent am Freitag. Der Longbond mit einem Kupon von 5-3/8 Prozent legte um 21/32 auf 100-14/32 zu. Die Rendite beträgt damit 5,35 Prozent, nach 5,396 Prozent.
Wie auch am Aktienmarkt hätten Ängste über bilanzielle Unregelmäßigkeiten sowie über die Gewinnsituation bei einigen Großunternehmen das Geschehen bestimmt, erklärten Händler. Dies habe zu erhöhter Risikoaversion unter den Anlegern geführt, wovon die Kurse der US-Treasurys profitierten, insbesondere im kurzen und mittleren Laufzeitenbereich sei dies der Fall gewesen. “Der Markt stellt Geschäfts- und Bilanzierungspraktiken in Frage, und es kommt zu Druck auf den Aktienmarkt und auf Unternehmensanleihen. Daher geht man am besten in Anleihen“, brachte es ein Beobachter auf den Punkt.
“Ich glaube es sind die Nachwirkungen der Arthur-Anderson-Probleme, der Enron-Probleme und des Kredit-Problems“, sagte ein anderer. In den kommenden Tagen dieser Woche dürften weiterhin eben diese Probleme sowie die Auktionen neuer US-Staatstitel die entscheidenden Impulse liefern, zumal es im Wochenverlauf nur wenige neue Konjunkturdaten gebe, hieß es weiter.
Quellen: FAZ.NET, vwd, dpa, AP, AFP, Bloomberg, Reuters
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Medienschau
Unternehmensnachrichten
Telekom entwirft alternativen Kabel-Plan
Die Deutsche Telekom entwirft nach einem Bericht der “Financial Times Deutschland“ (Dienstagausgabe) intern bereits konkrete Szenarien, wie es nach dem Scheitern des Kabelnetz-Verkaufs an den US-Investor Liberty Media weiter gehen soll. Wie die Zeitung aus Unternehmenskreisen erfahren hat, soll im Zentrum der Überlegungen ein Minimalisierungs-Szenario stehen. Danach würde die Telekom ihre Suche nach einem Käufer nicht mehr sonderlich intensiv betreiben und das Breitbandkabelnetz zunächst in eigener Regie weiter führen, allerdings mit geringen Ansprüchen. Nach dem aktuell favorisierten Minimal-Szenario würde sich die Telekom auf eine reine Verwaltertätigkeit zurückziehen, heißt es. In Konzernkreisen soll die Minimal-Option als wahrscheinlich gelten. (vwd)
BayernLB will Kirch keine weiteren Kredite geben
Die Bayerische Landesbank will dem Medienunternehmer Leo Kirch nach einem Zeitungsbericht keine weiteren Kredite gewähren. Das berichtete die „Financial Times Deutschland“ am Montagabend vorab aus ihrer Dienstagsausgabe unter Berufung auf Bankenkreise. Das Gesamtvolumen der Kredite der BayernLB als größtem Gläubiger von Kirch sei etwas geringer als die in Presseberichten genannten 2,2 Milliarden Euro, habe ein Sprecher des Instituts der Zeitung gesagt. Die Darlehen des Instituts an Kirch betragen der Meldung zufolge mehr als zehn Prozent des haftenden Eigenkapitals von derzeit gut 16 Milliarden Euro. (Reuters)
WCM will im Frühjahr erneut akquirieren
Ein Jahr nach dem Kaufangebot für die Klöckner-Werke hat die WCM Beteiligungs- und Grundbesitz AG nun ein weiteres bedeutendes börsennotiertes Unternehmen konkret ins Visier genommen, schreibt das “Handelsblatt“ (Dienstagausgabe) “Es ist gut möglich, dass wir schon in absehbarer Zeit eine größere Beteiligung an einem bedeutenden Unternehmen aus dem Dax 100 bekannt geben“, zitiert die Zeitung dazu den WCM-Vorstandsvorsitzenden Roland Flach. Verhandlungen würden bereits geführt. Der Einstieg werde in mehreren Schritten erfolgen. Einen Namen wollte der Manager jedoch nicht nennen. (vwd)
SZ Telesysteme im ersten Quartal mit Verlust
Die am Neuen Markt notierte SZ Telesysteme AG hat im ersten Quartal 2001/2002 Verluste verbucht. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit sei im Quartal zum 31. Dezember auf Grund der noch geringen Umsätze mit minus 4,8 Millionen Euro negativ ausgefallen, teilte der Hersteller von Halbleiter-Testgeräten am Montag in einer Pflichtveröffentlichung mit. Als Ergebnis vor Zinsen und Steuern sei ebenfalls mit minus 4,8 Millionen Euro ausgewiesen worden. Der Umsatz sei auf 5,5 (Vorjahr 15,6) Millionen Euro gesunken. Für das Geschäft von SZ Telesysteme erwarte der Vorstand einen spürbaren Aufschwung im dritten Quartal, teilte das Unternehmen weiter mit. (Reuters)
BASF-Chef erwartet kein großes Umsatzwachstum 2002
Der Vorstandsvorsitzende des Chemiekonzerns BASF, Jürgen Strube, rechnet in diesem Jahr mit keinem starken Umsatzwachstum bei seinem Unternehmen. „Ich glaube nicht, dass man für das Jahr 2002 großes Wachstum vorhersagen kann", sagte Strube in einem Interview der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Dienstagausgabe). Die Verbesserung der Ertragslage bezeichnete er als ambitioniertes Ziel. „Ich sehe das Licht am Ende des Tunnels noch nicht", sagte Strube. Er wies darauf hin, dass im vierten Quartal die Kapazitätsauslastung weiter gefallen sei. (vwd)
Sprint mit Verlust nach Umstrukturierungskosten
Die US-Telefongesellschaft Sprint hat im vierten Quartal 2001 nach Umstrukturierungskosten einen hohen Verlust verbucht und sagte für 2002 im Festnetzgeschäft einen Gewinn am unteren Ende der Prognosen voraus. Sprint teilte am Montag mit, der Netto-Verlust der Gruppe sei in den drei Monaten zum 31. Dezember 2001 auf 1,24 (Vorjahr 0,416) Milliarden Dollar gestiegen. Der konsolidierte Umsatz habe 6,66 (Vorjahr 6,22) Milliarden Dollar betragen. Sprint leidet im Ferngesprächbereich unter dem starken Wettbewerb und Umsteigen der Kunden auf E-Mail. Der Mobilfunkbereich wird vom langsamen Wachstum des Marktes belastet. (Reuters)
Klöckner-Werke sieht 2001/02 wieder Ergebniszuwächse
Nach einem deutlichen Ergebnisrückgang im vergangenen Geschäftsjahr blickt der Duisburger Maschinen- und Anlagenbauer Klöckner-Werke optimistisch in die Zukunft. Trotz der schwachen Weltkonjunktur dürfte in dem seit Oktober laufenden Geschäftsjahr 2001/02 das Ergebnis im gewöhnlichen Geschäft bereinigt um den Verkauf der Folienaktivitäten deutlich höher als im Vorjahr ausfallen, hieß es im am Montagabend veröffentlichten Geschäftsbericht. Die Aussichten für die industriellen Aktivitäten des Konzerns seien insgesamt positiv. (Reuters)
Wirtschaftsnachrichten
Japanischer Index der Frühindikatoren wie erwartet
Der japanische Index der Frühindikatoren hat sich im Dezember auf 30,0 (Vormonat: 9,1) verbessert, berichtet das Kabinettsbüro der Regierung am Dienstag. Analysten hatten diesen Wert im Durchschnitt erwartet. Damit liegt der Index den siebten Monat in Folge unter der als kritisch bewerteten Marke von 50 Punkten. Der Index der gleichlaufenden Indikatoren wurde mit 33,3 (10,0) ausgewiesen, für den Index der nachlaufenden Indikatoren wurde ein Stand von 33,3 (16,7) gemeldet. (vwd)
IWF genehmigt Milliarden-Dollar-Kreditprogramm für Türkei
Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat der Türkei ein dreijähriges Kreditpaket im Volumen von 16 Milliarden Dollar gewährt. Der Fonds teilte am Montag in Washington mit, die Gelder sollten der Finanzierung des Reformprogramms 2002-2004 der Regierung in Ankara zur Überwindung der tiefsten Rezession des Landes seit 1945 dienen. Die Summe von 16 Milliarden Dollar setzte sich aus neuen Mitteln über zwölf Milliarden und noch verbliebenen vier Milliarden aus einem früheren Kreditprogramm über 19 Milliarden Dollar zusammen. Vom Gesamtbetrag stünden der Türkei neun Milliarden Dollar sofort zur Verfügung. (Reuters)
EU-Kommission legt Pläne für mehr Wettbewerb im Autohandel vor
Vor dem Europaparlament in Straßburg legt die Europäische Kommission am Dienstag ihre Pläne vor, um den Autohandel in Europa stärker für den Wettbewerb zu öffnen. Unter anderem sollen Autohäuser weniger abhängig von Herstellern sein und mehr als nur eine Marke anbieten können. Zudem können Händler künftig Neuwagen theoretisch in ganz Europa verkaufen; dies soll zu niedrigeren Auto-Preisen führen. Wettbewerbskommissar Mario Monti will die Pläne am Spätnachmittag vorstellen. Von der EU-Kommission endgültig verabschiedet werden sollen sie im Juli 2002, in Kraft treten ab Herbst 2003. (AFP)
Gruß
Happy End