Ermutigende Signale von der Wall Street
9. Mai 2002 Keine Kurswende, aber ermutigende Signale
Zwar war der Befreiungsschlag am Mittwoch noch lange keine klare Wende, und aus technischer Sicht fast zu erwarten. Immerhin hat er den Dax aber wieder über die 5.000er-Marke geführt. Und, viel wichtiger: An der Wall Street konnte der S&P 500 die Marken von 1.055 und 1.077 Punkten wiedererobern, und der Dow schaffte es wieder über die 10.000er-Marke. Was die Chancen auf ein Ende der Konsolidierung deutlich verbessert.
Charttechniker Wieland Staud sieht die markttechnische Seite zunehmend entspannt. Mehrere der kurzfristigen Tagesindikatoren am deutschen Markt stünden kurz davor, Kaufsignale zu generieren. Allerdings mindern die feiertagsbedingt dünneren Umsätze heute und morgen die Aussagekraft der Kursbewegungen. Aber die Musik spielt ohnehin hauptsächlich an der Wall Street.
Das aktuelle Konsolidierungspotenzial des Dax beziffert Staud unverändert auf 4.870 Punkte. Einer vorbörslichen vwd-Umfrage unter acht Marktteilnehmern zufolge steht der Dax am Donnerstag um 20.00 Uhr MESZ bei 5.014 Punkten nach 5.028 Zählern zum Handelsschluss am Mittwoch. Beim Makllerhaus Lang & Schwarz steht der Dax um 8.30 bei 5.043 Zählern.
Bund-Future gibt weiter nach
Bis 8.18 Uhr verliert der Bund-Future 22 Ticks auf 105,54 Prozent. Aufflammende Aktien-Euphorie bekommt dem Bund-Future selten gut. Wegen dem Unterschreiten der Marke von 105,70 Prozent sei im Kontext anziehender Aktienkurse eine dynamischere Abwärtsbewegung zu erwarten, meinen Händler. Die nächste Unterstützung findet sich nach Angaben der Bankgesellschaft Berlin bei 105,50 Prozent, Widerstände zeigen sich bei 106,23/40/50 Prozent. Am Mittwoch verlor der Juni-Kontrakt 45 Ticks auf 105,76 Prozent.
Euro gut behauptet
Gut behauptet zeigt sich der Euro am Donnerstagmorgen. Um 8.32 Uhr notiert die europäische Einheitswährung mit 0,9059 Dollar nach 0,9040 Dollar am Mittwoch im späten US-Handel. Der US-Dollar notiert zum Yen mit 128,61 Yen nach 128,85 Yen in New York. Von der Wall Street-Kursrally am Vortag profitierte die US-Währung Händlern zufolge kaum. Die Märkte seien nicht von einem dauerhaften Aufwärtstrend an der Börse überzeugt.
Aktien Tokio legten im Sog der Nasdaq-Gewinne zu
Die deutlichen Gewinne der US-Börsen sowie der schwächere Yen führen am Donnerstag an der Tokioter Börse zu einer freundlichen Tendenz. Der Nikkei-225-Index gewann 1,0 Prozent auf 11.633,30 Punkte, während der Topix um 0,9 Prozent auf 1.090,91 Zähler vorrückte. Händler berichteten von im Tagesverlauf nachlassender Kaufneigung und verwiesen auf einen starken Widerstand für den Nikkei-225-Index bei etwa 11.800 Yen, so dass sich das Geschehen insgesamt in einer recht engen Bandbreite abspiele. Gesucht waren insbesondere Technologiewerte nach den sehr guten Vorgaben des technologielasten Nasdaq-Composite-Index. „Wir müssen nun die nächsten Tage den US-Markt genau im Auge behalten“, blickt ein Teilnehmer nach vorne.
Aktien Hongkong am Mittag fester
Fester tendieren die Aktienkurse am Donnerstagmittag (Ortszeit) in Hongkong. Der Hang-Seng-Index (HSI) rückt um 0,9 Prozent bzw 99,65 Zähler auf 11.867,96 vor. Umgesetzt wurden bislang Aktien im Wert von 6,17 Milliarden HKD. Die starken US-Vorgaben vom Vorabend beflügelten auch die Börse in Hongkong, sagen Händler. Unter den Schwergewichten verzeichnen vor allem die Telekomwerte Kursgewinne, nachdem es am Mittwoch bei den europäischen Wettbewerbern zu einer Erholung kam. Marktbeobachter halten es für möglich, dass der HSI die Marke bei 12.000 Punkten überwindet, falls auch die bislang schwächelnden HSBC aufholen. An diesem Nachmittag sei dies aber kaum mehr zu erwarten.
Nachbörslich leicht nachgebende Kurse
Nach der Schlussglocke beruhigten sich die Gemüter etwas. Der Nasdaq-100 After Hours Indicator gab 0,2 Prozent auf 1.280,42 Punkte ab. Auch die Index-Futures gingen leicht zurück. Der Auslöser der Kursrally vom Mittwoch, Cisco Systems, musste nur ein wenig von seinen massiven Gewinnen wieder abgeben. Nach einem Plus von über 24 Prozent im offiziellen Handel fielen die Titel nachbörslich um 1,3 Prozent auf 16,05 Dollar. Die Titel des Einzelhändlers Hot Topic stiegen nach der Bekanntgabe der April-Umsatzzahlen sowie eines Aktienrückkaufprogramms um vier Prozent auf 23,70 Dollar.
Cisco-Bilanz löst Kursrally an Wall Street aus
Der unerwartet deutliche Anstieg des Quartalsgewinns des weltgrößten Internet-Ausrüsters Cisco Systems hat an den New Yorker Aktienmärkten eine Kursrally bei den Technologiewerten ausgelöst. Der Nasdaq-Index kletterte zum Schluss um 7,78 Prozent auf 1696,29 Punkte. Er verzeichnete damit den größten prozentualen Tagesanstieg seit Mitte April 2001 und den achtgrößten seit seinem Bestehen. Der Dow-Jones-Index stieg 3,10 Prozent auf 10.141,83 Punkte. Dies war der größte prozentuale Anstieg seit Ende September 2001. Der breiter gefasste S&P 500-Index legte 3,75 Prozent auf 1.088,84 Zähler zu.
„Wir haben ein schwieriges Quartal hinter uns. Keines der großen Technologieunternehmen hatte Positives zu den Geschäftserwartungen zu sagen - das war eigentlich das erste", sagte Owen Fitzpatrick, Leiter des Bereiches US-Aktien bei Deutsche Bank Private Banking. Der Nasdaq-Index war in den vergangenen 16 Handelstagen mit Ausnahme von drei Tagen gefallen. Cisco-Titel stiegen zum Handelsschluss um rund 24,4 Prozent auf 16,27 Dollar und waren der umsatzstärkste Wert an der Nasdaq. Die Aktien von Ciscos größtem Mitbewerber Juniper Networks sprangen rund 14 Prozent höher auf 9,62 Dollar.
Bei den Standardwerten kletterten die Titel des US-Mischkonzerns General Electric um rund 7,2 Prozent auf 32,85 Dollar und waren der umsatzstärkste Wert an der New York Stock Exchange. Konzernchef Jeff Immelt hatte zuvor die zu Jahresbeginn gesteckten Gewinnziele für das laufende Jahr bekräftigt.
Einige Analysten bezweifelten jedoch, dass sich der Aufwärtstrend länger halten könne. Höhere Investitionen in Computer und Telekommunikations-Produkte hätten sich noch nicht flächendeckend durchgesetzt, sagten sie zur Begründung. „Ich glaube nicht, dass der Markt sich wegen einer einzigen guten Unternehmensnachricht hält. Wir brauchen viel mehr gute
Nachrichten in allen Bereichen", sagte John O'Donoghue, stellvertretender Leiter Aktienhandel bei Credit Suisse First Boston.
US-Anleihen schließen nach Börsen-Rally sehr schwach
Angesichts haussierender Aktienmärkte haben sich die Kurse der US-Anleihen am Mittwoch im späten New Yorker Handel sehr schwach gezeigt. Zehnjährige Titel mit einer Zinsausstattung von 4,875 Prozent verloren 1-5/32 auf 97-15/32 und rentierten mit 5,21 Prozent, nach 5,05 Prozent am Dienstag. Der Longbond mit einem Kupon von 5,375 Prozent sank um 1-25/32 auf 95-30/32. Die Rendite lag bei 5,66 Prozent, nach 5,53 Prozent am Dienstag. Tagesgeld ging zu 1-3/4 Prozent um. Nachdem Cisco Systems die ersten starken Anzeichen für eine konjunkturelle Erholung in Form eines überraschend hohen Gewinnausweises vorgelegt hatte, zogen die US-Börsen kräftig an.
Bei einem Plus von knapp drei Prozent beim Dow und sechs Prozent an der Nasdaq seien Anleihen nicht gefragt gewesen, sagte ein Händler. Hinzu gekommen sei die für viele Marktbeobachter enttäuschend verlaufene Auktion für zehnjährige Papiere im Wert von elf Milliarden Dollar. Technisch orientierte Analysten meinten, dass die Charts nun mehr auf weitere Verluste am Anleihemarkt hindeuteten. Eine solche Indikation hat es von dieser Seite seit etwa einem Monat nicht mehr gegeben.
Quellen: FAZ.NET, vwd, dpa, AP, AFP, Bloomberg, Reuters.
Medienschau
9. Mai 2002 Unternehmensnachrichten
Graphisoft steigert Umsatz und verbucht Betriebsgewinn
Die am Neuen Markt notierte Graphisofthat im ersten Quartal 2002 ihren Umsatz gesteigert und einen Betriebsgewinn erwirtschaftet. In den drei Monaten zum 31. März 2002 sei der Umsatz auf 6,7 Millionen Euro nach 6,1 Millionen Euro im Vorjahresquartal gestiegen, teilte der Hersteller von Softwarelösungen zum Entwerfen, Vermarkten und Verwalten von Gebäuden am Mittwoch nach Börsenschluss mit. Zudem verzeichnete der Software-Entwickler den Angaben zufolge auf Grund seiner Sparmaßnahmen im Berichtszeitraum einen Betriebsgewinn von 197 Tausend Euro nach einem Betriebsverlust im Vorjahr von 515 Tausend Euro. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) verachtfachte sich im Vergleich zum Vorjahr nahezu. Er sei auf 671 Tausend Euro gestiegen, hieß es. (Reuters)
GFT Technologies mit weniger Umsatz als erwartet
Ein schwächeres Geschäft mit dem Großkunden Deutsche Bank hat dem Internet-Dienstleister GFT Technologies im ersten Quartal einen Verlust und geringere Umsätze als erwartet beschert. Der Umsatz sei nach vorläufigen Zahlen in den ersten drei Monaten mit 39,8 Millionen Euro etwa fünf Millionen hinter den Planungen zurück geblieben, teilte GFT am Mittwoch in St. Georgen mit. Dabei sei trotz Kostensenkungen ein Verlust von 3,2 (Vorjahreszeitraum: plus 0,95) Millionen Euro entstanden. Die Deutsche Bank habe zwischen Januar und März ihre vertraglichen Verpflichtungen für Aufträge im Projektgeschäft nicht eingehalten, sagte eine Sprecherin. Die Bank, die mit gut 25 Prozent größter Aktionär von GFT ist, war mit 20 Millionen Euro gleichwohl größter Kunde. (Reuters)
Vergleich über eine Milliarde Dollar mit Sulzer Medica im Implantate-Streit
Mit einem Vergleich im Volumen von einer Milliarde Dollar ist ein Rechtsstreit mit der Sulzer Medica AG vor dem US-Bundesgericht in Cleveland (Ohio) beendet worden. Es ging dabei um die Schädigung von 4.000 Patienten durch von Sulzer hergestellte Hüft- und Kniegelenkimplantate. US-Bundesrichterin Kathleen O'Malley hat der Sulzer Medica die endgültige Zustimmung für den Vergleich erteilt und das Ende der Einspruchsfrist auf den 15. Mai festgesetzt. (vwd)
Sumitomo sieht Jahresnettogewinn 2002/03 bei 55 Milliarden Yen
Das japanische Handelshaus Sumitomo Corp rechnet im laufenden Geschäftsjahr 2002/2003 für die Unternehmensgruppe mit einem Nettogewinn von 55 (45,22) Milliarden Yen bei einem Umsatz von 9,5 (9,645) Billionen Yen. Das teilte Sumitomo am Donnerstag bei der Vorlage der Zahlen für das Geschäftsjahr 2001/02 (31.03) mit. Den Gewinnzuwachs der Gruppe im Berichtsjahr von zwölf Prozent auf 45,22 Milliarden Yen begründet Sumitomo insbesondere mit Einmalerträgen. Der Umsatzrückgang um vier Prozent auf 9,645 Billionen Yen sei mit Umstrukturierungen in unprofitablen Bereichen zu erklären. (vwd)
Zeitung: Arcelor will Anteil von Bethlehem-Steel-Werks kaufen
Die Arcelor SA, Luxemburg, verhandelt einem Bericht der „Financial Times“ vom Donnerstag zufolge mit der Bethlehem Steel Co, Bethlehem, über den Zukauf einer Kontroll-Beteiligung am Bethlehem-Stahlwerk in Burns Harbor, Indiana. Wie die Zeitung auf ihrer Website weiter berichtet, haben die Arcelor-Manager bereits in der vergangenen Woche mit Bethelem über die Beteiligung gesprochen. Der Chief Executive von Arcelor, Guy Dolle, habe allerdings erklärt, dass unter anderem die Gewerkschaften die Verhandlungen blockieren könnten. (vwd)
Wirtschaftsnachrichten
Japan/Index der Frühindikatoren im März bei 80,0
Der japanische Index der Frühindikatoren hat sich im März auf 80,0 (Vormonat: revidiert 54,5) verbessert, berichtet das Kabinettsbüro der Regierung am Dienstag. Analysten hatten diesen Wert im Durchschnitt erwartet, nachdem der Index bereits in den vergangenen beiden Monaten über der kritischen Marke von 50 Punkten gelegen hatte, und sich erste Anzeichen einer Erholung der japanischen Exporte wie auch der Industrieproduktion des Landes mehren. Der Index der gleichlaufenden Indikatoren wurde mit 56,3 (40,0) ausgewiesen, womit er sich erstmals wieder seit Dezember 2000 über 50 Punkte befindet. Für den Index der nachlaufenden Indikatoren wurde ein Stand von 40,0 (16,7) gemeldet. (vwd)
Elmos, Technotrans und Mühlbauer steigen in Nemax 50 auf
Am Mittwoch hat die Deutsche Börse AG über die Zusammensetzung der Aktienindizes neu entschieden. Elmos Semiconductor, Technotrans und Mühlbauer Holding steigen demnach in den Nemax 50 auf. Broadvision, die den Neuen Markt verlassen werden, sowie Pixelpark und Trintech Group müssen aus dem Auswahlindex des Technologiesegments absteigen. Der SDax wird von 100 Unternehmen auf 50 verkleinert. (FAZ.NET)
SEC: Neue Regeln sollen Interessenkonflikte entschärfen
Die Securities and Exchange Commission (SEC) hat am Mittwoch wie angekündigt erste Regeln erlassen, die den Interessenskonflikt innerhalb von Bankhäusern zwischen Analysten und Investmentbankern entschärfen sollen. Laut Chairman der SEC, Harvey Pitt, handelt es sich um „einen ersten wichtigen Schritt“, damit Analysten nicht länger den kommerziellen Interessen ihrer Institute folgend Papiere empfehlen, von deren Wert sie persönlich nicht überzeugt sind. Die SEC kündigte ferner an, sie werde die begonnene Untersuchung bei Wertpapierhandelshäusern weiterführen. (vwd)
Australien/Arbeitslosenquote im April überraschend unverändert
Die australische Arbeitslosenquote ist im April entgegen den Erwartungen nicht gestiegen. Die Statistikbehörde des Landes teilte am Donnerstag mit, dass die Quote wie im Vormonat saisonbereinigt 6,3 Prozent betrug, während die Zahl der Arbeitslosen um 43.500 gesunken sei. Ökonomen hatten hingegen mit einem Anstieg der Quote auf 6,4 Prozent und einer Erhöhung der Arbeitslosenzahl um 8.000 gerechnet. (vwd)
faz.de
Gruß
Happy End